✨Kapitel 44

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Ich wartete, doch es kam keine Antwort. Erneut klopfte ich und diesmal kam eine Antwort.
„Ich bin beschäftigt, General. Kommen Sie morgen wieder! Wenn Sie mir unbedingt etwas mitteilen wollen, dann schicken Sie mir einfach eine Datei! Das scheint Sie ja sonst auch nicht zu stören!" Überrascht hielt ich inne. Wusste er, dass ich kein General war?!
Ich zögerte meinen Namen laut zu rufen, da ich schon bei dem Klopfen, das den ganzen Gang entlanghallte, befürchtete jemanden auf mich aufmerksam zu machen. Also klopfte ich erneut, diesmal bestimmter.
Dieses Mal kam keine Antwort. Seufzend wollte ich mich schon abwenden, da meine innere Stimme mich nur ermahnte, wie töricht ich doch war und, dass ich das als Zeichen sehen sollte, umzudrehen. Doch, noch bevor ich durch den Gang zurück zu meinem Zimmer lief, wurde die Tür förmlich aufgerissen, soweit das überhaupt mit dieser Art an Türen möglich war.
„General, ich schwöre Ihnen, wenn sie nochmal-", ertönte Kylos mechanische Stimme wütend hinter mir, doch sofort stoppte er. „Lyria?" Mein Name kam verzerrt durch seine Maske, dennoch war die Verwunderung deutlich zu hören. Ich drehte mich um und sah, wie Kylo seine Maske abnahm. In seinem Gesicht spiegelte sich die Verwunderung, die auch in seiner Stimme mitschwang. „Was machst du hier?" Er musterte mich kurz und da blieb sein Blick an meinen Haaren hängen. Ich hatte sie nicht zu einem Zopf gebunden, wie sonst, sondern ließ sie offen über meine Schulter fallen.
„Deine Haare sind offen..." Es war gleichzeitig eine Frage und eine Feststellung, jedoch so aus dem Zusammenhang gerissen, dass es mich verwunderte. „Ähm...ja... weißt du, ich habe wieder so schlimme Knoten drin und wollte zum Profi, um sie zu entfernen!" Gegen Ende grinste ich ihn leicht an.
„Nur mal eine Frage, wie soll ich denn diese Knoten entfernen, wenn du keine Bürste dabeihast?"
„Ich war mir sicher, dass du eine bei dir hast. Wie sonst kümmerst du dich um deine Haare?" Er lächelte matt. Im Moment sahen seine Haare zerzaust aus. Er sah zerzaust aus. Selbst nach dem Training sah er meist besser aus. Es lag an seinem Blick, wie ich merkte.
„Ich wollte in Wahrheit nur vorbeischauen und fragen, wie es dir geht... Und, ob du Zeit hättest zu trainieren..."
„Ich würde unheimlich gerne, aber ich bin zu sehr eingespannt um zu trainieren. Die Sitzungen werden mich auch morgen noch voll und ganz in Beschlag nehmen..." Er hörte sich gestresst und müde an, sogar für ihn war es mal zu viel Arbeit.
„Brauchst du vielleicht Gesellschaft?" Sein Gesicht hellte sich sofort ein wenig auf. Er trat zur Seite und machte somit den Weg frei. Neugierig trat ich ein und er schloss die Tür hinter mir. Das Zimmer war ebenfalls nur in schwarz gehalten. Ein großer, schwarzer Schrank stand unmittelbar neben der Tür. Sein Zimmer war um einiges größer, als meines. Sein Bett, das im hinteren Teil stand, erschien mir auch größer, ebenso der Schreibtisch, der danebenstand.
Eine weitere Tür im vorderen Teil führte vermutlich ins Badezimmer. Und an der anderen Wandseite entdeckte ich noch einen Schrank. Trotz den größeren Möbeln hatte er mehr Platz. Hier hätte ich sogar ein paar Übungen machen können, ohne gegen etwas zu stoßen.
Kylo trat wieder zu seinem Schreibtisch und nahm ein Holopad hoch, auf dem er begann zu tippen.
„Was machst du gerade?", erkundigte ich mich, als ich ihm über die Schulter lugte.
„Ich muss für Hux noch einen Bericht schreiben. Über unsere Mission." Sofort versteifte ich mich. „Und, was genau erwähnst du da alles?" Ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich hatte Angst, dass er womöglich die Sache mit Topar einfügen könnte und Hux davon erfahren würde, oder es generell in den Dateien der ersten Ordnung auftauchte.
„Ich schätze die Gefahr, die von den Piraten ausgeht ein, beschreibe ein wenig ihre Vorgehensweise und den restlichen Verlauf. Es stellt eigentlich einfach unsere Mission in einigen Zügen dar..." Ohne aufzusehen machte er weiter. Ich schloss daraus, dass er nicht auf jedes Detail eingehen wird, und beruhigte mich somit. „Mach es dir bequem...", murmelte er, wieder komplett vertieft. „Ich schreibe das noch schnell fertig."
Da es nicht unbedingt viele Sitzmöglichkeiten gab, ging ich auf sein Bett zu und setzte mich an den Rand. Da das Bett neben dem Schreibtisch stand, konnte ich ihn beobachten, wie er arbeitete. Seine Stirn war gerunzelt und sein Blick konzentriert. Es brauchte noch ein wenig, bis er damit fertig war und in der Zeit saß ich still auf dem Bett. Es war noch immer gemacht und sah nicht so aus, als hätte dort in der letzten Nacht jemand geschlafen. Und so gestresst, wie Kylo wirkte, schien es so, als würde er auch diese Nacht nicht dazu kommen.
Sobald er fertig wurde, legte er das Holopad zur Seite und drehte sich auf dem Stuhl so, dass er mich ansah. In der Zwischenzeit hatte ich mich bereits in seinem Bett ausgebreitet und lag in das Kissen gekuschelt da.
„Was genau machst du da?", hackte er verwundert nach, da es ihm erst jetzt aufzufallen schien.
„Ich teste das Bett aus.", gab ich als Antwort und rollte mich demonstrativ ein wenig herum, wie als würde ich wirklich testen, ob die Matratze bequem genug war. Und ja, das Bett war bequem.
„Wieso denn?"
„Ich muss doch wissen, wie es sich hier drin schläft." Sein Blick wurde nur verwunderter. „Hast du etwa vor mit mir in einem Bett zu schlafen?" Grinsend schüttelte ich den Kopf, während ich mich aufsetzte. „Nein. Aber, wenn wir Zimmer tauschen, dann muss mir doch auch das Bett passen!"
„Ach, wir tauschen Zimmer?"
Ich nickte schnell. „Dein Zimmer ist größer und gefällt mir besser. Deswegen bin ich der Meinung, dass wir Zimmer tauschen sollten." Feixend blickte ich zu ihm und langsam merkte er auch, dass ich nur Witze machte. „Du hast irgendwie einen gewissen Größenwahn, oder? Du hast dich bei deiner Zelle aufgeregt und hast ein größeres Zimmer bekommen. Jetzt willst du mein Zimmer, weil es noch größer ist. Was kommt als Nächstes? Das Schiff?!" Ich grinste noch breiter. „Wäre absehbar..." Er grinste nur breit und schüttelte seufzend den Kopf. „Bevor du das alles forderst sollte ich dich dem Widerstand zurückgeben, dann können die sich mit deinem Wahn rumschlagen.", witzelte er.
„Tu dir keinen Zwang an. Du wirst schon sehen, früher oder später werde ich dann selbst die Anführerin des Widerstands."
„Aber dann müssten wir doch auf unterschiedlichen Seiten kämpfen." Ich machte eine abwinkende Handbewegung. „Keine Sorge, in meinem Größenwahn werde ich die erste Ordnung ebenfalls übernehmen und selbst zur obersten Anführerin werden." Ich kicherte bei dem Gedanken. Es war entspannend so sorglos mit ihm zu reden, eine willkommene Abwechslung zu meinem Traum...
„Und wenn ich vor dir der oberste Anführer werde?" Süffisant grinsend sah er mich an.
„Du wirst schon sehen, wenn ich dich aus diesem Zimmer hier rausgeworfen habe, dann werde ich dich sicherlich auch von deinem Thron stoßen, oberster Anführer Ren." Kylos Mundwinkel zuckten leicht und ich konnte nicht anders als zu lachen. Als ein Surren ertönte, drehte Kylo sich nochmal zur Arbeitsplatte um und nahm das Holopad in die Hand. Er öffnete eine Datei und überflog sie scheinbar schnell. Wütend schnaubte er auf. „Als hätte ich nichts anderes zu tun!", fluchte er und begann wieder auf dem Pad zu schreiben.
„Was ist denn los? Will Hux etwas von dir?" Mein Lachen war verstummt und ich setzte mich aufrecht hin. „Hux will eine Menge von mir. Ganz ehrlich, Lyria, ich habe das Gefühl, dass er mich nur foltern will."
„Glaub mir, über die Folter von Hux weiß ich nur zu gut Bescheid..." Ich seufzte. „Was genau will er denn?"
„Abgesehen von den Sitzungen und Besprechungen morgen und übermorgen? Ich soll noch einige Berichte schreiben. Einen Bericht über das Schiff und, wie es zerstört wurde, weil der Bericht über Mission nicht genug ist" er schnaubte abfällig „dann natürlich noch eine Einschätzung der Gefahr, die von den Piraten ausgeht und natürlich einen externen Bericht über die gesamte Situation, in Verbindung mit der letzten Mission, die uns überhaupt auf die Spuren von diesen Basterden gebracht hat..."
„Liest er sich das denn wirklich alles durch?"
„In Anbetracht dessen, dass noch andere unnötige Forderungen von ihm kommen, vermutlich nicht. Er will mich wohl einfach damit erniedrigen. Schließlich habe ich meine Einschätzung wegen den Piraten bereits bei einigen Sitzungen heute vorgetragen und wir sind schon fast zu einem Ergebnis gekommen..."
Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Es war doch erstaunlich, was für Methoden Hux nun anwandte, um ihn zu nerven. Und offensichtlich scheint es alles zu wirken, denn er sah mehr als nur erschöpft aus.
„Ihr seid zu einer Einigung gekommen? Wie ist es nun mit den Piraten?", erkundigte ich mich. Kylo legte das Holopad wieder auf den Tisch und wandte sich mir nun ganz zu. „Da sie ganz offensichtlich einen Anschlag auf mich, und damit auf die erste Ordnung, verübt haben, gelten sie nun als Feinde. Wir haben noch nicht den Befehl zur kompletten Auslöschung gegeben, da wir erst herausfinden wollen, mit wem sie Kontakt haben und ob sie Verbindungen zum Widerstand aufweisen."
„Der Widerstand würde sich nicht mit solchem Abschaum verbünden!" Er sah mich einen Moment mit einem unbestimmten Blick an, bis er leicht nickte. „Wenn man bedenkt, dass der Widerstand für uns ebenfalls Abschaum ist..." Beschämt senkte ich den Kopf und sah auf meine Hände. Es war schon klar, dass wir eigentlich auf unterschiedlichen Seiten standen, doch ich wollte nicht immer daran erinnert werden.
Kylo fuhr schließlich fort und riss mich somit aus meinen Gedanken: „Aber, da sie offensichtlich darauf gewartet haben, dass ich auftauche, wegen des Kopfgeldes, und keinen direkten Angriff gestartet haben, wird die Gefahr nicht als akut eingeschätzt. Und ihr Anführer ist tot, also hat die Schlange erstmal keinen Kopf mehr..." Ich nickte langsam. Das waren nicht unbedingt schlechte Nachrichten...
„Und das musst du nochmal alles an Hux schicken?" Er nickte. „Auch, wenn ich es in Erwägung ziehe ihm die unnötigen Sachen nicht zu schicken. Einfach aus Protest. Doch ich bin mir sicher, dass er mich dann beim obersten Anführer schlecht macht..." Augenverdrehend stand er auf.
„Oh ja, das wäre doch so schlecht, wenn du auf einmal in den Augen des obersten Anführers schlecht dastehst, nicht wahr?" Ich sprach den Namen absichtlich verächtlich aus, da ich einfach nicht verstehen konnte, wieso er Snoke nur beeindrucken wollte. Seine Treue zu Snoke war bei ihm jedes Mal ein Punkt, den ich nicht ausstehen konnte. Kylo kam zu mir und setzte sich ebenfalls auf das Bett.
„Vergessen wir einfach mal die Arbeit für einen kurzen Moment.", meinte er beschwichtigend und hielt mir die Hand entgegen. Ich konnte ihm ansehen, dass er keine Lust hatte mich jetzt zu belehren, also schlug ich ein. Er lächelte. „Also gut, nun zu dem Punkt, weshalb du eigentlich gekommen bist: deine Haare!" Er sah mich mit einem Lächeln an, das es mir unmöglich machte zu glauben, dass jemand vor ihm Angst haben könnte und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern.
„Ich bin nicht wegen den Haaren hier..." Er nickte. „Ich weiß." Er grinste mich frech an. „Denn ich weiß alles."
„Wenn du meinst..." Ich ließ mich nach hinten fallen und landete weich in den Kissen. Ich legte mich bequem hin und schloss meine Augen. „Ich weiß sogar, dass du geduscht hast." Mit noch immer geschlossenen Augen zog ich eine Augenbraue nach oben.
„Ach ja?"
Meine Haare waren bereits trocken, also konnte er es so nicht wissen.
„Ich habe es gesehen..."
„Das Thema mit den Kameras ist veraltet...", murmelte ich bloß. Hier in dem Zimmer mit seiner Anwesenheit, fiel es mir viel leichter zur Ruhe zu kommen. Ich war mir sogar sicher, dass ich jetzt einschlafen könnte und keinen Alptraum haben würde.
„Weißt du, unsere Verbindung mit den Gedanken funktioniert auch mit dem Sehen." Wovon sprach er denn?! „Ich kann hören, was du sagst und sehen, was du siehst. Dementsprechend dich in der Dusche!"
Sobald diese Worte zu mir durchsickerten und ich ihren Sinn verstand, schreckte ich hoch. Das konnte nicht sein Ernst sein! Mit aufgerissenen Augen starrte ich zu ihm, doch er begann zu lachen und sofort entspannte ich mich wieder. Er machte sich über mich lustig!
„Du Idiot! Ich hatte schon Angst, dass du das ernst meinst!", rief ich aus und warf mich gegen ihn. In einem Moment saß ich auf ihm und im nächsten, lag ich unter ihm, während er meine Arme neben meinem Kopf und meine Beine zwischen seinen gefangen hielt. Sein Gesicht war dem meinen so nah, dass ich jede Faser seiner braunen Augen deutlich erkennen konnte. Er lächelte noch immer breit, während seine Augen funkelten.
„Du denkst wirklich, du kannst mich mit deiner geringen Kraft verletzen? Auch, wenn ich sagen muss, dass ein Punkt an dich geht, dafür, dass du mich überrascht hast.", sagte er amüsiert, während ich ihn so ansah, als würde ich ihm den Kopf abreißen wollen.
„Geh runter von mir, du Idiot!" Ich versuchte aus seinem Griff zu entkommen, aber er gab nicht nach. Entschlossen wollte ich mein Knie hochreißen und ihn dort treffen, wo die Sonne nie hin scheint, aber er drückte meine Beine nur noch fester.
