„Lyria, versuch doch wenigstens mich aus deinen Gedanken fernzuhalten!" Ich versuchte seine Stimme auszublocken, doch es kostete jede physische und psychische Stärke, die ich besaß.
Meine Augen waren geschlossen und ich konnte sie beim besten Willen nicht öffnen, denn ich konzentrierte mich so stark darauf seine Stimme aus meinem Kopf fernzuhalten. Dabei brauchte ich sie nicht einmal zu öffnen, da ich mir durchaus dessen bewusst war, dass sich seine Lippen nicht bewegten. Doch irgendwie, obwohl er nicht einmal ein Wort murmelte, war seine tiefe Stimme in meinen Gedanken mehr als präsent. Es war fast so, als würde er hinter mir stehen und mir ins Ohr flüstern. „Konzerntrier doch, Lyria!"
Mache ich doch!
„Du konzentrierst dich nicht stark genug!"
Ich hörte ihn auf mich zukommen, seine Schritte hallten wieder.
Kylo versuchte nun mir beizubringen, wie ich andere Machtnutzer aus meinem Kopf fernhalten konnte, und meine Gedanken vor ihnen richtig zu verschließen. Doch es war schwer, besonders, da er nicht gerade leicht anfing.
„Hattest du nicht selbst gesagt, dass man klein anfangen sollte?! Du versuchst doch nicht einmal mir eine Chance zu geben, denn gegen so jemanden anzukommen ist zu schwer!", beschwerte ich mich schließlich laut.
„Und du versuchst nicht mal dich zu konzentrieren! Du hast es schon mal geschafft und ich will, dass du es wieder schaffst." Diesmal öffnete ich die Augen, denn ich sah ein, dass ich nicht weit kommen würde, und sah, wie er mit einer ausgestreckten Hand vor mir stand.
„Und wieso muss ich das so machen?! Wieso kannst du mir nicht zeigen, wie du es machst. Bei der Meditation, dem Lichtschwert und der Machtkontrolle hast du mir gezeigt und erklärt, wie es geht. Wieso hier nicht?!" Genervt ließ er seine Hand sinken.
„Weil es wichtig ist, dass jeder seinen eigenen Weg dafür entwickelt. Denn genau das macht es einem noch schwerer, herauszufinden, welche Methode der andere verwendet, um einen aus den Gedanken zu halten." Schnell sprang ich auf und stemmte die Hände in die Hüfte. „Als ob das so wichtig ist... Und was ist, wenn ich meinen eigenen Weg nicht entwickeln kann?! Wäre ja nicht verwunderlich, bei dem Druck und der Stärke, die du bereits hast. Wie soll ich denn bitteschön gegen dich ankommen?!"
„Du hast es bereits einmal geschafft!" Ich zog nur eine Augenbraue nach oben. „Bei dem Verhör, bevor du in deine Zelle kamst. Da hast du es tatsächlich geschafft mich aus deinen Gedanken zu halten. Also wirst du es jetzt nochmal schaffen!" In der Erwartung, dass ich es nochmal versuchen würde, hob er den Arm und streckte die Hand aus.
„Und was, wenn nicht?!", fragte ich zögernd. Er ließ seinen Arm genervt sinken. „Ich trainiere dich hier nicht, damit du mich und dich anzweifelst! Und wenn ich dir etwas sage, dann machst du das auch!" Ich dachte nicht daran auf ihn zu hören, was ich wohl auffiel, denn sein Blick wurde genervt und er schüttelte seufzend den Kopf. „Hör zu, ich versuche dir gerade etwas beizubringen. Zu deinem besten!" Meine Miene war nicht gerade begeistert. „Sieh es so, du weißt, wie man meditiert, du weißt, wie man die Macht lenkt.", seine Stimme wurde ruhiger und ich nickte. „Gut, dann versuch einfach meine Macht umzulenken. Versuch mich aus deinem Kopf zu bekommen! So schwer darf das ja nicht sein!" Ungläubig starrte ich ihn an. Das war doch wohl nicht sein ernst.
„Nicht so schwer?! Natürlich ist es schwer, weil ich es nicht kann und du es mir auch nicht erklärst!", rief ich ihm entgegen, denn mich machte es wütend, wie er von mir verlangte, dass ich es einfach konnte. „Versuch es doch noch einmal. Nur einmal und dann, dann sage ich dir eine Methode. Deal?" Ich hielt inne. Dieses Angebot war durchaus nicht schlecht.
„Deal.", entgegnete ich und setzte mich wieder auf den Boden. Mit einem Seufzen schloss ich die Augen und stellte mich darauf ein, gleich seine Stimme zu hören. Schon im nächsten Moment spürte ich, wie er mit der Macht versuchte in meine Gedanken einzudringen. Doch wie sonst auch, schaffte er es schnell durch meine Blockaden und schon hörte ich seine Stimme. „Du versuchst es doch nicht mal richtig!"
Doch!
„Nein."
Ich schlug die Augen auf.
„Natürlich habe ich es versucht, doch du hast meine Blockade einfach eingerissen und schon warst du drin. Und es ist nicht gerade leicht da noch gegen dich anzukommen." Er ließ seinen Arm sinken und seufzte. „Also gut, jetzt versuche es bitte noch einmal." Mit einem kurzen Augenverdrehen, schloss ich meine Augen und konzentrierte mich.
„Es hilft oft, wenn man sich den ganzen Prozess bildlich vorstellt. Also stell dir vor, es gibt zwei Türen, die durch eine Brücke verbunden sind. Und andere Machtnutzer können diese Brücke benutzen, um von ihrer Tür zu deiner zu gelangen." Leicht verwirrt verzog ich das Gesicht, wobei ich die Augen geschlossen ließ. „Ja, es ist eine sehr vereinfachte Beschreibung, aber ich habe gehört, dass sie funktioniert... Und jetzt stell es dir einfach vor!" Mit einem Seufzen verdrehte ich die Augen.
„Obwohl ich gerade nicht deine Gedanken lesen kann, weiß ich, was du machst. Also lass es sein! Benimm dich nicht wie ein kleines Kind!" Eingeschnappt schnaubte ich auf.
Er beschreibt es mir, wie einem kleinen Kind!
„Ja, das tue ich. Aber anders kannst du es ja nicht.", feixte er. „Und ja, diesmal habe ich deine Gedanken gelesen, denn du machst es mir auch einfach zu leicht! Wenn du dich mal konzentrieren könntest, dann wäre es für mich womöglich schwerer. Und jetzt lass das kindliche Verhalten und hör zu!" Genervt streckte ich die Zunge raus, was einen Seufzer von ihm als Antwort bekam.
„Zurück zu den Brücken!", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Ich schaffte es wirklich ihn zur Weißglut zu bringen. Irgendwie hatte ich eine kindliche Freude daran. Auch, wenn es angeblich nicht so schwer sein soll, bei seinen vielen Wutausbrüchen.
Ein Schnauben kam von ihm. „Nennst du das etwa konzentrieren?!" Gerade wollte ich ansetzten, um etwas zu erwidern, doch er unterbrach mich: „Wenn du mich gerne wütend erleben willst, dann kannst du es haben. Ich unterbreche einfach die Erklärung und lasse es dich selber versuchen, bis du es mehrmals schaffst. Vorher wird das Training nicht beendet, was für mich nicht so schlimm wäre, denn ich mache nicht viele anstrengende Dinge. Und um noch eins daraufzusetzen: Das Training mit dem Lichtschwert wird auch verschoben." Das alles war tatsächlich nicht so verlockend, weshalb ich mich mit einem Seufzer geschlagen gab.
„Gut, dann kann ich ja weitermachen." Ein letztes Mal verdrehte ich die Augen, doch er schien es zu bemerken.
„Du warst beim Beschreiben der Brücke stehengeblieben.", merkte ich an, wobei meine Stimme unschuldig klang. Ich konnte genau hören, wie er seine Hände ballte, seine ledernen Handschuhe machten Geräusche. „Danke, das habe ich ja beinahe vergessen, so oft, wie wir vom Thema abgeschweift sind." Seine Stimme triefte nur so vor beißendem Sarkasmus. Ich beließ es dabei, denn ich traute ihm durchaus zu, dass er seine Drohung ernst machen würde.
„Die Tür ist die zu deinem Verstand, deinen Gedanken. Je leichter man durch die Tür kommt, desto leichter kommt man in deinem Verstand. Stell dir vor, du errichtest eine Mauer. Eine, die sich nicht leicht durchbrechen lässt. Und diese Mauer errichtest du um die Tür. Somit kann niemand zu dir. Wenn sich jedoch auf irgendeinem Weg einer eingeschlichen hast, dann musst du ihn finden, seine Machtaktionen sehen und rausschmeißen, als würdest du ihn von dem Wall schmeißen. Uns das dürfte eigentlich alles sein." Ich widerstand dem Drang meine Augen zu öffnen und nickte nur. „Dann los."
Und schon spürte ich, wie er mit der Macht versuchte in meinen Kopf zu gelangen. Schnell stellte ich es mir so vor, wie beschrieben und versuchte ihn nicht hereinzulassen. Und es klappte durchaus. Doch nach einiger Zeit, in der er seine Macht verstärkte und weitersuchte, kam er doch rein.
„Versuch mich rauszuschmeißen!" Ich suchte in meinem Kopf nach ihm. Ruhig, als wäre ich wirklich dort, folgte ich den dünnen Fäden der Macht, die sich immer weiter dunkel färbten, bis ich ihn endlich fand. Ein gewaltiges Gewirr an dunklen Fäden, wie damals, als ich meditiert hatte. Ich streckte die Hand nach ihm aus und in dem Moment wusste ich, dass er gerade einen großen Fehler begangen hatte. Und das nutze ich aus.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...