Ein unangenehmer Schmerz weckte mich wieder. Langsam wurde mir wieder bewusst, wo ich war. Und damit kam auch die Erinnerung an den Abend.
Mit einem Seufzen schloss ich meine Augen wieder, als mir klar wurde, dass ich gegen Kylo verloren hatte.
So gut es ging richtete ich mich auf ohne mir selbst zu viele Schmerzen zu verursachen. Als ein starker Schmerz jedoch mein Bein durchzuckte, verkrampfte ich mich. Ich schlug die Decke zur Seite und stellte meine Beine auf den Boden. Der Schmerz wurde dadurch nur schlimmer, weshalb ich mich entschied nachzusehen. Das unangenehme Pochen, das von der Wunde ausging verbesserte die Situation nicht.
Vorsichtig hob ich den Stoff der Hose etwas an, um die Wunde zu sehen und bemerkte, dass der Verband wieder vollgeblutet war. Ich würde wohl nochmal bei dem Mädchen vorbeischauen müssen, bevor wir wieder gehen würden.
Als die Tür aufging deckte ich mir schnell wieder meinen Oberschenkel zu und sah aufmerksam auf. Kylo trat durch die Tür.
„Du bist wach, wie schön.", begrüßte er mich auch gleich und kam zu mir. Er stellte einen Krug auf den Tisch und da erst fiel mir auf, dass dort ein Teller stand.
„Das Essen ist vermutlich schon kalt... Ich war mir nur nicht sicher, wann du aufwachst und wollte dir etwas zurücklegen..." Dankbar lächelte ich ihm zu. „Und, wie hast du geschlafen?" In seinen Augen lag ein sowohl wachsamer, als auch belustigter Blick.
„Nun, scheinbar hast du gewonnen...", brummte ich und ruckte, mit der Decke über meinem Bein, zum Tisch, wo der Teller stand, was mir jedoch eine erneute Schmerzenswelle verursachte.
Zischend biss ich die Zähne zusammen und umklammerte den Löffel. Nun nahm sein wachsamer Ausdruck überhand, als er sich auf dem Bett, mir gegenüber niederließ.
„Alles in Ordnung?"
Ich nickte bloß und zog den Teller zu mir. Es dampfte nicht mehr.
„Wie war der Schlaf?"
„Nicht so, wie erwartet...", gab ich bloß von mir. Zwar hatte ich immer wieder Probleme wegen meiner Verletzungen, besonders wegen der von der Explosion, doch ich wollte Kylo davon nichts erzählen. Warum? Nun, weil ich nicht schwach und verletzlich wirken wollte, wie er mich scheinbar nach dem Kampf gesehen hatte. Mit den Verletzungen würde ich schon zurechtkommen, ohne ihm davon zu erzählen.
„Wie geht es deinen Verletzungen?" Forschend legte er den Kopf leicht schief, als er mich musterte und scheinbar auf meine Antwort wartete.
Ich begann mir mit dem Löffel das Essen in den Mund zu stopfen und hoffte somit nicht antworten zu müssen.
„Es ist kalt.", gab ich bloß als Kommentar ab und sorgte dafür, dass mein Mund erneut zu voll für eine Antwort war.
„Nun, das Mittagsessen wurde zwar frisch gekocht, doch hier in dem Zimmer ist es nicht so warm, dass es ewig warm bleibt."
„Mittagessen?!" Perplex sah ich ihn an und hörte auf zu essen.
„Ja, du hast so lange geschlafen... Ich wollte dich nicht wecken, da du scheinbar den Schlaf gebraucht hast...", erklärte er, „Wo wir auch schon wieder bei meiner Frage wären: Wie hast du geschlafen? Mit den Verletzungen? Geht es deiner Brandwunde gut?"
Ich schluckte. Ausgerechnet jetzt hatte ich den Mund komplett leer. Und er schien meine Strategie bemerkt zu haben, denn, als ich mir gerade einen weiteren Löffel in den Mund schieben wollte, sah er mich vorwurfsvoll an. Mit einem Seufzen ließ ich den befüllten Löffel sinken.
„Die Brandwunde stellt kein großes Problem dar... Ich habe gestern so eine Creme daraufgekommen und die müsste helfen..." Er sah nicht gerade so aus, als hätte er seine gewünschte Antwort bekommen. Sein Blick durchbohrte mich fast.
„Und sonst? Hattest du einen schlechten Traum?"
Worauf wollte er denn hinaus? Da ich nicht wusste, wie ich ihm antworten sollte und merkte, wie ich Durst bekam, nahm ich einige Schlucke aus dem Krug. Darin befand sich Wasser.
„Du hast heute Nacht sehr unruhig geschlafen. Dein Bein hat die ganze Zeit gezuckt und du hast dein Gesicht verzogen..." Nun hielt ich in der Bewegung inne und sah ihn verwirrt an.
Langsam setzte ich den Krug ab und kratze mich verlegen am Hals. „Ähm..." Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte und ließ es daher bleiben.
„Darf ich mal dein Bein sehen?" Überrumpelt von dieser Frage starrte ich ihn an, unschlüssig, was ich tun sollte. Ohne auf eine Antwort zu warten stand er auf und blieb direkt vor mir stehen. Ich gab mich geschlagen und deckte mein Bein auf. Sofort fiel Kylos Blick auf meinen Oberschenkel.
„Was hast du da?"
„Nur eine kleine Wunde von der Explosion... Nicht so schlimm..." Er kniete sich neben mich und ergriff mein Bein. Durch diese unerwartete Bewegung zucke ich weg und zischte auf.
„Glaub mir, halb so schlimm, wie sie aussieht..." Ich mied seinen Blick, als er behutsam den Stoff zur Seite schob und den Verband musterte.
„Der Verband ist vollgeblutet."
„Ich hatte noch vor ihn zu erneuern..."
Kylo seufzte auf. „Lyria, diese Wunde blutet nicht einfach nur, sie eitert." So genau hatte ich sie nicht angesehen, um das festzustellen.
„Ich gehe schnell los und hole etwas, um sie erneut zu verarzten... Währenddessen solltest du dich deiner Hose entledigen." Er sprach es so sachlich, dennoch musterte ich in schockiert. „Ich komme sonst nicht an die Wunde..." Das leuchtete mir zwar ein, aber dennoch machte sich in mir ein unangenehmes Gefühl breit.
Ohne sonst noch etwas zusagen verschwand er schon wieder und ließ mich allein. Widerwillig streifte ich die dreckige Hose ab und schmiss sie achtlos davon. Direkt vor die Tür, in dem Moment, als Kylo hereinkam.
Die Hose landete direkt vor ihm und er blieb stehen.
Langsam glitt sein Blick von dem Haufen Stoff zu mir und ich wurde direkt rot.
Natürlich musste ich ausgerechnet ihn damit bewerfen... Dabei wollte ich bloß meinen Frust rauslassen. Darüber, dass ich nun doch seine Hilfe brauchte.
Mit einem leichten Grinsen stieg er einfach darüber und stellte auf dem Tisch die Sachen ab. Verbandzeug, eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen, ein sauberes Tuch und erneut dieses Desinfektionsmittel.
Ich deckte mein Bein soweit es ging ab, ohne, dass ich in den Weg von der Wunde kam und er kniete sich neben mich. Scheinbar merkte man mir mein ungutes Gefühl an, denn er sah mich aufmunternd an.
„Keine Sorge, ich werde nur auf deinen Oberschenkeln schauen..."
„Nicht sehr beruhigend..." Ich lachte krampfhaft, doch erneut umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen.
„Versuch dich zu entspannen..." Und mit den Worten griff er vorsichtig an den Verband, um ihn zulösen. Es fühlte sich merkwürdig an, als er den Stoff abwickelte und es schmerzte auch, doch ich biss bloß die Zähne zusammen und krallte mich mit der einen Hand an die Bettkante. Mein Atem ging flach.
Sobald er den Verband komplett abgewickelt hatte, zog er scharf die Luft ein. Nun sah ich doch auf mein Bein und riss erschrocken die Augen auf. Mein Bein war geschwollen an der Stelle, Blut war wieder um die kleine Stelle verteilt und Eiter quoll heraus. Also, wirklich gesund sah das nicht aus...
Ohne etwas zu sagen griff Kylo das Wasser vom Tisch und tränkte den Lappen. Vorsichtig und darauf bedacht die Wunde nicht zu oft zu berühren wischte er das Blut ab. Mein gesamtes Bein war empfindlich und deshalb musste ich mich zusammenreißen, um nicht immer zurückzuzucken oder ein Geräusch von mir zu geben.
Kylo wirkte sehr konzentriert, als er nun damit begann so gut es ging den Eiter von der wunden Stelle wegzuwischen. Nun umklammerte ich mit meiner zweiten Hand die Decke und sah, dass meine Knöchel bereits weiß hervortraten. Auch Kylo schien es aufzufallen, denn er verzog beinahe schon mitleidig das Gesicht, dennoch stoppte er nicht.
Und als auch diese schmerzhaften Minuten vorbeiwaren sah er das erste Mal auf. Mit einem abschätzigen Blick musterte er mich und schien nachzudenken.
„Was ist?", presste ich hervor und sah ihn möglichst stark an.
„Wie lange wolltest du mir das noch verheimlichen?"
Schuldbewusst ließ ich den Kopf sinken und starrte auf mein Bein und stellte fest, dass die Wunde, obwohl sie nun sauberer war, nicht sehr gesund aussah.
„Siehst du das?" Kylo drückte leicht auf einen rotenStreifen, der von der Wunde ausging und sofort zuckte ich vor Schmerz zusammen. „Druckschmerz. Du hast ein ordentliches Problem." Langsam wurde es mir auch bewusst, dennoch begann Kylo zu erklären, als er die Wunde desinfizierte. „Du hast eine Entzündung der Lymphgefäße."
„Ich weiß..." Es ist nicht das erste Mal,dass mir so etwas passierte...
„Eine Lymphangitis."
Klugscheißer. Er schien meinen Gedanken gehört zu haben, denn er lachte leise auf. „Dann weißt du sicherlich, dass aus einer solchen Entzündung eine Blutvergiftung werden kann."
Ich gab bloß ein Brummen als Zustimmung von mir.
„Und du weißt hoffentlich, dass mit einer Blutvergiftung nicht zu spaßen ist..."
„Ja, ich weiß das alles.Und wenn ich Pech habe, dann schränkt es meine komplette Fähigkeit zu Sprechen ein!" Kylos Stimme war belehrend und das machte mich wütend. Ich kannte diese Folgen...
Ein unangenehmer Schmerz ließ mich erneut zusammenzucken und ich biss mir schnell auf die Zunge, um nicht zu schreien. Kylo hatte den Druck kurzzeitig auf der Wunde verstärkt. Ob absichtlich oder nicht konnte ich nicht herausfinden, denn sein Gesicht zeigte klar, dass es ihm leid tat...
Er legte das Tuch wieder auf den Tisch.
„Wieso hast du mir davon nichts erzählt?"Behutsam legte er beide Hände auf mein Bein, was mir zwar wehtat, doch die Schmerzen von zuvor waren anstrengender... Angestrengt sah er sich die Wunde an.
„Du sagtest, dass die Wunde von der Explosion stammt?" Ich nickte. „Ich nehme mal an, dass mich ein kleines Stückchen irgendwas getroffen hat..."
Er drückte leicht an der Wunde, was mir ein ersticktes Stöhnen entlockte.
„Ich glaube, da ist noch etwas drinnen..." Das würde durchaus passen, denn, als ich die andere Seite meines Beines befühlte merkte ich, dass dort alles unversehrt war, also nichts wieder ausgetreten war.
„Ich komme gleich wieder." Und schon stand er auf und verließ erneut den Raum.
Während ich wartete überkam mich ein unangenehmer Schüttelfrost und ich zog mir die Decke um die Schultern. Das alles war nicht gut...
Kylo kam wieder rein und hielt in seiner Hand etwas wie Pinzetten. Er legte sie auf den Tisch und begann sie ein wenig zu desinfizieren.
„Es wird wehtun, aber ich hoffe, dass ich das kleine Stück herausbekommen werde." Ich nickte nur und biss die Zähne aufeinander. Meine Lippen presste ich zusammen, sodass sie nur noch ein Strich waren. Das nahm Kylo als Bestätigung und schon spürte ich das kalte Metall an meiner Wunde. Vorsichtig versuchte Kylo mir nicht zu viel Schmerzen zu bereiten, dennoch hätte ich am liebsten geschrien und geweint.
Mein kompletter Körper war verspannt. Als er fluchend die Pinzetten von meinem Bein entfernte atmete ich kurz erleichtert auf. Dennoch spürte ich das starke Pochen in meinem Kopf, das meinen ganzen Körper erfüllte.
„Der Splitter hat zum Glück nicht alle Adern und Venen durchtrennt... Sonst hättest du einen großen Blutmangel... Zu deinem Glück hält er sich gerade noch in Grenzen." Und mit diesen Worten wischte er erneut das Blut, das aus der Wunde kam, mit dem Lappen weg.
„Aber, wenn ich jetzt mit denen hier", er hielt das kleine Werkzeug hoch, „versuche den Splitter zu entfernen, gerate ich wahrscheinlich an eine empfindliche Stelle und löse alles aus. Und es kann auch sein, dass ich damit den Splitter nur weiter reindrücke." Er legte die Sachen, die vor Blut verschmiert waren, auf den Tisch. Nachdenklich ließ er sich auf dem Bett mir gegenüber nieder undstarrte auf mein Bein.
Ich drückte einen Lappen darauf, um die von ihm ausgelöste Blutung zu stoppen. Er hatte Recht, dieses kleine Werkzeug verschlechterte die Wunde nur...
„Ich bin nicht gut genug für sowas..." Gestresst fuhr er sich durch die Haare und kaute auf seiner Lippe. Seine Finger zuckten.
Langsam wurde mir warm und ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, dennoch konnte ich nicht daran denken die Decke von mir zu nehmen, da ich noch immer fror. Ein unliebsamer Zustand.
Kylos Gesicht hellte sich kurz auf und er lehnte sich langsam nach vorne, fast so, als hätte er eine Idee. Doch schon im nächsten Moment schüttelte er den Kopf.
„Was ist die Idee?" Sein blick lag sofort auf mir.
„Es ist nicht die beste... Ich finde eine bessere..." Und schon wollte er wieder ins Grübeln verfallen, doch ich stoppte ihn. „Wie lautet sie? Und jetzt komm mir nicht damit, dass sie nicht gut ist. Wir hatten gestern auch eine Idee, von der du nicht begeistert warst und sie hat funktioniert."
„Es ist warschließlich unsere einzige Chance." Ich war zu müde, um ihm zu widersprechen und ließ ihn einfach weiter grübeln, während ich das Wasser aus dem Krug trank.
Nach einiger Zeit hörte ich ihn frustriert schnauben.
„Also gut,", begann er und ich sah sofort zu ihm, „Da ich mit keinem Gegenstand an den Splitter komme, ohne dich noch mehr zu verletzen ist es wohl die einzige Möglichkeit..." Ich konnte ihm ansehen, dass es nicht seine erste Wahl gewesen wäre...
„Und wie genau stellst du dir das nun vor?"
„Mit der Macht."
„Mit der Macht?!" Er nickte bloß. „Wie schon gesagt nicht gerade die beste Lösung aber vermutlich der einzige Weg..." Ich dachte ein wenig darüber nach und musste ihm wohl recht geben... Es wardie einige plausible Lösung... „Leg dich besser hin...", gab er mir den Rat, den ich auch befolgte. Unter Schmerzen legte ich mich wieder gerade hin und machte mein Bein frei.
„Das wird ein wenig sehr wehtun...", begann er und fuhr sich nochmal nervös durch seine Haare. Seine Hand zitterte, als er sie zögerlich ausstreckte und knapp über der Wunde verweilte. Er sah mich an unsicher an und ich nickte schnell.
Sofort spürte ich, wie Kylo begann, denn ich spürte, wie der Splitter sich bewegte. Zwar nur minimalst, doch diese kleine Bewegung löste direkt Schmerzen aus.
„Tut mir leid...", sprach Kylo, als der Schmerz stärker wurde und ich ein unterdrücktes Winseln von mir gab.
Der Schmer wurde so stark, dass ich nicht anders konnte, als laut zu schreien.
Abrupt hörte alles auf. Kylo fluchte. „Ich muss es nochmal versuchen... Der Splitter hat sich verkeilt... Ich werde ihn drehen müssen..."
In seinem Blick lag eine unausgesprochene Frage und Besorgnis keimte in seinen Augen auf. Ich nickte gezwungen. Seine Hand verweilte wieder über meiner Wunde und er schloss die Augen. Angestrengt spannte sich sein gesamter Körper an und seine Wangenknochen traten hervor. Während er den Splitter drehte klammerte ich mich an der Decke fest und hatte schon fast das Gefühl, dass ich sie zerreißen würde, da der Schmerz unangenehm wurde und ich spürte, wie sich der Splitter drehte.
„Wieso haben sie eigentlich mein Schiff in die Luft gejagt?" Überrascht über seine Frage sah ich zu ihm. Beinahe schon unschuldig, als wäre nichts, sah er mich an, doch daran, wie er den Kiefer verspannte merkte ich, dass er sich noch konzentrierte. Er versuchte mich also abzulenken...
„Und ich frage mich auch wie... Wenn sie es mit einem Auslöser gemacht haben, mussten es also die jenigen gemacht haben, die noch am Leben blieben... Und wenn sie es wirklich waren, wieso haben sie nicht noch ein wenig gewartet, bis ich näher am Schiff war, schließlich wollten sie mich tot? Was denkst du, Lyria?"
Mit zusammengebissenen Zähnen starrte ich ihn verwirrt an, doch er entgegnete meinem Blick bloß mit einer stillen Aufforderung.
„Zeitzünder...", presste ich hervor und sah, wie ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschien. „Wie kommst du darauf? Erklär es mir."
Eigentlich hätte ich das nicht machen müssen, aber Ablenkung würde mir wirklich helfen.
„Das Schiff ging in die Luft, als wir hinliefen, dennoch waren wir noch sehr weit davon entfernt, um von der Explosion wirklich getötet zu werden..."
Der Schmerz brachte mich dazu abzubrechen und Kylo sah mich entschuldigend an.
„Hätten sie nur beabsichtig, dass wir bei der Explosion verletzt werden, wären sie danach noch zu uns gekommen, um uns den Rest zu geben."
„Sicher? Es kann ja sein, dass sie das wirklich vorhatten, jedoch Angst hatten, nach dem Kampf.", vermutete er.
„Durch die Explosion wären wir geschwächt genug gewesen und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns eigenhändig töten wollten, sonst hätten sie uns nicht in einen Kampf verwickelt... Der Ausdruck in ihren Augen hat deutlich gezeigt, wie sehr sie sich darauf gefreut haben..."
Der Schmerz wurde wieder unangenehmer und ich verstummte, da ich es nicht mehr schaffte zu sprechen.
„Das klingt einleuchtend.... Du machst das wirklich sehr gut." Ob er nun die Argumentation meinte oder wie ich die Schmerzen ertrug, wusste ich nicht.
„Nun, falls es dich interessiert, der Splitter ist nun nicht mehr schief..."
„Großartige Nachricht.", presste ich hervor.
„Zurück zum Schiff: Wieso haben sie das Schiff denn überhaupt in die Luft gejagt? Sie hätten es doch sicherlich behalten können, wenn sie uns getötet hätten..." Mit seiner freien Hand strich er sich über das Kinn, was beinahe so unsinnig aussah, dass ich gelacht hätte.
„In euren Schiffen befinden sich Peilsender. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Kylo Ren ohne fliegt ist doch sehr gering..."
Zustimmend nickte er und ließ seine Handsinken. Sein Blick lag wieder konzentriert auf der Wunde, die erneut Probleme bereitete. Ich hielt einen Schrei zurück und drückte meinen Kopf nach hinten.
„Warum haben sie das Schiff dann nicht früher in die Luft gejagt?"
„Da die Explosion dich aus dem Haus geholt hätte, bevor sie bereit zum Angriff wären, mussten sie den Zeitzünder auf eine längere Zeitspanne stellen..."
„Aber wieso mussten sie das Schiff denn überhaupt in die Luft jagen?!"
Seine Versuche mich zum Reden zu bringen brachten mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen, das jedoch sofort verschwand, als erneut eine Welle anrollte.
„Jetzt könnte es unangenehm werden...", warnte Kylo und verkniff selbst das Gesicht, als mich eingewaltiger Schmerz übermannte. Ohne zu zögern schrie ich laut auf und konnte es nicht verhindern. Tränen traten aus meinem Auge, so sehr brannte es, fast so, als würde man mir mein Bein abschneiden, während ich noch wach war.
Meine Hände schmerzten, so sehr umklammerte ich die Decke. Als der Schmerz ganz plötzlich weniger wurde, verstummte ich endlich. Meine Augen hatte ich schwach geschlossen, doch ich wusste, dass der Splitter noch nicht draußen war.
„Lyria?" Kylos Stimme war bloß ein besorgtes Flüstern. Langsam öffnete ich meine Augen und sah erst verschwommen, durch den Schleier an Tränen.
„Mir...Geht es gut.", brachte ich mit bebender Stimme hervor, obwohl das nicht der Fall war.
„Ich bin nun soweit, dass es nicht leicht geht. Der Schmerz von eben wird scheinbar nicht vermeidbar sein..."
Unter Tränen nickte ich bloß und schluckte schwer. „Lass uns mit der Folter beginnen."
In Erwartung auf den Schmerz kniff ich meine Augen zusammen, versuchte einen besseren griff um die Decke zu bekommen und wartete. Doch der Schmerz blieb aus.
Nach einiger Zeit des Wartens wurde ich immer unsicherer.
Als der Schmerz langsam stärker wurde, zuckte ich plötzlich zusammen. Doch nicht wegen dem Schmerz, sondern, weil ich etwas an meiner Schulter spürte. Kylo hatte seine Hand beruhigend daraufgelegt und begann nun kräftiger mit der Macht auf den Splitter einzuwirken, weshalb die Schmerzen immer schlimmer wurden.
Rein reflexartig griff ich nach seiner Hand und umklammerte sie. Er löste den Griff um meine Schulter und erwiderte meinen Druck aufmunternd. Ichbrauchte meine Augen nicht zu öffnen, um zu sehen, wie er gerade vermutlich aussah.
„Gleich hast du es hinter dir...", sprach er beruhigend und der Schmerz wurde noch stärker. Ich wollte schreien und weinen, doch stattdessen verstärkte ich bloß den Griff und klammerte mich an ihn, wie an einen rettenden Faden, der mich aus der Höllenqual retten konnte.
Stille Tränen traten aus meinen Augen, doch schreien musste ich nicht, stattdessen kam von mir Wimmern und gelegentlich ein Zischen.
Manchmal hatte ich Angst, dass ich Kylo fast die Hand zerquetschte, als der Schmerz wieder stärker wurde, doch von ihm kam kein Laut und auch, wenn ich in seine Augen sah, verzogen sie sich nicht und es spiegelte sich dort kein Schmerz. Seine braunen Augen leuchteten fast so als wolle er mich damit hypnotisieren.
„Alles gut..." Seine beruhigende Stimme wirkte auf mich wie ein Wunder. Ob es nun auch sein fester Händedruck war oder nicht, wusste ich nicht, doch ich konnte mich etwas entspannen. Es fühlte sich beinahe so an, als würde Kylo mir den Schmerz durch seinen Griff entziehen. Sobald der Schmerz nachließ, öffnete ich die Augen. Kylo atmete schwer und kniff kurz seine Augen zu, doch schon sah er zu mir und ein Grinsen umspielte sein Gesicht, als er mir seine Hand hinhielt, in der ich etwas kleines, blutiges liegen sah.
„Geschafft."
Erleichterung strömte mich und ich ließ mich seufzend zurückfallen. Auch er sah so aus, als würde es für ihn anstrengend sein, als er mir matt zulächelte und sich an das Bett lehnte, während er tiefe Atemzügen ahm.
Unsere Hände waren noch immer verschränkt. Erst nach einiger Zeit schein es ihm besser zu gehen, denn er löste sich langsam aus dem Griff, was nicht sehr schwer war, da ich zu matt war, um ihn noch stark festzuhalten.
Er richtete sich mühsam auf und holte vom Tisch das Desinfektionsmittel. Den Splitter ließ er auf dem Lappen liegen.
Der leichte Schmerz, den das Mittel mir bereitete konnte ich ganz entspannt ertragen, denn es fühlte sich beinahe wie eine Streicheleinheit an, wenn ich es mit dem Schmerz von vor einer Minute verglich.
Kylo verband mir noch das Bein, wobei er erneut so konzentriert aussah, dass ich nichts sagte.
Als er damit fertig war legte er die Sachen wieder auf den Tisch.
„Ich bringe schnell die Sachen zurück und du kannst dich wieder anziehen." Mein Blick glitt zur Tür, wo meine Hose noch immer lag. Auch er bemerkte sie, als er mit den Sachen wieder vor die Tür trat. Mit einem schelmischen Grinsen, das seine Lippen umspielte, drehte er sich zu mir um und hob die Hose auf.
„Ganz nebenbei finde ich es sehr amüsant, dass du mich bereits mit deiner Kleidung bewirfst..." Immer noch etwas geschwächt lächelte ich. „Gewöhn dich besser nicht daran..."
„Schade, ich dachte schon, wenn ich wieder zurückkomme, bewirfst du mich mit deiner Unterhose!" Er zwinkerte mir zu und bevor ich etwas nach ihm werfen konnte, war er schon mit einem Lachen aus dem Raum verschwunden und hatte mir noch schnell die Hose zugeworfen.
Umständlich zog ich mir die Hose wieder an und versuchte so wenig, wie möglich mein Bein zu belasten.
Kylo trat in den Raum mit etwas zu trinken hinein. Beinahe enttäuscht sah er mich an.
„Was?! Keine Unterwäsche? Und ich dachte, ich habe die Zeichen so offensichtlich gemacht..." Das Lächeln, das auf seinemGesicht lag stiftete mich zum Grinsen an, als er sich zu mir aufs Bett setzte. Die Decke hatte ich noch immer um mich geschlungen, da mir kalt war. Er gab mir den Behälter mit dem Getränk und ich nahm gleich mehrere Schlucke, bevor ich bemerkte, wie widerlich es schmeckte.
„Das soll helfen... Also trink es komplett aus!" Mit verzogenem Gesicht kippte ich den Rest hinunter und stellte den Becher dann mit einem lauten Knall auf den Tisch. Das Getränk hinterließ einen unangenehmen Nachgeschmack und ein belegtes Gefühl auf der Zunge. Wortlos reichte Kylo mir den Krug mit dem Wasser und ich trank davon die Hälfte leer.
„Ich habe nochmal mit dem Mann gesprochen...", begann er und ich sah neugierigauf. „Unser Abholkomitee kommt noch heute Abend." Das waren gute Nachrichten. „Bis dahin schlage ich vor, dass du dich ausruhst." Vehement schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich schaff das schon..." Schlaf klang zwar gut, aber ich wollte nicht noch schwächer wirken... Sofort griff Kylo mir an die Stirn und stellte fest: „Du hast Fieber." An seinem Blick erkannte ich, dass jegliche Diskussionen sinnlos wären und seufzte schließlich.
„Ich lege mich aber nur hin, weil ich selbst müde bin und schlafen will!", stellte ich bockig fest, was ihn nur zum Lachen brachte.
„Wenn du meinst..." Er stand auf und machte es sich auf seinem Bett bequem, indem er sich an die Wand lehnte und aus dem Fenster sah. Sobald mein Kopf auf dem Kissen lag und ich mich etwas bequemer hingelegt hatte, überrollte mich die Erschöpfung und ich schlief sofort ein.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...