✨Kapitel 67

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Nach meinem Gespräch mit Poe konnte ich wieder einschlafen und erwachte erst wieder am Morgen. Müde öffnete ich meine Augen, wobei mir auffiel, dass es noch sehr dunkel war und keine Sonne in mein Zimmer fiel. Und da bemerkte ich auch, dass ich gar nicht in meinem Zimmer war. Die Umgebung kam mir nicht im Geringsten bekannt vorkam. Es war schwer etwas zu erkennen, das nicht schwarzer Stein war.
Da erkannte ich eine Gestalt mit einem Umhang, die direkt auf mich zukam.
„Ben?", fragte ich erstaunt. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Macht uns verbunden hatte. Und, dass er mich wohl seine Umgebung sehen ließ. Doch es kam keine Antwort und je näher die Gestalt mir kam, desto unwohler fühlte ich mich. Die Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war, versperrte mir jede Möglichkeit etwas zu erkennen.
Es war nicht Ben! Die Körperstatur wirkte ganz anders. Plötzlich ertönte das bekannte Geräusch, wenn jemand ein Lichtschwert aktivierte und die Gestalt wurde in rotes Licht getaucht. Sie hielt ein Lichtschwert in der Hand, dessen Klinge weder gefährlich zitterte, wie Kylos, noch seine Querstreben besaß. Erschrocken riss ich die Augen auf und taumelte etwas zurück.
„Wer bist du?" Ich ließ meine Stimme möglichst fest klingen, damit mein Gegenüber nicht wusste, wie groß die Angst war, die ich hatte. „Wer. Bist. Du?", wiederholte ich, doch diesmal drohender. Die Gestalt kam weiterhin auf mich zu. „Bleib sofort stehen und antworte mir!" Immer näher kam sie, wobei ihre langsamen Schritte bedrohlich von den Wänden wiederhallten. „Ich sagte du sollst stehenbleiben! Keinen Schritt weiter!" Noch immer kam keine Reaktion von der Gestalt, die unaufhörlich näherkam. Panik stieg in mir und ich streckte schnell meine Hand aus, um meine Lichtschwert zu holen, das wenige Sekunden später in meiner Hand landete.
„Ich sagte: Keinen. Schritt. Weiter!" Die goldene Klinge erschien, als ich mein Lichtschwert aktivierte und es drohend hochhielt. Erst jetzt blieb die Gestalt stehen und hob nun ebenfalls das Lichtschwert an. Mein Herz schlug immer schneller, als ich leuchtend gelbe Augen aufblitzen sah, die das rote Licht reflektierten.
„Wer bist du? Und wo bin ich?" Hektisch ließ ich meinen Blick durch die Gegend huschen, um herauszufinden, wo ich war, ohne die Gestalt dabei aus den Augen zu verlieren.
„Antworte mir!"
Die Gestalt begann leise zu lachen, was mir eine Gänsehaut verursachte, bevor sie laut fauchte und auf mich zustürzte. Sofort hob ich mein Lichtschwert, um ihren Schlag zu parieren. Unsere Klingen trafen mit viel Wucht aufeinander, sodass ich einige Schritte zurücktaumelte. Ich ging in eine Angriffsposition und wartete den nächsten Schlag ab, der auch schnell kam. Es entstand ein anstrengender Kampf.
Die Schläge der Gestalt zu parieren kostete mich erstaunlich viel Kraft, da sie mit einer Wucht kamen, die ich nicht erwartete, selbst Kylo hatte nie so viel Wucht. Ich versuchte Treffer zu landen, doch sie war zu flink und wendig, sodass viele meiner Angriffe ins Leere gingen. Ihr nächster Schlag war so kräftig, dass ich erschrocken rückwärts taumelte, bis ich gegen die kalte Felswand stieß. Erneut setzte die Gestalt zu einem Angriff an und verfehlte mich nur knapp mit der Klinge, da ich rechtzeitig meinen Kopf wegzog. Dennoch konnte ich die gefährliche Hitze spüren, die davon ausging. Ich huschte unter dem nächsten Schlag hindurch und schaffte es hinter sie zu kommen. Ohne zu zögern schwang ich mein Lichtschwert und zielte auf ihren ungeschützten Hals, doch in letzter Sekunde fuhr sie herum und blockierte meinen Schlag.
„Wer...bist...du?", fragte ich schweratmend und mit glühender Wildheit. Die Gestalt trat einen Schritt von mir zurück, was mich sehr erstaunte. Ich ließ mein Lichtwert leicht sinken, blieb aber wachsam.
„Du willst es wirklich wissen?" Als ihre Stimme ertönte, kam in mir ein ungutes Gefühl auf.
„Würde ich sonst fragen?" Die Gestalt ließ die rote Klinge wieder einfahren und griff an die Kapuze, die sie mit einer schnellen Bewegung nach hinten zog. Sobald ich das Gesicht erblickte, stockte mir der Atem. Ich starrte die Gestalt an, und mein Gesicht starrte zurück. Sie war ich.
„Aber... wie?", brachte ich nur entsetzt hervor, während ich das zerfurchte Gesicht ansah. Die Haut um die Augen herum war stark gerötet und die Iris der Augen war gelb mit einem roten Rand, nicht das gold, das ich besaß. Die dunklen Haare umrahmten ihr Gesicht schattenhaft.
„Ich bin du." Ihre kalte Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. „Eine stärkere Version von dir."
„Du... du bist ein Sith?! Wie kannst du ich sein?"
Ihr Mund verzog sich zu einem gehässigen Grinsen. „Andersherum. Du kannst ich sein. Du musst die dunkle Seite der Macht nur mit offenen Armen empfangen!" Erschrocken darüber trat ich einige Schritte rückwärts, weg von ihr. Das alles machte doch keinen Sinn! Wie war das möglich?!
„Du bist verwirrt. Aber das musst du nicht sein. Die dunkle Seite gibt dir alle Antworten, die du suchst." Langsam legte sie den Kopf schief. Dabei musterte sich mich aufmerksam, fast so wie ein Raubtier seine Beute. Mein Atem ging flach und mein Herz schlug so heftig, dass ich mir sicher war, dass sie mich hörte. „Du brauchst keine Angst haben, nicht vor mir. Ich zeige dir, wie mächtig du sein kannst. Du musst dich nur darauf einlassen...", flüsterte sie, ich, mein böses ich, mit lockender Stimme.
„Nein! Das ist nicht real! Du bist nicht real!", brachte ich zitternd hervor. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Es kann aber real sein. Du musst es nur zulassen." Meine Knie begannen zu zittern, doch ich blieb standhaft. „Ich werde mich nicht zur dunklen Seite wenden! Niemals!" Sie begann bedrohlich zu lachen, wobei sie mich grinsend ansah. Hatte sie Fangzähne?! „Oh, aber das hast du bereits getan... Du hörst die Dunkelheit auch rufen, gib der Verlockung nach!"
„Nein! Niemals!"
„Ist man nah an der Dunkelheit, verfällt man ihr leicht. Und du bist äußerst nah an ihr dran..." Ihre Augen funkelten gefährlich, als sie grinsend auf ihre Brust tippte. Immer noch entsetzt über ihre Worte schüttelte ich den Kopf. Ihre gelassene Art machte mich nur nervöser. Sie benahm sich so, als hätte sie alle Zeit der Welt, als hätte sie längst gewonnen. Dennoch würde ich nicht einfach so nachgeben! Ich mochte zwar nicht wissen, wo ich war und was hier genau passierte, aber ich würde mich nicht unterordnen!
„Ich werde diese Dunkelheit bekämpfen!", fauchte ich wütend, wobei ich sie kampfeslustig anfunkelte.
„Oh, Alyria, Alyria, Alyria, du weißt wirklich nichts." Sie blickte höhnisch zu mir. Langsam schüttelte sie ihren Kopf, als würde sie ein kleines Kind rügen, doch dabei verlor sie das boshafte Grinsen nicht. „Dunkelheit kann nicht besiegt werden! Böses kann nicht gestoppt werden! Du von allen Menschen solltest das wissen." Ihre Augen funkelten gefährlich, als sie ihr Kinn in die Höhe streckte. Aufgebracht ballten sich meine Hände zu Fäusten. „Es lebt immer weiter in den Herzen von Menschen wie dir!"
Mit einem lauten, entschlossenen Schrei riss ich mein Lichtschwert hoch und rannte auf sie zu, bereit sie niederzustrecken. Doch, bevor ich sie erreichen konnte, führte sie mit ihrem Kopf eine kleine Bewegung aus und sofort wurde ich durch die Macht zur Seite geschleudert, sodass ich gegen den harten Felsen stieß.
Schmerz durchfuhr mich unangenehm, als ich mich wiederaufrichten wollte. Das böse Ich trat nun mit langsamen Schritten auf mich zu.
„So viel Widerstand, aber der wird nicht lange anhalten. Empfange die Dunkelheit in dir drin!" Mühsam hievte ich mich hoch und sah zu ihr auf. In ihrer Hand hielt sie mein Lichtschwert, das ich durch den Sturz verloren hatte. Ihr Gesicht zeigte keine Emotionen. „Ergib dich, du hast keine Waffe!"
„Niemals!", presste ich schwer hervor, was sie dazu veranlasste ihre Hand auszustrecken. „Dann sei es so!" Unter größter Anstrengung reckte ich mein Kinn in die Höhe und sah ihr stur entgegen. Sie richtete ihre Hand auf mich, wobei mir auffiel, dass sie an ihrem Finger einen großen Ring trug, der einen schwarzen Stein umfasste. Doch schnell wurde meine Aufmerksamkeit auf die Blitze gerichtet, die aus ihrer Hand auf mich zuschossen. Fieberhaft schloss ich meine Augen.
Einige Sekunden vergingen, doch der Schmerz blieb aus. Langsam öffnete ich wieder meine Augen und stellte fest, dass ich wieder in meinem Zimmer war. Licht fiel durch das Fenster und erhellte den Raum etwas. Noch immer kniete ich am Boden, doch ich war allein. Mein Herz schlug wie wild und das Blut pochte in meinen Ohren.
Langsam wurde mir bewusst, dass ich in Sicherheit war und all die Anspannung fiel von mir ab. Ich starrte auf meine zitternden Hände. Der Schock saß mir noch tief in den Gliedern und löste sich nur allmählich, indem mir Tränen in die Augen traten. Als ein Geräusch ertönte, zuckte ich erschrocken zusammen, bis ich merkte, dass es nur von einer Tür kam, die geschlossen wurde. Nur schwer konnte ich mich beruhigen, weshalb ich noch einige Zeit auf dem Boden kauerte und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war.
Ich hatte gegen mich selbst gekämpft! Mein dunkles Ich. Ein Ich der dunklen Seite.
War das eine Vision? Bis jetzt hatte aber noch nie jemand mit mir geredet, wenn ich eine Vision hatte... Oder wurde ich vielleicht einfach nur verrückt?
Da fiel mir mein Lichtschwert ein. Schnell sprang ich auf und stürzte zur Kommode. Dort lag es, unversehrt, genauso, wie ich es am Vortag zurückgelassen hatte. Vielleicht war es ja nur ein sehr lebhafter Traum gewesen, verursacht durch Poes Worte...? Doch es hatte sich so echt angefühlt...
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken.
„Ria, kommst du runter, es gibt Frühstück!", kam direkt die Frage von Poe. Ich zögerte, da ich mir nicht sicher war, ob ich den anderen unter die Augen treten konnte, doch er klopfte erneut. „Ria, wir wissen beide, dass du mich hörst. Also, kommst du mit? Finn hat Ei angebraten." In der Zeit, die wir hier verbrachten, hatte Finn es sich zur Aufgabe gemacht von Leia das Kochen zu lernen, was er mittlerweile immer besser beherrschte. Und sein Frühstück war immer das beste!
„Ich komme gleich!", rief ich. Schnell zog ich mich an, befestigte wie immer mein Lichtschwert an meinem Gürtel und trat aus dem Zimmer. Poe war bereits nach unten gegangen. Der leckere Geruch von Essen lockte mich ins Esszimmer, in der schon alle saßen. Als ich eintrat, sahen alle auf und verstummten.
„Guten Morgen.", brachte ich angespannt hervor, während ich am Eingang stehenblieb. Unsicher blickte ich alle an.
„Worauf wartest du? Dein Ei wird kalt!", meinte Finn und winkte mich mit einem Lächeln zu sich. Der Platz neben Poe war leer, doch am Tisch stand ein Teller. Erleichterung überströmte mich, als mich die anderen nicht sehr feindselig ansahen, als ich an ihnen vorbeiging, um mich hinzusetzen. Sie fingen wieder an zu essen und zu reden. Nun etwas entspannter begann ich das Ei zu essen und bekam von Poe eine Scheibe Brot. Es schmeckte einfach nur köstlich!
