Ich befand mich in einem Wald. Um mich herum ragten Bäume in die Höhe, durch deren dichte Blätter nur wenige Sonnenstrahlen fielen. Dennoch war es hell genug, um alles zu erkennen. Keine Vögel waren zu hören, nur das Rauschen eines Motors. Ein großes Schiff flog dicht über dem Blätterdach hinweg. Es gehörte zur Ersten Ordnung.
Erschrocken ging ich in Deckung, bis es vorüber war und nur noch sehr fern klang. Doch das unwohle Gefühl verschwand nicht.
„General Organa!", zischte eine hasserfüllte Stimme hinter mir. Sofort fuhr ich zur Quelle herum und erblickte auf einer kleinen Lichtung zwei Gestalten. Vorsichtig trat ich näher. Die Stimme gehörte Kylo. Ich erkannte ihn sofort. Seine Haltung wirkte einschüchternd und wütend. Seine Stimme allein jagte mir einen Schauer über den Rücken, doch, als mir sein Blick auffiel, mit der er die Person vor ihm anstarrte, setzte mein Herz für einen Moment aus. So viel Hass flammte in seinen Augen. Das letzte Mal hatte ich diesen Blick gesehen, als ich ihn damals beim Widerstand verraten hatte.
Doch dieser Blick galt nicht mir, sondern der alten Frau, die ihm tapfer entgegenstand. Es war Leia.
„Nein, Ben.", entgegnete sie mit aufrechter Statur, „Nenn mich bei dem Namen derer, die ich für dich bin."
Je näher ich trat, desto besser konnte ich den Ausdruck in Leias Augen erkennen. Sie blickte ihn beinahe schon liebevoll an.
„Ich KANN nicht!", knurrte Kylo und sah getroffen zu Boden. Ich konnte sehen, dass er zitterte. Es fiel ihm schwer seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. „Nicht nach allem..." In seiner Stimme schwang so viel Schmerz mit; er fühlte sich zerrissen, das konnte ich sehen. Seine starke Körperhaltung gab leicht nach.
„Ben." Leias Stimme war nun viel zarter und beinahe schon besorgt, als sie ihn mütterlich anblickte. Ich konnte ihrem Blick entnehmen, wie sehr sie ihm helfen wollte. „Lass mich dir...", begann sie, doch schon im nächsten Moment fuhr Kylo hoch. „Nein!", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Bleib zurück! Geh weg!" Doch Leia wirkte nicht eingeschüchtert von ihm. Kylo blickte wieder weg. „Ich... kann nicht!" Allein sein Anblick weckte in mir den Wunsch ihm zu helfen, beruhigend auf ihn einzureden und sein Gefühl der Zerrissenheit zu betäuben. Ich hätte am liebsten seine geballte Faust ergriffen und sie gehalten, bis er sich wieder entspannte, oder ihm beruhigend meine Hand auf seine verkrampften Schultern gelegt; ihm das Gefühl gegeben, dass er nicht allein war.
Beinahe reflexartig machte ich einen Schritt nach vorne, ebenso wie Leia, die fürsorglich ihre Hände hob, wie um ein wildes Tier zu beruhigen. „Ben...", murmelte sie ruhig, wobei sie ihn liebevoll anblickte, „mein Sohn." Das plötzlich Surren eines aktivierten Lichtschwerts, unterbrach die Stille und ich erkannte sofort das flimmernde rot. Die Klinge zitterte so unruhig, ähnlich wie diese Situation war sie unangenehm unter Spannung. Leia stand so nah bei ihm, dass er sie ganz schnell erwischen könnte. Mit aufgerissenen Augen betrachtete ich die Situation vor mir.
„Nenn mich nicht so!", schrie Kylo lautstark. Sein Griff um das Lichtschwert verstärkte sich und er spannte sich unheilvoll an. Leia zeigte keinerlei Angst. Stattdessen lag ein trauriger Ausdruck auf ihren Zügen. Nicht für eine Sekunde verließen ihre Augen sein Gesicht, nicht einmal, um die Klinge anzusehen, die gefährlich flackerte. Tränen traten ihr aus den Augen, als sie ihr Kinn leicht in die Höhe reckte. „Nein, Ben" Ich konnte sehen, wie Kylo zusammenzuckte, als sie seinen Namen so kräftig und gleichzeitig gefühlvoll aussprach. „Was auch immer du tust, was für schreckliche Dinge du auch sagst oder tust, du wirst immer" Ihre Stimme brach ab, doch sie holte nur kurz Luft und fuhr fort: „...immer mein Sohn sein!"
Plötzlich schien es so, als würde Kylo explodieren. Er riss seinen Arm hoch und die Klinge surrte durch die Luft. Alles um mich herum verschwamm und das letzte, das ich noch wahrnahm, waren die Worte, die Leia mit Überzeugung und gleichzeitig Verzweiflung in der Stimme, sprach: „Immer!"Erschrocken fuhr ich hoch. Langsam wurde mir bewusst, wo ich mich befand und ich entspannte mich wieder etwas. Ich saß in meinem Bett, nicht in irgendeinem Wald mit Kylo und Leia. Langsam beruhigte sich mein Puls, als ich mich wieder nach hinten in die Kissen fallen ließ.
Was hatte ich da geträumt? Es hatte sich so echt angefühlt... Zu echt für einen Traum...
Ein ungutes Gefühl stieg in mir, als ich daran dachte, dass es eine Vision gewesen sein könnte. Vielleicht würde es wirklich noch passieren? Leia war gerade auf einer Mission, also könnte es nun wirklich sein... Da fiel mir siedend heiß ein, was das noch zu bedeuten hatte, dass Leia gerade auf einer Mission war: Poe würde die heutige Sitzung halten!
Zum zweiten Mal an diesem Tag fuhr ich hoch und warf einen kurzen Blick auf die Uhr, die auf meinem Nachttisch stand. Es war bereits sehr spät. Normalerweise war ich längts wach... Und die Sitzung würde in weniger als einer Stunde beginnen! Fluchend sprang ich aus dem Bett ins Badezimmer, um mich herzurichten.
Wenig später kam ich angezogen und durch das kälteste Wasser, das dieses Haus zu bieten hatte, wach, aus dem Badezimmer. Im Vorbeigehen an meiner Kommode griff ich nach all meinen Sachen. Schnell brachte ich meine Brosche an, steckte mir meine Nadel in den geflochtenen Zopf und band mir den Gürtel mit meinem Lichtschwert um die Hüfte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich nicht mehr sehr lange Zeit hatte, also beeilte ich mich etwas zum Trinken und zum Essen aus der Küche zu bekommen, bevor ich aus dem Haus ging und die Strecke zur Basis rannte.
Seit der Gala, die ich mit Poe besucht hatte, war bereits viel Zeit vergangen, in der sich der Widerstand nochmal vergrößert hat, mitunter durch die Informationen über die Erste Ordnung, die Poe und ich dort sammeln konnten und so wurde nun wieder eine Basis nötig. Vor einiger Zeit hatte Leia vorgeschlagen die Höhlen hier in Erwägung zu ziehen und nun stellten genau die unsere neue Basis. Sie war einige Zeit an Fußmarsch von unserem Haus entfernt, dennoch wohnten einige von uns in dem Haus und andere in der Basis.
Es war ein großes Tunnelsystem in den Bergen. Dort stand ein ausgestorbener Vulkan, dessen heißes Wasser gewaltige Hohlräume geschaffen hatte, die nun nach vielen tausend Jahren auch begehbar waren. Die Gegend war unbewohnt, was das Ganze noch besser machte. Schnell rannte ich durch den Wald den Weg zum Eingang, der gut versteckt war für das unwissende Auge.
Sobald ich eingetreten war, eröffnete sich mir der übliche Trubel. Ich folgte dem felsigen Gang hinunter. Dieser alte Vulkan war einfach nur perfekt, je länger man darüber nachdachte. Ein Gang, von vielen verzweigte sich in weitere, und aus diesen weiteren Gängen entstanden manchmal auch kleine Höhlen, die die perfekte Größe für Schlafräume oder Sitzungsräume besaßen. Es gab eine Krankenstation, einen Speisesaal, eine Art Küche und sogar eine Badeanlage mit fließendem, warmem Wasser. Mit der Zeit wurden auch Türen eingebaut und alles technisch ausgestattet. Selbst die Gänge waren hoch genug und erinnerten oft genug an die alte Basis, bevor wir von der Ersten Ordnung geschwächt wurden.
Leia hatte uns erzählt, dass sie vor langer Zeit in eine dieser Höhlen gefallen war und sie somit entdeckt hatte. Sie hatte diesen Ort gefunden, obwohl dieser Ort viel eher sie gefunden hatte, wie sie es immer sagte. Und es hätte nichts Besseres passieren können. Wir hatten sogar eine riesige Höhle gefunden, die als Hangar diente.
Zufrieden darüber, wie weit der Widerstand es geschafft hatte, lief ich durch den Gang zu den Sitzungsräumen. Durch meinen halben Sprint im Wald besaß ich nun genug Zeit, um entspannt zu gehen, ohne zu spät zu kommen. Das war gut für mich, denn ich wollte nicht zu Poes Sitzung zu spät kommen. Was für einen Eindruck würde das denn hinterlassen?!
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...