Am Abend wurde ich von zwei Sturmtrupplern in Handschellen gelegt und aus der Zelle geführt. Der Weg war nicht gerade weit und wir blieben, nachdem wir durch einen Gang gelaufen waren, vor einer Tür stehen. Meine Handschellen waren so konstruiert, dass sie an meinem Handgelenk angebracht waren und unter Umständen auch getrennt werden konnten, sodass sie wie zwei Armbänder an meinem Arm waren.
Ein Sturmtruppler trennte sie und öffnete die Tür. Dahinter befand sich ein Bad.
„Auf der Ablage ist Kleidung. Anziehen!", befahl mir der eine und schubste mich in das Bad, dann schloss er die Tür wieder.
Wie es aussah, konnte der Raum nur von außen verschlossen werden. Was zwar selbstverständlich war, damit ich mich nicht einsperrte, als Gefangene, doch es war auch ein negativer Punkt, da sie einfach jeder aufmachen konnte und mir dann beim Duschen oder umziehen zusehen konnte.
Schnell setzte ich mich aufs Klo und war erleichtert, dass die Tür nie geöffnet wurde. Danach trat ich zur Ablage und betrachtete die schwarze Kleidung. Ich dachte nicht einmal daran sie anzuziehen, also trat ich zur Tür und klopfte dagegen, als Zeichen, dass ich fertig war und, dass sie die Tür öffnen sollten. Ich hörte das Schloss klicken und sie wurde geöffnet.
Der Sturmtruppler, der sie geöffnet hatte sah an mir herunter, dann wieder in mein Gesicht.
„Die Kleidung anziehen!", befahl er, doch ich wollte nicht, also verschränkte ich meine Arme und machte keine Anstalten ihm zu gehorchen.
„Oder wir müssen wohl dabei helfen." Ich konnte mir sein grinsen unter dem Helm nur zu gut vorstellen und haderte mit mir.
So, wie es aussah, würde ich nicht darum herum kommen die Kleidung anzuziehen, also entschied ich mich für die angenehmere Variante. Ich warf ihm noch einen finsteren Blick zu und knurrte bedrohlich, als er einen Schritt vorwärts mache.
„Ich kann das allein!", fauchte ich ihn an und reckte das Kinn in die Höhe. Ich würde unter keinen Umständen zulassen, dass mich einer von ihnen anfassen oder überhaupt nackt sehen würde!
Der Sturmtruppler nickte und stellte sich wieder an die Tür. Sie wurde geschlossen und ich nahm die Kleidung in die Hand. Widerwillig zog ich mich um und sobald ich umgezogen war stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mich.
Die Kleidung bestand aus einer einfachen Hose und einem Oberteil, das an einem Ärmel einen weißen Streifen entlang hatte, der nur durch das Zeichen der ersten Ordnung an meiner Schulter unterbrochen wurde. Mit einem Seufzen sah ich an mir herab.
Hux hatte mir nicht nur meinen Schmuck genommen, sondern auch meine Kleidung.
Er hatte Recht behalten. Er nahm mir alles Persönliche.
Und es machte mir auch zu schaffen, denn mein Schmuck hatte für mich, abgesehen von den versteckten Waffen, eine wichtige Bedeutung. Und die Tatsache, dass ich nun Gefangenenuniform bekam, besagte doch nur, dass ich wohl länger hierbleiben müsste, zudem war es schwieriger sich in der Kleidung einigermaßen unauffällig aus dem Staub zu machen.
Missmutig betrachtete ich auch mein Gesicht, dass von den Schlägen ziemlich übel zugerichtet war.
Meine Lippe war aufgesprungen, an meiner Schläfe und Stirn klebte noch etwas getrocknetes Blut. Meine Nase sah auch nicht gerade schöner aus. An meiner Wange prangte ein großer, lilaner Fleck und an meinem Auge prangte ein großes, unschönes Veilchen.
Mein Anblick passte nur noch mehr zu meiner Kleidung und ich bekam auch selbst zu spüren, dass ich eine Gefangene war.
Und das gefiel mir überhaupt nicht!Zurück in der Zelle setzte ich mich auf meine Liege und schloss die Augen.
Ich würde hier noch ausbrechen und dann würde ich mir meinen Schmuck wiederholen.
Das schwor ich mir!Die nächsten Tage wurden ziemlich anstrengende für mich.
Kylo Ren kam zwar nicht vorbei, um mich zu verhören, doch General Hux beehrte mich leider viel zu oft mit seiner Anwesenheit.
Mindestens zweimal am Tag kam er vorbei und verhörte mich. Jedes Mal ohne Schläge, weswegen er auch nichts erfuhr, doch er nervte mich sehr und provozierte gerne, indem er mich auf meine Schmuckstücke ansprach.
Zumindest vermutete ich, dass er zweimal am Tag vorbeikam, denn ich konnte ich mehr richtig feststellen, welche Tageszeit war. Rund um die Uhr war meine Zelle beleuchtet und es gab nie schwächeres Licht, woraus ich hätte schließen können, dass es nun Nacht wurde.
Zwar hatte ich versucht mich an den Zeiten, an denen das Essen gebracht wurde oder ich zum Badezimmer gebracht wurde, zu orientieren, doch es funktionierte nicht. Ich zählte die Zeit dazwischen und versuchte ein Muster zu erkennen.
Mein Verstand war durch die Jahre so gestrickt, dass ich es aushielt gefangen zu sein, doch ich brauchte etwas, an dem ich mich orientiere konnte.
Eine Uhrzeit, kleine Dinge, die mir auffielen oder auch nur eine gewisse Regelmäßigkeiten. Und das alles fehlte mir, denn ich konnte nicht ausmachen, wie viel Uhr es war. Niemand wollte es mir sagen, was vermutlich ein Befehl von General Hux war...
So hatte es am ersten Tag angefangen.
Als ich mich hinlegen wollte, wurde ich geweckt und zu einem Verhör gebracht. Niemand wollte mir sagen, wie spät es war, also wusste ich nicht, ob ich in der Nacht geweckt wurde oder nicht. Den Gang, den ich immer entlanggeführt wurde, wenn es zum Badezimmer ging, betrat kaum jemand, also konnte mir das auch kein Aufschluss geben, ob es nun Nacht war oder nicht, weil so oder so niemand dort war.
Mein Körper war es gewöhnt sowohl tags, als auch nachts zu schlafen, je nachdem, was gerade nötig war. Und das war nicht mein Problem... Mein Problem war, dass ich dringend etwas brauchte, an dem ich mich orientieren konnte, sonst würde ich das Gefühl bekommen langsam verrückt zu werden.
In der Zelle war es immer still und das machte mich noch nervöser. Ich war darauf aus, auf Kleinigkeiten zu achten und die Tageszeit hätte mir etwas geholfen mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Auch, wenn es etwas Nebensächliches war, so brauchte ich diese kleine Nebensache, um mich auf andere Dinge konzentrieren zu können, aber da es nicht da war, spielte mein Verstand verrückt.
Die Kleidung half nicht gerade dabei und die dauerhaften Verhöre mit Hux auch nicht. Er weckte mich immer, verhörte mich dann ewig und verließ dann die Zelle, bis er irgendwann wider kam und mich befragte. Zwischendrin gab es Essen, doch das kam nicht gleichmäßig und war immer das gleiche, weshalb ich das Frühstück nicht von den anderen Mahlzeiten unterscheiden konnte.
Es gab Momente, an denen ich nur die Minuten und Stunden zählte, bis etwas kam. Nach Tagen konnte ich noch immer kein Muster hinter den unterschiedlichen Zeiten erkennen. Alles wurde jeden Tag zu komplett unterschiedlichen Zeiten gebracht.
Mein Zeitgefühl versagte langsam und meine geschärften Sinne wurden schwächer.
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It's You (Kylo Ren ff)
Hayran KurguMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...