„Wenn ich dich dazu bringe für mich ebenfalls etwas zu stehlen, würdest du es für mich machen?", fragte er und ich lehnte mich etwas weiter vor, interessiert und neugierig, was nun kommen würde. „Was kannst du mir dafür anbieten?" Ein kleines Lächeln bildete sich sofort auf seinem Gesicht und er sah sich ein wenig um. „Jetzt gerade: meinen Pudding. Ich kann die Dinger echt nicht leiden, aber wir bekommen sie dennoch immer auf unser Tablett gestellt, wenn Schwester Anna Dienst hat."
„Das ist die Schwester von vorhin, oder?", fragte ich und er nickte.
„Sie arbeitet immer auf dieser Station und ist im Vergleich zu vielen auf diesem Schiff, eine gute Seele. Sie ist einfach nur nett und jeder freut sich, wenn er auf diese Station verlegt wird." Das klang sehr nach ihr, denn auch wenn ich sie nur kurz gesehen hatte, so kam sie mir mit ihren kurzen, leicht lockigen, blonden Haaren und ihren ehrlichen, blauen Augen sofort sympathisch vor. Sie war noch dazu hübsch, keine Frage.
„Der Vorteil an dem Pudding ist, wie sie immer sagt, dass die Zusätze fördernd sind. Und es lässt manche Patienten in schlimmen Situationen wenigstens etwas lächeln. Aber ganz unter uns:", er flüsterte leise, damit niemand anderes im Raum es mitbekam. „der Pudding ist nicht gerade lecker. Ich finde ihn ekelhaft. Die Konsistenz ist einfach nur widerlich und ich zwinge mich immer den Pudding zu essen." Mit einem leichten Grinsen hörte ich zu und er sah gequält auf den Becher.
„Du machst wirklich gute Werbung für deinen... Pudding!", lachte ich und sah ihn ungläubig an. Wenn er weiterhin so Sachen vermarkten wollte, würde er nicht weit kommen... „Aber ich würde das Angebot annehmen. Was soll ich dafür machen?", hackte ich nach und sah ihn aufmerksam an.
„Du müsstest mir ein wenig von dem Schmerzmittel besorgen, was sie uns verabreichen." Schockiert hielt ich inne und sah ihn nochmal an. Meinte er das ernst?! So wie er aussah, meinte er es sehr ernst. „Wir bekommen hier nur sehr wenig und ich brauche es für meine Verletzung." So wie sonst auch wollte ich mehr über das große Ganze herausfinden und fragte deshalb, wofür er sie genau brauche, für welche Verletzung. „Du kannst dir vermutlich denken, dass ich nicht die an meinem Bein meine..." Ich nickte langsam und rutschte ein wenig auf dem Bett nach vorne und lehnte mich zu ihm, damit er mir davon erzählen konnte, ohne all zu laut zu sprechen.
„Bevor ich den Auftrag annehme, muss ich wissen, wofür du es brauchst." Er hob eine Augenbraue nach oben. „Ich bezweifle, dass du als Diebin zuvor von deinen Auftraggebern erfahren hast, wofür sie die Ware wollen." Das stimmte. „Meisterdiebin.", verbesserte ich grinsend und zuckte mit den Schultern. „Nun, jetzt interessiert es mich. Und du hast nun auch von mir Geheimnisse erfahren, also kannst du nun auch etwas über dich erzählen. Oder eher über besagte Verletzung, die nichts mit der letzten Mission zutun hat." Mit einem unschlüssigen Blick sah er mich kurz an und schien nachzudenken, bis er knapp nickte. „Gut, aber du wirst es bitte nicht erzählen."
„Versprochen."
Er nickte nochmal kurz und trank einen Schluck Wasser, dann begann er zu erklären: „Wir Sturmtruppler haben nicht gerade den Job und das Leben, was sich jeder wünscht, denn wenn wir es mal sachlich sehen: Wir sind ersetzbar." Ich wusste zwar nicht, was das damit zu tun hatte, aber dennoch unterbrach ich ihn nicht und ließ ich weiterreden. „Wir sterben in Kämpfen, wir verletzen uns und das alles ist nichts Besonderes. Als Sturmtruppler kann man sehr leicht verletzt werden, aber das ist gerade nicht einmal das, worüber ich mich beschwere, nein, ich erwähne das nur. Die obersten sehen uns beinahe schon wie Gegenstände, wie... Roboter. Wir führen Befehle aus und sterben, doch das sind für sie alles nur Kollateralschäden. Und wenn wir nicht mehr 'funktionieren', dann werden wir einfach ausgewechselt." Erneut nahm er einen Schluck Wasser. „Bei Missionen und Einsätzen kommt es oft vor, dass man Verletzungen bekommt, die nicht mehr heilen und langanhaltende Schäden hinterlassen. Manche der Verletzungen sind nur einmalig, manche behindern einen dauerhaft. Und in letzteren Fällen kommt es vor, dass man ausgemustert wird, einfach...rausgeschmissen..." Das interessante an der Erzählung war, ihn, einen Mitarbeiter der ersten Ordnung, seine Sicht erzählen zu lassen... „Es ist bereits eine sehr lange Weile her... Damals war ich noch selbst ein Frischling, unerfahren und einfältig. Und dann geschah es, dass ich bei einer Explosion von Splittern getroffen wurde... Eine häufigere Verletzung als man denkt. Auch, wenn wir Panzer tragen, bei starken Explosionen helfen die nicht immer..." Dabei zeigte er zur Verdeutlichung auf sein Bein. „Die meisten Splitter konnten entfernt werden, doch es gibt noch einen, den sie nicht entfernen konnten aufgrund seiner Lage." Fragend legte ich meinen Kopf schief und sah ihn aufmerksam an. „Der Splitter war zu tief neben einer Nervenbahn und bei einem medizinischen Eingriff wäre eben diese Bahn beschädigt worden und das hätte zur Folge, dass ich meinen Arm nicht mehr bewegen könnte... Und, da der Splitter nicht sehr groß war, sah man es nicht als weiter störend an und eine Operation wurde als höheres Risiko angesehen, also ist der klitzekleine Splitter noch bis heute in meinem Körper. Aber nun kommen wir zu meinem eigentlichen Problem: ich habe aufgrund dieses Splitters chronische Schmerzen. Sobald diese chronischen Schmerzen auftreten, muss ich ein Schmerzmittel nehmen, da ich ansonsten meine Hand nicht mehr bewegen kann." Während er erneut einen Schluck trank, versuchte ich zu verstehen, wieso es so war. „Du siehst so aus, als würdest du es nicht ganz verstehen..." Unbeholfen lächelte ich und nickte, da es mir irgendwie unangenehm war ihn darüber noch ausführlicher erzählen zu lassen. Doch ihm schien es nichts auszumachen, denn er erklärte mir: „Es ist eigentlich ganz simpel. Auf dieser Mission wurde meine Hand zusätzlich verletzt. Ich hatte sie zu nah an einem Sprengkörper..." Unsicher warf ich einen Blick auf seine Hände, die er oberhalb der Decke liegen hatte und prüfte erneut, ob er noch zwei hatte, was auch der Fall war. Ihm schien es aufzufallen und er lächelte leicht.
„Meine Hand ist mittlerweile wieder ganz..." Und zum Beweis hielt er mir seine Hände entgegen, damit ich mich vergewissern konnte, dass noch alle Finger daran waren... „Meine Hand wurde etwas...zerfetzt. Auch, wenn es jetzt ein wenig gruselig klingt, so merkwürdig war es nicht... Ich hatte jedoch eine sehr starke Verletzung... So, als hätte ich eine Übungsgranate in der Hand behalten... Die sind zwar nicht stark, aber sie explodieren ebenfalls..." Geschockt starrte ich ihn an, doch er ließ sich nicht groß beirren und redete weiter. „Die Verletzung mit den Splittern und der Hand passierten zum gleichen Zeitpunkt. Und nun kommen wieder die chronischen Schmerzen ins Spiel. Jedes Mal, wenn diese Schmerzen auftreten, dann werden sie stärker, bis sie ein gewisses Maximum erreicht haben. Und sobald sie eben dieses erreicht haben, kommen die Erinnerungen wieder hervor. Ich werde geistig wieder in den Zustand von damals versetzt, wo meine Hand taub war und keine Befehle mehr ausführen konnte. Es ist eine Form eines Traumas... Mein Gehirn geht dann von der Annahme aus, dass meine Hand wieder verletzt ist und handelt auch danach. Ich kann keine Befehle mehr mit der Hand ausführen und sie ist wie tot, einfach nutzlos, da mein Gehirn sofort die Bindung herstellt, ich sei verletzt. Es unterbindet die Reizweitergabe in dem Bereich, obwohl es nicht nötig ist und gleichzeitig geht es davon aus, dass es durch einen äußerlichen Einfluss passiert. Und dann endet es damit, dass ich meiner Hand keine Befehle geben kann, die sie ausführen soll, da es nicht durchkommt."
„Aber siehst du deine Hand denn so verletzt?" Von einem derartigen Phänomen hate ich noch nichts gehört, nicht in der Mischung, weshalb ich doch sehr neugierig wurde.
„Nein. Ich nehme meine Hand so wahr, wie sie ist. Sie ist normal und das weiß ich auch, doch ein Teil meines Körpers fühlt sich wieder zurückversetzte und unterbindet fälschlich die Reize. So sehr ich mich auch anstrenge und versuche dagegen anzukämpfen, in dem Wissen, dass meine Hand funktionstüchtig ist, es funktioniert nie. Erst, wenn ich ein bestimmtes Mittel nehme, das den Teil meines Gehirns beruhigt, der dafür verantwortlich ist."
„Und dieses außergewöhnliche Mittel soll ich besorgen? Sagtest du nicht einfach Schmerzmittel?!" Er nickte.
„Ja. Das Schmerzmittel muss ich nehmen, sobald ich die ersten, chronischen Schmerzen spüre und dann wirkt es so, dass es meinen Schmerz nicht weiter ansteigen lässt. Dieses Scheinauftreten der Handverletzung findet erst statt, wenn meine Schmerzen ihr Maximum erreicht haben, da erst dann mein Gehirn die Verbindung herstellt. Und damit kann ich um diese speziellen Mittel herumkommen. Ich ersticke den Schmerz im Keim und lasse es erst nicht so weit kommen." Als er geendet hatte, sah er mich fragend an.
„Eine Frage habe ich noch: Wieso muss ich dir das Schmerzmittel so besorgen? Wieso meldest du deine Verletzung nicht einfach der ersten Ordnung?" Er lachte kurz auf, doch es war kein amüsiertes Lachen, viel mehr ein Abschätziges. „Wie ich bereits am Anfang erklärt habe sind wir austauschbar. Und ein Sturmtruppler mit einer derartigen Einsatzuntauglichkeit, wird nicht gebraucht. Ich meine, es kann passieren, dass ich plötzlich im Kampf meine Hand nicht mehr bewegen kann. Und dann kann ich nichts schießen und nicht kämpfen. Die erste Ordnung würde mich sofort rausschmeißen, wenn sie davon erführe..." Seine Erklärung leuchtete mir ein, weshalb ich ihn mehr verstand. Es war tatsächlich leicht für die erste Ordnung ihn einfach auszutauschen gegen jemanden, der keine Probleme aufweist... „Es ist ja nicht so, dass ich nicht dagegen ankomme, denn ich habe mittlerweile herausgefunden, wie ich es unterbinden kann und somit bei jedem Einsatz diensttauglich bin, aber die erste Ordnung würde mich als einen potentiellen Ausfall sehen..." Ich gab einen zustimmenden Laut von mir.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...