Zuerst bekam ich nur von Finn einige Fragen über die Informationen von gestern, doch dann steigen auch die anderen mit ein und stellten ähnliche Fragen, wie Poe. Es war schön zu wissen, dass ihre Fragen nicht anschuldigend waren, sondern aus reiner Neugierde entstanden. Das restliche Essen verbrachte ich damit die Fragen der anderen zu beantworten, bis alle zufrieden waren.
Erleichtert darüber, dass sie mich nicht alle verabscheuten, machte ich mich nach dem Frühstück auf dem Weg zum Training. Rey hatte heute mit Rose geplant ein wenig Zeit zu verbringen, weshalb ich nicht mit ihr trainierte. Nach kurzer Zeit zogen dunkle Wolken auf, also beschloss ich früher das Training abzubrechen und zurückzugehen. Poe hasste es, wenn ich mich bei Regen und Sturm noch auf dem Berg befand und trainierte. Gerade, als das Haus in Sicht kam, begann es stark zu regnen. Nun mit nasser Kleidung ging ich zurück in mein Zimmer und zog mich um. In der Zwischenzeit hatte das Gewitter seinen Lauf genommen. Immer wieder zischten Blitze durch den Himmel, gefolgt von grollendem Donner.
Als ich mir mein Oberteil auszog, stellte ich erschrocken fest, dass ich an Meinem Oberarm einen auffälligen Kratzer besaß, der nicht von meinem Training kam. Ich stellte mich vor den Spiegel, um die Verletzung besser sehen zu können. Der Kratzer musste durch etwas steiniges verursacht worden. Aber gestern war er noch nicht da...
Als mir einfiel, woher die Wunde stammen könnte, riss ich erschrocken die Augen auf.
Die Felswand, gegen die mich dieses dunkle-Ich geworfen hatte!
Aber das hieß dann, dass es kein Traum war! Und wieso hatte ich es zuvor nicht bemerkt?!
Mit einem feuchten Lappen begann ich das angetrocknete Blut wegzuwischen, wobei ich panisch nach einer Erklärung suchte. Wurden meine Visionen nun so real, dass sie mich verletzen konnten? Was hieß das also?! War das denn überhaupt eine Vision, oder vielleicht einfach etwas anderes? Bis jetzt waren alle meine Visionen bereits eingetreten oder in naher Zukunft. Aber hieß das dann wirklich, dass ich so werden würde?! Zitternd hob ich meine Hände und berührte ängstlich mein Gesicht.
„Werde ich wirklich so?" Meine Stimme klang verzweifelt, als ich meinen Kopf hängen ließ und mich an den Waschbeckenrändern abstützte. Ich hatte nicht erwartete eine Antwort zu bekommen, weshalb mich die Stimme, die ertönte, noch mehr erschreckte: „Mächtig und unschlagbar?" Sofort fuhr mein Kopf nach oben und ich hätte fast geschrien, als ich mein Spiegelbild erblickte. Es war wieder die Gestalt aus meiner Vision. Erneut blickten mir diese Sith-Augen entgegen.
„Was ist das hier?!" Verwirrt sah ich mich um, doch ich befand mich noch immer in meinem Badezimmer, nicht wie zuvor in der merkwürdigen Umgebung. „Wieso sehe ich dich?" Ich hatte mich wieder etwas gefasst und versuchte tapfer zu wirken, doch die Gestalt begann nur zu grinsen. „Hab keine Angst..."
„Ich habe keine Angst! Nicht vor dir!", fauchte ich nur. Wieso sah ich sie?! Wieso veränderte sich meine Umgebung nicht?! „Antworte mir! Warum bist du hier?"
Ihr Lächeln verschwand nicht und noch immer fixierte sie mich wachsam.
„Du siehst mich, weil du sehen sollst, was sein kann, wenn du dich auf die Dunkelheit einlassen würdest!" Vehement schüttelte ich den Kopf. „Du wärst mächtiger, als du es dir vorstellen kannst! Du wirst unschlagbar sein und von allen gefürchtet! Die Galaxie wird dir zu Füßen liegen!" Ihre Augen blitzten gefährlich auf, als sie sprach. Ihren Blick erwiderte ich standfest. „Nein. Ich will das alles nicht! Ich will diese Dunkelheit nicht! Ich will, dass du verschwindest und mich in Ruhe lässt!" Sie begann lautstark zu lachen, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Du denkst, dass du dich dagegen wehren kannst? Die Dunkelheit lässt sich nicht besiegen! Sie wird immer da sein!" Ich reckte mein Kinn in die Höhe.
„Egal, wie viel Dunkelheit mich umgibt, ich höre nie auf zu kämpfen!" Der verrückte Ausdruck in ihren Augen verschwand, beinahe schon sanft sah sie mir entgegen, doch noch immer traute ich ihr nicht.
„Die Dunkelheit um uns herum kann uns nicht wehtun.", sprach sie langsam und nun wurde ihr Blick wieder gefährlich, wie der eines Raubtiers, „Es ist die Dunkelheit in deinem Herzen, die du fürchten solltest." Mit aufgerissenen Augen starrte ich sie an. Was meinte sie damit?! „Alles, vor dem du jemals weggerannt bist, war niemals hinter dir her. Es war in dir drin!" Mein Herz schlug immer schneller vor Angst. Allein ihre Stimme, die das Gefühl in mir auslöste, als würden eiskalte Finger an mir hochwandern und langsam auf meine Brust drücken.
„Du wusstest es schon immer, du hast es nur nicht glauben wollen! Geleitet von Hass und dem Durst nach Rache hast du Dinge vollbracht, die unmöglich waren!"
„Diese Zeit liegt hinter mir."
„Sie ist aber dennoch ein Teil von dir!"
„Ein Teil, dem ich mich nie wieder hingeben werde!" Nun begann sie zu lachen. „Es war nicht das einzige Mal, als du dich der bösen Seite der Macht zugewandt hast. Du hast vor Verzweiflung dort sogar nach Antworten gesucht." Die Höhle auf Elithien! Es stimmte zwar, dass ich nicht versuchte hatte dagegen anzukämpfen, weil ich Antworten wollte, aber so etwas sollte sich nicht wiederholen!
„Wir wissen beide, dass die Dunkelheit längst in dir lebt." Wut kochte in mir hoch und mischte sich mit Verzweiflung, weshalb ich meine Hände ballte. „Sei Still!", fauchte ich und sah zu Boden, um mich etwas zu beruhigen.
„Du kannst dich so lange gegen diese Wahrheit sträuben und von der dunklen Seite absagen, aber sie wird immer nach dir rufen. Sie kennt deinen Charakter, dein Innerstes und dein Verlangen."
„Ich will nichts mehr hören!" Wütend blickte ich auf.
„Du brauchst dich nicht mehr gegen die Dunkelheit zu wehren, denn diesen Kampf wirst du nicht gewinnen. Lass es einfach zu!" Ich konnte spüren, wie in mir die unbändige Wut immer größer wurde, angefacht von Verzweiflung, als sie mich mit einem boshaften Grinsen ansah. Sie wusste nichts! Dieser wissende Blick in ihren Augen fachte meine Wut nur mehr an. Sie tat so, als würde sie alles über mich wissen, als stünde alles schon fest, aber das tat es nicht. Ich hatte mich von diesen dunklen Zeiten abgewandt!
„Keine Angst, Alyria. Wir sind gleich."
„Sind wir nicht!", presste ich zwischen gebleckten Zähnen hervor. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel: „Wir wissen es beide..."
„Sei still!" Meine Stimme war nur noch ein Zischen. Jede Faser meines Körpers wollte, dass sie verschwindet und endlich aufhörte zu sprechen.
„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich dein verdorbenes Inneres auch nach außen zeigen wird!" Ihre Worte machten mich noch wütender und so kam es, dass ich, ohne zu zögern meine Faust hob. „Ich sagte du sollst still sein!", schrie ich und ließ meine geballte Faust gegen den Spiegel krachen.
Ein lautes Knacken ertönte und einige Scherben fielen klirrend in das Waschbecken und auf den Boden. Noch immer stützte ich meine Faust an der Stelle ab, an der ich zugeschlagen hatte. Schweratmend ließ ich meinen Blick zum Spiegel wandern, der nun kaputt war. Die Gestalt war verschwunden und ich sah nur verzweifelte goldenen Augen, die mir durch das zerrissene Glas entgegenblickte.
Langsam registrierte ich, was geschehen war. Ich sah mich ängstlich im Raum um, doch noch immer war ich nur im Badezimmer. Ich war wieder allein. Verzweiflung überkam mich und ich musste mich für einige Minuten hinsetzen. Erst dann konnte ich mich dazu aufraffen aufzustehen und bemerkte das Chaos. Scherben lagen überall herum und der Spiegel war kaputt. Die Stelle im Spiegel, die ich mit meiner Faust getroffen hatte, war leicht rot an den Rändern und erst da wurde mir bewusst, dass auch meine Hand blutete. Ich holte aus einer der Schubladen Verbandssachen, die ich auf der Fensterbank ausbreitete. Normalerweise nutzte ich die Sachen für Verletzungen, die ich mir durch das Training zugezogen hatte. Leise fluchend zog ich einige kleine Glassplitter aus meiner Hand und machte mich dann daran die Wunde zu desinfizieren, bevor ich sie verband. Ich wickelte den Verband so, dass es für einige so aussah, als hätte ich meine Hände zum Boxen abgebunden. Niemand musste wissen, dass ich aus Wut den Spiegel kaputtgeschlagen hatte.
Schnell kehrte ich die Scherben auf und säuberte das Waschbecken, bevor ich zurück in das Zimmer ging. Genau in dem Moment klopfte es an der Tür. Es war nicht das zaghafte Klopfen, das Finn oder Rose besaßen, aber auch nicht Poes energisches. Erstaunt trat ich an die Tür und öffnete sie, nur um Leia zu erblicken.
„Leia!" Erstaunt riss ich die Augen auf. Sie schenkte mir ein Lächeln und nickte.
„Darf ich denn hereinkommen?" Unbeholfen öffnete ich die Tür so, dass sie eintreten konnte und schloss sie wieder hinter ihr. „Entschuldige, dass ich so unangekündigt vorbeikomme... Unterbreche ich gerade etwas?" Hatte sie meinen Ausbruch etwa mitbekommen?! „Ähm... Nein, du unterbrichst wirklich nichts. Setz dich." Ich zeigte auf den Stuhl, der neben meinem Bett saß. Lächelnd nahm sie Platz.
„Was bringt dich hierher?" Sie ließ ihren Blick kurz durch den Raum schweifen, bis er an dem Regal hängenblieb, auf dem sich Bens Lichtschwert befand. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ach ja, Bens Lichtschwert. Er war so froh, als er die blaue Klinge bekam. So sehr gefreut hat er sich nur sehr selten. Es ist blau, blau wie meins und"
„Blau wie das Meer vor dem Haus.", beendete ich ihren Satz, „Ich weiß. Ich habe ihn gesehen." Nun schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, als ich mich daran erinnerte, wie er in der Vision ausgesehen hatte. Leia nickte.
„Du hast es gesehen?" Mein Blick glitt wieder zu ihr. „Ja, ich habe noch einige andere Momente gesehen. Schöne, wie auch traurige." Nun verschwand ihr Lächeln wieder. „Alyria, Liebes, ich bin eigentlich hier, um mit dir über Ben zu reden. Nachdem du gestern aus dem Raum gestürmt bist, konnte ich dich kaum allein abpassen..." Selbst beim Frühstück hatte sie geschwiegen. „Ich empfinde es aber als sehr wichtig mit dir zu reden, deswegen habe ich beschlossen dich auf deinem Zimmer zu besuchen..." Sie wollte also über gestern reden?! Oh, nein...
Angespannt schluckte ich und versuchte sie freundlich und aufmerksam anzulächeln. „Ich wollte Luke in keinster Weise beleidigen... Ich selbst weiß nicht, was da alles in mich gefahren ist...", plapperte ich direkt los, doch sie legte mir nur beruhigend die Hand auf den Arm, weshalb ich stockte. „Ich nehme es dir nicht Übel, auch wenn ich zugeben muss, dass es nun doch etwas überraschend kam so über Luke zu erfahren."
„Ich wollte damit nicht sagen, dass er schlecht ist, nur, dass er in diesem Moment zu voreilig geurteilt hat und dadurch Ben hintergangen hat. Ich bin mir sicher, dass er seine Entscheidung direkt danach bereut hat, aber da war es bereits zu spät."
Leia nickte nur und schenkte mir ein kleines Lächeln. „Ich weiß, Liebes, aber darum bin ich tatsächlich nicht hier. Ich wollte mit dir nochmal über Ben und deinen Gedanken ihn zu retten reden." Ob das nun besser war... „Ich wollte nicht harsch wirken, wenn ich deine Idee kleinredete, aber ich hatte verschiedene Gründe. Ich will damit nicht sagen, dass ich die Hoffnung auf meinen Sohn bereits aufgegeben habe, denn du hast sie wieder in mir erweckt, Alyria, aber ich will damit verhindern, dass dir etwas zustößt. Der Widerstand kann gerade niemanden entbehren, um unausgereifte Pläne durchzuführen. Und egal, wie gut du auch trainiert bist, ich kann keine gute Kriegerin verlieren. Solange keine Gewissheit besteht, können wir nicht über dieses Thema reden und eine solche Aktion in Erwägung ziehen."
Beschämt senkte ich den Blick. „Es tut mir leid, Leia, ich hätte mich gestern nicht so von meinen Emotionen leiten lassen sollen. Dieser Ausbruch war unprofessionell, ich werde in Zukunft darauf achten..." Von Leia kam ein leichtherziges Lachen. „Ach Liebes, Gefühle sind dafür da, um gezeigt zu werden, nicht um versteckt zu werden." Ich sah auf und blickte in ihr freundliches Gesicht.
„Danke, dass du mich nicht töten willst für die Dinge, die ich erzählt habe." Grinsend schüttelte sie den Kopf, als könnte sie nicht glauben, was ich gerade gesagt hatte. „Die Wahrheit kommt irgendwann immer ans Licht. Und abgesehen davon, war mir deine Verbindung zu Ben nicht neu." Nur zu gut konnte ich mich an das Gespräch auf Batuu erinnern, als sie mich im Wald damit konfrontiert hatte. Das war auch das Gespräch, das meinen vielen Alkoholkonsum an dem Abend verursacht hatte und meine peinlichen, betrunkenen Situationen mit Kylo, an die ich mich nicht einmal erinnerte.
„Das mit Snoke ist in der Tat etwas überraschend gekommen, aber ich hätte es mir auch denken können." Ich erwiderte ihr Lächeln. Leia schien fast schon in dem Alter zu sein, in dem sie kaum noch was erstaunte.
„Wenn du gerade so viel verzeihst... ich habe vielleicht ein kleines Problem mit dem Badezimmer...", begann ich schließlich, wobei ich mich unsicher mit der verbundenen Hand am Nacken kratzte. Leia zog bloß eine Augenbraue hoch, während sie mich auffordernd anschaute. „Es könnte gut sein, dass der Spiegel kaputt ist..." Schnell senkte ich den Blick, damit sie nicht mitbekam, wie meine Wangen vor Scham rot anliefen. Noch immer ärgerte ich mich über mich selbst. Wieso hatte ich nur so impulsiv gehandelt?!
„Hat das denn etwas mit deiner Hand zu tun?" Sofort verdeckte ich meine verletzte Hand, aber zu spät.
„Ja, als ich aus der Dusche gekommen bin, bin ich ausgerutscht und ins Stolpern gekommen, bis ich gegen den Spiegel gefallen bin.", log ich schnell und setzte dabei einen tollpatschigen Blick auf. „Es war wirklich keine Absicht." Sie nickte lächelnd. „Wie geht es deiner Hand?"
„Ich habe sie bereits verarztet, es ist nicht so schlimm, wie man denkt." Zur Verdeutlichung zeigte ich ihr die verbundene Hand. „Gestolpert sagst du?" Bei ihrer Frage erstarrte ich fast. Es lag etwas in ihrer Stimme, das mich zögern ließ, beinahe schon ein wissender Ton.
„Ja, tollpatschig muss man sein...", antwortete ich mit einem aufgesetzten Lächeln und verdeckte die Hand wieder etwas. Leia starrte mich einige Zeit wortlos an und in dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass sie genau wusste, dass ich log.
„Geht es dir sonst gut, Liebes. Du wirktest ein wenig verstimmt, als du heute beim Frühstück saßt." Einen Moment zögerte ich, ob ich ihr von der Vision erzählen sollte, doch ich beschloss es noch geheim zu halten. Die Wahrheit würde vielleicht noch ans Licht kommen, aber das musste nicht jetzt sein! „Ich war einfach nur etwas nervös, wie die anderen nun auf mich reagieren würde, nach allem, was ich gestern erzählt habe.", gab ich ehrlich zu, auch wenn es nicht das einzige war, das mich beschäftigte. Leias Blick ruhte nachdenklich auf mir. Schnell setzte ich ein beruhigendes Lächeln auf. Leia wusste, dass etwas nicht stimme, das erkannte ich an ihrem Blick.
„Sicher, dass da nicht noch etwas anderes ist?"
„Ja, warum denn?" Einige Sekunden schwieg sie, während sie aus dem Fenster blickte, doch dann sah sie wieder zu mir und sprach mit ernster Stimme: „Du hast Angst den Menschen zu erzählen, was du fühlst, weil es sie zerstören könnte, also vergräbst du es tief in dir selbst, wo es dich zerstört." Es war mir nicht möglich ihrem Blick standzuhalten, weshalb ich aus dem Fenster starrte. Sie hatte teilweise recht, ich fürchtete mich davor zu erzählen, was ich fühlte, aber es gibt eine Person, bei der konnte ich diese Dinge aussprechen. Nur leider war es mir nicht immer möglich mit ihm zu reden und noch weniger, weil wir auf unterschiedlichen Seiten kämpften. Trauer überschattete meine Gedanken, als ich erneut daran dachte, doch eine Berührung an meinem Arm riss mich aus meinen Gedanken.
„Liebes, ich bitte dich, wenn etwas ist, dass rede mit mir." Schnell setzte ich wieder das Lächeln auf, das ich so gut beherrschte und erwiderte den Händedruck von Leia. „Keine Sorge, ich werde schon über Dinge sprechen, wenn mich etwas beschäftigt. Aber mir geht es gerade gut. Kein Grund über irgendwas zu reden." Mit einem Seufzen sah Leia mich an. „Ich wiederhole mich: Gefühle sind dafür da, um gezeigt zu werden, nicht um versteckt zu werden, Liebes."
„Vielleicht ist es manchmal ganz gut sie zu verstecken. Zumindest in meinem Leben." Ein trauriger Ausdruck trat in Leias Augen, als sie mich einige Zeit betrachtete, in der ich nur lächelte. „Ich sorge mich um dich, Alyria. Du solltest über deine Probleme reden können und sie nicht in dich hineinfressen. Sonst distanzierst du dich von den Menschen, die dir wichtig sind, denen du wichtig bist. So war es auch mit Ben." Sofort verschwand mein Lächeln. „Keine Sorge, Leia, ich schaffe das.", versicherte ich ihr erneut, doch ich konnte mich zu keinem glaubwürdigen Lächeln durchbringen. Sie nickte langsam. Offensichtlich hatte sie eingesehen, dass ich zu stur war, um mit ihr über Dinge zu reden, die mich beschäftigten. „Es ist gut zu wissen, dass ich jemanden habe, mit dem ich reden kann, wenn es nötig ist.", setzte ich schnell nach, was sie leicht lächeln ließ.
„Ich will dich nun auch nicht mehr länger stören." Sie hievte sie aus dem Stuhl hoch und auch ich stand nun auf, um sie zur Tür zu begleiten. „Ich hoffe, dass dich unser Gespräch nun etwas beruhigt hat, was gestern betrifft."
„Ja, ich danke dir." Mit einem Lächeln öffnete ich die Tür. „Und keine Sorge, ich versuche noch eine Lösung für deinen Spiegel zu finden. Allzu lange sollte es nicht brauchen, bis du wieder einen nutzbaren hast." Ich schenkte ihr ein dankbares Nicken. Sie trat auf den Gang und wollte gerade gehen, als mir noch etwas einfiel: „Leia, eine Frage habe ich noch." Neugierig drehte sie sich um. „Ich habe ein wenig die Kiste durchgeschaut, in der sich Bens Lichtschwert befand und habe dabei einige Zeichnungen gefunden"
„Ah, Bens Zeichnungen. Richtig, das konnte er immer so gut." Sie lächelte bei dem Gedanken daran.
„Ich wollte fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn ich einige davon in meinem Zimmer aufstellen könnte." Nervös spielte ich mit meinen Fingern, unsicher, ob diese Frage nun doch etwas zu viel war. Sie begann breit zu Grinsen. „Aber natürlich, Liebes, du darfst sie aufstellen."
„Danke! Ich werde gut auf sie Acht geben!" Dankbar lächelte ich ihr zu, bevor sie mit einem Nicken davonging.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt