✨Kapitel 43

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„Nein!" Schweißgebadet schreckte ich in meinem Bett hoch. Ich streckte meine Hand aus, ohne darüber nachzudenken und blitzschnell spürte ich den kühlen Griff. Keine Sekunde später erleuchtete die goldene Klinge den Raum. Und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich nur geschlafen hatte. Mit noch immer zitternden Händen ließ ich meine Waffe langsam sinken. Mit der Macht machte ich das Licht an, das schwach das Zimmer erhellte. Das Zimmer, in dem ich mich allein befand. Ohne irgendwelche Gefahren. Sobald ich mir dessen bewusst wurde, ließ ich die Klinge meines Lichtschwertes wieder einfahren. Verzweiflung kam in mir auf. Geschüttelt von Schluchzern zog ich meine Beine eng an den Körper und legte meine Arme darum. Geschützt vor allen Blicken ließ ich den Drang zu Weinen zu. Das kalte Metall des Lichtschwerts, das ich noch immer in der Hand hielt, drückte gegen mein Bein. Die davon ausgehende Kälte ließ mich erzittern. Für einen Moment dachte ich daran mich wieder in die Decke zu kuscheln und zu versuchen wieder einzuschlafen, doch den Gedanken schüttelte ich schnell ab. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging. Erst, als ich eine Stimme hörte, sah ich auf.
Lyria?
Panisch ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, doch dort entdeckte ich niemanden. Auch an der Tür stand niemand.
Bist du wach?
Erst jetzt fiel mir wieder ein, was am Vortag passiert war. Es fühlte sich noch immer an wie ein Traum.
Ja.
Meine Antwort fiel knapp aus, denn ich wischte mir schnell die Tränen aus dem Gesicht. Auch, wenn er mich nicht sehen konnte, ich war mir nicht sicher, ob er nicht dennoch wusste, dass ich geweint hatte.
Warum bist du schon wach?
Ich habe schlecht geschlafen... Aber warum bist du denn schon wach? stellte ich die Gegenfrage.
Ich habe gleich eine Besprechung. Du weißt ja, der Hochwerte General hat wohl vor mir den heuteigen Tag zur Hölle zu machen. Und so, wie es aussieht soll diese Hölle früh beginnen.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und vertrieb sofort jede Spur der Trauer. Ich freute mich so sehr, dass ich seine Stimme hören konnte. Ich würde ihn wegen des straffen Zeitplanes nicht viel zu Gesicht bekommen... Und nach dem Alptraum war die Tatsache, dass er da war, wenn auch nur in meinen Gedanken, mehr als nur tröstend.
Du wirst heute eine strammen Terminplan haben, oder? Erkundigte ich mich hoffnungsvoll.
Ja, also werde ich heute keine Zeit für unser Training haben, falls du das Fragen wolltest.
Ja, das wollte ich fragen. Ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht zu stark anhören zu lassen.
Und wie ist es mit Essen? Hast du dafür Zeit?
Vermutlich nicht. Ich habe die Befürchtung, dass diese Besprechungen und Sitzungen mich auch morgen in Beschlag nehmen werden.
Enttäuscht seufzte ich.
Aber du kannst dennoch trainieren. Du bist frei zu tun, was du willst. Die Halle wird wie immer frei sein. Und ich bin mir sicher, dass du dich noch verbessern kannst! 
Ich konnte mir sein Grinsen förmlich vorstellen, und doch war er nicht da. Kylo verabschiedete sich noch und dann spürte ich, wie der Kontakt abriss. Das Gefühl der Anwesenheit rutschte abseits in meinen Gedanken und ich hätte es sogar vergessen können.
Nun, da ich wach war, stand ich auf und richtete mich für das Training her. Schnell zog ich mir die Kleidung an und machte mich noch kurz auf den Weg zur Kantine. Den restlichen Vormittag trainierte ich allein in der Halle. Ich kämpfte gegen die Kugeln, bis mir mein Kopf vor Anstrengung wehtat. Schließlich machte ich eine Pause und setzte mich wieder auf die Kisten, um etwas zu trinken. Aus Langeweile beschloss ich nach Kylo zu fragen. Wenig später kam von ihm auch eine Antwort. Er saß noch in der Sitzung und, sobald die fertig war, musste er das nächste Gespräch mit Hux durchstehen. Er hatte mein höchstes Mitleid. Zum Mittag ging ich wieder in die Kantine, die zu meinem Pech voller war. Ich ergatterte einen Platz an einem Tisch, der etwas abseitsstand und setzte mich hin. In Gedanken dachte ich nochmal über diese Verbindung zwischen Kylo und mir nach, bis sich jemand zu mir setzte. Überrascht sah ich auf und blickte in zwei, mir unbekannte Gesichter. Sie trugen die übliche Uniform der ersten Ordnung, doch ich konnte an den Dienstklappen erkennen, dass sie Ranghohe Offiziere waren. Der erste hatte ein recht junges Gesicht, dunkle, kurze Haare und blaue Augen, in denen sich blanke Neugierde spiegelte. Auch der zweite Offizier sah mich mit derselben Neugierde aus seinen hellbraunen Augen an. Seine Haare hatten einen ähnlichen Farbton, wie seine Augen und auf seinem Gesicht prangten Sommersprossen. Ein untypisches Aussehen, fand ich.
„Bist du nicht die Schülerin von Kylo Ren?"
Ich zögerte. „Kommt drauf an, wieso wollt ihr das wissen?" Der eine mit den Sommersprossen lächelte auf einmal. Er war ebenfalls sehr jung, wobei sein Gesicht durch die Sommersprossen noch knabenhafter wirkte. „Ich habe von einem Kollegen erfahren, dass du diesen Virus gestoppt hast." Begeistert blickte er mich an. Ich jedoch fühlte mich ein wenig überfordert, da ich nicht erwartet hatte, dass es sich rumgesprochen hatte. Obwohl ich nichts anders erwarten sollte.
„Ja, das war dann wohl ich." Ich lächelte kurz und wollte dann weiteressen, doch die beiden gingen nicht weg. Stattdessen sahen sie sich an und nickten begeistert. „Ich wusste doch, dass sie es ist!" Da ich nicht wusste, was sie wollten, sah ich sie einfach auffordernd an.
„Wir finden es wirklich erstaunlich, wie du das hinbekommen hast..."
„Ja, wir haben gehört, dass das ein ziemlich übler Virus ist, bei dem selbst unsere Experten so ziemlich ins Schwitzen kamen...", stimmte der andere grinsend zu. „Danke?"
„Wie hast du es denn hinbekommen? Ich meine, wenn selbst die Experten das kaum konnten..."
„Übung, würde ich sagen..." Dabei lächelte ich schief.
„Muss wohl viel gewesen sein..."
Eher weniger... „Ich sage einfach mal, ja. Schließlich will ich eure Experten nicht in den Schatten stellen." Zufrieden grinste ich. Die beiden lächelten ebenfalls und begannen zu essen. Ich warf nur kurz einen Blick durch den Raum und stellte fest, dass fast alle Tische belegt waren. Mit einem leisen Seufzer begann auch ich zu essen.
„Wo ist denn überhaupt dein Schatten?", fragte der sommersprossige Offizier. Überrascht schaute ich auf. Was meinte er?! Sein Freund boxte ihm in die Seite und sah ihn kurz warnend an. Er war wohl der vernünftigere von beiden. So wie es aussah, war er auch schon älter und womöglich länger bei der ersten Ordnung. Seinem Verhalten nach meinte er wohl Kylo.
„Kylo Ren?" Er nickte. „Beschäftigt." Ich hielt meine Antwort kurz, schließlich ging es sie nicht unbedingt etwas an, dass Kylo in Besprechungen verstrickt war. „Wieso?" Fragend blickte ich sie an. Hatten sie etwa Angst, dass er gleich zur Tür hereinspazieren würde und sie anmotzen würde, weil sie bei mir sitzen?
„Es überrascht mich nur, dass er nicht hier ist... Normalerweise sehen wir dich nicht ohne deinen Schatten."
„Gren!", zischte sein Freund warnend. So hieß er also...
„Wieso denn mein Schatten?!" Während ich ihn neugierig ansah, nahm ich einen weiteren Bissen vom Essen. Kurz zögerte der sommersprossige Offizier -Gren– bevor er erklärte: „Immer, wenn du den Raum betrittst, folgt er dir. In seiner schwarzen Kleidung sieht er zudem noch mehr aus, wie ein Schatten." Das stimmte. Seine Kleidung machte da so einiges aus. Nur zu gern erinnerte ich mich an unsere Zeit auf Thais, als er die Kleidung von Kili getragen hatte. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn jemals dazu bringen könnte das auch auf dem Schiff zu tragen, lag unter der unvorstellbaren...
„Auch, wenn man meinen könnte, dass du sein Schatten bist..." Nachdenklich zeigte er mit seinem Löffel auf mich und kaute derweil. Ich unterdrückte ein Grinsen, als seinem Freund erneut die Gesichtszüge entglitten und er Gren entsetzt ansah. Hatte er Angst, dass ich ihn an Kylo verpetzten könnte, weil er zu viele Fragen stellte? Es amüsierte mich doch sehr, dass ein Offizier, der einen höheren Rang besaß, als ich, mir Respekt erweisen wollte, indem er nicht so aufmüpfig erschien. Dabei war ich es, die als Gefangene auf diesem Schiff ankam...
„Aber dagegen spricht, dass man ihn auch ohne dich sieht..." Noch immer sah er nachdenklich in der Gegend herum. „Und dich würde ich weniger als Schatten bezeichnen..." Ich konnte es nicht verhindern, dass sich ein Grinsen auf mein Gesicht schlich.
„Und warum nicht? Ich trage doch auch schwarze Kleidung..."
„Ja, das stimmt, aber du erscheinst nicht so wie ein Schatten. Immerhin bist du kleiner als er..." Das war doch kein Argument! Nicht, dass ich mich um den Titel als 'Schatten' mit Kylo duellieren wollte, aber dennoch fand ich es ungerecht zu sagen, dass ich nicht als Schatten durchging, nur weil er so riesig war. „Es ist eher so, als wärst du das Gegenstück zu ihm..." Interessiert hörte ich ihm zu, gespannt, was er nun sagen würde. „Du erscheinst neben ihm viel mehr, wie etwas... helles..." Erstaunt zog ich die Augenbraue nach oben. „Er wirkt anders, wenn er mit dir unterwegs ist. Natürlich ist er noch immer angsteinflößend..." Schnell nickte er und riss die Augen auf, was mich jedoch noch mehr zum Grinsen brachte. Kylo war zu Anfang für mich eine Gestalt gewesen, die mir nicht freundlich gegenüber war, aber dennoch lag es mir sehr fern Angst vor ihm zu haben.
„Du bist nicht der Schatten, der ihm folgt, sondern eher... das Licht, das den Schattenwurf versursacht." Sofort konnte ich die Gedanken seines Freundes auffangen. Er wollte Gren ermahnen und ihm vorhalten, dass man besser nicht zur Schülerin des Meisters, der auf der dunklen Seite ist, sagt, dass sie das Licht ist. Doch er ließ es bleiben, als er zu mir sah. Vermutlich fiel ihm mein Grinsen auf. Noch immer suchte Gren nach den richtigen Worten.
„Er ist die Dunkelheit zu deinem Licht! Denn Schatten kann nicht ohne Licht sein!" Sofort verschwand mein Grinsen. Doch nicht, weil er etwas Falsches gesagt hatte, sondern weil mich diese Aussage einfach nur verwirrte.
„Ich glaube, wir müssen wieder los, Gren. Die Schicht ruft!", meinte sein Freund darauf. Da beide schon so gut, wie aufgegessen hatten, als sie sich zu mir gesetzt hatten, waren sie bereits fertig. Mit einem letzten freundlichen Nicken von beiden verabschiedeten sie sich und verließen die Kantine.
Während dem restlichen Essen und dem folgenden Training dachte ich über seinen Satz nach. Es war der Satz, den Soul ebenfalls gesagt hatte.
Schatten kann nicht ohne Licht sein.

Als ich nach dem Training aus der Dusche stieg und meine nassen Haare bürstete, erschrak ich bei dem Anblick im Spiegel. Ich betrachtete meinen Hals. Für einen Moment schloss ich meine Augen und ein Seufzen entwich mir. Das ist kein Grund die Fassung zu verlieren, sagte ich mir in Gedanken und wandte mich ab. Ich zog mir saubere Kleidung an und legte mich ins Bett. Müde vom Training, löschte ich das Licht und versuchte zu schlafen. Doch auch jetzt konnte ich einfach nicht ruhig einschlafen, sondern schreckte immer wieder aus dem Schlaf. Sobald ich für einen Bruchteil in die Traumwelt abdriftete, schlugen die Erinnerungen zu. Ich wusste nicht, wie spät es war, doch ich lag wach im Bett. Mein Verstand sagte mir, dass Schlaf für ich gesund war, aber ich konnte einfach nicht mehr. Nichts an diesem Schlaf war erholsam für mich. Also beschloss ich aufzustehen. Ich setzte mich auf die Fensterbank und sah hinaus zu den Sternen, deren Anblick mich wie immer beruhigte. Probeweise suchte ich nach der Verbindung zwischen Kylo und mir in meinen Gedanken. Ich spürte ihn, er war noch wach, wie es schien. Kurzerhand beschloss ich zu ihm zu gehen. Vielleicht war es bereits Morgen und er hatte für einen Moment Zeit, um mit mir zu trainieren...
Und so brachte ich das Lichtschwert an meinem Gürtel an, zog mir ein wenig mehr Kleidung, als ich zum Schlafen trug, an und verließ den Raum.
Der Gang war nur spärlich beleuchtet. Also musste es entweder sehr früh sein, oder noch mitten in der Nacht. Dennoch wich ich nicht von meinem Plan ab und lief durch den Gang, bis ich vor einer Tür stehenblieb. Ich war zwar noch nie in Kylos Zimmer gewesen, dennoch konnte ich spüren, dass ich an der richtigen Zimmertür stand. Ich hob meine Faust, doch für einen Moment zögerte ich. War es wirklich eine so gute Idee ihn in seinem Zimmer zu besuchen?! Schnell scheuchte ich den Gedanken zur Seite und klopfte.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt