In den nächsten Tagen, die Kylo noch vollgestopft mit Sitzungen hatte, besuchte ich ihn regelmäßig abends. Manchmal, wenn er es schaffte, aßen wir gemeinsam, doch sonst sahen wir uns weniger oft.
Meine Kette trug ich wie jedes Mal, doch die Last wog schwer, dennoch hatte ich es bis jetzt noch nicht über mich gebracht den Schalter zu betätigen. Poe hatte auf de Zettel geschrieben, wenn ich Hilfe brauchte, sollte ich mich melden, aber ich brauchte keine. Zumindest noch nicht.
Und irgendwann gingen Hux wohl die Ideen aus, wie er Kylo noch nerven konnte, denn er musste bald auch keine Berichte mehr schreiben und konnte wieder zum Training kommen. Und nach einiger Zeit war es nun wieder soweit und eine Mission stand vor der Tür. Naja, eigentlich war es Kylo, der vor meiner Tür auftauchte.
„Wir müssen zu einer Mission!" Weil das nun mal der Satz ist, mit dem jeder Mensch am Morgen begrüßt werden will...„Wo geht es hin?", erkundigte ich mich, als Kylo das Schiff startete und wir losflogen.
„Elithien."
Erschrocken riss ich die Augen auf. War das etwa sein Ernst?! Elithien? Mein alter Heimatsplanet. Bestürzt von der Antwort sah ich nach vorne. Die Sterne verschwammen zu einem großen hellen Meer, das uns umgab.
„Was sollen wir denn dort?" Ich versuchte mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen, während ich zu ihm sah. Das letzte Mal war ich dort vor Jahren, bevor die Erste Ordnung mein Leben zerstörte.
„Es gab einen Tipp, dass dort jemand vom Widerstand gesichtet wurde..."
„Ist der Tipp so verlässlich, wie die anderen Informationen?" Er nickte nur. „Sicher, dass es nicht ein veralteter Tipp ist?" Ich hatte noch immer die törichte Hoffnung, dass er sich irrte und wir umdrehen würden. Wirklich wohl fühlte ich mich nicht bei dem Gedanken dort zurückzukehren. Ich hatte den Planeten bewusst gemieden.
„Ja, wieso denn?" Erst jetzt drehte Kylo sich zu mir um. „Warum willst du denn nicht dort hin? Befindet sich der Widerstand denn wirklich dort?" Feixend blickte er zu mir.
„Ich sage es mal ganz ehrlich: Nein." Zumindest nicht, soweit ich wusste. Dir Basis, die die erste Ordnung suchte befand sich immerhin woanders. „Aber ist es nicht lustig, dass du immer noch nicht weißt, wo der Widerstand seine Basis hat?" Ich lächelte überlegen, doch er schüttelte bloß den Kopf. „Genau deswegen lebst du noch. Weil ich es noch herausfinden muss..." Er drehte sich wieder der Steuerung zu. Immer wieder glitten meine Gedanken zu diesem Planeten, doch ich war mir sicher, dass ich, sobald wir da waren, noch genug Zeit hatte, darüber nachzudenken, also wollte ich mich nun ablenken.
„Und wenn schon, nur weil man jemanden vom Widerstand gesehen hat, heißt das nicht, dass man dort immer hinfliegen muss. Das bringt doch nichts. Immer nur auf der Fährte sein, aber eben immer nur einige Schritte zurück...", versuchte ich es wieder.
„Nein, es wurde festgestellt, dass es nicht einfach nur ein Zwischenstopp für Flieger ist, sondern, dass sie dort wirklich eine Station oder so etwas haben. Unser Informant hat uns verlässliche Informationen darüber liefern können."
„Es wundert mich, dass ihr euren Informanten so schnell wieder traut... lernt ihr bei der Ersten Ordnung nicht aus euren Fehlern? Oder bist das nur du?"
„Es ist ein verlässlicher Informant. Genauso verlässlich, wie die Aussage über den Widerstand. Vertrau einfach meinem Urteilsvermögen."
Noch immer unglücklich darüber, dass er sich nicht davon abbringen ließ, saß ich auf dem Stuhl und dachte nach. Ich wusste nicht mal, ob der Widerstand sich wirklich dort aufhielt, aber, wenn es so war, dann musste ich dafür sorgen, dass Kylo ihn nicht entdecken würde...Als wir uns dem Planeten näherten, starrte ich gebannt aus dem Fenster. Vor mir erstreckte sich der Planet, den ich seit Jahren nicht mehr betreten hatte. Der Planet, den ich nie wieder betreten wollte.
Es gab dort blaue Flächen, Meere, und auch genug Land. Im Gegensatz zu den anderen Planeten war dieser nicht nur auf ein Klima eingestellt. Wir flogen auf den grünen Teil zu. Da Kylo meine Hilfe nicht brauchte, schnallte ich mich ab und verließ das Cockpit, als ich bemerkte, wo wir landen würden. Ich brauchte einen Moment für mich.
Da das Shuttle oft zum Transport von Kylo gedacht war, gab es einen extra Raum, in den ich mich setzte. In Gedanken strich ich über die Kette an meinem Hals. Als ich das leichte Ruckeln wahrnahm, danach den Stillstand, wusste ich, dass wir gelandet waren. Seufzend erhob ich mich wieder und holte mir aus dem Schrank meinen Mantel. Damit kehrte ich zurück und wollte nun mit Kylo den Ablauf klären, als ich eine bekannte Stimme aus dem Cockpit hörte. Es war die Stimme aus meiner Vision. Snoke. Vorsichtig lugte ich um die Ecke ins Cockpit und erkannt Kylo, der vor einem Hologramm kniete.
„Der General hat mir bereits berichtet, dass du eine Schülerin hast?" Trotz der kleinen Projektion sah ich genau das schrumpelige Gesicht und den kalten Ausdruck in seinen Augen.
Kylo nickte demütig. „Ja, das stimmt, Meister." Er trug wieder seinen Helm. „Sie ist gut ausgebildet. Ihr werdet von meinem Fortschritt begeistert sein."
„Das beurteile ich selbst! Schließlich hast du sie ohne mein Zutun zu deiner Schülerin ernannt und selbst dann musste ich über sie vom General erfahren." Kylo zuckte leicht zusammen, in dem Wissen, dass Snoke wütend war. „Du, mein Schüler, wirst sie nach dieser Mission zu mir bringen."
Mir lief ein Schauer den Rücken herab, doch die nächsten Worte sorgten dafür, dass ich mir erschrocken die Hand auf den Mund drückte.
„Und dann werde ich entscheiden, ob sie es wert ist von Kylo Ren ausgebildet zu werden oder nur eine Verschwendung deiner Kräfte ist." Ich wusste ganz genau, wie er es meinte.
„Ja, Meister.", murmelte Kylo demütig.
„Und ich hoffe, dass diese Mission ein Erflog wird, mein Schüler!" Die stille Drohung war das einzige, das noch im Raum nachschwang, als die Projektion verschwand. Schnell versteckte ich mich hinter der Wand. Unsicher, ob ich nun zu Kylo gehen sollte, oder nicht, da er noch immer kniete. Ich betrat schließlich den Raum und tat so, als hätte ich nichts mitbekommen.
„Also, sind wir soweit?" Schnell richtete er sich auf und nickte mir zu.
Wir verließen das Schiff und ich konnte mich nun endlich ein wenig umsehen. Wir befanden uns auf einer Lichtung im Wald.
Kylo zog sein Holopad hervor und sah auf das Display.
„Die angegebenen Koordinaten führen uns in diese Richtung." Und schon ging er los.
„Was genau erwarten wir, wenn wir dort ankommen?"
„Ich improvisiere..." Wow, wenn das nicht mal der beste Plan war, dann wusste ich auch nicht weiter.
Wir liefen eine Weile durch den Wald und zum ersten Mal seit wir aus dem Schiff gestiegen waren, fühlte ich mich ruhig. Die Bäume bewegten sich sanft im Wind und der Gesang der Vögel erklang überall. Die Luft war frisch und die Temperaturen frühlingshaft. So, wie die Bäume aussahen war es gerade Frühjahr. Dennoch wollte ich diese Mission so schnell es ging hinter mich bringen und von diesem Planeten runter.
„Können wir nicht einfach zurück?", fragte ich deshalb, während ich über eine Wurzel stieg, die aus dem Boden ragte.
„Wieso denn? Die Mission ist noch nicht abgeschlossen."
„Ich will wohl wieder einfach auf die Finalizer und erstmal keinen Stress haben..." Erstaunt sah er mich von der Seite an. „Ich muss dich leider enttäuschen, denn auch nach der Mission wirst du nicht so schnell frei haben..." Er sah wieder auf das Holopad und dann wieder auf den Weg, der sich vor uns erstreckte. Man konnte erkennen, dass es ein Weg war, doch hatten die Bäume und Pflanzen das Gebiet auch schon zurückerobert. Wurzeln ragten aus der Erde und stellten Stolperfallen dar. Doch das war nur die Art an Waldwegen, die ich kannte. „Wir sind bald da."
„Du wirst mich zu ihm bringen?!" Entsetzt starrte ich ihn an, als mir bewusst wurde, was er gesagt hatte. Kylo wusste nicht, wovon ich sprach, das sah ich ihm an, also fügte ich hinzu: „Snoke. Ich habe euer Gespräch mitbekommen..." Es schien ihn nicht zu stören, dass ich ihn belauscht hatte, denn er lächelte. „Dann weißt du bestimmt, dass du nichts zu befürchten hast bei deinen Qualitäten..."
„Das ist deine Einschätzung, nicht seine." Kylo verdrehte bloß die Augen und wir folgten dem Pfad weiterhin. Der dichte Wald lichtete sich langsam, je weiter wir gingen. „Er mag vielleicht für dich ein guter Meister sein, aber ich werde es nicht überleben."
Kylo lachte kurz auf. „Du hast auch mein Training überlebt."
„Ich rede nicht vom Training, Kylo." Mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, wie ich sie nicht erwartet hatte, widersprach ich ihm. „Wovon redest du dann?" Ahnungslos lief Kylo weiter, bis wir aus dem Wald kamen. Erneut sah er auf sein Holopad, um sich zu vergewissern, dass die Koordinaten stimmten, denn vor uns erstreckten sich Ruinen eines Dorfes. Kein Widerstand war zu sehen, kein Schiff, das irgendwo abgestellt wurde, nur die eingefallenen Gebäude, die bereits von Pflanzen erobert wurden und noch einige Mauern, die die Umrisse von Gebäuden vage ausmachten. Unsicher trat ich an Kylo, der stehengeblieben war, vorbei. Den Blick wandte ich nicht ab. Zu gebannt starrte ich auf das, was einst ein Dorf darstellte. Eines, das mir mehr als nur vertraut war. Mein Atem beschleunigte sich. Entsetzt ließ ich meinen Blick über alles schweifen. Es fiel mir schwer zu glauben, dass ich nun wirklich hier war. Nach all den Jahren.
Kylo trat nun neben mich und musterte mich von der Seite. Ich musste stark bleiben, das wusste ich. Ich wollte nicht vor ihm zusammenbrechen, also schloss ich einfach meine Augen und hoffte, dass mich das beruhigen würde.
„Was ist denn?" Ich sah Kylo nicht an, auch nicht, als ich meine Augen wieder öffnete.
„Er wird mich töten." Ich schluckte schwer und schaffte es nun endlich doch den Blick abzuwenden und mich ihm zuzuwenden. „Das weißt du nicht. Es stimmt, er ist nicht für seine Barmherzigkeit bekannt, aber er wird dich nicht töten. Wieso auch?" Noch immer verstand Kylo nicht, wovon ich sprach. Er war damals nicht anwesend. Er wusste nicht die Dinge, die ich wusste.
„Er wird nicht zögern, mich umzubringen. Deswegen will er auch, dass wir zu ihm kommen. Damit er mich eigenhändig umbringen kann!" Verwirrt sah Kylo mich an, er wusste nicht, warum ich das sagte. „Ich wüsste nicht, wieso er das machen sollte!"
„Weil ich mich ihm nicht beugen werde. Er wird vielleicht sehen, dass du mich trainiert hast, aber ich werde mich nicht auf die dunkle Seite stellen, ich werde mich nicht auf seine Seite stellen!" Kylo schwieg, er dachte darüber nach. Denn es stimmt, Snoke würde niemanden akzeptieren, der nicht auf der dunklen Seite stand, und das wusste Kylo.
„Das...Das können wir lösen...", begann Kylo nun und sah mich dabei beinahe schon flehend an. Doch ich würde nicht nachgeben. Ich konnte einfach nicht nachgeben!
„Wenn es doch so einfach wäre..."
„Ich werde dafür sorgen, dass er dich akzeptiert. Du hast dich nicht der dunklen Seite zugewandt, aber das weiß er nicht..." Ich merkte, wie Kylo verzweifelter wurde, dennoch schüttelte ich den Kopf. „Er wird mich umbringen!"
„Ich werde es verhindern!"
„Aber das kannst du nicht!" Er sah mich beinahe gekränkt an, als ich meine Stimme hob. „Kylo, versteh es doch, Snoke wird nicht zögern mich zu töten. Und wenn das nicht der Fall sein wird, will ich dennoch nicht in seine Nähe! Er wird mich zerstören! Das ist es, was Leia mir gesagt hat!"
Kylo lachte auf, jetzt wurde er wütend. Natürlich, sobald ich über Leia und den Widerstand sprach, wurde er wütend.
„Du glaubst also einer alten, verbitterten Witwe?" Diese Beleidigung ignorierte ich einfach. „Selbst Kenobi hat mich vor ihm gewarnt! Er selbst hat gesagt, dass Snoke mich töten wird!"
„Ach, ihm vertraust du auch? Irgendeinem alten Mann?"
„Ja!"
Nun wurde auch ich sauer. Wieso konnte er es einfach nicht verstehen?!
„Und mir vertraust du etwa nicht?", fragte er beißend. Ein lungernder Ausdruck lag in seinen Augen, die sich vor Zorn bereits verdunkelt hatten. Wir waren beide mittlerweile so geladen, dass wir uns nur wütend starrten. Er, der auf eine Antwort wartete und ich, die nicht wusste, wie ich es sagen sollte.
„Ich nehme das mal als ein 'Nein'." Er sah mich für einen Augenblick noch wütend an, doch dann schaute er wieder auf sein Holopad. Ohne noch weiter an unsere Diskussion zu denken, sah er wieder auf. „Laut den Koordinaten sind wir hier richtig. Sehen wir uns einfach mal um. Vielleicht entdecken wir etwas." Seine Stimme klang kühl und distanziert.
„Ich übernehme diese Seite.", meinte ich und starrte wieder auf das zerstörte Dorf. „Und, um auf deine Frage zu antworten, dir vertraue ich, aber nicht Snoke." Und mit den Worten ging ich davon.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...