Erst, als Kylo mich sanft rüttelte wurde ich wieder wach.
„Wir müssen langsam los..."
Müde blinzelte ich und richtete mich langsam auf.
„Wie lange habe ich denn geschlafen?" Ich sah mich im Zimmer um. Das spärliche Licht, das vom draußen kam, sagte aus, dass die Sonne bereits untergegangen sein musste. Oder zumindest hinter dem dichten Wald verschwunden war.
„Lang." Wirklich aussagekräftig.
Der Tisch war abgeräumt und es stand kein Essen mehr dort, auch der Krug fehlte.
„Worauf wartest du?", fragte Kylo, der sich bereits seinen Mantel überzog. Indem ich mich am Tisch abstützte schaffte ich es aufzustehen und stolperte zu Kylo. Mein Bein konnte ich nicht belasten. Noch bevor ich entweder auf den Boden oder gegen die Wand fiel, fing Kylo mich auf und hielt mich fest.
„Wow, dass du mich gleich anfällst..." Sein Grinsen machte alles nicht besser. Immer noch etwas müde verdrehte ich die Augen und griff mir ebenfalls meinen Umhang.Ein wenig warteten wir noch in der Bar, bis die Zeit erreicht war und wir hinaustraten.
Das Dorf ließen wir hinter uns und Kylo holte seinen Helm hervor, den er in dem Beutel getragen hatte, um ihn aufzusetzen. Es wurde bereits kälter und so zog ich den Mantel enger um mich und ließ mich von Kylo stützen, während wir zum ausgemachten Treffpunkt liefen. Ein Landeplatz. Von dort mussten die Schiffe gestartet sein, die ich am Anfang, als wir zum Planeten geflogen waren, gesehen hatte. Doch wir entdeckten kein Schiff der ersten Ordnung.
„Sie hatten gesagt, dass sie ein Einsatzschiff, das gerade in der Nähe war, vorbeischicken würden.", erklärte Kylo. Und damit sah er sich um.
Da sie noch nicht zu sehen waren suchten wir uns einen guten Platz zum Warten und ich konnte mich setzten, da eine Bank im Schatten stand. Kylo zog den Helm wieder ab und sah sich die Schiffe an, die landeten und starteten.
„Wieso mussten sie ausgerechnet mein Schiff in die Luft jagen?!" Er sah bedauernd zu Boden.
„Dieses Schiff lag dir wohl echt am Herzen..." Das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als Kylo mich ansah.
„Ja und nein. Ja, weil es mein Kommandoshuttle war... Es ist ein großartiges schiff gewesen und so sehr lag mir das Schiff nicht am Herzen, denn wenn ich ein neues bekommen kann, bin ich wieder zufrieden." Langsam nickte ich.
„Und bestimmt wird Hux sich beschweren, dass, ich zitiere: 'Sie wieder etwas zerstören. Nun auch noch Ihr eigenes Schiff, Ren. Ich wusste zwar schon immer, dass sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle haben, aber dass es so weit geht hätte ich nicht erwartet' Und dann wird er noch so rot anlaufen und diesen abwertenden Blick aufsetzen." Ich begann zu lachen und Kylo grinste leicht.
„War schließlich nicht meine Schuld. Wenn es nach mir ginge, würde das Schiff noch ganz sein... Ich verstehe nur nicht, wieso sie ausgerechnet das Schiff in die Luft jagen mussten." Nun begann er sich nachdenklich durch Haare zu fahren, die durch den Helm durcheinandergeraten waren.
„Hatten wir das nicht geklärt? Sie konnten das Schiff nicht gebrauchen."
„Ja, aber sie hätten ihren Sprengstoff nicht darauf verschwenden müssen. Und wenn, dann hätte die erste Ordnung vielleicht den Standort vom Schiff herausgefunden, doch gebracht hätte es ihnen nichts, und geschadet auch nicht."
Da ich eh nichts Besseres zu tun hatte, als zu sitzen und zu warten beschloss ich einfach mit nachzudenken und hoffte, dass dadurch die Wartezeit verkürzt wurde...
„Als Plan B." Erstaunt sah er mich an. „Nun, wenn wir tatsächlich entkommen wären, sei es durch die Hintertür, wie ich es gesagt hatte oder, weil wir dieser Falle entkommen wären, dann wären wir vielleicht zum Schiff gekommen und hätten fliehen können. Mit dem Sprengstoff haben sie festgestellt, dass wir entweder durch die Explosion sterben, wenn sie uns nicht töten können, oder, dass wir keine Fluchtmöglichkeit hätten. Und somit haben sie einen Plan B, um uns erneut zu töten, wenn es sein muss..." Das schien ihm alles einzuleuchten, denn er sah nun nachdenklich in die Ferne.
„Wofür braucht man einen Plan B, wenn man sicher ist, dass Plan A funktioniert?"
„Man kann sich nie sicher sein. Jeder, der gut ist hat einen Plan B."
„Du hattest damals keinen.", stellte der trocken fest.
„Natürlich hatte ich einen Plan B!", widersprach ich aufgebracht und kniff meine Augen zusammen.
„Nein, hattest du nicht. Du hattest Fluchtmöglichkeiten, aber keinen Plan B." Nun schnappte ich empört nach Luft.
„Sollte ich nicht besser wissen, was mein Plan B ist?" Er lachte leise.
„Sicher doch", murmelte er und sah mich herausfordernd an, „aber du weißt, dass du keinen ordentlichen Plan B hattest."
Mein Mund klappte mehrere Male auf, doch ich wusste nicht, was ich entgegnen sollte, denn irgendwie hatte er recht, schließlich hatte ich mir keinen guten Plan B ausgedacht, ich bin einfach unvorbereitet zur ersten Ordnung gegangen.
„Nun, ich kenne das Sprichwort: Wenn du einen Plan B hast, hast du kein Vertrauen in Plan A und somit scheitert dieser." Waren diese Worte nun aufmunternd gemeint?!
„Mein Plan war gut!" Ich konnte nicht anders und es rutschte mir raus. Womöglich redete ich es mir auch nur selbst ein...
Auf Kylos Gesicht erschien erneut ein Grinsen. „Ein Plan ist nur so gut wie der, der ihn ausübt."
„Sag ich doch, mein Plan war gut!" Ich reckte mein Kinn in die Höhe und versuchte Ernst zu bleiben, was mir nicht lange gelang, da Kylo pfiff und den Kopf schüttelte. „Da ist aber jemand von sich überzeugt!"
Als ein Schiff angeflogen kam, verstummten wir und Kylo erhob sich. Schnell zog er sich seinen Helm über und wartete. Das Schiff war tatsächlich von der ersten Ordnung.
Sobald es gelandet war, stieg ein Sturmtruppler aus, der eine farbige Schulterklappe trug, also ein Offizier, und kam zu ihm. Er salutierte sofort.
„Commander, verzeihen Sie bitte die Verspätung." Kylo nickte nur. Der Sturmtruppler drehte sich wider um und ging zurück zum Schiff, vermutlich in der Erwartung Kylo würde ihm direkt folgen, doch er kam zu mir zurück und half mir hoch. Dankbar lächelte ich ihn kurz an und ließ mich von ihm gestützt zum Schiff führen.
Sobald wir eingetreten waren, schloss sich die Luke.
Das Schiff war nicht gerade groß, besonders nicht, da mehrere Sturmtruppler auf den Plätzen saßen und einige standen. Ihre Blicke lagen neugierig auf uns und jeder salutierte, als Kylo in ihre Nähe kam. Der Offizier führte uns in einen kleinen Raum, in dem ein Medidroide stand. Danach ging er wieder.
„Nun, wie es aussieht, haben wir einen Raum für uns...", kommentierte Kylo und sah sich kurz um. Er trat zum Droiden und betätigte einen Knopf. Kurz darauf bewegte er sich und sah sich um.
„Guten Tag. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", ertönte die helle Stimme und Kylo sah zu mir. „Sie ist verletzte, sieh dir ihr Bein an!" Der Droide nickte und zeigte mit den metallenen Armen auf die Liege.
„Wenn Sie sich bitte hinlegen könnten." Widerwillig legte ich mich auf das erhöhte Bett, während Kylo auf einem Stuhl platznahm.
Nach einigen Anweisungen von Kylo untersuchte der Droide meine kleine Brandwunde und ich verstrich darauf ein kühlendes Gel, das er mir gegeben hatte. Im Anschluss machte er sich an meiner Wunde zu schaffen.
„Sie haben nochmal Glück gehabt, dass der entzündungsverursachende Gegenstand entfernt wurde, denn noch ein Tag länger und es wäre zu einer gefährlichen Blutvergiftung geworden.", erklärte er und wickelte einen Verband drum, nachdem er eine entzündungshemmende Creme auf der Wunde verteilt hatte.
„Die Verletzung sollte ruhig und kühl gehalten werden." Dann wandte er sich an Kylo. „Werde ich noch gebraucht?"
„Nein." Und schon rollte der Droide wieder in die Ecke und der Kopf senkte sich. Nun war er wieder heruntergefahren.
„Wieso hast du dich nicht einfach früher an mich gewandt?", tönte Kylos Stimme wütend und ich senkte den Blick.
„Du hast den Droiden gehört: der Splitter hätte eigentlich nicht länger in der Wunde sein dürfen." Noch immer erwiderte ich nichts, da ich einfach nicht wusste, was ich sagen sollte.
„Wie lange wolltest du mir das noch verheimlichen?" Er zeigte enttäuscht auf mein Bein.
„Scheinbar solange, bis ich nicht mehr laufen könnte..." Zwar verzog ich mein Mund zu einem schuldigen Lächeln, doch in meinen Augen konnte man klar und deutlich Reue erkennen.
„Du kannst eine Wunde nicht heilen, indem du so tust, als wäre sie nicht da, Lyria." Nun hatte seine Stimme wieder diese Sanftheit, die selbst durch seinen Helm klar zu hören war. Als er aufstand, sah ich auf und begegnete sofort seinem Blick. Nachdenklich musterte er mich bis er schließlich den Kopf schüttelte.
„Du solltest dich auf jeden Fall ausruhen und dein Bein ruhig halten." Seufzend ließ ich mich auf der Liege nach hinten fallen. Mein Kopf dröhnte mittlerweile und obwohl ich so viel geschlafen hatte, fühlte ich mich müder denn je. Ich hörte, wie Kylo durch den Raum lief und ein Schrank sich zischend öffnete. Dann trat er wieder zu mir und berührte mich sanft an der Stirn. Seinen Handschuh hatte er ausgezogen. Ich riss meine Augen auf und begegnete sofort seinem Blick.
„Du hast noch immer etwas Fieber.", stellte er fest und nahm langsam seine Hand wieder weg. Dafür hielt er mir nun eine kleine Schachtel hin. „Das sind Schmerzmittel. Ich rate dir davon welche zu nehmen, da sie das Fieber ein wenig senken und die Schmerzen im Bein hoffentlich solange, bis wir auf der Finalizer sind, betäuben."
Ich nahm die erste Tablette ein und lächelte ihm dankbar zu.
„Ich gehe schnell fragen, wie lange es noch dauert." Er setzte den Helm wieder auf und verschwand durch die Tür, die sich wieder zischend schloss. Mit einem letzten Seufzen schloss ich meine Augen.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...