„Denk nicht mal dran!", wisperte er und lehnte sich etwas weiter vor, unsere Nasen berührten sich fast. Ich wollte den Mund aufmachen und ihn anschreien, aber ich konnte nicht, weil mich sein Blick faszinierte. Ich erkannte etwas in seinen Augen, das ich nicht benennen konnte. Aber es fand sich auch Verwunderung darin, die meine eigene wiederspiegelte, da war ich mir sicher. Wir starrten uns noch immer an, als ich merkte, wie sein Blick nach unten wanderte und an meinem Mund hängenblieb. Mein Blick tat es ihm gleich und ich starrte auf seine vollen Lippen. Nervös schluckte ich, doch ich blieb ruhig liegen. Sein Mundwinkel zuckte leicht, als er es schaffte seinen Blick von mir zu lösen und zu meinem Arm sah, der mit Gänsehaut überzogen war.
„Dir ist kalt, obwohl ich auf dir liege?!" Ein Knurren kam von mir, was ihn jedoch nicht daran hinderte mich feixend anzusehen. „Wenn du das Bett als so bequem ansiehst, wieso schläfst du dann nicht einfach hier?" Ich starrte ihn einfach nur an, nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte. „Ähm... Wer sagt denn, dass ich das Bett als bequem sehe?", stammelte ich schließlich und hoffte, dass meine Wangen nicht rot wurden.
„Du liegst noch immer darauf."
„Das liegt daran, dass du mich mit deinem Körper dagegen drückst." Für einen Moment dachte er nach und langsam, aber nur ganz langsam, ließ er meinen Arm los und hievte sich ein wenig nach oben. Er rollte sich zur Seite. Dennoch verharrte ich einen Moment in dieser Position.
„Wenn das Bett also nicht bequem ist, dann hat sich dein Probeliegen doch geklärt und ich kann mein Zimmer behalten, oder?" Ich nickte, noch immer verwirrt von der Situation von eben. „Scheint so..." Ich strich mir verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Falls es dich interessiert, dass du geduscht hast habe ich wirklich nicht gesehen.", sagte er, als ich noch immer unfähig war ihn anzusehen. Die Versuchung wieder in seinem Blick zu versinken war zu groß.
„Woher weißt du es denn dann?" Ich wollte, dass unser Gespräch einfach normal weiterlief, ungeachtet der Situation von eben, also sah ich ihn möglichst aufmerksam an. Doch, anstatt viel zu sagen, lehnte er sich vor und griff behutsam nach meinen Haaren. „Deine Haare, die ganz nebenbei nicht im Geringsten verknotet sind," wie zur Verdeutlichung fuhr er mit seinen Fingern durch die Strähne, die er in der Hand hatte, „riechen so, wie immer, wenn du geduscht hast." Erstaunt sah ich ihn an, da ich nicht erwartet hatte, dass er so etwas wahrnehmen würde. Mit einem leichten Grinsen sah er mich an, während er weiterhin durch meine Haare fuhr. Sein Blick glitt zu meinen Haaren und plötzlich runzelte er die Stirn. Verwundert sah ich zu, wie er sich noch weiter vorbeugte und mir die Haare zur Seite strich, damit er meinen Hals ansehen konnte, wie ich feststellte, als er seine Hand ausstreckte und ihn berührte. Erschrocken zuckte ich zurück. Und langsam wurde mir auch bewusst, wieso er so schaute. Mein Hals war übersät mit Knutschflecken. Ich wagte es nicht ihn anzusehen und starrte stattdessen auf meine Finger.
„Die sind von ihm, habe ich recht?", fragte er leise, aber doch ärgerlich. Wortlos nickte ich. „Dieser Bastard!" Kylos Stimme war nur mehr ein Knurren und hätte ich nicht gewusst, dass er ein Mensch war, hätte ich annehmen können, dass ein Raubtier neben mir säße. Angespannt schluckte ich, da ich noch immer seinen Blick auf mir spürte.
„Ich hätte seinen Tod qualvoller machen müssen. Ich hätte ihn nicht einfach so töten sollen... Ich hätte..."
„Du hast genug getan, Kylo." Erst jetzt sah ich zu ihm auf. Erneut hatte er den Ausdruck in den Augen, als er mich ansah. Wie damals, auf Thais. Er gab eindeutig sich die Schuld. „Ohne dich wäre das nicht das einzige, was ich als Erinnerung an ihn hätte." Ich warf ihm einen eindringlichen Blick zu. „Das ist auch der Grund, wieso ich eigentlich hier bin... Ich habe Alpträume..." beschämt sah ich erneut auf meine Finger, die sich angespannt ineinander verhakten.
„Oh Lyria...", murmelte Kylo nur und nahm meine Hand in seine. Er wusste nicht was er sagen sollte, also setzte er immer wieder an, brach dann aber ab. Seine andere Hand streckte er erneut aus, um meinen Hals zu berühren, doch diesmal zuckte ich nicht zusammen, sondern ließ es zu. Sanft strich er meinen Hals entlang, berührte jeden einzelnen Knutschfleck. Doch anstatt diese Berührung als unangenehm zu empfinden, stellte ich fest, dass es eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Ich schloss meine Augen, in denen bereits Tränen brannten.
„Wenn ich eines weiß, dann ist es, dass du stark genug bist das zu überwinden. Diese Stellen werden mit der Zeit verschwinden und du wirst keine Narbe davon haben, keine Erinnerung daran. Keine Zeugen der Zeit." Auch, wenn seine Worte beruhigend gemeint waren, wusste ich dennoch, dass der Schmerz tiefer saß und nicht so leicht abschwellen wird. „Vielleicht ist genau das das Problem.", begann ich leise, als eine Träne mein Auge verließ. Ich wischte sie schnell ab und schüttelte enttäuscht über mich den Kopf. Eine sanfte Berührung an meinem Kinn, ließ mich aufblicken. Kylo sah mich verständnisvoll an. „Wovon redest du?", fragte er leise nach.
„Vielleicht wäre es besser, wenn ich eine Narbe davontrage. Eine Mahnung, eine Erinnerung an mich selbst. Wer weiß, das nächste Mal könnte es anders enden. Ich würde nun endlich lernen!" Kylo schüttelte den Kopf. „Nein, das stimmt nicht! Eine solche Narbe solltest du nicht sehen müssen! Eine dauerhafte Erinnerung an ein Versagen..."
„Nichts, das mir unbekannt ist..."
„Ich weiß."
Ich konnte es nicht verhindern, dass immer mehr Tränen meine Wange herunterliefen. Kylo ließ meine Hand los, aber nur, um mich an sich zu ziehen. Er legte seine Arme beschützend um mich, sodass ich an seiner warmen Brust lag.
„Ich werde dafür sorgen, dass es kein nächstes Mal geben wird. Niemand soll dich nochmal anfassen, dem sein Leben lieb ist!" Seine Worte ließen mein Herz schneller schlagen und gleichzeitig sorgte es dafür, dass ich noch mehr weinen musste. „Ich bin schwach...", flüsterte ich voller Entsetzen, als ich mich noch enger an ihn gedrängt hatte.
„Nein, das bist du nicht! Du bist stark! Du weinst nicht, weil du schwach bist, sondern, weil du zu lange stark bleiben musstest!" Widerstrebend schüttelte ich den Kopf und drängte mich von ihm. „Ich dachte wirklich, dass ich stark genug wäre, wirklich...", begann ich zu erklären, wobei er nach meiner Hand griff, um sie tröstend zu drücken. „Ich kam als Gefangene hierher, war schwach und machtlos. Dann kam die Sache mit Hux und ich fühlte mich noch schwächer. Dein Angebot mit dem Training war das rettende Seil. Ich dachte, es macht mich stärker, aber dann habe ich mich im richtigen Moment nicht wehren können. Weil ich schwach bin!"
„Das stimmt nicht! Du hast das alles überstanden!"
„Aber nur, weil du immer rechtzeitig kamst! Ich habe es nicht ohne dich geschafft! Weil ich zu schwach bin, um damit allein klarzukommen!"
Ich wollte mich von ihm lösen, doch er hielt meine Hand fest umklammert. Beinahe schon verzweifelt. „Weil du nicht alles allein machen musst. Weil du nicht allein bist!" Kylo drehte mich so, dass ich ihn ansehen musste. Seine Augen strahlten erneut diese beruhigende Wirkung aus und langsam nickte ich. Der Gedanke daran, nicht allein zu ein, war schön. „Danke...", hauchte ich, doch er schüttelte den Kopf.
„Ich muss dir etwas gestehen..." Sein Gesichtsausdruck wurde sofort ernst. „Du hast die Sache mit Hux erwähnt...", begann er und schluckte. Er rang nach Worten. „ich war das..." Verwundert starrte ich ihn an. „Ich bin daran schuld, dass Hux dich damals so bedrängt hat!" meine Tränen versiegten langsam. Noch immer verstand ich nicht, was er mir sagen wollte.
„Weil du mich gefangengenommen hast?" Er schüttelt den Kopf. „Als ich dein Potential erkannt habe, wollte ich dich unter allen Umständen trainieren! Ich wusste aber, dass du einen gewissen Anstoß brauchtest..." Langsam merkte ich, dass diese Geschichte in eine falsche Richtung ging, in eine, die ich nicht erwartete. „Ich wusste, dass der wiederwertige General dafür perfekt war..." Kylo kratzte sich nervös am Nacken. „Und da ich durch die Macht Menschen beeinflussen kann, habe ich seine Gedanken durchforstet und gefunden, wonach ich gesucht habe. Ich habe ein Gefühl in ihm verstärken können. Und das habe ich getan." Meine Hände begannen zu zittern, als ich langsam verstand, was er mir sagen wollte. „Ich wusste nicht, was ich genau verstärkt hatte, aber ich konnte mit der Macht sehen, dass es mich zu meinem Ziel bringen würde. Also habe ich alles in Kauf genommen und dafür gesorgt, dass er..." Kylo brach ab. Er selbst zitterte. Seinen Blick heilt er gesenkt, beschämt. „Als ich euch dann im Gang entdeckt habe, wurde mir bewusst, dass ich einen Fehler begangen hatte und ich wollte es einfach nur rückgängig machen... Aber das geht nicht. Das einzige, das ich tun konnte, war Hux von dir fernzuhalten so gut es ging..."
Langsam löste ich meine Hand aus seinem Griff, während ich alles zu verstehen versuchte. „Du willst also sagen, dass du... dass du daran schuld bist, dass Hux mich geküsst hat, dass er mich angefasst hat?!" Meine Stimme begann zu beben. Sowohl vor Wut, als auch vor Enttäuschung. Kylo sah mich an und nickte stumm. In seinen Augen erkannte ich die Reue, doch der Gedanke daran, dass er mir das angetan hatte, ließ mich das alles vergessen. Ich war wütend und gleichzeitig spürte ich ein Stechen in der Brust.
„Ich wollte nie, dass es so kommt...", beteuerte er, doch ich schüttelte nur den Kopf.
„Dafür ist es jetzt zu spät." Das Gefühl der Enttäuschung wurde immer größer. In meinem Kopf herrschte ein Chaos. Das was ich brauchte, war jetzt Abstand. Ich hielt es nicht aus so nah bei ihm zu sein, nach allem, was er mir erzählt hatte.
Ohne etwas zu sagen schüttelte ich den Kopf und sprang vom Bett runter. Ich steuerte auf die Tür zu, als sich plötzlich eine Hand um meinen Arm schloss. „Fass mich nicht an!" Meine Stimme hatte die Grenze an Freundlichkeit längst überschritten. Erschrocken nahm Kylo seine Hand wieder von mir und sah mich mit einem bittenden Ausdruck in den Augen an. Doch ich konnte ihn nicht länger ansehen und wandte den Blick ab. Schnell öffnete ich die Tür mit der Macht und rannte in den Gang. „Lyria...", hörte ich Kylo noch sagen, doch dann schloss sich die Tür wieder und ich war allein im Gang. Ich atmete ein und merkte, wie mir Tränen in die Augen schossen.
Schnell, bevor Kylo aus seinem Zimmer kommen und mich entdecken würde, lief ich in irgendeine Richtung, Hauptsache weg von Kylo. Der Gang erschien mir endlos, bis ich endlich an meiner Zimmertür ankam. Ich stürmte in den Raum und sobald ich in betreten hatte, ließ ich mich auf Knie sinken. Stille Tränen rannen meine Wange herab und ich begann zu schluchzen. Es kratzte und schmerzte. Meine Sicht war verschwommen, Tränen liefen mir übers Gesicht. Die Trauer kam so schnell, sie war einfach da. Das was folgte nach der Trauer? Die Wut. Sie war da, und sie baut sich in mir auf. Ich spürte diese Wärme in meinem Körper, dieses Feuer, das sich immer weiter ausbreitete. Doch, die Verzweiflung folgte direkt und löschte jeden Funken. Es war einfach alles zu viel. Es schmerzte, dass Kylo mir so etwas angetan hatte. Ich war verzweifelt, weil ich ihm vertraut hatte und er dafür Hux auf mich gehetzt hatte. Ich gab mir selbst die Schuld.
Warum bist du auch so dumm gewesen und hast geglaubt, dass du Kylo wichtig sein könntest? fragte die Stimme in meinem inneren mit einem verächtlichen Ton. Es tat weh, aber es war wahr. Wieso sollte er das nicht tun? Er ist der gefürchtetste Mann in der Galaxis. Ein Mörder. Jemand, der sich um niemanden sorgte, dem alles egal war. Und wieso sollte ich da eine Ausnahme sein? Er hatte mich von Anfang an nur benutzt. Er wollte eine Schülerin, also hat er eine bekommen, auf meinen Kosten.
Mein Blick glitt zum Fenster, dessen Vorhang zur Seite geschoben war, und somit den Blick auf die Sterne freigab. Ich setzte mich auf die Fensterbank, zog meine Knie an und sah hinaus. Die unendliche Weite des Weltalls beruhte mich und langsam versiegten meine Tränen. Als ich an die Sache mit Hux dachte, erschauderte ich. Ich hatte Kylo vertraut und er hatte mich verraten.
Auch, wenn wir uns damals noch nicht kannten... ich konnte ihm kaum vorwerfen, dass er mich verraten hatte, wenn er das, was er getan hatte in der Vergangenheit getan hatte.
Noch lange dachte ich darüber nach, bis ich schließlich zu einem Entschluss kam. Ich stand auf und verließ mein Zimmer. Mit bestimmten Schritten ging ich durch den Gang. Vor seiner Zimmertür hielt ich an und zögerte. Vom Inneren konnte ich laute Schreie hören und lautes Bersten. Mein Klopfen würde in dem Lärm vermutlich untergehen, also öffnete ich die Tür einfach, ohne zu anzuklopfen.
Der Anblick, der sich mir bot ließ mich innehalten. Kylo stand mit seinem ausgefahrenen Lichtschwert da und hieb auf die Möbel ein, während er wütend schrie und fluchte. Seine Schranktür war bereits durchschnitten und es glühten noch vereinzelte Holzteile. Von seinem Stuhl waren nur noch Trümmer übrig. Er hatte mich noch nicht bemerkt.
Gerade, als er sein Lichtschwert hob und seinen Schreibtisch kurz und klein schlagen wollte, handelte ich. In einer schnellen Bewegung zog ich mein Lichtschwert, aktivierte es und trat zu ihm. Unser Klingen trafen aufeinander und Funken stoben. Erst jetzt schien er mich wahrzunehmen. Sein Gesicht, das er blind vor Zorn verzogen hatte, wurde nun verwundert. Seine Haare hingen ihm durcheinander in die Stirn, dennoch konnte ich seinen verwirrten Blick sehen, als er zwischen mir und unseren gekreuzten Klingen hin und hersah. „Lyria?!" Atemlos hauchte er meinen Namen. So, als könnte er es nicht fassen, dass ich wirklich wieder bei ihm im Zimmer war.
„Du willst sicherlich nicht deine erarbeiteten Dateien zerstören oder? Sonst müsstest du das alles nochmal schreiben." Meine Stimme war kühl, als ich das sagte. Kurz huschte sein Blick zu dem Holopad, das mitten auf der Arbeitsfläche stand und das unmittelbar von ihm getroffen worden wäre. Sein Blick durchbohrte mich, doch ich erwiderte ihn nur emotionslos. Kylo wirkte nicht so, als würde er seine Waffe sinken lassen, denn er übte noch immer Druck aus. „Geh wieder!" In seinen Augen flammte wieder die Wut auf, was durch das rot seiner Klinge, das sich in ihnen spiegelte, verstärkt wurde. Ich war jetzt extra in sein Zimmer gekommen, nun würde ich mich nicht einfach wieder von ihm wegschicken lassen, nur weil er wütend war! Und im Gegensatz zu den meisten hatte ich keine Angst vor ihm, auch nicht, wenn er wütend war.
„Ich werde jetzt meine Klinge deaktivieren und ich rate dir dasselbe zu tun, denn ich werde keinen Schritt zur Seite weichen!", knurrte ich nur, wohlwissend, dass er mich mit der Klinge treffen würde, wenn er nicht nachgeben würde. „Ich zähle bis drei: eins, zwei," Unentwegt starrte ich ihn an, während mein Finger nach dem kleinen Schalter suchte, den ich betätigte. „drei." Und schon verschwand meine Klinge. Ich hielt den Atem an und für einen Bruchteil einer Sekunde verfluchte ich mich für meine Idee.
Doch es folgte nichts. Kylos Klinge verschwand genauso schnell, wie meine. Ich atmete erleichtert aus.
„Hast du irgendwie Todessehnsucht?" Die Frage klang beißend. Aber dennoch war sie berechtigt.
„Möglicherweise."
Er ließ seinen Blick sinken und starrte zu den Trümmern. „Was...Was machst du hier? Ich dachte, du willst mich erstmal nicht mehr sehen?" Als er nun wieder aufsah war jede Wut aus seinem Blick verschwunden.
„Vielleicht sollten wir uns mal setzen...", schlug ich vor und mein Blick fiel auf den zerstörten Stuhl. Auch Kylo folgte meinem Blick und verzog sein Gesicht. Ich ging an ihm vorbei und lief das das Bett zu, das noch heil geblieben war, er folgte mir. Sobald er sich hingesetzt hatte, starrte er mich fragend an. Ich setzte mich neben ihn und ließ meine Beine über den Rand hängen.
„Willst du mir nun sagen, warum du hier bist?" Er sah mich unsicher an, beinahe schon ängstlich.
„Ich habe darüber nachgedacht. Über das, das du mir erzählt hast." Sofort trat wieder der Ausdruck der Reue in seine Augen. „Lyria, ich... ich verstehe deine Reaktion... Ich verstehe, dass du wütend bist..." er suchte nach Worten, doch bevor er weiterreden konnte, fing ich an zu erklären: „Ich bin nicht hier, um dir zu sagen, wie wütend ich bin. Im Gegenteil sogar." Verwundert sah er mich an. „Ich habe nachgedacht. Damals kannte ich dich nicht, denn es war, bevor wir uns kennengelernt haben. Hätte ich damals die Möglichkeit gehabt, ich hätte bestimmt versucht dich umzubringen, und dafür bist du mir auch nicht böse."
„Nicht unbedingt."
„Ich habe dich früher gehasst, aber dann habe ich andere Seiten von dir kennengelernt. Und der Kylo, den ich nun kenne, würde Hux nicht mehr auf mich ansetzen. Im Gegenteil. Selbst, damals, als du noch nicht wusstest, ob ich deinem Angebot zugestimmt hätte, bist du sofort dazwischen gegangen, als du uns gefunden hast. Und auch bei dem Piraten hast du nicht gezögert." Ich seufzte und sah auf meine Finger. „Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist nicht nötig über das Vergangene zu reden und sich darüber zu ärgern." Mein Blick begegnete seinem. Er sah mich noch immer an, ohne irgendwelche Regungen. Für einen Moment starrte ich ihn an, doch dann stand ich schnell auf. „Also gut, ich wollte das nur kurz sagen... Ich verschwinde besser wieder." Und schon drehte ich ihm den Rücken und öffnete die Tür.
Gerade wollte ich wieder in den Gang treten, als Kylo nach meiner Schulter griff und mich zurückhielt. Entschlossen drehte er mich um, sodass ich ihn ansehen musste. Seine Hand griff nach meiner und er verschränkte unsere Finger miteinander. Mein Blick glitt zu unseren verschränkten Händen. Ich spürte die Wärme deutlich, die von seiner Hand ausging. Als ich wieder zu ihm aufsah, versank ich wieder in seinen Augen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, doch zu meinem Glück handelte Kylo. Er zog mich an sich und schlang seine Arme um mich. Für einen Moment blieb ich erstarrt stehen, während er mich gegen seine Brust drückte. Ich spürte sein Herz schlagen. Sein Geruch umhüllte mich und in diesem Moment war ich froh darum, dass ich zu ihm gekommen war.
„Danke.", flüsterte er leise, bevor er sich wieder von mir löste und einen Schritt von mir wegtrat. Ich sah zu ihm und musste lächeln.
„Diese Seite zum Beispiel mag ich an dir." Ein sanftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er auch meine Hand losließ. Für einen Moment standen wir noch so da und starrten einander an, bis ich mich schließlich von ihm losreißen konnte und aus der noch immer offenen Tür auf den Gang trat. Ich drehte mich noch einmal um. Kylo blieb im Türrahmen stehen und sah mir nach. „Gute Nacht." Er erwiderte mein Lächeln. Ich drehte mich um und lief zu meinem Zimmer.
Mit einem Lächeln setzte ich mich erneut auf die Fensterbank. Es fühlte sich gut an, dass wieder alles zwischen uns in Ordnung war. Ich sah hinaus in die Sterne und dachte nach.
All die Zeit hatte ich den Widerstand verdrängt gehabt. Doch nach seinem Geständnis keimte der Gedanke wieder auf zurückzukehren. Und jetzt? Jetzt war ich mir nicht mal sicher, was ich überhaupt wollte. Ich würde nicht ewig bei der ersten Ordnung bleiben können, da war ich mir sicher, aber ich wollte Kylo auch nicht einfach verlassen. Und, wenn überhaupt, wollte ich mich dem Widerstand denn anschließen und damit ein Gegner von Kylo sein? Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen müssen. Dennoch wusste ich, dass ich nicht für die erste Ordnung kämpfen würde. Aber bedeutete denn gegen die erste Ordnung auch gleich gegen Kylo? Dadurch, dass ich gerade mit Kylo auf Missionen ging, die vielleiht auch gegen den Widerstand waren, verriet ich doch meine Freunde. Das Geständnis von ihm zeigte mir nur auf, dass ich nicht immer ein willkommener Gast war. Der Widerstand jedoch nahm mich mit offenen Armen auf. Poe tat es.
Ich fragte mich, ob sie noch daran glaubten, dass ich lebte. Meine Hand wanderte automatisch zu meiner Kette, die Poe mir gegeben hatte. Ich öffnete den Verschluss und nahm sie in die Hand, um sie zu betrachten. Poe hatte sie mir als Andenken an ihn gegeben. Während ich mit meinen Fingern über die Oberfläche fühlte, strich ich mit meinem Daumen und dem Zeigefinger über die Einkerbungen, die ich spürte. Das waren die eingelassenen Halbmonde.
Gedankenverloren drückte ich die Fingerspitzen hinein. Es fühlte sich so an, als stünde an beiden Seite etwas hervor, doch als ich darauf drückte, gab es nach. Ein Klicken ertönte. Überrascht hielt ich sie nach oben, um sie mir genauer anzusehen. Da fiel mir etwas auf. Der kleine, runde Stein in der Mitte hatte sich leicht erhoben. Ich stupste mit meinem Finger dagegen und er klappte zur Seite, nur noch gehalten von einer Verbindung zum inneren. Erstaunt hielt ich inne.
Was genau war das? Und warum steckte ein solcher Mechanismus in meiner Kette?!
Erst da fiel mir auf, dass im nun zugänglichen Inneren etwas lag. Mit zitternden Händen nahm ich es hoch. Es war ein kleiner, zusammengefalteter Zettel. Und er wurde öfter zusammengefaltet, wie ich merkte, als ich ihn immer wieder auffaltete. Der Zettel war klein genug, sodass er zweimal in meine Handfläche gepasst hätte. Die Schrift darauf dementsprechend nicht unbedingt größer. Neugierig hielt ich ihn näher an mein Gesicht, um die Schrift zu entziffern.

Falls du Hilfe brauchst, bin ich für dich da.
Du musst nur rufen und ihn aktivieren.
Poe

Ungläubig starrte ich auf den Zettel. Um sicherzugehen, dass ich wirklich alles richtig verstand, las ich ihn nochmal und nochmal. Es ergab kaum einen Sinn für mich, weshalb ich den Zettel neben mich legte und die Kette wieder in die Hand nahm. Ich sah sie mir aufmerksam an. Unter dem Zettel befand sich ein kleiner Punkt, der mich an einen Knopf erinnerte.
Was würde passieren, wenn ich ihn drückte? Neugierig betrachtete ich ihn eingehend und las erneut den Zettel durch.
Es war also ein Sender, wie es aussah. Poes Nachricht nach würde ich ihn aktivieren, sobald ich auf den Knopf drückte. Und somit würde ich von der ersten Ordnung verschwinden können!
Von der Erkenntnis getroffen, ließ ich beides sinken und starrte mir offenen Mund vor mich zu den Sternen.
„Das ist mein Plan B!"

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt