✨Kapitel 57

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„Sie sind hier!"
Hektisch blickte ich mich um, auf der Suche nach einem Fenster.
„Wer ist hier?" Auch Finn trat zu mir.
„Die Erste Ordnung. Kylo." Als ich das sagte, warfen sich Finn und Poe einen kurzen Blick zu. „Woher weißt du das?"
„Ich habe es gespürt...", murmelte ich nur und rannte zu dem Fenster, das einige Treppen über mir war. Finn und Poe folgten mir und sahen ebenfalls hinaus. Am Himmel konnte man einen kleinen Punkt erkennen. „Das ist ihr Schiff." Hektisch betätigte Poe seinen Komlink. „Rey, seid ihr da?" Er wartete einen Moment auf ihre Antwort. „Ja, was ist los? Seid ihr schon fertig?"
„Nein, es gibt ein Problem... Die Erste Ordnung ist hier." Auf der anderen Seite herrschte Stille. „Poe, sammelt ihr schnell ein, was wir gebrauchen können!", sagte ich schnell und wollte schon die Treppe nach unten gehen, aber er hielt mich an der Schulter fest. „Warte, was machst du?"
„Ich werde sie aufhalten und euch etwas Zeit verschaffen." Zur Verdeutlichung holte ich mein Lichtschwert hervor. „Auf keinen Fall! Du kannst dich ihnen nicht allein stellen!", widersprach er aufgebracht.
„Das kann ich wohl! Ich bin ihm gewachsen! Wir haben eine Mission und die wird auch erfüllt, verstanden?" Ich konnte Poe ansehen, dass er nicht überzeugt von meinem Plan war. „Ich werde ihn und seine Leute aufhalten, solange könnt ihr alles einsammeln! Ich komme schon mit ihm klar!" Noch immer sah ich die Unsicherheit in Poes Blick. „Poe, wir müssen uns beeilen! Wenn sie gegen ihn kämpft kann sie uns genug Zeit verschaffen, die wir brauchen, um wenigstens etwas mitzunehmen!", meldete sich nun auch Finn zu Wort. Ich war ihm dankbar dafür, dass er sich auf meine Seite schlug.
„Aber, was ist, wenn er dir etwas antut?"
„Dann ist das so. Die Mission hat Vorrang! Je weniger verletzt werden, desto besser!"
„Lass mich mit dir kommen!"
„Nein! Du musst Finn helfen." Langsam wurde auch ihm klar, dass ich recht hatte, aber noch immer wollte er nicht nachgeben. „Poe, je mehr wir diskutieren, desto mehr Zeit vergeht!", drängte ich langsam. Er zögerte noch kurz, doch dann nickte er knapp. „Pass auf dich auf." Ich nickte und wollte schon loslaufen, als mir noch etwas einfiel. „Ich werde sie nicht alle aufhalten können... Wenn ihr habt, was ihr braucht, dann lauft ihr zum Schiff und fliegt los, verstanden?" Als ich das sagte, fuhr Poe herum. Sein Blick zeigte, wie sehr es ihm widerstrebte. Noch mehr als der Gedanke mich allein zum Kämpfen zu schicken. „Nein! Auf keinen Fall!", rief er aus, doch ich lief die wenigen Treppen zu ihm nach oben. „Poe, wenn ihr wartet, bis ich mich aus dem Gefecht befreien kann, werden sie euch finden! Ihr werdet also alles machen, wie geplant. Nur, dass ich unter Umständen nicht dabei bin." Sofort schüttelte Poe den Kopf. „Ich lasse dich doch nicht mit ihnen zurück!" Natürlich verstand ich es, dass er das nicht wollte, aber es gab keinen anderen Weg. Schnell holte ich die Kette hervor, die ich unter mein Oberteil gesteckt hatte. „Ich habe noch immer deinen Sender, Poe. Wenn es mir gut geht und ich in Sicherheit bin, werde ich euch damit rufen! Dann holt ihr mich einfach wieder ab."
„Und was, wenn es dir nicht gut geht?" Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Hab ein wenig Vertrauen, Poe. Ich habe bis jetzt alles überlebt." Er zögerte noch, doch die Zeit drängte und das wurde auch ihm bewusst, denn er warf einen Blick zu Finn und nickte dann. „Gut, aber bitte versuch zu uns zu kommen, bevor wir abheben!" Zufrieden über seine Einsicht lächelte ich. „Ich versuche, was ich kann. Und jetzt kümmere dich um die Mission!" Er kam auf mich zu und gab mir eine Umarmung. Als er sich von mir löste, warf er mir noch einen besorgten Blick zu. „Du kennst mich doch!"
„Genau deshalb mache ich mir solche Sorgen. Übernimm dich nicht!" Er drückte noch kurz meine Schulter und ging dann die Treppen nach oben, während er Rey über den Komlink informierte, dass ich ihnen etwas Zeit verschaffen würde. Auch Finn trat zu mir und umarmte mich kurz.
„Finn, ich vertraue darauf, dass du auf mich hörst", begann ich, weshalb er mich verwirrt ansah. „Wenn Poe Ärger macht und sich nicht an den Plan hält, fesselst du ihn einfach an einen Stuhl, bis ihr im Hyperraum seid, ok?" Etwas unsicher nickte er. „Guter Junge." Als ich das sagte, schüttelte er grinsend den Kopf. „Na los, geh und bekämpf deinen Helden mit den wehenden Haaren!" Mit einem letzten Nicken machte ich mich auf den Weg. Schnell rannte ich die Treppe nach unten, bis ich wieder in die Eingangshalle kam, wo wir uns getrennt hatten. Dort standen Rey und Chewie.
„Wo sind die anderen?", fragte ich gehetzt, als ich bei ihnen ankam.
„Die packen die Sachen ein. Poe hat gesagt, dass du Hilfe brauchen könntest...", meinte Rey. Ich verdrehte die Augen.
„Poe hat gelogen. Ich schaffe das allein. Kümmert ihr euch um die Mission!" Rey sah mich verwirrt an, doch ich wollte schon wieder loslaufen. Ich hielt nochmal an. „Egal, was Poe sagt, wenn ihr alles habt, was wir brauchen, dann fliegt ihr los! Auch, wenn ich nicht dabei bin, verstanden?" Das ließ sie zögern. „Die Mission ist wichtiger!" Die Dringlichkeit in meiner Stimme schien sie zu überzeugen, denn sie nickten. „Ach und Chewie", wandte ich mich an den Wookie, „wenn Poe sich weigert trag ihn bitte in das Schiff und sorg dafür, dass Finn ihn an einen Stuhl fesselt! Ihr müsst unter allen Umständen so schnell verschwinden, wie nur möglich!" Der Wookie nickte. Poe würde mich vermutlich für das alles hassen, wenn ich ihn wiedersehen würde, aber das war es wert. Die Mission sollte nicht gefährdet werden! „Du wirst vermutlich mit uns kommen, wenn du Verstärkung hast.", meinte plötzlich Rey und gab Chewie den Komlink. Erstaunt hielt ich inne. Mit einem Grinsen holte sie ihr Lichtschwert hervor. Ich wollte gerade anfangen zu protestieren, doch sie schnitt mich ab: „Egal, was du sagts, du wirst mich nicht umstimmen können! Außerdem sollten wir nicht so viel diskutieren, denn uns läuft die Zeit davon!" An ihrem Blick konnte ich erkennen, wie entschlossen sie war und musste schließlich auch einsehen, dass ihre Unterstützung bestimmt hilfreich wäre, da ich nicht mal wusste, wie viele Leute mit Kylo kamen. „Dann sollten wir uns besser beeilen!" Sie nickte lächelnd und schon liefen wir durch den Ausgang nach draußen.
Die warme Luft prallte mir entgegen, was ein ziemlicher Unterscheid zu der kühlen Luft im Gebäude war. Dennoch rannte ich weiter in den Dschungel hinein, gefolgt von Rey. „Rey, wenn wir diesen Kampf nicht gewinnen können, will ich, dass du zurück zum Schiff läufst und dich darum kümmerst, dass ihr verschwindet!", befahl ich, als wir durch den Wald liefen. „Und dich zurücklassen? Sicher nicht." „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit Kylo und seinen Leuten klarkomme. Was kann schlimmstenfalls passieren? Ihr holt mich einfach irgendwann später wieder ab. Ich habe den Sender von Poe, damit findet ihr mich!" Rey wirkte noch immer nicht überzeugt. „Ich bin zäh, Rey. Wenn die Situation sich nicht anders ergibt, will ich, dass du mich zurücklässt, egal, was ist! Was ist schon eine Person gegen die ganze Gruppe?" „Du bist ein Teil der Gruppe! Und ich werde dich nicht im Stich lassen!" Wir blieben stehen, da wir an einer Abzweigung kamen. „Ich schätze das sehr, aber das Leben meiner Freunde ist mir wichtiger, als mein Wohlbefinden!" Was auch passieren würde, ich würde sogar für meine Freunde sterben, auch, wenn ich sicher war, dass das nicht so schnell passieren würde. Rey sah mich zögern an, doch, da sie nicht antwortete und nur betreten zu Boden blickte, sah ich das als meine Antwort. „Wir müssen hier lang!" Das Schiff der Ersten Ordnung war bereits gelandet, das wusste ich. Ich konnte es zwar nicht sehen, aber ich konnte Kylos Anwesenheit spüren.
Nach einiger Zeit kamen wir endlich an. Ich spürte, dass Kylo nah war. Vermutlich spürte er es auch. Versteckt hinter Bäumen schlichen wir näher an das Schiff heran. Dort sah ich sechs vermummte Gestalten. „Sind sie von der Ersten Ordnung?", fragte Rey gedämpft. Ihre Frage war nachvollziehbar, denn sonst sah man niemanden, der zur Ersten Ordnung gehörte so gekleidet. Trotzdem kamen sie mir bekannt vor. Als ich sie genauer betrachtete, wurde es mir klar. Ich hatte sie in der Vision gesehen! Vor dem brennenden Tempel! „Das sind die Ritter von Ren.", antwortete ich ebenfalls leise. Nur wo war Kylo? Da trat er aus dem Schiff. Sein Umhang flatterte, als er mit schnellen Schritten auf die Männer zuging, die sich schnell aufrichteten.
„Habt ihr sie schon aufgespürt?" Seine Stimme klang beißend.
„Ja, in der Nähe des Tempels haben unsere Geräte ein Schiff gesehen."
„Und im Tempel?"
„Es wurden schwache Signale aufgefangen. Vielleicht ein Komlink. Das Signal ist nur etwas verzerrt durch die Mauern..." Ich musterte die Männer. Alle waren sie in schwarzer Kleidung und jeder trug eine Maske. Fast so, wie Kylo, nur trug er seine nicht mehr...
„Dann wissen wir immerhin, wo wir suchen müssen!" Sie wollten sich gerade in Bewegung setzen, doch da trat ich hinter dem Baum hervor. „Wenn ihr uns sucht, wir sind direkt hier!" Sofort stellten sich alle Männer kampfbereit auf. Keiner von ihnen besaß ein Lichtschwert, wie ich feststellte, höchstens Lichtschwertähnliche Waffen, wie Snokes Leibgarde. Doch Kylo stand noch immer nur da und musterte mich aufmerksam. In seinem Blick lag keine Feindseligkeit, auch wenn man sie erwarten sollte. „Ich nehme mal an, du bist nicht hier, um dich zu ergeben?" Als Antwort aktivierte ich mein Lichtschwert und sofort erschien die goldene Klinge. „So leid es mir auch tut, aber ich kann dich nicht vorbeilassen." Für einige Sekunden blickte Kylo mich noch bewegungslos an, doch dann nahm auch er sein Lichtschwert in die Hand. „Dann ist es wohl gut, dass ich nicht fragen werde." Sein Gesichtsausdruck wurde emotionslos, als die rote Klinge hervorschoss. Ich atmete tief ein und bereitete mich innerlich auf den Kampf gegen ihn vor. Mit dem Gedanken an Poe und die anderen, machte ich mich bereit. So ungern ich gegen Kylo kämpfen wollte, ich hatte keine andere Wahl, wenn ich ihnen Zeit verschaffen wollte.
Auch Kylo stellte sich kampfbereit hin. Keiner der Ritter machte einen Schritt, alle warteten sie auf Kylos Befehl. Die Luft wirkte geladen. Plötzlich rannte Kylo los und startete den Angriff. Blitzschnell wich ich ihm aus und sah, dass nun auch die Ritter loslegten.
Genau in dem Moment kam auch Rey mit Ihrem aktivierten Lichtschwert aus dem Gebüsch und griff sie an. Der Überraschungseffekt verschaffte ihr einen großen Vorteil und auch Kylo hielt kurz verwirrt inne, bevor er sich wieder mir widmete. Nicht alle Ritter kämpften mit Rey, sondern halfen ihrem Meister, indem sie auf mich losgingen. Doch ich konnte genau sehen, wie sie sich etwas zurückhielten, fast so als würden sie Kylo den Vortritt lassen. Dieser setzte zum nächsten Schlag an, den ich sofort parierte. Die Tatsache, dass nun auch noch die Ritter kämpften, machte es mir nicht leicht mich nur auf Kylo zu konzentrieren, denn ich musste immer darauf achten, dass ich ihnen nicht zu nah kam. Da Kylo diese Sorge nicht hatte, konnte er mir getrost seine volle Aufmerksamkeit zuwenden. So kämpfte er auch.
„Wo sind denn nun deine anderen Freunde?", fragte Kylo feixend, als unsere Klingen gegeneinanderdrückten. Schnaufend sah ich ihn an. Wir kämpften nun schon eine Weile und langsam merkte ich, wie ich immer erschöpfter wurde. Auch Rey hatte Probleme und es machte sich bemerkbar, dass sie nicht so viel Training hatte, wie ich. Dennoch kämpften wir beide weiter.
„Sie sind bald schon weg!", antwortete ich und verstärkte den Druck. Zumindest hoffte ich es. Lange würden wir sie alle nicht aufhalten können...
„Und warum sollten sie das? Wenn ihr doch noch hier seid?"
„Weil sie ohne mich fliegen werden!" Das schien ihn so sehr abzulenken, dass ich es schaffte ihn mit der Klinge von mir wegzudrücken und mehrere Schritte von ihm weichen konnte.
Der Ritter hinter mir setzte zum Kampf an, doch ich fuhr herum und wehrte seinen Schlag ab. Mit der Macht versetzte ich ihm einen Stoß gegen den Bauch und er flog einige Meter nach hinten. Zwei weitere Ritter kamen zu mir. Ich musste mich ducken, um nicht von einer Lanze getroffen zu werden. Doch als ich wieder hochkam und seinen Angriff parierte, kam der zweite mir zu nah. Mit Wucht drückte ich gegen meinen Angreifer, weshalb er nach hinten taumelte.
Doch da ich zu dem Zeitpunkt ungeschützt war, konnte mir der zweite mit seiner Klinge in die Schulter schneiden. Schmerz durchzuckte mich und schnell drückte ich mit der anderen Hand auf die Wunde, die zu bluten begann. Ich fuhr herum und versetzte ihn blitzschnell mit einem Tritt gegen die Brust zu Boden. Doch schon im nächsten Moment kam Kylo auf mich zu und ich konnte gerade rechtzeitig meinen verletzten Arm hochreißen und seinen Schlag abwehren.
„Du lässt nach...", murmelte er, als ich von der Wucht seines Schlages zurücktaumelte und fast das Gleichgewicht verloren hätte. Er hatte recht, doch nicht nur ich hatte Probleme, auch Rey hatte mit zwe Rittern zu kämpfen und wirkte schon sehr erschöpft. Doch niemand von uns würde es so einfach zeigen!
Entschlossen biss ich die Zähne zusammen und holte zum Angriff aus. Auch diesen konnte Kylo halten. „Ich habe schonmal gegen mehrere gleichzeitig gekämpft!"
„Ja, aber da habe ich an deiner Seite gekämpft!", sagte er und schlug zurück. Seine Klinge verfehlte mich nur knapp, da ich rechtzeitig auswich. Die Ritter kamen nun auch auf mich zu, ihre anfängliche Zurückhaltung schien wie weggeblasen. Lange würde ich den Kampf nicht aufrechterhalten können. Auch nicht mit Reys Hilfe. Sie musste zurück zu den anderen und den Planeten verlassen!
Der nächste Schlag kam und auch ihn parierte ich. Es war gut, dass ich Kylos Technik durch das Training mittlerweile kannte. Das machte es für mich einfach gegen ihn zu kämpfen, doch das galt auch für ihn. Ich setzte zum Angriff an und schaffte es einen der Ritter zu treffen. Sein Arm war verletzt. Doch ich konnte mich kaum darüber freuen, denn die anderen stürzten schon auf mich los. Wie wild wehrte ich Hiebe ab, trat und verteilte Machtstöße, um sie auf Abstand zu halten. Ich schaffte es meinen Rücken freizuhalten, denn alle Ritter waren vor mir und kamen wie Raubtiere immer näher. Rey und ich hatten uns im Laufe des Kampfes immer mehr genährt und nun standen wir fast nebeneinander. Ich musste nun all meine Kräfte sammeln und noch länger durchhalten! Mein Blick glitt schnell hin und her, während ich einschätzte, wer mir am gefährlichsten werden würde, als Kylo seine Hand hob und alle sofort stehenblieben. Unsicher hielten wir ebenfalls inne und starrten Kylo an, der mich wachsam musterte.
„Du siehst nicht so aus, als würdest du noch lange gegen uns alle standhalten können...", begann er mit einem bösartigen Ausdruck, „Ich schlage vor, ihr geht zum Tempel und sucht die anderen!" Die Ritter wussten, dass sie gemeint waren, auch wenn Kylo seinen Blick nicht von mir löste. Sie nickten und wollten schon den Weg zum Tempel einschlagen, als ich mit Rey zu ihnen lief. Sie durften nicht an mir vorbeikommen!
„Rey, ich will, dass du zum Schiff läufst!", rief ich ihr zu, als ich gerade einen der Ritter nach hinten schleuderte und den folgenden Angriff eines weiteren parierte.
„Ich kann dich doch nicht allein lassen!", kam ihr erschrockener Ausruf.
„Wir haben keine Zeit dafür! Los jetzt! Sonst werdet ihr es nicht schaffen!" Ich schleuderte mit der Macht die Ritter einige Meer von mir und eilte ihr zur Hilfe. „Du weißt doch, was wir besprochen haben! Wenn du jetzt nicht machst, was ich dir sage, dann wird das für unsere ganze Gruppe böse enden!" Ich konnte ihr ansehen, dass sie unsicher war. „Los Jetzt!", befahl ich erneut mit Nachdruck, „Ich schaffe das!" Wir wussten beide, dass die Chancen schlecht standen, aber die Vernunft siegte und sie nickte schnell. Erleichtert darüber erfasste mich neue Kraft und ich schaffte es die Angriffe der Ritter so weit abzuwehren, dass sie zurück zum Schiff laufen konnte.
Ein Ritter schaffte es an mir vorbeizukommen und rannte ihr hinterher, ihm folgte ein weiterer. Mit aller Macht wollte ich sie aufhalten als sich Kylo mir in den Weg stellte. Mit großen Augen starrte ich auf die Ritter, die hinter ihm den Weg zum Tempel einschlugen. Doch ich konnte nicht zu ihnen, da Kylo schon zum Angriff ansetzte. Verzweifelt wehrte ich seinen Schlag ab. Ich schaffte es nach einigen Schlägen Kylo von mir zu schleudern und wollte schon zu den Rittern laufen, aber Kylo schaffte es sich mir erneut in den Weg zu stellen.
„Du wirst es nicht schaffen sie zu retten!"
„Du wirst es nicht schaffen uns aufzuhalten!"
Er lachte boshaft. „Ich vielleicht nicht, aber meine Ritter!" Mit den Worten setzte er zum nächsten Angriff an, den ich blitzschnell parierte. Wütend über mein Versagen hieb ich auf ihn ein, mit einer Wucht, die ihn langsam nach hinten taumeln ließ, bis er zu Boden fiel. Ich stand über ihm, mit dem Lichtschwert kurz vor seinem Gesicht. Da er erstmal außer Gefecht war, rannte ich los und stürzte mich auf den ersten Ritter. Die anderen kamen ihm zur Hilfe. Ich verteilte Schläge, doch Kylo hate sich wieder aufgerappelt und kam zu mir.
„Du wirst mich nicht aufhalten, wenn du weiterhin so kämpfst!", sagte Kylo, als er mit seiner Klinge gegen meine drückte. „Nutze deine Wut!" Unter großer Anstrengung schüttelte ich den Kopf. Doch Kylo hatte erneut recht. Ich war im Moment zu schwach, um es mit allen aufzunehmen. Die Wunde an der Schulter begann unangenehm zu pochen und der Schmerz erschwerte es mir immer wieder Kylos Angriffe abzuwehren.
„Nein! Werde ich nicht!", fauchte ich und drückte gegen ihn. Kylos Augen wurden dunkel, beinahe schon furchteinflößend.
„Du musst den Willen haben mich zu töten!" Erneut schüttelte ich den Kopf. „Töte mich oder ich töte deine Freunde!" Er drehte sich zu seinen Rittern und befahl: „Zerstört ihr Schiff und findet sie! Keine Gefangenen!" All nickten und rannten los. Verzweifelt musste ich mit zusehen, wie sie sich auf den Weg machten, um meine Freunde zu töten. Ich konnte nichts tun, da Kylo noch immer gegen meine Klinge drückte. Sie durften nicht sterben! Mir war es egal, ob ich bei dieser Mission verletz wurde, aber meine Freunde sollten am Leben bleiben! Ich wollte nicht noch mehr Freunde verlieren! Hoffnungslosigkeit und Wut mischten sich in mir und wurden zu einem großen, zerstörerischen Sturm. Verzweifelt schloss ich meine Augen und schüttelte den Kopf. Alles in mir verkrampfte sich. „NEIN!", schrie ich laut. Es war so, wie damals, als Kylo beinahe gestorben wäre, nachdem er von der Explosion getroffen wurde. Mein Schrei hallte unnatürlich durchdringend über die Lichtung. Die Macht durchfloss meinen gesamten Körper und setzte alles um mich herum in wilde Strömung. Wellen der Macht breiteten sich von mir aus und rissen sowohl Kylo als auch seine Ritter zu Boden, wie von einer Explosion, die von mir ausging.
Erschrocken starrte ich vor mich. Ich wusste nicht, wie ich das getan hatte, aber jetzt war wieder alles normal. Das einzige, das noch von dem zeugte, was gerade passiert war, waren die Männer, die am Boden lagen und sich mühsam aufrichteten.
Als ich einen Motor hörte und im nächsten Moment sah, wie sich der Falke über den Baumkronen erhob, breitete sich ein siegessicheres Grinsen in meinem Gesicht aus. Ich hatte es geschafft! Sie konnten nun endlich fliehen! Als ich Schritte hinter mir hörte, drehte ich mich schnell um und sah Kylo, der nun wieder aufgestanden war. „Sie haben dich zurückgelassen!", stellte er erstaunt fest. Sein wütender Blick wich der Verwunderung. Ich sah nochmal zum Himmel und konnte gerade noch erkennen, wie sie in den Hyperraum sprangen und verschwanden. „Jetzt hast du wohl niemanden, der dir helfen kann!" Er stand nun neben mir und starrte ebenfalls nach oben. In seiner Stimme schwang eine feixende Genugtuung mit.
„Das brauche ich auch nicht!", antworte ich bloß. Blitzschnell schlug ich ihm meinen Ellenbogen ins Gesicht, was zur Folge hatte, dass er sich das schmerzende Gesicht hielt und zurücktaumelte. Ohne zu zögern brachte ich mein Lichtschwert wieder an meinem Gürtel an und rannte los, in den Dschungel hinein. Ich rannte so schnell, dass ich sie bald nicht mehr hörte. Dennoch hörte ich nicht auf zu laufen. Ich rannte immer weiter, bis ich nicht mehr konnte. Schweratmend sah ich mich um. Ich musste einen Platz finden, an dem ich mich verstecken könnte, bis ich wieder abgeholt werden würde. Doch mich verließen langsam die Kräfte. Ich brauchte dringend eine Pause. Meine Wunde an der Schulter blutete noch immer, also riss ich ein Stück von meinem Oberteil ab. Umständlich verband ich die Stelle an der Schulter damit. Es sollte vorerst reichen. Der Kampf, das Laufen und die Verletzung hatten mich so sehr ausgezehrt, dass ich es kaum schaffte aufrecht zu gehen. Müde ließ ich mich an einem Baum nieder und schloss meine Augen. Die Machtwelle, die ich ausgesandt hatte, zerrte ebenfalls an meinen Kräften. Ich wollte nur für einige Minuten verschnaufen. Doch mich übermannte die Erschöpfung und ich schlief ein.
Langsam schlug ich mein Augen auf. Als mir bewusst wurde, dass ich eingeschlafen war, schreckte ich hoch. Hektisch suchte ich die Umgebung nach Feinden ab, doch zum Glück war dort niemand. Sobald ich das feststellte, atmete ich erleichtert auf. Ich war unvorsichtig gewesen! Zum Glück hatte es keine Folgen für mich...
Nachdem der erste Schrecken überwunden war, bemerkte ich langsam das schmerzende Pochen an der Schulter. Der Stofffetzen, den ich als Verband benutzt hatte, war durchgeblutet. Das war der Nachteil daran, dass der Ritter keine Laserwaffe hatte: Die Wunde blutete stärker als ein Kratzer von Kylos Lichtschwert. Ich wechselte das Stoffstück mit einem anderen aus. Wenn das so weiterging, würde ich später kein Oberteil mehr haben.
Mühsam richtete ich mich auf. Durch den Schlaf konnte ich mich etwas erholen, doch noch immer fühlte ich mich schwach. Mein Kopf schmerzte, mein Arm fühlte sich taub an und nur das Pochen bewies, dass er noch da war. Ich musste dennoch weiter, denn würde ich lange an einem Ort verweilen, könnten mich Kylos Ritter finden. Das wollte ich unter allen Umständen vermeiden!
Ob sie überhaupt noch hier waren? Vielleicht hatten sie eingesehen, dass sie zu spät kamen und den Widerstand nicht aufhalten konnten und ihre Kräfte bei der Suche nach einem einzigen Mädchen verschwendet wären...
Ob Poe und die anderen schon angekommen waren?
Wie lange würde es dauern, bis sie zurückkämen?
