Der Wind wehte mir meine losen Haarsträhnen ins Gesicht, doch ich machte mir nicht die Mühe sie zur Seite zu streichen. Mit ausgebreiteten Armen stand ich auf dem Felsvorsprung, während ich meine Augen geschlossen hielt. In meiner Hand hielt ich einen glatten Stein, dessen Oberfläche sich mittlerweile aufgewärmt hatte. Ich konnte den kühlen und nassen Felsen unter meinen nackten Füßen spüren. Meine Schuhe hatte ich ausgezogen.
Obwohl ein kühler Wind wehte und die Sonne gerade hinter Wolken verborgen war, fror ich nicht. Das Rauschen des Meeres stellte ein beruhigendes Hintergrundgeräusch dar, ebenso die vereinzelten Schreie der Möwen. In der Ferne konnte ich die Bäume knarzen und das Laub rascheln hören, wenn der Wind durch den Wald wirbelte und den Duft von trockener Erde und Harz zu mir trug. Die Luft hinterließ einen salzigen Geschmack auf der Zunge. Selbst das feuchte Moos auf den Steinen konnte ich riechen.
Dieser Ort sorgte wie immer dafür, dass ich ganz und gar zur Ruhe kam, meine wilden und hektischen Gedanken erstarben und ich das erste Mal seit Tagen das Gefühl von Friedlichkeit verspürte.
Vereinzelt trafen Wassertropfen auf meine Füße, wenn die Wellen mit viel Schwung gegen die Felsen unter mir prallten und die Gischt nach oben spritzte. All der Stress der letzten Tage, die Angst um Leia, die Gedanken an Kylo und den Abend, sowie meine Sorgen um den Widerstand und Snoke, wurden weggetragen, wie die Blätter in der Luft und wie das Wasser der Wellen, die man stetig rauschen hörte. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, das jedoch sofort erstarb, als ich hinter mir Schritte hörte.
Diesen Ort besuchte nie jemand, weshalb es mich sehr verwunderte, dass jemand hier war. Die Schritte waren zu schwer für Rey. Ob es Poe war, der mir eine dringliche Neuigkeit überbrachte? Vielleicht war etwas mit Leia! Wiederwillig öffnete ich langsam meine Augen, zu gern würde ich in diesem friedlichen Zustand verbleiben. Ich senkte meine Arme und drehte mich seufzend um. Doch, sobald ich sah, wer einige Meter hinter mir stand, riss ich erstaunt die Augen auf. Kylo!
„Du?!" Ich hatte nicht mitbekommen, wie die Macht uns verbunden hatte. Kylo schenkte mir ein kleines Lächeln, das jedoch langsam wieder verschwand, als er an mir heruntersah. Ihm mussten meine nassen Füße aufgefallen sein, zusammen mit den hochgekrempelten Hosenbeinen.
„Wieso bist du so dünn angezogen?!" Zusätzlich dazu trug ich auch nur mein Top. „Ich bin nicht dünn angezogen!", wehrte ich ab. Warum musste er sich direkt bei mir beschweren?! Keine Begrüßung, nein, natürlich nicht! Genervt schnaubte ich.
„Willst du dich erkälten?!" Wild wedelte er mit seinen Armen herum und warf mir dabei einen Blick zu, als wäre ich bekloppt. Dachte er denn wirklich, dass ich weniger auf meine Gesundheit achtete als er?! Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich spürte, wie eine Kante des Steins, den ich hielt, in meine Haut drückte. „Weißt du was, genau das war der Plan!", gab ich bissig zurück. Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?! Nein, das erste, was er machte war an mir herumzumeckern! Ich wollte doch einfach nur den Moment genießen! Konnte er nicht einfach in einen anderen Raum gehen?!
„Lyria, ich meine es ernst!" Genervt fuhr ich wieder zu ihm herum. „Sei endlich still!", brummte ich missmutig und warf den Stein nach ihm. Den Stein warf ich nur, um den Frust loszuwerden, denn treffen konnte es ihn nicht, egal wie gut ich auch zielte. Solange ich nicht zuließ, dass er meine Umgebung sah, konnte er mit keinen Dingen daraus interagieren.
Als der Stein jedoch in Kylos Hand landete und dabei ein dumpfes Geräusch von sich gab, riss ich erstaunt die Augen auf. Wie war das möglich?! Erschrocken wanderte mein Blick von dem Stein in Kylos Hand zu ihm. Auf seinem Gesicht lag ein sanftes Lächeln. „Das hast du jetzt nicht erwartet, habe ich recht?"
„Aber...Wie?!" Ich hatte ihm keinen Zugang zu meiner Umgebung gegeben... Das sollte unmöglich sein!
Langsam senkte er dir Hand, doch das Lächeln verschwand nicht von seinem Gesicht. „Ich bin hier." Nur stückhaft verstand ich, was er damit meinte. Er war hier, auf diesem Planten, in Fleisch und Blut! Aber, wieso hatte ich ihn nicht bemerkt?! „Ich habe die Verbindung unterdrückt und-" Plötzlich stoppte er, weil ich mich, sobald mir seine Worte bewusst wurden, auf ihn gestürzt hatte und direkt meine Arme um ihn schlang. Er war hier! Direkt vor mir! Keine Macht, die dafür verantwortlich war, nur er!
Vor Überraschung war ihm der Stein aus der Hand gefallen, doch er entspannte sich etwas und setzte gerade an, ebenfalls seine Arme um mich zu legen. Doch langsam wurde mir bewusst, was es bedeutete, dass er wirklich hier war, weshalb ich mich schnell von ihm löste und einen Schritt zurücktrat.
„Was machst du hier?" Er hatte die Verbindung unterdrückt, damit ich ihn nicht bemerkte, also könnte es ein Angriff sein! War er etwa hier, um mich abzulenken? Stand die Basis gerade unter Beschuss der Erste Ordnung?! „Ist das ein Angriff? Woher wusstest du, dass wir hier sind?!", stellte ich direkt die nächsten Fragen. Dabei warf ich einen Blick in den Himmel, um irgendwelche Schiffe zu erkennen, doch da war nichts, nur das Grau der Wolken.
Abwehrend hob Kylo seine Hände. „Keine Sorge, das ist kein Angriff! Ich bin allein hier." Meine Augen verengten sich zu schlitzen. „Ich bin hier wegen Leia.", murmelte er und wandte dabei den Blick ab, als wäre es ihm unwohl.
„Leia? Warum willst du-" Mitten im Satz brach ich ab, als mir bewusstwurde, was er meinte. Er wollte Leia besuchen?!
„Nach allem, was passiert ist, gibt es leider noch immer einen Teil in mir, der sich um sie sorgt und genau der überwiegt gerade... Ich...ich wollte nach ihr sehen", stammelte er mit noch immer gesenktem Blick, „meiner...Mutter." Ich konnte sehen, wie sich seine Fäuste ballten; das Leder der Handschuhe knirschte dabei.
Er war wirklich hierhergekommen, nur um nach ihr zu sehen? Für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte, also legte ich ihm meine Hand auf den Arm und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Dann sollten wir uns wohl besser auf den Weg machen, bevor wir noch die Besucherzeit verpassen." Sofort fuhr sein Kopf hoch. Ein hoffnungsvoller Blick lag in seinen Augen.
Ich bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung mir zu folgen und verließ den Felsvorsprung. An einem Stein lehnten meine Stiefel, die ich mir schnell anzog. Kylo stellte sich neben mich.
„Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin?", fragte ich, als ich mich wieder aufrichtete und zum Waldrand ging. Kylo folgte mir. „Du hast mir diesen Ort gezeigt und ich dachte mir, dass du hier sein würdest..." Stimmt, damals, nachdem er den Tod meiner Eltern gesehen hatte, habe ich ihm den Ort gezeigt und ihm erlaubt meine Umgebung zu sehen.
„Wusstest du also daher, dass ich auf Naboo bin?" Er nickte knapp. Natürlich wusste er es. Wieso hatte ich das damals nicht bedacht?! Er kannte diesen Planten, er war schließlich hier aufgewachsen!
„Und ich habe das Badezimmer erkannt..." Natürlich hatte er das.
Wow, wie konnte ich nur so unvorsichtig sein?! Wir hätten längst alle tot sein können wegen mir. Aber... ich hatte ihm diese Umgebung vor einer Ewigkeit gezeigt und nie hatte die Erste Ordnung uns angegriffen.
„Ich hätte der Ersten Ordnung nicht gesagt, dass ihr hier seid.", murmelte Kylo, als hätte er meinen Gedanken mitbekommen. „das wäre mir zu viel Arbeit gewesen... Ich meine, ich müsste dann erklären, dass wir verbunden sind und darauf hatte ich nun wirklich sehr wenig Lust..." Dieser Nachsatz ließ mich grinsen.
Wir betraten den Wald und ich strebte den Weg zurück zum Haus an. Für einige Zeit schwiegen wir wieder beide, doch dann unterbrach ich die Stille: „Wie kommt es, dass der Oberste Anführer allein zu Planeten fliegt? Normalerweise hast du immer irgendeine Begleitung... Und wenn es nur deine Ritter sind." Das verwirrte mich wirklich, denn es war definitiv auffällig, wenn der Oberste Anführer allein nach Naboo flog. Ich besaß noch immer das böse Gefühl, dass er die Erste Ordnung durch seinen Besuch, beabsichtigt oder nicht, zu uns lockte.
„Keine Sorge, ich habe das Ortungsgerät an meinem Schiff ausgestellt. Niemand wird herausfinden, dass ich hier war." Hatte er etwa meine Gedanken gelesen?! „Und niemand wird den Obersten Anführer hinterfragen, dem sein Leben lieb ist." Das ließ mich leicht grinsen. „Beruhigend zu hören."
Den Rest des Weges verbrachten wir mit nur kurzen Gesprächen. Viel Zeit verbrachte Kylo damit die Umgebung anzustarren. Ich konnte spüren, dass es für ihn merkwürdig war nun wieder hier zu sein, doch ich sagte nichts
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...