✨Kapitel 18

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Am nächsten Morgen wachte ich auf, da jemand gegen die Tür klopfte. Oder eher bollerte. „Aufstehen! Wir haben nicht ewig Zeit!", hörte ich jemanden genervt rufen und schon war ich wach. In weniger, als einer Minute hatte ich mich angezogen und rannte zur Tür. Ich öffnete sie und dort wartete ein Sturmtruppler ungeduldig.
„Entschuldigung...", murmelte ich nur und er nickte bloß. Wortlos übergab er mir ein Tablett mit etwas zu Essen und zu trinken. Schnell aß ich im Gehen mein Frühstück und trank etwas. Dankbar gab ich es ihm zurück und versuchte mit meinen etwas verknoteten Haaren einen ordentlichen Zopf hinzubekommen. Da ich etwas später dran war, musste ich schneller gehen und das erschwerte mir alles ein bisschen.
„Wow, deine Frisur sieht etwas... zerzaust aus..." Mit diesen Worten begrüßte mich Kylo, als ich eintrat.
„Weißt du, ich habe heute schon etwas trainiert...", murmelte ich sarkastisch und nahm mein Lichtschwert entgegen. Er warf mir einen kurzen misstrauischen Blick zu und seufzte schließlich. „Wir machen heute weiter mit dem Reaktionstraining.", erklärte er und zeigte zu den Kisten. „Und was soll ich machen?"
„Du musst auch die Balance halten können... Und dafür habe ich eine wunderbare Wippe gemacht." Stolz zeigte er auf etwas, das aus einer Rolle und einem Kistendeckel darüber bestand.
„Und darauf soll ich das Gleichgewicht halten?", fragte ich nochmal nach und sah ihn unsicher an. Er bestätigte das mit einem Nicken und schob mich darauf zu. „Stell dich darauf und versuch einfach dein Gleichgewicht zu halten!" Ich tat, was er wollte und stieg drauf, doch sobald ich versuchte das Gleichgewicht zu halten, zeigte sich, dass die Aufgabe schwerer war, als gedacht. Aber es war nichts, was ich nicht schaffen konnte. Da ich als Kopfgeldjägerin und Meisterdiebin oft waghalsige Kletteraktionen machen musste, konnte ich mich darauf halten und hatte nach kürzester Zeit den Rhythmus raus, wie ich stehen konnte, ohne zu wackeln.
„Siehst du, ich kann das!", meinte ich stolz und sah ihn grinsend an. Er stand mit den Armen hinter dem Rücken da und nickte, während er mich betrachtete.
„Gestalten wir es etwas...aufregender..." Und mit diesen Worten holte er seine Hand hervor und warf etwas auf mich. Erschrocken zuckte ich zusammen und verlor das Gleichgewicht. Sobald mich der Gegenstand traf, fiel ich runter und knallte gegen eine Kiste. Sofort kam Kylo zu mir gerannt und sah mich mit aufgerissenen Augen an.
„Alles in Ordnung?", fragte er, wobei er mir seine Hand hinhielt, um mir aufzuhelfen.
„Was sollte das?!", fragte ich verwirrt und sah neben mich, wo ein Apfel lag. Langsam drehte ich den Kopf und sah ihn wieder an.
„Ein Apfel?! Warum bewirfst du mich mit einem Apfel?!" Zur Verdeutlichung hob ich besagten Gegenstand hoch und hielt ihn ihm unter die Nase.
„Hast du etwas gegen Äpfel?" Seine Augen waren feixend und er neigte den Kopf etwas.
„Nur, wenn sie auf mich geworfen werden!" Mühsam rappelte ich mich wieder auf und schlug seine Hand weg. So nett diese Geste auch war, ich war etwas wütender, als er annahm. „Nochmal: Warum bewirfst du mich mit einem Apfel?" Diesmal nahm er ihn mir aus der Hand. „Äpfel sind gesund." Und schon biss er in den scheinbar saftigen Apfel hinein.
„Aber doch nicht, wenn man sie auf Menschen wirft! Ich glaube du solltest mal dein Allgemeinwissen etwas aufbessern: Äpfel werden für gewöhnlich nicht geworfen, bevor man sie isst... Das macht sie nicht gerade gesünder!" Schmatzend nickte er und verdrehte die Augen. „Wenn du das sagst..." Er zeigte mit dem Apfel in der Hand wieder auf die Wippe, als Zeichen, dass ich mich wieder daraufstellen sollte, was ich auch tat, doch davor schnaubte ich nochmal verächtlich.
„Also: Es ist eine einfache Sache, wenn du dein Gleichgewicht halten kannst, wenn du nichts machen musst, aber, wenn du dabei noch Dinge auffangen musst, dann wird das etwas schwieriger, was mein Ziel ist." Er erklärte mir, was nun weiter der Plan war, wobei er um mich herumlief. „Ich werde dich mit Äpfeln bewerfen, die du fangen musst. Natürlich, während du dein Gleichgewicht hältst." Natürlich, was denn sonst...
Ich fragte mich langsam, wie er auf diese Ideen immer kam...
„Könntest du wenigstens die Kisten etwas wegräumen, damit ich nicht immer so unbequem lande, wenn ich falle?", bat ich, doch er dachte nach. „Wo bliebt denn da der Anreiz nicht runterzufallen?" War das jetzt wirklich sein Ernst?! Ein herausforderndes Grinsen erschien in seinem Gesicht, als er sich hinsetzte.
„Glaub mir, der Boden ist auch nicht gerade... gepolstert..." Mit einem Seufzen begann Kylo mit der Macht einige Kisten aus dem Weg zu schieben. Ich selbst versuchte es bei einer und es klappte. Zufrieden machte ich mich bereit und sah Kylo aufmerksam an, der neben sich eine Kiste öffnete, die mit Äpfeln gefüllt war.
„Hast du die Küche ausgeraubt?" Er schüttelte den Kopf und holte zwei hervor. „Nein. Du solltest besser aufhören so viele Fragen zu stellen.", antwortete er und warf den ersten Apfel, der gut flog, weshalb ich ihn leicht fangen konnte, ohne groß das Gleichgewicht zu verlieren.
„Sonst was?", feixte ich und schon kam der zweite Apfel geflogen. Doch bei ihm war es nicht so einfach, weshalb ich ein wenig mit dem Gleichgewicht kämpfen musste. Ein dritter kam weit unten geflogen, wodurch ich mein Gleichgewicht noch mehr verlor, doch als der vierte angeflogen kam, geriet ich endgültig ins Schwanken und fiel runter, die Äpfel mir hinterher. Ein Schadenfrohes Lachen war zu hören, besonders, als die letzten Äpfel zu Boden fielen und mich dabei trafen.
„Ich glaube die Botschaft ist klar, oder?", fragte Kylo, der sich nicht einmal die Mühe machte aufzustehen, sondern einfach den Apfel weiter aß. Mit einem Stöhnen richtete ich mich wieder auf und sammelte die Äpfel auf, die ich sofort nach ihm warf. Erstaunlich schnell fing er sie auf und legte sie zurück in die Box. Seine Reflexe waren wirklich gut. Und das musste schon was heißen, denn meine waren durch meine Aufträge auch besser als die der Meisten.
„Nochmal!"
Nach etlichen Stürzen hatte ich es geschafft die Äpfel zu fangen, auch wenn einige sehr hoch oder tief geworfen wurden, aber ab dem fünften Apfel, den ich auffangen sollte, wurde es schwer zu fangen, da ich keine Hand mehr frei hatte und die restlichen vier noch davor bewahren musste runterzufallen. Da stand er schließlich auf und stellte eine leere Kiste neben mich, in die ich die gefangenen Äpfel legen sollte, damit ich die Hände frei hatte.
Doch Kylo musste keine Pause machen, die ich oft brauchte, um die Gefangenen in die Kiste zu werfen, weshalb er wie bei einem Kugelhagel die Äpfel auf mich warf, welche ich fangen musste. Je schneller er warf, desto hektischer wurde ich und somit verlor ich mein Gleichgewicht und machte unangenehme Bekanntschaften mit dem Boden. Bei der ganzen Sache hatte Kylo seinen Spaß und ich wusste ganz genau, dass ich am nächsten Tag eine Menge an blauen Flecken haben würde, sowohl vom Boden, als auch von den Äpfeln, die er nicht gerade sanft nach mir warf.
Nach einiger Zeit konnte ich es immer besser und auch Kylo merkte meine Verbesserungen und hörte schließlich auf.
„Zeit es etwas interessanter zu gestalten!", meinte er und zückte grinsend das schwarze Tuch vom Tag davor.
„Natürlich, was denn sonst. Wieso sollte ich auch nicht mit verbundenen Augen auf einer Wippe stehen, Äpfel fangen und versuche mein Gleichgewichtig zu halten?", brummte ich verdutzt und leicht ungläubig, was ihn nur noch mehr Grinsen ließ, als er mir die Augen verband.
„Sieh es positiv, wenn du damit fertig bist, dann kannst du eine Pause machen." Mit einem letzten Seufzen meinerseits ließ er meine Hand los, die er gehalten hatte damit ich auf die wippe kam, ohne schon gleich am Anfang runterzufallen, weil ich nichts sah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es auch endlich geschafft blind ein paar Äpfel zu fangen, doch es hatte mehr Stürze gegeben, als davor, was kaum verwunderlich war.
Sobald ich immer schneller die Äpfel fangen konnte und fast so gut war, wie ohne die Augenbinde, wurden keine Äpfel mehr geworfen. Doch in Erwartung, dass noch etwas kam, stand ich bereit da, bis ich ein Klatschen hörte.
„Bravo!", rief Kylo und ich hörte an seinen Schritten, dass er auf mich zukam, weshalb ich die Augenbinde abnahm.
„Ich glaube jetzt hast du dir deine Pause wirklich verdient!"
In der Pause aßen wir die Äpfel, die wirklich gut schmeckten.
„Die schmecken gut, oder?", fragte Kylo schmatzend, der bereits zwei verputzt hatte. Da ich damit beschäftigt war meinen ebenfalls zu verschlingen, nickte ich nur mit vollem Mund.
„Sag mal, was genau ist denn das Ziel von dem vielen balancieren und mit Essen beworfen werden Ding?", erkundigte ich mich, während ich dabei war mir noch einen Apfel zu nehmen.
„Ich trainiere deine Reflexe. In einem Kampf wirst du nicht alles sehen können, aber, wenn du schnell genug bist, wirst du alle Schüsse rechtzeitig bemerken und abwehren können." Herzhaft biss ich in den Apfel und sah ihn fragend an.
„Aber wieso muss ich dann meine Augen verbinden? Und wieso musst du mich ausgerechnet mit Äpfeln bewerfen?!"
„Ganz einfach: Weil du auch im Kampf nicht alles sehen kannst und vielleicht sogar im schlimmsten Fall eine eingeschränkte Sicht, bis gar keine haben kannst. Ich trainiere hier alles, dann kannst du dich im Ernstfall nicht bei mir beschweren... Und zu den Äpfeln: Soll ich etwa das nächste Mal Birnen benutzen?" erstaunt riss ich den Kopf hoch und zog somit den Apfel aus meiner eigenen Hand, da ich gerade abbeißen wollte. Wie ein Schwein mit einem Apfel im Mund sah ich ihn an und versuchte etwas zu sagen, doch es kam nichts sinnvoll Verständliches heraus.
Kylo verzog verwirrt das Gesicht und ich biss grinsend ab und kaute schnell, um wieder normal sprechen zu können.
„Es wird ein nächstes Mal geben?!" Kylo zuckte nur mit den Schultern und trank etwas.
„Naja, je nachdem, wie gut du dich schlägst... Dieses Training werden wir auf jeden Fall öfter machen..." resigniert seufzte ich, denn es klang nicht gerade verlockend noch öfter auf der Wippe zu stehen, ohne Sicht und dabei mit Äpfeln beworfen zu werden.
„Was machen wir denn jetzt nach der Pause?", erkundigte ich mich, um schnell abzulenken.
„Da mischen wir die Aufgaben von gestern und heute. Vertrau mir, es wird spaßig!"
Für ihn vielleicht, doch für mich bedeutete es noch mehr Zeit auf der Wippe. Und es kam so, wie ich es gedacht hatte, denn erneut musste ich versuchen das Gleichgewicht zu halten, doch diesmal beschoss mich wieder der kleine Ball und ich musste die Schüsse abwehren. Zwar war ich sehr gut darin die Schüsse abzuwehren, doch das war auf dem Boden, der nicht wackelte. Dies hatte zur Folge, dass ich öfter auf dem Boden landete, als mir lieb war.
Und um das noch zu verbessern bekam ich erneut die Augenbinde und musste die Schüsse so abwehren. Als wäre es nicht schon schlimm genug ohne...
Nach wirklich langer Zeit konnte ich mit verbundenen Augen das Gleichgewicht halten und die Schüsse abwehren, die in meinem Bereich waren, in dem ich das Lichtschwert einsetzen konnte. Nur sehr selten kamen welche von hinten und wenn, dann konnte ich mich oft schnell genug umdrehen und rechtzeitig abwehren, doch danach fiel ich jedoch immer zu Boden.
Als Kylo mich stoppte und mir meine Flasche gab, damit ich etwas trinken und verschnaufen konnte, musste ich mich kurz hinsetzen. Der Schweiß tropfte mir förmlich von der Stirn.
„Du kannst kurz verschnaufen... währenddessen kann ich dir den weiteren Verlauf für heute erklären..." Ich war dankbar dafür, dass Kylo mir diese Pause gab und gab dazu keinen Kommentar ab.
„Du bist sehr gut... Dafür, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass du bereits an einem Tag soweit kommst..." Über das Lob freute ich mich und ein schwaches Grinsen erschien.
„Bilde dir ja nichts darauf ein!" Mit einem Grinsen nickte ich und er fuhr fort: „da ich heute wegmuss, wird das Training früher beendet. Du wirst noch eine Runde balancieren müssen, aber dann darfst du den Rest frei haben. Und wenn wir schon dabei sind: Morgen werde ich auch nicht da sein, weshalb du morgen kein Training haben wirst." Neugierig sah ich ihn an.
„Wo gehst du denn hin?"
Kurz wich sein Blick zur Seite, doch er antwortete schnell: „Das betrifft dich nicht, also musst du es nicht wissen!" Augenverdrehend gab ich mich zufrieden, denn es würde nichts bringen mit ihm zu diskutieren, dessen war ich mir mittlerweile bewusst.
Nach der Pause musste ich nochmal auf die Wippe, aber die Runde kam mir wesentlich leichter vor.
„Ja, das liegt daran, dass sie es auch war. Ich wollte dich mit einem Erfolg aufhören lassen!", erklärte er, als ich ihm meine Gedanken mitteilte. Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch und sah ihn ungläubig an.
„Das ist aber sehr großzügig von dir." Er nickte, als wäre er sich dessen bewusst und lächelte leicht, während er mich mit gespielter Ernsthaftigkeit ansah. „Du merkst, ich bin in Wahrheit ein sehr netter Kerl."
„Ja genau, harte Schale, weicher Kern." Er sah mich nachdenklich an, weshalb ich ihm freundschaftlich gegen den Arm boxte.
„So weich jetzt auch nicht...", meinte er und stand auf. Bevor er die Kiste mit den Äpfeln schloss, schnappte ich mir schnell zwei heraus und huschte zur Tür. Mit einem einfachen Kopfschütteln ignorierte er es und verließ mit mir die Halle.
Auf dem Weg sprachen wir noch ein wenig über meine Technik und wie ich sie verbessern könnte, wenn er wieder da wäre und das Training wieder aufnehmen würde.
Vor meinem Zimmer verabschiedete er sich von mir und ich ging hinein. Erneut verschoss ich die Tür von innen, was mittlerweile zur Gewohnheit wurde, wenn ich das Zimmer betrat und stellte die Äpfel auf meinen Tisch. Da ich nun durch das früher beendete Training mehr Zeit hatte, wollte ich mich ausgiebig duschen und betrat das Badezimmer. Vor der Dusche zog ich mich aus und stellte mich in die Kabine, die mit einer Glaswand von dem Rest getrennt war. Auf einer Ablage an der Wand standen zwei Behälter, die ich eingehend betrachtete und öffnete. Der Inhalt roch sehr neutral, doch es machte mir nichts aus, weshalb ich sie wieder zurückstellte und das Wasser aufdrehte. Es war angenehm warm und entspannte mich.
Der Vorteil daran, dass ich bei der ersten Ordnung war, war der, dass ich dort wirklich schön duschen konnte, ohne, dass ich darauf achten musste, wie viel Wasser in meinen Behältern war.
Zum Abschluss duschte ich mich manchmal eiskalt ab und stieg dann erfrischt aus der Kabine. Mit einem schnellen Handgriff zog ich das schwarze Handtuch von der Halterung an der Wand gegenüber von der Dusche und schlang es um mich herum.
Der Stoff fühlte sich weich auf meiner Haut an und verstärkte nur noch mehr den Wohlfühleffekt.
Mit einem Lächeln tapste ich zurück in mein Zimmer und suchte mir neue Kleidung heraus. Ich trocknete mich ab und schlüpfte in ein einfaches, lockeres Hemd und eine bequeme, kurze Hose. Das Handtuch brachte ich wieder in das Badezimmer, wo ich es zum Trocknen aufhängte und meine nassen Haare bürstete. Als ich damit fertig war, lief ich zurück in mein Zimmer und setzte mich in mein Bett. Ich hatte sehr viel Zeit für das Duschen gebraucht, weshalb es mittlerweile etwas später war, dennoch früher, als sonst, wenn ich vom Training kam...
Müde beschloss ich mich einfach hinzulegen und wollte ein wenig schlafen. Ich kuschelte mich in die Decke und wurde schon vom Schlaf überrollt.

Am nächsten Tag wurde ich von niemandem geweckt, der gegen die Tür klopfte, weshalb ich ausschlafen konnte, was ich auch ausnutze.
Erst, als ich nicht mehr einschlafen konnte und schon eine Weile im Bett gelegen hatte, entschied ich mich langsam, mich anzuziehen. Als es an der Tür klopfte lief ich verwirrt hin und öffnete sie, wobei sie auch von außen geöffnet wurde. Ein Sturmtruppler stand davor mit einem Tablett in der Hand und streckte es mir hin. Schnell nahm ich es ihm ab und bedankte mich noch, bevor er die Tür wieder schloss. Auf dem Tablett befand sich mein Mittagessen.
Grinsend stellte ich fest, dass ich ewig geschlafen hatte.
Mit dem Tablett setze ich mich auf das Bett und aß die Brote darauf hungrig auf. Da ich sonst nichts zu tun hatte, setzte ich mich auf meine Fensterbank hinter dem Vorhang und starrte in die Weiten des Weltraums. Während ich dort saß hatte ich genug Zeit, um nachzudenken. Über alles.
Die Sache mit Hux hatte ich zum Glück wieder erfolgreich verdrängt und musste wenigstens nicht daran denken.
Doch es gab genug Dinge, über die ich mir Gedanken machen konnte.
Den Widerstand, mein alter Planet, Kylo.
Obwohl ich nur geplant hatte ein paar Tage wegzusein, so hatte ich doch schon über einen Monat auf diesem Schiff verbracht.
Irgendwie zweifelte ich langsam daran, dass der Widerstand mich suchen würde und doch wollte ich es mir nicht eingestehen. Doch das merkwürdigste war, dass ich tief in mir nicht bedauerte hier zu sein. Es klang paradox und genau das war es auch. Das Training mit Kylo gab mir merkwürdigerweise das Gefühl, dass ich am richtigen Ort war. Damit meinte ich nicht das Schiff oder einfach die erste Ordnung, sondern etwas anderes, was ich nicht zuteilen konnte. Es war eher so, als würde das Training das sein, was ich brauchte. Auf meinem Planeten bestahl ich Menschen und arbeitete in meiner Werkstatt. Für den Widerstand war es momentan nicht anders, doch hier, bei Kylo wurde ich trainiert.
In meinem Kopf fand ich auch keine Erklärung dafür, weshalb ich beschloss mich abzulenken, da ich von dem vielen Nachdenken nur Kopfschmerzen bekam. Während ich mich im Raum umsah und überlegte, was ich in meiner freien Zeit tun könnte, entschied ich mich dazu ein wenig zu trainieren.
Da ich nicht viele Möglichkeiten im Zimmer hatte, mit denen ich üben konnte und Kylo immer noch nach jedem Training mein Lichtschwert einsammelte, musste ich mich mit den Dingen im Zimmer begnügen.
Mir fielen die Äpfel, die ich vom Vortag mitgenommen hatte und die immer noch auf meinem Tisch lagen auf. Kurzerhand entschloss ich mich dazu ein wenig mit ihnen zu üben.
Aufrecht setzte ich mich auf mein Bett und streckte die Hand danach aus. So versuchte ich den Apfel zu mir zu holen, was nach mehreren Versuchen super klappte. Je besser ich es konnte, desto schwieriger machte ich es für mich, indem ich ausprobierte beide Gleichzeitigkeit zu holen, beim Vorbeigehen oder im Liegen einen und danach beide, zu holen.
Je länger ich es übte, desto besser wurde ich. Und so verging die Zeit, wobei ich erfolgreich meine Grübeleien verdrängte und mich auf meine kleinen Übungen konzentrierte.
Immer kreativer und ausgefallener wurden meine Übungen, was sogar damit endete, dass ich versuchte einen Handstand-Überschlag zu machen und dabei den Apfel mit der Macht zu mir zog und ihn auffing. Da mein Zimmer nicht so groß war, bekam ich einige blaue Flecken ab, da ich gegen einige Möbel stieß.
Als ich das Training mit der Macht perfekt beherrschte und mir kaum mehr Möglichkeiten einfielen, wie ich mein Training noch weiter ausbauen könnte, ohne mich selbst zu verletzen, machte ich eine Pause und biss in den Apfel hinein. Sofort breitete sich der süße Geschmack in meinem Mund aus und ich seufzte zufrieden. Diese Äpfel schmeckten genauso gut, wie die von dem Stand auf meinem Planeten.
Im Anschluss zur kurzen Pause und dem kleinen Snack setze ich mich bequem auf den Boden und begann zu meditieren. Ich machte es zwar wirklich selten, besonders, da Kylo es kaum machte, dennoch konnte ich es einfach und hatte bald das Gefühl, dass die Zeit wirklich langsamer verrann.
Erneut sah ich die goldenen Fäden und spürte die Dinge um mich herum. Ich bekam das Gefühl, dass ich mit meiner Umgebung verschmolz und erst, als ich etwas vor mir wahrnahm, ein ganz kurzes Bild, dessen Aussehen mir sofort entfiel, wurde ich aus meiner Trance gerissen. Das einzige, was ich wusste, war das Gefühl, das ich gehabt hatte. Es war so, als hätte ich jemanden vor mir gehabt. Zwar ging von dieser Person keine Gefahr aus, doch es bedeutete nichts Gutes, dass sie dort war.
Erst, als ich verstand, dass ich nur in meiner Trance gewesen war, nahm ich wieder alles um mich herum war, ebenso das Klopfen an der Tür. Langsam schritt ich auf sie zu und öffnete sie. Erneut, wie am Mittag stand dort ein Sturmtruppler mit einem Tablett. Wortlos überreichte er es mir und verschwand wieder. Ich schloss meine Tür und hörte, wie sie sich automatisch von außen verschloss, dennoch drückte ich noch auf den Knopf neben der Tür, der sie von innen ebenfalls verschloss.
Daraus, dass es bereits Abendessen gab, schloss ich, dass ich sehr lange meditiert hatte. Es verwunderte mich kaum, dennoch war ich froh, dass es bereits Essen gab, denn ich war überaus hungrig.
Nach dem Essen zog ich mich um und kuschelte mich ins Bett.
Zwar würde ich nicht oft so freie Tage bekommen, an denen ich so viel schlafen konnte, dennoch wollte ich bereits früher ins Bett, da für mich am nächsten Tag das Training weitergehen würde und ich mehr Schlaf gebrauchen konnte. Sehr schnell fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt