kleine Vorwarnung: dieses Kapitel enthält viel Trauer um Ben und womöglich schwerere Themen.
Aber sonst: viel Spaß beim Lesen :)Schweratmend schreckte ich hoch. Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn gebildet. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen durch das Fenster in mein Zimmer und tauchten es in ein sanftes Licht. Frischer Wind kam durch die halb offene Balkontür hineingeweht, ließ meine Vorhang elegant flattern und strich mir kühlend einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht. Zitternd schloss ich meine Augen und atmete tief ein. Dieser Moment war so friedlich, doch gleichzeitig überschattet von einer schweren Dunkelheit.
Mühsam stand ich vom Bett auf, um mich träge zum Badezimmer zu schleppen. Mit eiskaltem Wasser wusch ich mein Gesicht. Danach zog ich mir das verschwitzte Oberteil aus und inspizierte die Wunde an meiner Seite. Der Schuss, den ich abbekommen hatte, hatte zu meinem Glück keine vitalen Organe getroffen und war daher leicht zu behandeln gewesen, weshalb ich schon nach einem Tag aus der Krankenstation entlassen wurde. Mittlerweile fühlte sich diese Stelle nur leicht schmerzend an. Dieses Mal war sie durch den unruhigen Schlaf unversehrt geblieben.
Ich zog mich um und verließ das Badezimmer wieder. Durch die offene Balkontür konnte ich einige Vögel singen hören. Angelockt von diesem Klang trat ich auf den Balkon, dessen kalter Stein unter meinen nackten Füßen dafür sorgte, dass mich ein Schauer überkam. Doch die warme Morgensonne auf meiner Haut glich das aus. Der Wind trug den süßen Duft der blühenden Rosen zu mir, vermischt mit dem salzigen Geruch des Meeres, dessen Wellen unentwegt ans Ufer schwappten.
Früher hätte ich das alles genießen können, aber jetzt fühlte es sich dumpf und grau an. Zitternd atmete ich aus, während mir Tränen über das Gesicht liefen. Alles um mich herum war so wunderschön, aber ich konnte es nicht genießen, weil ich in meinen Gedanken die ständige Erinnerung spürte, dass er weg war. Noch immer hatte ich die letzten Minuten von Bens Leben im Kopf. Das Bild von seinem durchstochenen Brustkorb, in dem meine Klinge steckt, eingebrannt in meiner Erinnerung. Jede Nacht suchte mich dieses Bild heim, immer und immer wieder.
Nachdem Ben eins mit der Macht geworden ist, hatten mich Leia und Finn an Bord des Falken gebracht und wir waren zurück nach Naboo geflogen. Wie wir von der Chimehra entkommen konnten, ist mir bis jetzt nicht klar, denn ich habe kaum etwas mitbekommen, so benommen, wie ich von Bens Tod gewesen war.
Noch immer konnte ich es nicht richtig greifen. In den ersten Tagen danach habe ich jedes Mal geglaubt, dass alles nur ein Alptraum war, aber auch, nachdem ich aufgewacht bin konnte ich die Verbindung zu Ben nicht spüren oder durch die Macht greifen. Alles, was ich dort spürte, war eine klaffende Wunde, deren Kälte jede Faser meines Körpers schmerzhaft gefrieren ließ. Mittlerweile hatte ich aufgehört nach dieser Verbindung zu suchen, denn sie würde nicht mehr auftauchen, das wusste ich inzwischen.Noch schliefen fast alle, denn im Haus herrschte Ruhe. Leise ging ich die Treppe herunter und verließ das Haus. Wie selbstverständlich folgte ich dem Weg durch den schattigen Wald, lief den Pfad hinauf und kam schließlich zu den Klippen. Die Temperaturen hier oben fühlte sich sehr viel kühler an, weshalb ich meine Jacke enger um mich zog und meinen Weg fortsetzte.
Starker Wind wehte mir entgegen und ließ meine offenen Haare um meinen Kopf tanzen. Der salzige Geschmack des Meeres legte sich auf meine Zunge. Dieser Ort hatte wie immer eine beruhigende Wirkung auf mich, doch nun trugen all diese Eindrücke etwas Melancholisches mit sich.
Am äußersten Vorsprung der Klippen befand sich ein großer Stein, an dessen Fuß mehrere Blumen lagen. In den Stein waren schöne Verzierungen eingemeißelt, die den Namen Ben Organa Solo einrahmten. Gemeinsam mit Leia hatte ich an diesem Stein gearbeitet. Da es von Ben keinen Körper zum begraben gab, hatten wir uns dafür entschieden ihm ein Grabstein an diesen Ort zu stellen.
Dieser Ort an den Klippen schien perfekt dafür. Und während unserer Gespräche erfuhr ich auch von Leia, dass Ben noch damals auf Naboo immer zu genau diesen Klippen gegangen war. Sie hatte mir auch einige Sachen über Han Solo erzählt: Da es von Han auch keinen Körper gab, hatte sie ihn nie so richtig beerdigt.
„Han war schon immer jemand, der sich nicht gern an einen Ort band. Darum fühlt es sich angemessen an, dass ich ihm kein Grab mache und ihn somit irgendwo festhalte, sondern, dass er weiterhin frei durch die gesamte Galaxie reist und in der Erinnerung an ihn in allen Menschen weiterlebt.", hatte mir Leia erklärt. Es war ein schöner Gedanke.
Gerade wurde der Stein hell erleuchtet. Ich setzte mich neben ihn in das Gras. Mit meinem Finger fuhr ich die schöne Schrift unter seinem Namen nach. „Die Sonne sank, bevor es Abend wurde.", las ich leise vor, was dort stand. „Und jeder Sonnenstrahl ist eine Erinnerung an dich." Mit einem traurigen Seufzen schloss ich meine Augen und ließ meine Gedanken zur Ruhe kommen.
Die Wellen schlugen an den Felsen, Wind wehte noch immer die Gischt nach oben, sodass mich kleine Tropfen im Gesicht trafen und die Sonne wärmte meine Haut. Ein Piepsen weckte meine Aufmerksamkeit. Wenig später rollte ein kleiner, orange-weißer Ball gegen mein Bein.
„BB-8, was machst du denn hier?!", wunderte ich mich. War Poe etwa hier? Einige neugierige Piepser kamen von dem Droiden, während er immer wieder vorsichtig gegen mein Bein stieß. „Ob es mir gut geht?", wiederholte ich seine Frage erstaunt. Vielleicht hatte Poe ihn doch geschickt. Er bewegte sein Kopfstück, als würde er meine Frage mit einem Nicken beantworten. Wie oft ich diese Frage die letzten Tage schon gehört hatte....
„Jeder fragt mich ständig 'wie geht es dir?' oder 'wie fühlst du dich?'..." Mit Tränen in den Augen sah ich auf den Stein neben mir. „Ich habe keine Antworten. Ich werde mein gesamtes Leben damit verbringen ihn zu vermissen!" Nun liefen mir immer mehr Tränen über die Wange. Da war es wieder, dieses Gefühl, dieses ziehen in meiner Brust.
„Jemanden zu vermissen bedeutet, dass du die Chance hattest jemanden zu lieben.", ertönte plötzlich die Stimme von Leia direkt hinter mir. Erschrocken fuhr ich hoch. Dort stand sie. Wie immer wirkte ihre Kleidung ordentlich gepflegt und ebenso ihre Frisur war ordentlich, doch diesmal trug sie wieder einen geflochtenen Zopf, der ihre Haare zusammenhielt. Das war eine Tradition, die sie noch von Alderaan hatte, wenn man um jemanden trauerte.
Sie lächelte, doch in letzter Zeit konnte man ihr die Trauer vom Gesicht ablesen. „Es ist in Ordnung jemanden zu vermissen, denn das bedeutet, dass du liebst. Und daran ist nichts falsch, Liebes." Sie trat mit einem zarten Lächeln zu mir. „Hallo, Alyria."
Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte ihr ebenfalls ein Lächeln zu schenken, aber das scheiterte kläglich. „Hallo, Leia.", während ich sprach, zitterte meine Stimme gefährlich. Das entging ihr nicht. Sie platzierte ihre Hand auf meiner Schulter, doch erneut traten mir Tränen aus den Augen. Abermals versuchte ich die Tränen mit meinem Handrücken abzuwischen und senkte dabei den Blick. Es fiel mir schwer meine Gefühle vor Leia zu verbergen.
Seufzend setzte sie sich auf den Baumstupf, der extra als Sitzgelegenheit hierhergebracht wurde und bedeutete mir, mich neben sie zu setzten. Mit noch immer gesenktem Blick folgte ich ihrer Aufforderung.
„Dieser Schmerz, den du verspürst, ist normal. Es ist alles Teil des Prozesses die Dinge zu verstehen und zu akzeptieren." Sie sah hinaus auf das Meer, aber ich starrte nur auf meine zitternden Hände. „Trauer ist der Preis, den man für die Liebe bezahlt." Sie war immer so einfühlsam und doch wirkte sie zugleich immer so, als würde sie alle Dinge, die passieren, jeder Schicksalsschlag, der ihr unterläuft, einfach so akzeptieren. Schnaubend wischte ich mir erneut Tränen aus dem Gesicht.
„Glaub mir, ich kenne Trauer. Und ich habe es wirklich versucht." Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Aber jedes Mal, wenn es mir klar wird, dass... ich ihn nie wiedersehen werde, fühle ich mich als würde ich sterben. Ich kann das nicht... ich kann es nicht einfach akzeptieren und fortfahren!" Nun sah ich doch Leia an. „Und ich will das auch nicht. Wenn mich das schwach wirken lässt, dann fein, ich bin schwach! Aber... ich komme einfach nicht damit klar, dass er fort ist. Ich kann dieses Gefühl nicht mehr ertragen!" Dieses Stechen in der Brust, dieser Schmerz, allein beim Gedanken an ihn. Trauer ist nichts Ungewöhnliches in meinem Leben: erst meine Familie und jetzt Ben. Aber dieser Schmerz, das Wissen, dass er fort war, diese Erinnerungen an seinen Tod immer wieder zu sehen, es war unerträglich!
„Menschen gehen, aber wie sie einen verlassen ist, was bleibt." Leia sprach leise und sah noch immer nach vorne, dennoch hatte ich sie gehört. Mit ihrer Hand fasste sie sich an ihr Herz und schloss kurz die Augen. „Du siehst sie vor dir, oder? Seine letzten Momente?" Langsam nickte ich. „Ich habe Hans Tod nie mit angesehen, aber ich konnte ihn damals spüren. Ich habe nur vor Augen, wie er in dieses Schiff steigt und nie wiederkommt." Sie öffnete ihre Augen wieder, in denen Tränen glitzerten, als sie mich ansah. „Manchmal sind Erinnerungen wohl die schrecklichste Art der Folter."
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...