Die Zeit nach unserer Mission auf dem Sklavenplaneten verbrachten wir damit die dort gesammelten Informationen zu verarbeiten und zu verbreiten.
Noch immer konnte ich nicht vergessen, was an diesem einen Abend auf Oimia geschehen war. Viel zu oft musste ich daran denken. Ein Teil von mir wollte es vergessen, auch wenn ich immer lächeln musste, sobald sich alles wieder vor mir abspielte. Dabei half es jedoch, dass die Macht mich nur selten mit Kylo verband und wir noch seltener miteinander sprachen.Und so verging die Zeit. Ich trainierte mit Rey, half Leia und den anderen oder versuchte die Heiligen Jedi Schriften zu entziffern und zu verstehen. Immer öfter suchte ich nach Beschäftigungen, um mich von Kylo und besonders dem Abend abzulenken, da ich immer, wenn ich allein war dieses Gefühl verspürte, als würde etwas fehlen. Dazu kam noch die Tatsache, dass ich oft das Gefühl hatte, dass ich jemand nach mir rufen hörte.
An einem Tag wurde es besonders stark. Gerade stand ich auf dem Balkon und sah hinaus auf das Meer, das in der Mittagssonne glitzerte. Ein warmer Wind bewegte die Bäume und strich mir sanft das Gesicht. Mit einem Grinsen schloss ich meine Augen und genoss den Moment der Ruhe, in dem ich nur dem Rascheln der Bäume lauschte, als ich es plötzlich wieder hörte. Alyria... Eine leise Stimme, fast nur ein Lufthauch, rief meinen Namen. Sofort riss ich meine Augen auf und sah mich um. Niemand war zu sehen, auch nicht im Garten. Doch wer hatte mich gerufen?! Die Stimme kam mir nicht bekannt vor.
Komm zu mir! Erneut ertönte die Stimme und diesmal hätte ich sie einem Kind zugeordnet. Aber hier waren keine Kinder! Und erst recht keine, die meinen Namen kannten! Irgendwas stimmte nicht!
Erneut kam Wind auf. Als die Luft um mich herum wehte kam es mir fast so vor, als würde ich in eine bestimmte Richtung geschoben werden: Zu meiner offenen Balkontür. Langsam betrat ich wieder mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir, während ich mich wachsam in meinem Zimmer umsah. Für eine Weile herrschte wieder Stille, doch plötzlich hörte ich die Stimme wieder.
Alyria, sieh her!
Diesmal hatte ich das Gefühl, dass es jemand direkt neben mir gesagt hatte, fast so als würde mir jemand ins Ohr flüstern. Blitzschnell griff ich nach meinem Lichtschwert und fuhr herum, doch dort war niemand. Und doch spürte ich etwas... Ich fühlte eine Präsenz in diesem Raum, ein Gefühl, das nach mir rief. Nur war es nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen. Ein letztes Mal sah ich mich um, befestigte mein Lichtschwert wieder an meinem Gürtel und trat zum Bett. Ich setzte mich in aufrechter Position hin, in der ich mich entspannen konnte. Wie immer, wenn ich meditierte, schloss ich meine Augen und atmete langsam ein.
Vielleicht könnte ich durch die Macht sehen, was mich rief. Nach einiger Zeit bemerkte ich, wie die goldenen Fäden wieder um mich herum auftauchten. Ich nahm den Raum um mich herum wahr und suchte nach der Quelle dieser Stimme, doch es blieb lange still. Kurz, bevor ich aufgeben wollte, nahm ich etwas wahr. Ein Gefühl, das ich in eine bestimmte Richtung zog. Die goldenen Fäden bündelten sich alle an einem Ort, der förmlich glühte. Das musste also der Ursprung von allem sein!
Als ich meine Augen wieder öffnete, wusste ich genau, wo ich nachsehen musste. Ohne zu zögern stand ich vom Bett auf und trat an den großen Schrank. Nur wenige der Fächer und Schubladen hatte ich eingeräumt, da ich bei unserer Ankunft nur sehr wenige Habseligkeiten mitgebracht hatte. Ich hatte noch nicht mal eine Schublade komplett eingerichtet.
Ich kniete mich auf den Boden und zog die unterste an ihrem Griff heraus. Doch sie schien leer zu sein. Genau an dieser Stelle hatte sich die Macht aber gebündelt! Wie konnte das sein?!
Misstrauisch griff ich hinein, als meine Finger plötzlich gegen etwas stießen. Es war etwas Metallisches, also konnte es nicht die Rückwand sein, denn die bestand aus Holz. Ich tastete den Gegenstand ab und stellte fest, dass es eine Box sein musste. Vorsichtig holte ich sie hervor und stellte sie auf den Boden. Es war eine verzierte, metallene Truhe.
Meine Finger fuhren die kleinen, eingravierten Muster nach und ich konnte immer wieder leise Stimmen hören. Mit großen Augen starrte ich sie an und ließ meine Hand über dem Verschluss schweben.
Es war fast so wie damals in der Zelle, als ich den Handschuh von Kylo Ren in der Hand gehalten hatte. Aus Angst, wieder so etwas zu durchleben, zögerte ich. Wenn ich herausfinden wollte, was diese Stimme mir zu sagen versuchte, musste ich die Truhe aber öffnen... Meine Hand zitterte leicht, als ich den Verschluss berührt und die Stimmen immer mehr wurden und immer lauter. Ein letztes Mal atmete ich tief ein, dann klappte ich den Deckel auf. Sofort verstummte das Flüstern.
Ich hielt für einen Moment inne, doch noch immer geschah nichts, meine Umgebung veränderte sich nicht. Langsam glitt mein Blick wieder zu dem Inhalt der Truhe, den ich mir nun etwas genauer ansah. Mehrere lose Blätter Papier lagen da drin. Einige von ihnen waren gerollt, andere ordentlich ausgebreitet. Darauf befanden sich Zeichnungen von Landschaften. Eine Zeichnung zeigte die Aussicht von dem Balkon des Hauses auf das Meer, eine andere die Berge und den Wald, wiederum eine andere zeigte drei Gestalten im Garten. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich eine junge Leia, einen Mann, vermutlich Han Solo, und Chewie. Das mussten Zeichnungen von Ben sein...
Neugierig holte ich noch andere hervor, die ähnliche Motive besaßen. Ein Bild stach besonders heraus. Es war eine Zeichnung eines Ringes. Die goldene Fassung besaß einige Eingravierungen in einer Schrift, die mir nicht bekannt vorkam. Ein schwarzer, großer Stein thronte darauf, dessen Spitze bereits von der Zeit gezeichnet war. Es war ein sehr plumper Ring und ich wunderte mich, wie Ben dazu kam so etwas zu zeichnen. Es passte nicht zu seinen vorherigen Bildern und der Ring wirkte nicht wie einer von Leia. Dazu kam noch, dass mich allein bei der Betrachtung des Bildes ein merkwürdiges Gefühl beschlich.
Ich legte das Bild zu den anderen Zeichnungen neben mich und fuhr fort die Truhe zu durchsuchen. Darin befanden sich einig kleine Gegenstände, sowie Farben und Stifte. Doch ich entdeckte noch etwas anderes, ganz unten. Ein Bündel roter Samtstoff, der mit einer Schnur zusammengehalten wurde.
Vorsichtig holte ich es heraus und stellte fest, dass es ein wenig schwerer war, als erwartet. Nun war meine Neugierde geweckt. Sobald ich den Knoten öffnete, faltete ich den Stoff zur Seite. Bei dem Anblick riss ich erstaunt die Augen auf. Der metallische Griff eines Lichtschwert blitzte in dem Licht der Sonne, die durch das Fenster schien. Das musste Bens Lichtschwert sein!
Staunend betrachtete ich es. Bei genauerem Hinsehen konnte ich die kleinen Vertiefungen erkennen, die auch Kylos Lichtschwert enthielt. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und ließ sie nur wenige Zentimeter über dem Griff schweben. Ich konnte spüren, wie davon eine starke Macht ausging und war mir sicher, dass es das war, was nach mir gerufen hatte. Noch immer zögerte ich, doch dann griff ich nach dem Lichtschwert. Sofort blitzte etwas grelles vor meinem Auge auf, weshalb ich meine Hand schützend vor mein Gesicht hielt.
Sobald das Licht verschwunden war, öffnete ich meine Augen wieder und sah mich um. Die Umgebung kannte ich. Es war das Wohnzimmer des Hauses, nur war die Einrichtung ein wenig anders. Am Fenster standen mehrere Blumentöpfe und andere Pflanzen.
„Ben! Ben, komm zurück!", ertönte plötzlich eine Stimme, die mich zusammenzucken ließ. Ich fuhr herum und erblickte dort Leia und einen kleinen Jungen mit dunklem Haar, der gerade zu ihr lief.
„Ja, Mama, was ist?", fragte er, als er vor ihr stehenblieb. Leia war noch sehr jung und hatte ihre langen Haare offen. „Geh nicht zu weit."
„Werde ich nicht!", kam die Antwort, als sich der kleine Junge schon wieder entfernen wollte. Es musste Ben sein. Das war auch die Stimme, die ich immer gehört hatte!
„Und halt dich von dem Matsch fern! Das ist eine neue Jacke!", sagte Leia nochmal nachdrücklich. „Ok, Mama."
Leia verschränkte ihre Arme. „Ich meine es ernst!"
„Ich werde sie sauber lassen.", meinte Ben ungeduldig.
„Das hast du über die letzten drei Jacken auch gesagt..." Mit einem vorwurfsvollen Blick sah Leia ihn an. „Die letzte Jacke habe ich aber sauber gehalten!"
„Ja, bis du sie verloren hast!" Nun begann Ben schuldig zu Grinsen. „Ja..." Auch ich musste Lächeln und wollte gerade nähertreten, als ich das Brüllen von Chewie hörte.
Neugierig folgte ich dem Geräusch und plötzlich änderte sich meine Umgebung.
Ich befand mich auf einer großen Wiese, in der Ferne ragten Berge auf. Erneut hörte ich Chewie brüllen, gefolgt von einem kleinkindlichen Lachen. Als ich mich umdrehte, sah ich gerade, wie Chewie durch die Wiese rannte, gefolgt von einem sehr jungen Ben Solo. Seine dunklen Haare wehten im Wind, während er mit aufgerissenen Augen laut lachend hinter Chewie herlief und dabei eine Pistole in der Hand hielt.
„Peng! Peng!", rief er laut und plötzlich traf Chewie ein Saugknopf an der Stirn. Theatralisch begann er zu brüllen und ließ sich ins Gras fallen, was Ben nur noch mehr lachen ließ.
„Ben! Lass meinen Co-Piloten am Leben!", ertönte plötzlich eine Männerstimme. Erstaunt sah ich zur Seite, wo ein junger Mann mit braunem Haar zu uns kam, das musste Han Solo sein. „Sieh mal, Papa, jetzt bin ich dein neuer Co-Pilot!", rief Ben begeistert aus, während er sich Chewies Gurt um die Schulter warf. Dieser Anblick ließ mich erneut grinsen, da Ben noch so klein war, dass der Gurt ihm bis zum Boden reichte.
Er grinste so breit und unbesorgt, während er versuchte sich den Gurt so umzuhängen, dass er damit nicht stolperte, was nur leider etwas scheiterte, weshalb er gegen Chewie fiel, der erneut jaulte und Ben noch mehr lachen ließ. Auch Han Solo lachte laut mit.
Plötzlich änderte sich wieder meine Umgebung und ich befand mich im Falken. Die Wände sahen nicht ganz so abgenutzt aus, wie sie es mittlerweile taten, aber sonst wirkte alles wie sonst. Als ein fröhliches Lachen ertönte, drehte ich mich erstaunt um. An dem Tisch, auf dem alle immer Dejark spielten, saßen Han Solo, ein Mann mit dunkler Haut, einem blauen Oberteil und einem Mantel darüber, und ein kleiner Junge mit dunklen, lockigen Haaren. Er war so klein, dass er gerade über den Tisch sehen konnte. In seinen kleinen Fingern hielt er einige Spielkarten.
„Onkel Lando, was jetzt?", fragte der kleine Junge zu dem grinsenden Kerl, der neben ihm saß. Lando lehnte sich zu ihm und zeigte ihm seine Karten.
„Jetzt, kleiner Solo, gewinnen wir gegen deinen Vater!" Mit einem schelmischen Grinsen sah er zu Han, der auf der anderen Seite saß und seine Karten verdeckt hielt. Nun sah der junge Ben wieder in seine Karten, die ihm runterzufallen drohten und grinste breit. Er zog eine Karte und legte sie offen auf den Tisch. Schnell griff Lando danach und hielt sie Ben wieder hin. „Nicht die, die andere, sonst kann er trumpfen!", flüsterte er -nicht gerade leise- dem kleinen Ben zu, der nickend besagte Karte legte.
„Ist das denn überhaupt fair?", fragte Han grinsend. Sofort nickte der kleine Junge wild lachend, wobei ihm eine Karte aus dem Stapel fiel. Mit großen Augen sah er zu Lando, der nur eine abwinkende Handbewegung machte. „Je weniger Karten du hast, umso besser!"
„Jetzt bringst du meinem Sohn auch noch das Schummeln bei?!"
„Wenn du es nicht machst, muss ich mich drum kümmern!", antwortet Lando nur grinsend, was den kleinen Ben noch mehr lachen ließ, wobei sich seine Nase leicht kräuselte. Mit einem entzückten Grinsen sah ich zu, wie sie alle zu lachen begannen und Ben dabei weitere Karten verlor. Doch schon im nächsten Moment veränderte sich meine Umgebung wieder.
Ich befand mich in einem schön eingerichteten Zimmer. Vor mir erkannte ich Leia auf einem Stuhl sitzen, während hinter ihr Ben, nicht älter als 10, stand und ihre offenen und langen Haare kämmte.
„Denkst du, Onkel Luke lässt mich bald mein eigenes Lichtschwert bauen?", fragte er nachdenklich, während er die Haare mit dem Kamm durchfuhr.
„Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass er es dir sagt, wenn du bereit bist.", antwortet Leia ruhig.
„Ich will ein blaues. Blau, wie das Wasser vor unserem Haus, und blau wie das, das du hattest!" Das ließ Leia grinsen. „Vielleicht wird es das ja. Wir werden sehen..." Ben begann zu lächeln, während er fortfuhr ihre Haare zu entknoten. Ein Rumpeln hinter mir, weckte meine Aufmerksamkeit und, während ich mich umdrehte, um nachzusehen, änderte sich erneut meine Umgebung.
Ich befand mich erneut im Falken, doch diesmal im Maschinenraum. Eine der Bodenplatten war weggehoben und Han saß gerade unten drin, während Ben Solo daneben kniete. Auch Leia stand dabei und sah zu.
„Ben, gib mir mal den Schraubenzieher!", sagte Han, während er weiterhin an etwas herumwerkelte. Mit einer simplen Handbewegung ließ Ben besagten Schraubenzieher mit der Macht durch die Luft zu der ausgestreckten Hand seines Vaters schweben. Han nickte kurz und arbeitet dann weiter. Wenig später konnte man einen lauten Knall hören und eine Wolke verdeckte für einen Moment alles, bevor sie sich wieder lichtete und Han seinen verrußten Kopf herausstreckte. Kurz herrschte Stille, doch dann verzogen sich die Mundwinkel von Ben zu einem Grinsen und alle drei begannen zu lachen.
„Vielleicht brauche ich doch mehr, als nur einen Schraubenzieher...", murmelte Hand lachend und legte besagten wieder neben Ben.
„Sie nur, Mama!", ertönte plötzlich Bens Stimme hinter mir. Erstaunt fuhr ich herum und erneut veränderte sich meine Umgebung. Ich befand mich im Garten, ebenso wie Leia und ein älterer Ben. Begeistert grinsend lief er zu seiner Mutter und streckte ihr sein Lichtschwert entgegen. „Es ist blau! Genau wie deins!" Zur Verdeutlichung aktivierte er die Klinge, die sofort hervorschoss. „Ist das nicht großartig?!" Auch Leia begann zu lächeln. Ben drehte sich einmal mit dem Lichtschwert und führte einen Hieb aus. „Ich werde der größte Jedi, den es gibt!", rief er begeistert dabei.
Plötzlich verschwand alles um mich herum und wurde für einige Sekunden dunkel. Ich konnte ein leises Schluchzen hören und plötzlich hellte sich meine Umgebung etwas auf. Ich befand mich wieder in dem Haus, diesmal an der Treppe. Es war Nacht, denn nur im Wohnzimmer schien helles Licht.
„Shh! Han, sei nicht so laut, nicht, dass er dich hört!", konnte ich Leias Stimme gedämpft wahrnehmen.
„Aber irgendwas müssen wir doch tun können!", entgegnete Han versucht leise. Gerade wollte ich die Treppe nach unten stiegen, um das Gespräch besser zu hören, als wieder das Schluchzen erklang. Vorsichtig folgte ich dem Geräusch zu dem Zimmer am Ende des Gangs, dessen Tür einen Spalt offen war. Am Boden saß Ben, vor ihm sein Lichtschwert. Er hatte seine Beine angezogen und seine Arme tröstend an sich gedrückt, während er seinen Kopf weinendvergrub.
„Bin ich ein Monster?" Bei diesen Worten hatte ich das Gefühl, dass mein Herz brach, doch bevor ich zu ihm treten konnte, um ihn zu trösten, verschwamm wieder alles um mich herum. Als ich das nächste Mal wieder Licht sah, stellte ich fest, dass ich mich wieder in meinem Zimmer befand, Bens Lichtschwert in meiner Hand und seine Zeichnungen neben mir. Erschrocken atmete ich tief ein. Das was ich da alles gesehen hatte, mussten Erinnerungen von Ben gewesen sein!
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...