Da fiel mir plötzlich wieder Poes Sender ein. Ich zog die Kette hervor und meine Finger fanden wie von selbst den Verschluss. Ich drückte den Knopf. Jetzt würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Poe mich abholen würde. Das hieß ich musste einen sicheren Ort finden. Ob Kylo noch da war? Ich brauchte keine Sekunde und schon spürte ich die Verbindung unserer Gedanken. Das bedeutete, dass er noch in der Nähe war. Ob auf dem Planeten, oder im Raum über ihm. Auf jeden Fall bedeutete es für mich, dass ich noch nicht in Sicherheit war. Durch meine überstürzte Flucht zuvor wusste ich nicht, wo ich mich befand und drehte mich ein wenig im Kreis, in der Hoffnung etwas Orientierung zu bekommen. Würde ich wenigstens wissen, wo der Tempel war, dann könnte ich mich dort verstecken... Die Äste der Bäume waren zu hoch, um daran raufzuklettern, also konnte ich ihn auch nicht so ausmachen. Frustriert beschloss ich einfach in eine Richtung zu laufen und zu sehen, wohin es mich führen würde.
Nach einiger Zeit, in der sich noch immer nur Bäume um mich herum befanden, wurde es dunkler. Durch die Baumkronen fiel kaum Licht. Als ich hinter mir ein Rascheln hörte, drehte ich mich schnell um, doch dort war nichts. Ich schob es auf die im Dschungel lebenden Tiere, dennoch hatte ich das ungute Gefühl beobachtet zu werden und verschnellerte meinen Schritt. Die Vögel hatten aufgehört zu singen.
Als ich ein Rascheln gefolgt von Schritten hinter mir hörte, blieb ich abrupt stehen. Ich fuhr herum, doch dort war niemand. Ich sah nur noch, wie sich ein tiefhängender Ast bewegte. Wachsam musterte ich die Stelle einen Moment, bevor ich mich wieder umdrehte. Erschrocken zuckte ich zusammen, als unmittelbar vor mir die dunkle Gestalt einer der Ritter stand. Nun kamen zwei weitere aus dem Gebüsch bedrohlich auf mich zu. Ängstlich wich ich von ihnen zurück, doch als ich plötzlich gegen etwas prallte, versteifte ich mich augenblicklich. Langsam drehte ich mich um und musste mit Schrecken feststellen, dass es Kylo war. Er grinste überlegen.
„Hallo, Lyria. Schön dich wiederzusehen, nachdem du von unserem letzten Treffen so schnell verschwunden bist!" Ich warf einen Blick um mich herum und musste feststellen, dass ich umzingelt war. Ich ließ meine Hand vorsichtig zu meinem Lichtschwert wandern. „Das hier wird alles leichter sein, wenn du einfach mitkommst."
Ich trat von ihm zurück und schüttelte vehement den Kopf. „Niemals!", fauchte ich entschlossen. Als er einen Schritt auf mich zutrat, wich ich erneut vor ihm zurück. Auch seine Ritter stellten sich hinter ihn. Nervös sah ich zu ihnen und dann wieder zu Kylo.
„Sei kein Narr, Lyria.", sprach er eindringlich. Plötzlich spürte ich, wie mein Lichtschwert blitzschnell aus meiner Hand flog und in seiner landete. „Du hast nicht mal eine Waffe." Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. „Und du bist komplett umzingelt." Zu beiden Seiten von mir standen ebenfalls seine Ritter. Ich warf einen Blick hinter mich. Auf der einen Seite versperrte ein umgefallener Baum den Weg, dessen Äste wie ein Vorhang den Boden berührten, auf der anderen stand ein großer Baum, gegen den ich stoßen würde, wenn ich noch einen Schritt rückwärtslaufen würde. Mein Blick glitt wieder zu Kylo.
„Ich habe nicht den Wunsch dich zu verletzten, Lyria..." Er trat erneut auf mich zu und streckte seine Hand aus, die er an meine Wange legte, während er mich eindringlich ansah. „Komm mit mir...", flüsterte er. Doch ich würde mich nicht so schnell ergeben. Mein Blick glitt zur Seite und ich fasste einen speziellen Baum ins Auge. Er war bereits alt und lehnte nur noch am benachbarten Baum. Ich seufzte und sah ihm einmal noch in die Augen. Kurz zögerte ich, sobald ich seinen Blick sah. Er blickte mich bittend an und so nah, wie er mir war, spürte ich, wie mein Herz schneller schlug. War es das Adrenalin, das durch meinen Körper floss oder doch sein intensiver Blick? Schnell genug schaltete sich die Vernunft ein und ich schubste ihn von mir. Während er noch sein Gleichgewicht fing, streckte ich meinen Arm aus und ließ den alten Baum mit der Macht in die Luft schweben. Mit einer schnellen Bewegung ließ ich ihn auf die Ritter fallen. Alle sprangen zur Seite, um nicht getroffen zu werden und das nutzte ich aus. Blitzschnell fuhr ich herum und rannte los, auf den umgefallenen Baum zu. Ich drängte mich unten durch, wobei mir die Äste ins Gesicht peitschten. Als ich auf der anderen Seite wieder hervorkam, hörte ich laute Rufe. Mit der Macht ließ ich einen weiteren Baum zu Boden fallen und versperrte damit den Durchgang. Das sollte mir erstmal einen gewissen Vorsprung verschaffen...
Ohne noch groß zu zögern rannte ich los, in den Wald hinein. Doch schon nach kurzer Zeit wurde mir der Weg von einem weiteren Ritter versperrt. Erschrocken blieb ich stehen. Wie konnte er hier sein?! Da fiel mir ein, dass bei Kylo bloß vier Ritter waren. Vermutlich hatte er sich von der Gruppe getrennt... Doch es waren anfangs sechs Ritter- Plötzlich traf mich etwas Hartes am Kopf. Der sechste Ritter! Getroffen sank ich zu Boden, da mein Blickfeld für einen Moment schwarz wurde.
„Kylo Ren ist unterwegs.", hörte ich einen von ihnen sagen. Diese Worte sorgten dafür, dass ich mich mit aller Kraft wieder zu vollem Bewusstsein kämpfte. Ich ballte meine Hand zur Faust und drückte mich verbissen nach oben. Ich streckte meine Hände aus und stieß die beiden Ritter mit der Macht von mir.
Meinen dröhnenden Kopf ignorierend rannte ich los, doch plötzlich traf mich etwas an meiner Seite. Vor Schmerz schrie ich auf und sah, dass im Baum neben mir ein Wurfstern steckte. Mit der Macht zog ich ihn im Vorbeilaufen raus. Er würde mir als Waffe dienen können, wenn es ernst würde. Trotz dem großen Schmerz in meiner Seite und dem Wissen, dass die Wunde nicht aufhörte zu bluten, rannte ich weiter. Ich hielt mir schützend den Arm vor mein Gesicht, da ich durch das dichte Gebüsch rannte, die andere Hand presste ich auf meine Seite.
So hatte ich mir die Ablenkung für Poe nicht vorgestellt!
Ich rannte einfach weiter, ohne zu wissen, in welche Richtung. Hauptsache weg von Kylo Ren und seinen Rittern. Nach einiger Zeit konnte ich zwischen den Bäumen eine Lichtung erblicken und dahinter den Tempel. In dem Wissen, dass ich bald den Ort erreicht hatte, an dem ich eine Pause einlegen konnte, humpelte ich weiter. Zusätzlich zu meiner Wunde an der Seite war ich während meiner überstürzten Flucht über eine Wurzel gestolpert und hatte mir mein Bein verletzt. Es war vermutlich verstaucht...
Ich hetzte über den Platz und kam zu der Tür, die noch immer offen war. Mit einem letzten Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass niemand mir gefolgt war, betrat ich den Tempel. Sofort umfing mich die kühle Luft. Doch, als ich die Tür wieder schloss, wurde es komplett dunkel. Da ich mein Lichtschwert nicht hatte, konnte ich nicht leuchten und tapste durch die Dunkelheit. Als ich mit dem Fuß gegen etwas stieß, hallte das Geräusch von den Wänden wider. Da sich meine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich etwas vor mir ausmachen. Ich hob es auf und stellte bei genauerem Betrachten fest, dass es eine von Chewies Taschenlampen war. Jemand hatte sie wohl hiergelassen. Sofort kam mir Poe in den Sinn. Er hatte scheinbar gewusst, dass ich nicht rechtzeitig kommen würde und im Tempel warten würde. Ich könnte ihm kaum dankbarer sein.
Nun mit Taschenlampe ausgestattet lief ich durch die alte Basis zu den Treppen. Dort setzte ich mich hin und begutachtete die Wunde an meiner Seite. Meine Kleidung war schon ziemlich vollgesaugt. Ich riss von meiner Hose Stoff ab und drückte ihn auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Mein Kopf schmerzte noch mehr, weshalb ich mich erschöpft an die Wand lehnte und meine Augen schloss. Ich hoffte, dass Poe mich rechtzeitig finden würde, bevor mir noch mehr Unfälle passierten.
Als ich Stimme wahrnahm, richtete ich mich schnell auf. Kylo und seine Männer waren in der Nähe.
Wie hatten sie mich gefunden?!
Das Licht der Lampe fiel auf den Boden, auf dem ich einige Tropfen Blut sah. Blut, das von meiner verletzten Seite stammte.
Es würde nicht lange dauern, ehe sie nicht auch hier nach mir suchen würden. Ich riss meine Augen erschrocken auf, als ich nur wenige Minuten später ein Geräusch von der großen Tür vernahm. Sie wurde geöffnet. Fieberhaft löschte ich die Taschenlampe, damit sie mich nicht direkt entdeckten und sprintete die Treppe nach oben. Ich hörte ihre Stimmen von den Wänden widerhallen.
„Sucht sie! Sie muss hier drin sein!", hörte ich Kylos Stimme. „Aufteilen. Je schneller wir sie haben, desto besser!" Ich überlegte, ob ich mich schon im ersten Stockwerk in einem der Räume verstecken sollte, entschied mich jedoch dagegen und rannte weiter. Mit dem schmerzenden Bein fiel es mir noch schwerer die Treppen emporzusteigen und so kam es, dass ich mich fast nur noch am Geländer nach oben zog.
Irgendwann endete die Treppe, als ich am obersten Stockwerk ankam. Ich konnte hören, wie das Gebäude abgesucht wurde. Sobald mir bewusst wurde, dass ich nicht noch weiter nach oben flüchten konnte, ließ ich mich an der Wand zu Boden sacken. Mir tat einfach alles weh. Meine Lunge brannte, meine Seite schmerzte und ich musste mit aller Kraft das Stück Stoff draufdrücken. Dazu kam noch mein Kopf, der schmerzte, besonders nach dem Schlag, den ich abbekommen hatte und meine Schulter, bei der ich mir sicher war, dass das Stück Stoff auch schon vollgeblutet war. Von meinem Bein ganz zu schweigen. Dennoch hatte ich die Hoffnung, dass ich in der Dunkelheit nicht gefunden werden würde und drückte mich deshalb an die Wand, den Wurfstern in der Hand. Jetzt hieß es nur warten und hoffen. Und nichts andere tat ich. Mit geschlossenen Augen versuchte ich meine schnelle Atmung etwas ruhiger zu bekommen, um nicht dadurch entdeckt zu werden.
Nach einiger Zeit begann ich vor Kälte zu zittern. Meine Kleidung war zerrissen, vollgeschwitzt und zum Teil mit Blut vollgesaugt. Dennoch harrte ich aus. Die Schritte wurden manchmal lauter, manchmal leiser. Und immer wieder konnte ich hören, wie sie sich Dinge zuriefen. Nur den Inhalt verstand ich nicht, denn es hörte sich alles sehr verschwommen an. Meine anfängliche Angst entdeckt zu werden rutschte in den Hintergrund, denn ich merkte, wie ich immer träger wurde. Selbst, als ich Schritte wahrnahm, die die Treppen zu mir hochstiegen, reagierte ich nicht. Ich sah nur, wie ein dunkler Schatten am Rand der Treppe erschien. Nur langsam konnte ich mich aus meiner Trance reißen und schaffte es die Hand mit dem Wurfstern schützend vor mich zu halten, als die Gestalt direkt auf mich zukam.
„Lyria!", hörte ich Kylo bestürzt sagen. Sofort kniete er vor mir. Ich hielt die Wurfsichel schützend vor mich. „Willst du dich damit verletzen?" Ohne großen Widerstand von meiner Seite nahm er die Waffe aus meinem Griff und ließ sie klirrend neben sich zu Boden fallen. Ich war zu schwach, um etwas zu erwidern, also brummte ich nur wütend.
„Was ist dir passiert?" Ich spürte, wie er meine Wunde an der Schulter ansah. Danach wollte er meine Seite genauer begutachten, doch ich zuckte zurück. Ich knurrte bedrohlich, aber davon ließ er sich nicht groß beirren. Vorsichtig warf er einen Blick darauf und nahm mir das Stück Stoff aus der Hand. „Das bringt nichts, wenn du es einfach nur vollbluten lässt!" Er zog sich seinen Umhang von den Schultern und wickelte mir den Stoff einmal um den Bauch, wie einen Verband.
„Lass uns von hier verschwinden!" Mit den Worten griff er nach meinem gesunden Arm und half mir auf die Beine. Sobald ich stand, tauchten am Rand meines Sichtfelds schwarze Flecken auf und ich begann zu taumeln. Kylo hielt mich schnell fest und half mir zu den Treppen. Ich konnte mich am Geländer festhalten und an ihm abstützen. Und so gingen wir Treppe für Treppe nach unten. Mein anfänglicher Widerstand war nun verschwunden und ich war beinahe froh darüber, dass ich nicht mehr weglaufen musste. Es war einfach nur anstrengend, aber jetzt bei Kylo, half er mir sogar.
Er rief seine Ritter wieder zusammen, die ebenfalls den Tempel verließen. Auf Befehl von ihm gingen sie schon zum Schiff und bereiteten alles für den Abflug vor. Mit Kylos Unterstützung schaffte ich es wieder in die Halle. Doch, als ich nicht mehr das Geländer hatte, an dem ich mich stützen konnte, sackte ich zusammen.
„Ich... ich kann nicht mehr!", brachte ich mühsam hervor, als Kylo versuchte mir wieder aufzuhelfen. Meine Kräfte hatten mich endgültig verlassen und mein Sichtfeld verschwamm gelegentlich, als sich Tränen der Erschöpfung in meinem Auge sammelten.
„Komm, es ist nicht mehr weit! Das schaffst du noch.", versuchte er es, doch ich schüttelte den Kopf. „Mein Bein ist vermutlich gestaucht..." Kylo ging neben mir in die Hocke und musterte mich. „Ich mach das... Versuch du zur Ruhe zu kommen." Im nächsten Moment spürte ich, wie sich seine Arme unter meinen Körper schoben und er mich hochhob.
Zunächst verkrampfte ich mich, als er durch die Tür trat, doch nach einiger Zeit merkte ich, wie angenehm es war. Auch, wenn es vor dem Tempel warm war, fror ich immer noch. Mein Bein tat nicht mehr so stark weh, da ich es nun entlasten konnte. Nur meine Seite schmerzte etwas. Es war wie damals, als ich mich mit Kylos Lichtschwert verletzt hatte und er mich tragen musste. Er passte auf, dass seine Hand weder an der Wunde an meiner Schultern, noch an der an meiner Seite lag.
Geblendet vom Licht schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Sein Geruch umhüllte mich erneut. Dieser Geruch, der dafür sorgte, dass ich mich sofort besser fühlte. Ich öffnete meine Augen ein wenig und blickte zu ihm herauf. Er sah angestrengt auf den Weg vor sich, um nicht zu stolpern.
„Weißt du, früher gab es Tage, an denen ich kaum stehen konnte, so anstrengend war die Arbeit... und dann habe ich mir oft gewünscht, jemand hätte mich so getragen, wie du es gerade tust...", murmelte ich. Er sah zu mir runter und ich schenkte ihm ein Lächeln. Ich merkte, wie sich sein Griff um mich verstärkte.
„Und ich wünsche, ich wäre dort gewesen, um dich zu tragen." In seinen Augen lag ein sanfter Ausdruck, als er ebenfalls lächelte. Ich spürte, wie seine Hand meinen Kopf streichelte und konnte nur die Augen schließen, so angenehm fühlte es sich an. „Versuch dich auszuruhen!", flüsterte er.
Ich wusste, dass ich zu seinem Schiff gebracht wurde, doch meine Augen öffneten sich nicht mehr, stattdessen übermannte mich die Erschöpfung und ich schlief an ihn gedrückt zu dem Rhythmus seiner Schritte und seiner Brust, die sich hob und senkte, ein.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt