✨Kapitel 53

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Meine Kleidung war durchtränkt, als ich wieder auf der anderen Seite auftauchte. Das warme Wasser umfing mich wohlig, doch sobald ich an den Rand kletterte, zerrte der Wind an mir. Ich musste dringend ein Feuer machen, damit meine Kleidung wieder trocknen kann!
Sofort lief ich umher und suchte nach trockenem Holz, das ich an meinem kleinen Lager stapelte. Sobald ich eine Flamme entfacht hatte, legte ich mehr Holz dazu und das Feuer wurde immer größer. So groß, dass ich mich daran setzte konnte und die davon ausgehende Wärme meine Kleidung etwas trocknete.
Noch immer erschüttert von dem Ereignis in der Höhle saß ich da und aß etwas, während ich in die Flammen starrte. Als mir das Holz ausging, ging ich los und suchte noch mehr, was in der Dunkelheit schwer wurde. Das einzige Licht kam von dem Feuer, das in der Entfernung immer kleiner wurde. Mein entfachtes Lichtschwert half mir etwas. Und so kam ich mit neuem Holz beladen wieder zurück.
In dem Moment, als ich mein Lager erreichte, spürte ich ihn nah bei mir, durch die Macht. Die Verbindung fühlte sich so stark an, als würde ich einen stromdurchflossenen Draht berühren. Ich schloss meine Augen und als ich sie wieder öffnete, war er da. Direkt neben mir. Er saß auf dem Baumstamm, auf dem auch ich saß. Fast so, als könnte ich ihn wirklich berühren, seine Hand anfassen, sein Gesicht, seine Haare. Alles wirkte so echt.
Bei seinem Anblick erfüllte mich das Gefühl der Erleichterung. Mit großen Augen starrte er mich einfach nur an und für eine Minute schwiegen wir beide. Doch langsam kamen mir die Tränen. Es war dieses Gefühl, das ich bei ihm bekam, dass ich ihm alles erzählen konnte und nicht stark sein musste.
„Alles in Ordnung?", fragte er deshalb, als er meine Tränen bemerkte.
„Ich habe meine Familie beerdigt." Erstaunt sah er mich an. „Auf Xantor?!"
„Nein." Ich schüttelte den Kopf und wischte mir dabei die Tränen weg. „Ich bin auf meinem alten Heimatplaneten: Elithien." Sein Ausdruck veränderte sich kurz, so als würde er sich an etwas erinnern.
„Ich habe die Steine von unserem alten Haus.", begann ich zu erklären, „Und ich habe die Zeichnung von meiner Mutter mit ihnen begraben, da es schließlich keine Körper mehr gibt." Ich sah auf meine Finger, dich ich nervös knetete. „Jetzt erst, nach all den Jahren, in denen ich nie zurückgekommen bin, bekommen sie ein Grab. Ich habe diesen Ort immer gemieden und dafür die Erinnerungen ertragen müssen." Erneut traten mir Tränen in die Augen. „Jetzt wurden sie anständig bestattet und es sollte mir besser gehen..." Ich musste schlucken.
„Geht es dir dadurch denn besser?", fragte Kylo und sofort sah ich zu ihm. „Nein", hauchte ich unter Tränen, „ich denke nicht. Ich hatte gehofft, dass ich das als Abschied sehen kann, aber der Tod lässt keinen Abschied zu. Er reist ein Loch in dein Leben, in deine Zukunft, und in dein Herz." Verzweifelt schloss ich meine Augen wieder und versuchte die Tränen zurückzudrängen.
„Womöglich kommt das noch. Nur jetzt fühlt es sich noch nicht wie ein Abschied an...", murmelte Kylo. „Du hast dich erst nach Jahren verabschiedet. Es wird bestimmt noch etwas dauern, aber du wirst dich besser fühlen!" Aufmunternd blickte er mich an, doch ich konnte nicht wahrhaben, was er sagte.
„Es liegt bestimmt nicht daran, dass ich so lange gebraucht habe... Ich habe allem den Rücken gewandt! Nachdem ich vom Widerstand aufgenommen wurde, bin ich auch von dort geflohen und nicht zurückgekehrt. Und jetzt erhoffe ich mir einen Abschied. Einen Abschied als eine andere Person, eine Person, die ihre Familie verleugnet, die Erinnerungen verdrängt und Menschen getötet hat! Wäre ich noch das Mädchen von damals, würde ich meinen Abschied bekommen..." Verwirrt legte Kylo den Kopf schief und runzelte dabei die Stirn.
„Das Mädchen von damals?!", fragte er. Mit einem Seufzen begann ich zu erklären: „Bevor ich auch vom Widerstand abgehauen bin. Als ich noch nicht auf einem Planeten zu einer gefährlichen Frau wurde."
„Aber bist du dir denn sicher, dass du nun jemand ganz anderes bist?" Ich nickte langsam. „Sie sagten mir dort immer, dass es kein Ort für kleine Mädchen sei. Ob es nun eine Drohung war oder ein gut gemeinter Rat..." Mein Blick schweifte in die Ferne, als ich das erzählte. „Aber ich bin nicht gegangen, auch wenn das alle erwartet haben. Ich habe mich geändert und das kleine Mädchen existierte nicht mehr in einer Welt, in der es die es nicht gehörte. Ich habe mich angepasst, denn Anpassung ist der Schlüssel zum Überleben. Und wie man sieht habe ich überlebt." Von Kylo kam ein leiser Laut, der mich veranlasste aufzusehen.
„Auch, wenn ich das Gefühl habe, dass du besser gegangen wärst. Denn ein Teil dieses kleinen Mädchens hat diese Welt erlebt, wie es das nicht sollte. Doch nun ist es zu spät." Mit großen Augen sah ich ihn an. „Wir bleiben immer wir selbst, wir glauben nur uns verändert zu haben." Er sah mich so an, als wüsste er genau, wovon er sprach.
„Und dennoch ist mir alles hier fremd! Dieser Ort, selbst das, was früher für mich ein Zuhause war, ist mir nun komplett fremd! Und selbst hier zu sein lässt mich nicht besser fühlen, denn ich bin nur verwirrt. Ich war in einer Höhle...", begann ich und sofort wurde sein Blick neugierig. Ich erzählte ihm davon und auch, dass ich mir ziemlich sicher war, dass es ein Ort der dunklen Seite war.
„Ich dachte ich würde hier Antworten finden... Ich habe mich geirrt.", meinte ich nüchtern. Kylo hörte die ganze Zeit aufmerksam zu. Ich seufzte tief.
„Ich habe mich noch nie so allein gefühlt."
„Du bist nicht allein." Kylos Stimme klang so unglaublich ruhig. Seine Augen hatten das sanfte Braun, das mich beinahe schon einnahm.
„Genauso wenig wie du.", hauchte ich, „Es ist noch nicht zu spät." Und mit den Worten streckte ich meine Hand ganz langsam aus. Dabei nahm ich den Blick nicht von ihm. Ich konnte in seinem Blick erkennen, dass er kurz zögerte, doch dann zog er seinen Handschuh aus und streckte ebenfalls vorsichtig die Hand aus. Ganz langsam näherten sich unsere Hände und ich merkte, wie mein Herz immer schneller schlug. Ich spürte die Wärme, die von seinen Fingern ausging, als wir uns fast berührten. Diese simple Geste beinhaltete so viel mehr. Ein fast hoffnungsvoller Ausdruck trat in meine Augen, der seinen spiegelte.
Unsere Hände berührten sich und sobald sich unsere Finger verschränkten, durchfuhr es mir so als könnte ich tief in die Seele von der Person vor mir sehen. Auch Kylo riss seine Augen leicht auf und er öffnete den Mund ganz leicht. Dabei starrten wir uns gegenseitig in die Augen, ohne zu blinzeln, denn erneut hatte ich das Gefühl, dass ich in den unendlichen Tiefen seiner Augen gefangen war und sie mich einnahmen.
Doch schon im nächsten Moment knallte es laut und einige Meter von mir entfernt leuchtete etwas Helles auf. Ein Blitz!
Erschrocken zuckte ich zusammen und wandte nur deshalb den Blick von Kylo ab. Als ich mich ihm wieder zudrehte, war er weg. Seine Abwesenheit wog schwer und mir entwich eine Träne. Mit großen Augen starrte ich an den Platz, an dem er eben noch gesessen hatte. Es kam mir so unwirklich vor, dass er nicht wirklich hier gewesen war. Ich hatte ihn schließlich spüren können!
Langsam wandte ich meinen Blick wieder zum Feuer. Ich musste erst verstehen, was ich gerade gesehen hatte. In dem Moment, als sich unsere Hände ineinander verschränkt hatten, hatte ich etwas gesehen. So wie damals mit den Visionen!
Es begann zu regnen, nur leicht, weshalb mein Feuer noch brennen konnte und nur gelegentlich zischte, aber es würde sich nicht mehr lange halten, da war ich mir sicher. Ich kramte aus meinem Beutel einen Mantel hervor, dessen Kapuze ich aufzog, um nicht wieder nass zu werden. Als ich jedoch Schritte hörte, die immer näherkamen, sah ich verwirrt auf. Eine Gestalt kam zu mir, als sie nähertrat, fiel auch der Schein des Feuers auf das Gesicht der Person und ich konnte sehen, wer es war.
„Darf ich mich zu dir setzen?", fragte Kenobi freundlich. Mit großen Augen starrte ich ihn an, bis er auf den leeren Platz neben mir zeigte, an dem eben noch Kylo gesessen hatte. Schnell nickte ich und er setzte sich. Er starrte ins Feuer, das seine eine Gesichtshälfte erhellte. Erst nach einigen Sekunden, in denen ich ihn nur neugierig angestarrt hatte, wandte er sich mir zu.
„Es tut mir leid, dass ich das letzte Mal so schnell verschwunden bin, aber ich habe dir für den Moment genug erzählt."
Ich zog lediglich eine Augenbraue nach oben. „Genug erzählt, ja, aber genug erklärt? Nein."
„Deshalb bin ich jetzt hier." Sofort hatte er meine volle Aufmerksamkeit. Selbst der Regen, der auf mich niederfiel war nicht mehr von Bedeutung. Mit großen Augen starrte ich ihn an, in Erwartung, dass er mir endlich antworten würde.
„Du erinnerst dich noch an die Geschichte, die ich erzählt habe?"
„Die von dem Jungen und dem Kometen? Ja, aber ich versteh nicht, wieso du mir das erzählt hast." Er lächelte leicht. „Dann wird es höchste Zeit, dass ich es dir erkläre." Ich setzte mich aufrecht hin und wandte mich ihm komplett zu. Ich war bereit.
„Dieser Junge, von dem ich erzählt habe, den gibt es wirklich und auch sonst alles, was ich erzählt habe stimmt. Nur der Komet ist kein wirklicher Komet gewesen." Meine anfängliche Freude darüber nun endlich Antworten zu bekommen, trübte sich etwas, da er noch immer nicht direkt antwortete. Dennoch sollte ich mich überhaupt freuen, dass es Antworten geben würde.
„Der Komet ist nur ein Symbol gewesen. Der junge Ben Solo hat dich, seinen Kometen, damals beim Widerstand gesehen. Damals kämpfte er bereits mit sich und Snoke, aber er sah voraus und versteckte einen Teil von sich, damit Snoke ihn nie bekommen würde. Diesen Teil seiner guten Seite versteckte er mehr unterbewusst und dennoch war sein Wille so stark, dass dieses kleine Mädchen mit den leuchtend goldenen Augen ab diesem Moment mit ihm verbunden war." Mir blieb der Mund offenstehen, als er es erzählte. Hieß das etwa, dass ich einen Teil von Bens guter Seite in mir trug?
„Aber... Wie ist das möglich?!" Erneut lächelte Kenobi. „Durch die Macht." Ich konnte alles noch nicht ganz begreifen.
„Wieso ich?!"
„Die Wege der Macht sind unergründlich." Erneut schwieg Kenobi, als würde er mir genug Zeit geben wollen, damit ich alles verstand, doch ich konnte alles nicht so wirklich wahrhaben. „Du bist damals vom Widerstand geflohen, weil du gespürt hast, dass Snoke auch nach dir sucht. Deshalb kamst du zu dem entlegensten Planeten, auf dem wir uns kennenlernten." Ich sah ihn wieder an.
„Wieso warst du da? Warum hat die Macht die so lange bei mir blieben lassen?!"
„Die Macht wollte ein Auge auf dich haben, deshalb habe ich dich auch damals von der Ersten Ordnung gerettet. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gehofft, dass dir dieser Kampf erspart bleibt, aber die Macht ist stärker als der Wille eines einzelnen Mannes." Er sah ins Feuer, als würde er über etwas nachdenken. Hieß das denn etwa, dass er mich von allem fernhalten wollte?!
„Es war dir schon immer bestimmt Großes zu vollbringen. Deshalb habe ich auch eine Aufgabe für dich." Neugierig blickte ich ihn an. „Snoke ist eine mächtige Bedrohung.", begann er, was mich verwirrte. Wenn sogar die Macht ihn als eine Bedrohung ansah, war er wirklich gefährlich! „Er kennt deine Stärke." Meine Stärke?! „Und er fürchtet sie." Als wäre ich stark genug, um Snoke zu besiegen... „Deine Verbindung mit Ben Solo bedroht ihn in einer Weise, die er nicht versteht. Du bist der letzte Teil von Ben Solo, den er braucht, um seine Macht zu stärken und Kylo Ren ganz entstehen zu lassen! Doch dadurch bist du auch für ihn gefährlich." Wenn ich so gefährlich für ihn war, wieso sollte ich mich immer von ihm fernhalten?! „Das hatte er schon damals gewusst, bevor du überhaupt beim Widerstand warst. Und deshalb schickte er seine Truppen zu deinem Dorf und ließ alle töten, besonders die weiblichen Kinder."
Dieser Neuigkeit ließ mich geschockt die Augen aufreißen. Mein ganzes Dorf wurde wegen mir ausgelöscht?! Alle waren sie wegen mir gestorben?! Weil Snoke mich töten wollte, hat er alle getötet, nur mich nicht. Ich ließ den Kopf sinken und starrte fassungslos auf meine Hände.
„Aber er ist gescheitert und du hast bis jetzt alles überlebt. Deshalb musst du zu ihm und ihn jetzt vernichten, bevor es zu spät ist!" Ich sollte mich Snoke stellen?! Jetzt, obwohl ich ihm nicht ebenbürtig war?!
„Aber was soll ich tun?!", fragte ich und sah auf, während mir eine Träne aus dem Auge lief.
„Du wirst wissen, was du tun musst." Er streckte seine Hand aus und legte sie an meine Brust, direkt dort, wo sich mein Herz befand. „Hier drin." Mit einem vielsagenden Ausdruck blickte er mich an.
„Ich werde doch nicht allein gegen ihn ankommen! Das werde ich nicht schaffen!"
„Du wirst nicht allein sein. Gemeinsam mit Ben bist du stark genug." Er schenkte mir ein Lächeln, doch ich schüttelte nur verzweifelt den Kopf.
„Nein, ich kann das nicht! Ich bin noch nicht so weit!" Mit einem verständnisvollen Ausdruck nickte er. „Natürlich nicht. Niemand wird es je sein." Er machte Anstalten aufzustehen, aber ich ergriff verzweifelt seine Hand, um ihn daran zu hindern. Er konnte mich nicht wieder allein lassen. Vorsichtig, aber doch bestimmt entwand er sich meinem Griff und ich ließ es zu, in dem Wissen, dass ich ihn durch nichts aufhalten könnte.
„Kleine, ich weiß, dass du das richtige tun wirst!" Er legte mir seine Hand an die Wange und ich schloss reflexartig meine Augen. „Ich habe Vertrauen in dich. Und nicht nur ich!" Er nahm seine Hand wieder weg und als ich meine Augen öffnete war er wieder verschwunden.
Langsam merkte ich auch, dass der Regen stärker wurde und mein Feuer auch kein Holz mehr hatte.
Ich wusste genau, was ich zu tun hatte und egal, wie sehr ich mich fürchtete, die Macht hatte mir einen Auftrag gegeben, Kenobi hatte mir einen Auftrag gegeben, den ich erfüllen musste. Ein letztes Mal kniete ich vor den drei Grabsteinen nieder.
„Es tut mir leid, dass ihr wegen mir gestorben seid!", flüsterte ich, wobei mir Tränen die Wange entlangliefen. „Ich werde tun, was ich tun muss, damit all das hier nicht umsonst war!" Ich platzierte meine Hand auf der Stelle, an der ich die kleine Box mit dem Bild vergraben hatte und schloss meine Augen. „Wir werden uns wiedersehen!", hauchte ich und richtete mich langsam wieder auf. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und schulterte meinen Beutel. Nachdem ich den nun nassen und dadurch rutschigen Weg wieder nach oben gegangen war, warf ich einen letzten Blick ins Dunkle nach unten, wo man wage die Steine erkennen konnte. Das Feuer war bereits ausgebrannt. Mit einem letzten Seufzen machte ich mich auf den Weg zum Schiff.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt