Als ich die Stimme hörte, riss ich erschrocken die Augen auf.
Es war Kylo. Vorsichtig lugte ich nach oben und konnte ihn direkt vor mir stehen sehen. Seine Hand hatte er erhoben und ich konnte erkennen, dass sich darum die Schnur der Peitsche gewunden hatte. Mit einem kräftigen Ruck riss er dem Händler die Peitsche aus der Hand.
„Wie kannst du es wagen?!", blaffte der Händler sofort, doch prompt kam die Antwort: „Wie kannst du es wagen? Weißt du denn nicht, wer ich bin? Ich bin der Oberste Anführer!" Nun hatte seine Stimme an Autorität zugenommen. Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass der Händler sich verspannte und sofort gerade hinstellte.
„Ich bitte um Verzeihung, Oberster Anführer!" Er verbeugte sich tief, seine Stimme triefte nur so vor Unterwürfigkeit. Ich hörte, wie die Peitsche deaktiviert wurde und sah, dass sich die Schnur wieder in den Griff zurückzog. Noch immer hockte ich auf dem Boden, den Blick gesenkt. Ich versuchte wieder die Verbindung zwischen uns zu blockieren in der verzweifelten Hoffnung, er wusste nicht, dass ich direkt vor ihm kniete.
„Ihr habt eine interessante Auswahl an Sklavinnen...", murmelte Kylo nach einiger Zeit. Seine Stimme hatte noch immer nichts an Autorität verloren.
„Ich danke euch, ja, es ist in der Tat eine Auswahl der besten Atleoner. Ich habe sogar ein Menschenmädchen." Mit den Worten trat er direkt neben mich. „Steh schon auf! Weißt du denn nicht, wer vor dir steht?!" Ich wusste ganz genau, wer dort stand, doch noch immer bewegte ich mich nicht, auch wenn ich mir sicher war, dass ich mittlerweile aufstehen könnte. Ein Zischen entfuhr mir, als der Händler nach meinem Zopf griff und mich daran grob nach oben ziehen wollte. Ich reagierte nicht, was ihn nur wütender machte.
Kylo vor mir hob die Hand und schon hielt der Händler inne. „Sie kann auch vor mir niederknieen, wenn ihr das lieber ist. So, wie es ein guter Untertan macht.", sprach er und der Händler ließ von mir ab. Für ihn mochte es so wirken, als würde Kylo sich nicht daran stören, dass ich kniete, doch ich hörte ganz klar den provokativen Unterton heraus.
Vor ihm knien?! Nein! Ich war nicht sein Untertan! Mein Stolz war schneller als meine Vernunft und so richtete ich mich langsam auf, wobei ich den Kopf noch immer gesenkt hielt, sodass mir die einzelnen Haarsträhnen ins Gesicht fielen und ihm den Blick verwehrten. Innerlich verfluchte ich mich bereits, da ich mich so leicht von ihm hatte austricksen lassen, doch äußerlich blieb ich ruhig. Ich konnte seinen intensiven Blick auf mir spüren, doch ich unterdrückte jeden Drang ihn anzusehen und starrte stattdessen auf meine Füße, die mit Dreck übersäht waren und an deren Gelenken die Ketten bereits alles wundgerieben hatten.
„Mit Verlaub, aber wenn ihr zum Markt wollt muss ich euch leider enttäuschen. Für heute ist er beendet.", sprach der Händler schließlich, vermutlich wegen etwas, das Kylo gemacht hatte.
„Zu schade... Ich hatte gehofft dort etwas zu finden... Eine Weile schon spiele ich mit dem Gedanken mir eine Sklavin zuzulegen..." Als er das sagte, zog ich verwundert die Augenbrauenzusammen. Meinte er das etwa ernst?!
Der Händler straffte seine Schultern und begann zu lächeln. „Nun, eigentlich sind wir schon auf dem Weg zurück, aber wenn ihr wollt könnt Ihr Euch gerne meine Ware ansehen... Vielleicht gefällt Euch etwas.", bot er sofort an. Natürlich witterte er die Chance Geld zu machen. Zudem würde es eine große Ehre für ihn sein eine Sklavin an den Obersten Anführer verkauft zu haben.
„Ein äußerst entgegenkommendes Angebot.", kam von Kylo die Antwort. „Sehr wohl. Seht Euch meine Ware gerne an. Hier sind nur die Besten!" Noch immer hatte Kylo sich nicht bewegt und stand vor mir. Ich konnte aus dem Augenwinkle sehen, dass er den Kopf leicht schief legte. „Ein Mensch, wie ich sehe... interessant."
„Ja, in der Tat. Eine Seltenheit auf dem Markt hier in den Gegenden.", stimmte ihm der Händler zu, „aber ich bin mir sicher, dass Ihr nicht so weit reißt, um eine, für Euch so gewöhnliche Spezies auszusuchen... Ich habe dafür viele Atleonerinnen. Reine Schönheiten! Eine häufige Spezies hier. Sie haben zwar nur vier Finger, aber dafür können sie damit sehr viel machen..." Ich merkte, wie der Händler versuchte die Aufmerksamkeit von Kylo bewusst von mir wegzulenken. Warum war mir jedoch nicht ganz klar...
„Ich weiß nicht..." Als ich eine Hand an meinem Kinn spürte, zuckte ich erschrocken zurück. Mit wenig Kraft drehte Kylo mein Gesicht so, als würde er mich neugierig in Augenschein nehmen. „Sie entspricht viel eher meinen Wünschen."
Er wusste es. Natürlich hatte er mich erkannt! Ich spannte meinen Kiefer an. Noch immer sah ich nicht zu ihm. „Oh...Ähm... Ich bin mir nicht sicher, ob sie die richtige Wahl für Euren Stand ist...", begann der Händler unsicher, weshalb sich Kylo zu ihm drehte. „Ich dachte Ihr habt 'nur die Besten'.", meinte er mit einem herausfordernden Blick. Nervös kratzte sich der Händler am Nacken. „Das stimmt auch, aber..."
„Aber?"
Der Händler schluckte. „...aber ich besitze sie erst seit wenigen Tagen... Ihr vorheriger Händler hat ihr wohl nicht genug Respekt gelehrt. Meine Sklaven sind die Besten, aber bei ihr hatte ich noch nicht genug Zeit, um das Beste herauszuholen." Er lächelte und zog eine Sklavin zu sich. „Sie hier jedoch ist bereits sehr unterwürfig. Sie ist sogar eines Prinzen würdig!" Kylo runzelte die Stirn und sah wieder zu mir. „Ich denke nicht, dass mich das stört. Ein wenig Widerstand macht das ganz doch nur interessanter..." Dieser Kommentar überraschte den Händler sehr. Wenn er eine unerzogene Sklavin an den Obersten Anführer verkaufen würde und sich herausstellte, dass sie noch schlimmer war, als angenommen, würde das kein gutes Licht werfen. Davor hatte er also Angst, deshalb wollte er Kylo von mir abbringen.
„Aber so ungezogen, wie sie sich noch verhält wird es mehr als nur ein wenig Widerstand sein. Eben war sich auch respektlos... Deshalb auch die Peitsche. Ich wollte sie bestrafen, um sie zu erziehen."
„Ich habe meine eigenen Wege, um mit so etwas zurechtzukommen.", kam es bloß von Kylo, der mein Gesicht noch immer hielt. Er würde nicht das Interesse verlieren, egal was der Händler sagte.
„Und was wäre mit ihr?" Der Händler hatte eine andere Sklavin zu sich gezogen, „Sie kann gut kochen und hat die schönsten Haare, die meine Sklaven aufzuweisen haben." Ihre Haare sahen wirklich schön aus, trotz der ärmlichen Haltung. So schön tiefblau, wie die Nacht. Doch das schien Kylo nicht zu interessieren. „Einen Koch habe ich bereits.", antwortete er trocken, ohne den Blick von mir zu nehmen und sie überhaupt anzusehen. Seine Hand strich mir die losen Haarsträhnen aus dem Gesicht hinter mein Ohr, wobei seine Finger meine Wange streiften. Mein Atem beschleunigte sich und ein leichtes Kribbeln ging von der Stelle aus, wo er mich berührt hatte.
„Aber sie ist noch so ungehorsam und... und sie ist..." verzweifelt suchte der Händler nach Worten. Plötzlich spürte ich, wie Kylo seine ganze Hand an meine Wange legte.
„Sie ist perfekt.", hauchte er. Sofort schaute ich zu ihm auf und begegnete seinem durchdringenden Blick. In seinen braunen Augen lag ein liebevoller Ausdruck, während er seinen Daumen sanft über meine Wange streichen ließ, was ein angenehmes Gefühl auslöste. Mein Herz begann immer schneller zu schlagen, je länger er mich so ansah. Für eine Sekunde huschte ein Lächeln über sein Gesicht, das jedoch wieder verschwand, als der Händler erneut ansetzte: „Aber-"
„Genug!" Kylo ließ seine Hand wieder sinken und fuhr zum Händler herum. Erst da atmete ich hörbar aus. Mir war gar nicht aufgefallen, wie ich die Luft angehalten hatte.
„Ich habe meine Wahl getroffen! Was sie auch für negative Eigenschaften aufweisen wird, ich bin mir sicher, dass ich damit fertigwerde!" Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie der Händler schnell nickte und eine Verbeugung andeutete. „Ja, natürlich, Oberster Anführer." Kylo hob das Kinn und sein Ausdruck wurde wieder autoritär. Die weichen Züge von eben verhärteten sich innerhalb von Augenblicken.
Der Händler kettete mich los und gab Kylo die Kette für mein Halsband. „Die Fußketten abmachen." Erneut verbeugte sich der Händler und machte, wie es ihm befohlen wurde. Sobald die Ketten von meinem Fußgelenk entfernt waren, atmete ich erleichtert auf und bewegte sie ein wenig. Den ganzen Tag schon hatte ich mich danach gesehnt und endlich konnte ich es wieder machen, ohne die Haut aufzureiben. Der Händler machte auch meine Handschellen ab, da sie mit den Fußketten verbunden waren.
„Die Erste Ordnung schätzt euer Geschenk.", meinte Kylo schließlich und nickte ihm zu. Erstaunt zog der Händler eine Augenbraue nach oben, bis ihm klar wurde, was Kylo damit meinte. Er würde nicht für mich bezahlen. „Ein Geschenk... an den Obersten Anführer." Er verbeugte sich tief und lächelte. Ich wusste, dass es ihm nicht in den Kram passte, aber bei dem Blick, den Kylo ihm gab, würde kaum jemand standhaft bleiben.
„Natürlich werde ich auch ein gutes Wort bei der Königin einlegen.", fügte Kylo hinzu, was den Händler grinsen ließ. „Ich danke Euch, Oberster Anführer." Erneut verbeugte er sich. „Ich hoffe Ihr werdet viel Spaß mit Eurem Geschenk haben." Kylo nickte nur knapp und hielt ihm die Peitsche hin, die er ihm zu Beginn aus der Hand gerissen hatte. „Ich wünsche für morgen guten Handel."
„Ich danke Euch." Er verbeugte sich noch tiefer und nahm den Griff der Peitsche entgegen.
Ohne ein weiteres Wort drehte Kylo sich um und ging davon, während er mich an der Kette hinter sich mitführte. Ich folgte ihm gehorsam und sah noch, wie der Händler die Lücke, die durch mich entstanden war, schloss und seinen Weg fortsetzte. Ich war einerseits froh, dass ich nicht mehr unter seiner Gnade war, doch nun im Besitz von Kylo zu sein, war nicht unbedingt förderlich. Kylo hielt die Kette so, dass ich möglichst viel Freiheit hatte, nicht so wie der Händler. Mit einer simplen Handbewegung forderte er mich dazu auf neben ihm zu laufen, was ich auch tat.
Erst, als wir nun schon einer Weile einer Straße folgten, ergriff er das Wort: „Ich muss schon sagen, ich bin sehr erstaunt dich hier anzutreffen." Ich sah ihn von der Seite an, doch er schaute nur auf die Kette, die in seiner Hand lag.
„Ich habe dich blockiert.", gab ich schließlich zu, was ihn leicht grinsen ließ. „Natürlich hast du das..." nun blickte er zu mir. „Es hat auch lange funktioniert, denn einige Zeit war ich mir nicht sicher, ob du wirklich hier seist... Aber immer wieder waren so kleine Momente da, in denen ich dich wieder gespürt habe." Das mussten Momente gewesen sein, in denen ich unachtsam wurde und zu schwach war.
„Sag mir, Lyria, warum bist du hier?"
„Ich wollte einmal die schöne Stadt kennenlernen."
„In dem Aufzug kann ich mir das schwer vorstellen." Er musterte mich aufmerksam, weshalb ich den Blick wieder senkte. Es war mir sehr unangenehm in dieser Kleidung vor ihm zu stehen. „Wie kommst du denn dazu hier eine Sklavin zu sein?", fragte er, „Nehmen eure Missionen schon solche Ausmaße an?" Erstaunt darüber, dass er wusste, dass es eine Mission war, sah ich zu ihm auf. Er bemerkte meinen Blick und fügte hinzu: „Ich bezweifle es nun sehr, dass du gefangengenommen und versklavt wurdest."
„Und wie kommst du darauf?"
„Wärst du gegen deinen Willen hier, hättest du dich schon längst befreit. Auch ohne Lichtschwert kannst du viel Schaden anrichten! Und dieser Händler hatte nicht im Geringsten eine Ahnung, welche Stärke du besitzt." Damit hatte er recht, aber dennoch erzählte ich ihm nicht den wahren Grund. „Es könnte ja auch sein, dass Leia dich nicht mehr aushalten konnte und deshalb hier verkauft hat...", überlegte er mit einem Grinsen, weshalb ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite stieß. Unbeirrt fuhr er fort: „Aber das ist auch nicht der Grund. Was mich noch immer verwirrt ist es, wieso du ausgerechnet als Sklavin herumrennst..."
„Vielleicht wurde ich doch versklavt."
Er schüttelte den Kopf. „Nein, wurdest du nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich entweder schon längst selbst befreit oder deine Freunde vom Widerstand gerufen hättest."
„Ach ja, und wie?" Er zeigte an meinen Rock, an dem die Stofftücher hingen und die Kette, die Poe mir gegeben hatte. „Damit." Mir fiel wieder ein, dass er wusste, wie die Kette funktionierte. Dennoch verwunderte es mich, dass es ihm so schnell aufgefallen war. Beinahe reflexartig griff ich nach der ihr.
„Sag mir, Lyria, sind deine Freunde auch hier?" Da ich ihn nicht anlügen wollte, senkte ich schweigend den Blick. Von ihm kam ein wissendes Geräusch. „Dachte ich es mir doch. Ich konnte es mir kaum vorstellen, dass sie dich auf diesem Planeten abgeladen haben, nur um dann wieder zu verschwinden." Allein Poe würde das nie zulassen. „Wer befindet sich denn alles auf diesem Planeten?", kam direkt die nächste Frage von ihm. Auch auf diese Frage antwortete ich nicht. „Ich kann mir vorstellen, dass dieser grauenhafte Pilot dich nicht alleinlassen würde."
„Er heißt Poe. Und er ist kein grauenhafter Pilot, sondern der Beste.", antwortete ich beinahe schon reflexartig.
„Ich denke, dass ich besser bin." Grinsend sah ich auf. „Aber natürlich, nichts geht über deine Flugkünste heraus." Auch er begann zu grinsen. „Auch, wenn du schonmal ein Schiff hast abstürzen lassen..."
„Nicht jeder kann von sich sagen, dass er ein abstürzendes Schiff gut gelandet hat.", antwortete er selbstbewusst. „Gute Piloten lassen ihr Schiff in der Regel nicht abstürzen..." Sofort schoss sein Kopf zu mir herum, während er mich empört anfunkelte. „Der Absturz wurde nicht durch mich verursacht!"
„Rede dir das ruhig ein, wenn es dich nachts besser schlafen lässt..." Ich konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, als ich sein zusammengekniffenes Gesicht sah. Er wirkte, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Kopfschüttelnd begann auch er zu grinsen. „Pass bloß auf, dass ich dich nicht an den nächsten Händler abgebe. Leia hat dich vielleicht nicht verkauft, aber ich werde da nicht so freundlich sein!" Obwohl er es wie eine Drohung aussprach wusste ich, dass er es nicht ernst meinte, weshalb ich weiterhin grinsen musste.
„Hast du die Verletzung im Gesicht eigentlich auch vom Händler?", fragte schließlich, was mich erstaunt aufschauen ließ. Er blieb stehen und trat zu mir. Vorsichtig griff er nach meinem Kinn und drehte es so, dass er einen guten Blick auf meine schmerzende Wange hatte, an der der Händler mich geschlagen hatte.
„Das sieht nicht nach einer einfachen Ohrfeige aus." Ein Schnauben kam von mir.
„Viel aufgestaute Wut auf mich und ein bissiger Kommentar von mir führen wohl zu einer weniger sanften Behandlung..." Langsam ließ Kylo mein Gesicht wieder los, doch noch immer blickte er mich besorgt an. „Er hat mir nur eine Ohrfeige gegeben... mit viel Schwung, sehr viel Schwung, und einem Ring am Finger.", erklärte ich. Der Händler hatte sogar so viel Schwung gehabt, dass ich hingefallen war, was vielleicht auch an meiner Erschöpfung liegen konnte. „Im Nachhinein gesehen hätte ich mir meinen Kommentar besser verkneifen sollen." Ich sah ihn mit einem schuldigen Grinsen an und zuckte beiläufig mi den Schultern.
„Siehst du, selbst den Händler hast du genervt.", scherzte Kylo. „Vermutlich hatte er Angst, dass ich ein ähnlich ungezogenes Benehmen auch bei dir an den Tag legen würden, weshalb er mich nicht angeboten hat." Kylo lachte auf. „Wenn er wüsste, wie lange ich mich mit dir und deinem Benehmen herumschlagen musste..." Empört stemmte ich die Hände in die Hüfte. „Also wirklich großartig war es auch nicht dich ständig zu ertragen! Du warst auch eine ziemliche Nervensäge!" Feixend blickte ich ihn an. Er zog bloß eine Augenbraue hoch. „Du bist nicht unbedingt in der Position, um solche Aussagen zu machen!" Er zog einmal zur Verdeutlichung an der Kette, weshalb ich erschrocken gegen ihn stolperte. Als ich wieder zu ihm aufsah, blickte er mich mit einem überlegenden Grinsen an. Von mir kam nur ein wütendes Schnauben. Ich hasste es, dass er mich nun an der Kette führte!
Durch die Schlagartige Bewegung, war eine Wunde an meinem Rücken aufgerissen, weshalb ich vor Schmerzen leise zischte. Doch Kylo hatte es scheinbar gehört, denn er sah mich besorgt von der Seite an. „Ist alles in Ordnung?" Ich nickte nur knapp. „Keine Sorge, wir sind bald da.", versicherte er mir und bog um eine Ecke. Was er genau meinte, wusste ich nicht, dennoch ließ ich mich still von ihm mitführen.
Mit bestimmten Schritten lief er durch die Straßen, auf denen uns einige reiche Zygerrianer begegneten. Manche von ihnen betrachteten mich neugierig. Mit gesenktem Blick folgte ich Kylo, der nicht zu schnell ging, da er merkte, dass ich kaum hinterherkam. Meine Füße fühlten sich wund an und ich war einfach zu schwach. Ohne einen Kommentar darauf zu sagen, ließ er die Kette sehr viel lockerer und versuchte nach meinem Tempo zu gehen. Dafür war ich mehr als nur dankbar.
Nach einiger Zeit kamen wir schließlich an unserem Ziel an, denn Kylo blieb vor einem Haus stehen. Auf einem Schild stand, dass es eine Art Gaststätte war. Es sah sehr luxuriös aus und auch das Viertel, in dem wir uns befanden, war nur von reichen Zygerrianern bewohnt. Mit großen Augen sah ich mir das Gebäude genauer an.
Hinter einem großen Tor befand sich das Haus. Die Wand war weiß und einige schöne Blumen rankten sich an der Hauswand nach oben zu einem ausladenden Balkon. Die vielen Fenster waren mit einigen Mustern verziert. Das Gebäude war erstaunlich hoch.
Ein leichter Zug an der Kette riss mich aus meiner Starre und ich sah zu Kylo, der bereits am Tor stand und mich abwartend ansah. Sofort setzte ich mich in Bewegung. Er hielt das große Tor auf, sodass ich hineintreten konnte. Ein Weg aus weißem Marmor führte zur Tür, die mit goldenen Mustern verziert war. Neugierig sah ich mich um. Der Vorgarten war bepflanzt mit einigen Kakteen, die blühten und anderen Pflanzen, deren intensiver Geruch mir in die Nase stieg. Es sah wirklich schön aus, da ein kleiner Pfad hindurchführte zu einem Platz, an dem einige Tische und Stühle standen.
An einem Strauch mit mehreren nachtblauen Blüten blieb ich stehen. Ein angenehmer Geruch ging von ihnen aus, der mich grinsen ließ, als ich mich vorbeugte und daran roch.
„Lyria." Kylos Stimme weckte mich aus meinen verwunderlichen Gedanken. Er stand bereits weiter vorne, doch nicht zu weit, da er mich noch immer an der Kette hielt. Mit einer Kopfbewegung machte er mir klar, dass ich endlich zu ihm kommen sollte. Ich senkte schnell den Blick, da es mir peinlich war, wie ich mich benahm, und ging mit ihm zur Tür, wobei mein Blick die vielen Blumen weiterhin bewunderte.
Als wir die Marmorstufen nach oben stiegen, blieb Kylo vor der Tür stehen. Als er mit seiner Hand an die Seite meines Kopfes fasste, zuckte ich erschrocken zurück und schaute zu ihm auf. Beschwichtigend hob er seine Hände.
„Ich will dir nichts tun..." Er hielt mir seine Hand hin, in der eine der Blumen lag, an denen ich zuvor gerochen hatte. „Die ist für dich." Vorsichtig nahm ich sie hoch. Es war eine besonders schöne, kaum größer als meine Handfläche. Sie war in kompletter Blüte und duftete besonders stark. Sanft berührte ich sie. Ihre ausfallenden Blüten, die einander überlappten, fühlten sich unglaublich weich an.
Nun sah ich wieder zu Kylo, der mich abwartend ansah. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weshalb ich nur ein leises „Danke" herausbrachte. Kylo begann zu lächeln und griff vorsichtig nach der Blume. „Eigentlich hatte ich vor sie in dein Haar zu tun...", murmelte er, während er einen Schritt nach vorne machte. Behutsam strich er mir einige lose Haarsträhnen hinter mein Ohr und nahm die Blume so in die Hand, um sie in mein Haar stecken zu können. Die ganze Zeit lag mein Blick auf seinem Gesicht, das einen konzentrierten Ausdruck annahm. Kurz sah er zu mir und in dem Moment huschte ein Lächeln über seine Züge. Ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann, als er sich wieder abwandte und die Blume in meinem Haar befestigte.
Mit einem zufriedenen Ausdruck lehnte er sich schließlich wieder zurück und betrachtete sein Werk. „Jetzt siehst du wunderschön aus." Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Seine Augen leuchteten förmlich auf und ich drohte in diesem sanften Braun zu versinken, doch rechtzeitig konnte ich mich von seinem Anblick lösen. Peinlich berührt strich ich mir eine nicht vorhandene Haarsträhne hinter mein Ohr und senkte den Blick. Doch schon im nächsten Moment konnte ich mich wieder fangen und erwiderte feixend: „Ach, und davor sah ich nicht schön aus?" Von Kylo kam ein leises Lachen, das mir eine Gänsehaut verpasste, da er mir noch immer sehr nah war und ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte.
„Nun, nicht unbedingt ansehnlich." Empört stemmte ich die Hände in die Hüfte und sah zu ihm auf. „Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich unter der großen Dreckschicht eine wunderschöne Frau verbirgt." Erneut fehlten mir die Worte und ich konnte spüren, wie die Hitze in meine Wangen stieg und ich langsam rot wurde, weshalb ich den Kopf wieder senkte. Kylo blieb für einen Moment still, doch dann trat er einen Schritt von mir weg und öffnete die Tür, wodurch ein leises Klingeln entstand. Er hielt mir die Tür auf und ich trat in das Haus hinein. Sofort riss ich erstaunt die Augen auf. Von innen sah es noch viel größer aus!
Wir befanden uns in einer großen Empfangshalle, dessen Boden ebenfalls aus weißem Marmor bestand, der sich angenehm kühl unter meinen Füßen anfühlte. An einer Theke, die die Mitte des Raums darstellte, standen zwei Zygerrianer. Die große Halle war ebenfalls sehr verziert und in den Ecken standen mehrere Sessel und Tische, in denen einige Leute saßen. Der Raum war ausgestattet mit mehreren Pflanzen, die alles noch schöner machten. Eine Glastür an der Seite führte zu einem weiteren Raum, in dem mehrere Tische standen, an denen einige Gäste saßen. Die Halle wirkte lebhaft und doch war es sehr ruhig. Einige Zygerrianer liefen in feiner Uniform durch die Gegend und ich erblickte auch einige Atleoner, die mehrere Koffer schleppten. Von irgendwo kam leise Musik.
Als Kylo erneut an der Kette zog folgte ich ihm staunend zu der Theke, die nicht minder verziert war. Eine schöne Lampe stand dort auf der Ablage, doch sie war nichts im Vergleich zu dem großen Kronleuchter, der an der hohen Decke hing und den Raum in ein angenehmes Licht tauchte.
„Oberster Anführer, Ihr seid zurück!", begrüßte die Frau, die an der Theke stand, Kylo mit einem Lächeln. Auch sie trug schön verzierte Kleidung. „Ich hoffe Ihr hattet einen schönen Tag in der Stadt?" Sie lächelte noch breiter und lehnte sich leicht vor. „Und wie ich sehe wart Ihr einkaufen...", fügte sie hinzu, als ihr Blick auf mich fiel.
„Ja, bekomme ich meinen Schlüssel?"
„Aber natürlich!" Sie drehte sich um, stolzierte zu der Wand, an der mehre Schlüssel hingen und nahm einen davon in die Hand. Mit der Schlaufe an ihrem Finger hielt sie ihn Kylo hin. „Wenn Ihr noch irgendwas braucht, müsst ihr nur Bescheid geben." Mit den Worten zwinkerte sie ihm anzüglich zu. Genervt über ihr Verhalten verdrehte ich die Augen. Kylo nahm den Schlüssel und nickte nur knapp, bevor er sich ohne weitere Worte von ihr wegdrehte. Ihr empörter Gesichtsausdruck ließ mich leicht grinsen, doch schon im nächsten Moment wurde ich von Kylo an der Kette mitgezogen. Er hatte nun einen viel schnelleren Schritt, fast so als hätte er es eilig von ihr wegzukommen, während er auf das Treppenhaus zusteuerte. Auch dort bestanden die Treppen aus glänzendem Marmor.
Allein der Gedanke daran diese Treppen nach oben zu steigen, ließ mich aufstöhnen. Kylo schien es zu bemerken, denn er steuerte auf den Aufzug zu, der am Rand stand. Wir betraten ihn und Kylo drückte die Nummer für das 4. Stockwerk. Schon setzte sich der Aufzug in Bewegung und ich war nun doch sehr froh, dass ich nicht bis in den 4. Stock hatte laufen müssen.
Als wir ankamen, öffneten sich die Türen und Kylo führte mich über einen Gang, in dem ein roter Teppich lag, bis zu einer weißen Tür, auf der die Zahl 415 stand. Mit dem Schlüssel, den er eben am Empfang erhalten hatte, öffnete er die Tür und ließ mich eintreten. Sofort klappte mir der Mund auf. Das Zimmer, das sich vor mir erstreckte war riesig!
In der Mitte stand ein großes Doppelbett, das – so wie alles – verziert war. Ein großer Schrank stand an einer Wand und ein Tisch mit zwei Stühlen, die sehr bequem aussahen, befand sich direkt neben einem großen Fenster. Eine große Flügeltür führte auf einen Balkon, auf dem ich auch einen Tisch und Stühle erkennen konnte. Trotz den vielen Dingen im Raum, war noch sehr viel Platz.
Langsam trat ich ein und konnte hören, wie Kylo hinter mir die Tür schloss.
„Wow.", brachte ich bloß heraus, was Kylo hinter mir lachen ließ.
„Ich muss zugeben, es ist hier wirklich... luxuriös." Als ich ein Klirren hörte, sah ich erstaunt auf. Er war vor mich getreten und hatte die Kette fallen gelassen. Mit seinen nun freien Händen griff er an die Kette, die meinen Hals umgab. Ich beobachtete ihn dabei wachsam. Als das Schloss mit einem Klicken aufging und er die Kette von meinem Hals nahm, atmete ich erleichtert auf. Es fühlte sich gut an dieses schwere Teil nicht mehr tragen zu müssen! Lächelnd streckte ich meinen Hals ein wenig. Kylo legte die Kette derweil auf den Tisch.
„Und du hast keine Angst, dass ich jetzt abhaue?", fragte ich ihn mit einem herausfordernden Grinsen.
„Wir wissen beide, dass du das auch mit Kette kannst." Er drehte sich zu mir um. „Du wirst sie hier nicht brauchen." Erstaunt sah ich ihn an, als er mir mit einer Handbewegung bedeutete ihm zu folgen. Er öffnete eine Tür, die hinter dem Schrank zu einem weiteren Raum führte. „Hier ist das Bad.", erklärte er, als ich vorsichtig zu ihm trat, „In dem Schrank befinden sich Handtücher."
Das Bad war ebenfalls riesig! Es gab dort eine große Badewanne, in die bestimmt zwei Leute gepasst hätten, eine riesige Dusche, ein Klo und ein Waschbecken aus schwarzem Marmor. In der Ecke stand ein weißer Schrank.
„Wenn du willst kannst du gerne duschen. Alles was du brauchst solltest du hier finden." Nun trat er wieder zurück. „Mach es dir bequem, ich bin bald wieder da.", meinte er noch und trat zur Tür.
„Hast du denn keine Angst, dass ich verschwinde?" Mit einem Grinsen drehte er sich um. „Hier hast du eine Dusche..." Und mit den Worten war er aus dem Raum verschwunden und schloss die Tür hinter sich. Einige Sekunden stand ich wie angewurzelt da, bis ich langsam im Raum umherging. Fasziniert ließ ich meine Finger über den verzierten Balken des Bettes fahren. Mein Blick wanderte wieder zum Badezimmer. Ich fühlte mich wirklich verschmutzt.
Langsam betrat ich das Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Aus dem Schrank holte ich mir ein großes und ein kleines Handtuch, die ich mir auf einer Ablage zurechtlegte. Mühsam schälte ich mich aus meiner Kleidung und legte sie halbherzig zusammen. Ich öffnete meine Haare, wobei ich die Blüte von Kylo vorsichtig in die Hand nahm und ans Waschbecken legte, wo sie ein wenig Wasser bekam. Nun komplett nackt stieg ich in die Dusche und machte das Wasser an. Lauwarm lief es mir über den Kopf und ein Seufzen entfuhr mir. Ich hatte nun endlich das Gefühl entspannen zu können. Das Wasser lief mir über meinen Wunden Rücken, was mich kurz zurückzucken ließ, doch dann empfand ich das Gefühl als sehr angenehm. Schließlich nahm ich von der Ablage eine der Flaschen, in denen sich Duschgel befand. Es roch leicht blumig und bei dem Gedanken daran, dass Kylo sich damit duschte und dann nach Blumen duftete musste ich grinsen. Vorsichtig verteilte ich es auf meiner Haut. Ein wohliger Geruch stieg in meine Nase, als ich auch meine Haare einschäumte.
Ich genoss es, wie das Wasser mir den Schaum von der Haut spülte und damit auch den Dreck. Es war sehr viel Dreck, den ich wegspülte. Selbst, als der Schaum schon komplett abgespült war, blieb ich in der Dusche und genoss das angenehme Gefühl von Wasser auf meiner Haut. Da ich das Wasser kalt gestellt hatte, genoss ich es, wie es meinem Rücken Kühlung verschaffte.
Erst nach einiger Zeit stellte ich den Wasserhahn aus und trat aus der Dusche. Ich trocknete mich mit dem großen Handtuch ab, wobei ich darauf achtete, dass ich die wunden Stellen vorsichtig abtupfte. Meine Haare wickelte ich in das kleine Handtuch ein und das große band ich mir um. Damit trat ich vor den verzierten Spiegel. Nun sah ich das erste Mal, wie mein Gesicht aussah, nachdem der Händler mich geschlagen hatte. Ein leichter Handabdruck ließ sich noch erahnen, doch er verschwand bereits. Nur der blutende Kratzer unter meinem Auge war noch stark zu sehen. Vorsichtig tastete ich die Stelle ab, da ich in dem Spiegel sehen konnte, dass die Haut darum sich bereits leicht blau färbte. Das würde definitiv noch mehrere Tage sichtbar sein. Auch die Stellen an meinem Hals, wo die Kette gelegen hatte, waren aufgerieben und schimmerte leicht rötlich. Ich versuchte mich so zu drehen, um einen Blick auf meinen Rücken zu erhaschen, der nun wirklich nicht gut aussah.
Die Roten Striemen bluteten teilweise und waren über meinen gesamten Rücken verteilt. Einige davon hatten sich gelb verfärbt. Schnaufend drehte ich mich wieder um. Je nachdem, wie ich das behandeln würde, würden diese Peitschenhiebe kaum Narben hinterlassen, nicht so wie die, die ich von der Ersten Ordnung erhalten hatte.
Mein Blick fiel auf die Blume, die am Waschbecken lag und prompt musste ich wieder lächeln. Da mir nun langsam ein wenig kalt wurde, beschloss ich mir weniger verschwitze und verdreckte Kleidung aus dem Zimmer zu holen. Wenn Kylo hier schon eine Weile war, konnte es sein, dass er ein wenig Kleidung mitgebracht hatte. Eines seiner übergroßen Oberteile würde auch schon reichen... Ich machte das Handtuch so fest, dass es von allein hielt und öffnete dann die Badezimmertür. Ich trat in den Raum und erblickte sofort den Schrank, den ich gesucht hatte. Ohne zu zögern lief ich darauf zu und wollte gerade den Griff greifen, als eine Stimme ertönte: „Hat aber auch eine Weile gebraucht." Sofort zuckte ich zusammen, schrie dabei überrascht auf und fuhr erschrocken herum. Durch die hektische Bewegung hatten sich meine Haare aus dem Handtuch gelöst, das nun auf dem Boden lag und das andere Handtuch drückte ich verkrampft an mich, damit es mir unter keinen Umständen herunterrutschte.
Auf dem Bett saß Kylo und legte grinsend den Kopf schief. Noch immer atmete ich hektisch. Mit einer schwungvollen Bewegung schleuderte ich mir die nassen Haare aus dem Gesicht, doch sie klatschten mit Schwung gegen meinen wunden Rücken, was nicht gerade angenehm war.
„Du bist wieder da.", stellte ich fest. Wieso hatte ich damit auch nicht gerechnet?! Ich war in nicht mehr als einem Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer gekommen, ohne zu bedenken, dass Kylo im Zimmer sitzen könnte. Wie dumm konnte ich nur sein?! Er stand mit Schwung vom Bett auf und nickte grinsend.
„Ja. Ich habe dir etwas mitgebracht." Er griff nach einem Stapel an Kleidung, der neben ihm auf dem Bett gelegen hatte und mir erst jetzt auffiel.
„Ich kann mir vorstellen, dass du nicht sehr gerne in der dreckigen Kleidung sein würdest, wenn du geduscht hast..." Das hatte recht. Mit einem Lächeln trat er auf mich zu und hielt mir den Stapel an Kleidung hin, doch, da ich noch immer beide Hände brauchte, um das Handtuch an Ort und Stelle zu halten, konnte ich nichts entgegennehmen. Das schien auch ihm aufzufallen, denn er nickte grinsend und ging zum Badezimmer. „Ich lege es dir einfach hier hin, damit du dich umziehen kannst...", meinte er und legte es auf eine freie Ablage im Badezimmer.
„Danke.", sagte ich, als ich zu ihm trat.
„Ich habe auf die Schnelle nicht wirklich eine Hose finden können, deswegen ist es ein Kleid.", fügte er hinzu, als er sich auf den Weg nach draußen machte. Er schloss die Tür hinter sich und schon war ich allein. Ich schnaufte einmal laut und ließ dann das Handtuch zu Boden fall, um mich anzuziehen. Ich nahm die Unterwäsche von meinem Haufen und zog sie an, da ich sonst nichts hatte. Darüber zog ich vorsichtig das Kleid. Es war sehr einfach gehalten. Das Kleid hatte einen zarten Blauton. Der Rock ging mir zur Hälfte der Unterschenkel und war sehr schön luftig, aber zu meinem Pech musste man das Kleid hinten zuknöpfen und ich kam nicht an den Knopf. Durch die Verletzungen am Rücken konnte ich mich auch nicht richtig strecken, ohne, dass sie aufrissen, weshalb ich den Knopf schloss, an den ich kam. Dabei beließ ich es. Die Restlichen musste wohl Kylo zumachen...
Ich betrachtete mich mit einem Lächeln im Spiegel. Nur meine Haare stellten noch ein Chaos dar. In den Schubladen suchte ich nach einem Kamm und wurde schließlich fündig. Mühsam arbeitete ich mich durch die verknoteten Haare durch und nach einiger Zeit hatte ich sie angemessen entknotet. Ich band sie mir jedoch nicht wieder zu einem Zopf zusammen, sondern ließ sie offen über meine Schulter fallen. Die Blume, die ich von Kylo erhalten hatte, nahm ich vorsichtig hoch und steckte sie mir wieder ins Haar. So trat ich nun wieder aus dem Badezimmer.
Kylo erblickte ich nirgendwo, weshalb ich mich verwirrt umsah. Der Platz auf dem Bett, an dem er zuvor gesessen hatte, war leer. Erstaunt kniff ich die Augenbrauen zusammen und trat zum Bett. Es sah einfach zu bequem aus! In den letzten Tagen hatte ich nicht mal liegen können und nur nachts hatte ich eine Pause vom Stehen. Mit einem freudigen Lächeln ließ ich mich auf der Decke nieder. Mit meinen Fingern fuhr ich über den Stoff, der so unglaublich weich war, dass ich mich am liebsten sofort hineingekuschelt hätte. Ein sanftes Grinsen erschien auf meinem Gesicht, als ich mich langsam in das Kissen sinken ließ. Es roch einfach so gut!
Als ich die Tür hörte, richtete ich mich schnell wieder auf. Herein kam Kylo. Er schloss die Tür wieder hinter sich und drehte sich um. Sobald er mich erblickte, wanderte sein Blick automatisch über meinen Körper und ein kleines Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Schnell stand ich auf und trat zu ihm.
„Ich brauche deine Hilfe...", begann ich und hielt mein Kleid fest, damit es mir nicht nach unten rutschte. Er musterte mich etwas verwirrt und legte dann etwas auf den Tisch, bevor er sich zu mir umdrehte.
„Wobei?"
„Ich bekomme mein Kleid nicht allein zu, kannst du helfen?" Während ich sprach spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Ich drehte mich schnell so, dass er die offenen Knöpfe sehen konnte.
„Es wäre mir lieber, wenn du es erstmal offenlässt." Sein Kommentar erstaunte mich sehr, weshalb ich zu ihm herumfuhr und spürte, wie mir noch wärmer wurde. Was meinte er?! „Das Kleid wäre nur im Weg." Noch immer wusste ich nicht, worauf er hinauswollte, weshalb ich mehrfach verwirrt blinzelte und den Kopf schief legte. Ihm fiel mein Blick auf, weshalb er erschrocken die Augen aufriss. Schnell drehte er sich um, griff etwas vom Tisch und hielt es mir entgegen. Es war ein Verband.
„Für deine Verletzungen!", sagte er schnell. Langsam nickte ich und sah nun zum Tisch, auf dem ein großer Stapel lag. „So viele?"
„Ich habe vorhin deinen Rücken gesehen, Lyria." Erstaunt sah ich auf und begegnete seinem besorgten Blick. „Das sieht nicht sehr gut aus. Und, damit du nicht wieder eine Blutvergiftung bekommst, kümmere ich mich um deine Verletzungen!" Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht. „Davon würde ich doch keine Blutvergiftung bekommen..."
„Das hast du dir das letzte Mal bestimmt auch gedacht." Empört kniff ich die Augen zusammen, als er mich vielsagend anblickte. Er ging kurz ins Badezimmer und kam mit einigen Sachen wieder.
„Darum wollte ich dein Kleid auch nicht zumachen...", erklärte er, als er einer Schale mit Wasser und einem Lappen zu mir trat, „zuerst verarzte ich dich." Ich wollte gerade ansetzen, um etwas zu sagen, doch er unterbrach mich direkt: „Keine Widerrede! Solange du bei mir bist, sorge ich dafür, dass es dir gut geht. Und jetzt setz dich auf das Bett!" Seufzend leistete ich seinem Befehl folge und setzte mich auf das Bett. Meine Beine ließ ich über den Rand hängen. Auf dem Nachttisch stellte Kylo die Schüssel mit dem Wasser ab und eine Flasche mit einer gelblichen Flüssigkeit.
„Wenn ich an deinen Rücken kommen soll, musst du dich ein wenig anders hinsetzen.", meinte er schließlich, als er mit den Verbänden wieder zu mir trat. Erneut seufzte ich und setzte mich im Schneidersitz so hin, dass er sich hinter mich setzen konnte. Wenig später konnte ich spüren, wie sich die Matratze hinter mir leicht unter seinem Gewicht senkte. Da ich einen Knopf am Kleid zubekommen hatte, wollte ich ihn nun wieder aufmachen, doch in meiner momentanen Position ging das schwer.
Mit zitternden Fingern friemelte ich an dem Knopf herum, doch er ließ sich einfach nicht öffnen. Als ich Kylos Hand spürte, hielt ich erschrocken inne. „Lass mich das machen.", raunte er leise. Ich spürte die Wärme, die von seinen Fingern ausging und zog nun langsam meine Hände zurück. Angespannt saß ich da, während er den Knopf öffnete. Als ich spürte, wie er mich an der Schulter berührte, zuckte ich erschrocken zusammen und zog scharf die Luft ein. Ein leises Lachen kam von ihm. Vorsichtig streifte er die Träger über meine Schultern, wobei seine rauen Finger sanfte meinen Arm nach unten strichen. Meine Haut kribbelte an den Stellen, an denen er mich berührt hatte, mein Herz begann schneller zu schlagen und ich konnte spüren, wie die Hitze in meine Wangen stieg. Ich war mehr als nur froh, dass er gerade nicht mein Gesicht sehen konnte.
Er zog das Kleid so weit nach unten, dass nun mein ganzer Rücken frei war. Die ganze Zeit spürte ich seinen warmen Atem in meinem Nacken, der erst verschwand, als er sich zum Nachttisch lehnte, um nach der Schüssel mit dem Wasser zu greifen. Erst da holte ich wieder Luft. Mir war nicht aufgefallen, dass ich den Atem angehalten hatte. Ich hörte, wie Kylo den Lappen in das Wasser tunkte und sich mir wieder zudrehte.
„Du hast durch die Dusche zum Glück schon den meisten Dreck entfernt...", murmelte er. Als ich das warme Wasser an meinem Rücken spürte, zuckte ich kurz zusammen. Mit vorsichtigen, sanften Bewegungen entfernte er den Dreck, wobei er den Lappen mehrfach auswusch.
Als er damit fertig war, nahm er sich einen neuen Lappen und griff nach der Flasche. Als er sie öffnete, stieg mir der strenge Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Still träufelte er etwas davon auf den Lappen und strich mir über die wunden Striemen. Das Brennen, das davon ausging, ließ mich zusammenzucken, doch er legte nur beruhigend seine Hand auf meine Schulter.
„Wenn ich wüsste, wie ich dir diese ganze Prozedur angenehmer machen könnte, würde ich es machen...", beteuerte er, was mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte.
„Es hilft zu wissen, dass du dich nicht an meinem Schmerz erfreust." Ein angespanntes Lachen entwich mir. „Keine Sorge, daran bin ich nicht interessiert."
„Gut zu wissen." Ich lächelte leicht, doch sofort verschwand mein Lächeln, da er mit dem Lappen über eine offene Wunde fuhr, was mir Tränen in die Augen trieb und mich zusammenzucken ließ. Ich kniff krampfhaft meine Augen zusammen, während das Desinfektionsmittel in der offenen Wunde brannte. Kylos Griff um meine Schulter, verstärkte sich etwas, wie als würde er sie aufmunternd drücken.
„Du hast so unglaublich viele Verletzungen!", kam es von ihm, als er die unangenehme Stelle nicht mehr berührte, „Wie lange warst du nochmal bei diesem Händler?"
„Zwei Tage." Ich merkte, wie er sich hinter mir anspannte und ein wütendes Brummen von sich gab. „Und was hast du getan, dass du so zugerichtet wirst?"
„Ich stand nicht gerade, habe nicht präsentabel ausgesehen, bin zu langsam gelaufen, habe geredet und wurde nicht gekauft. Willst du noch mehr hören?" Der Händler hatte noch genug andere Gründe, um mich zu peitschen, doch es waren zu viele, um sie überhaupt nachzuvollziehen. „Besonders schlimm wurde es aber heute. Da er mich nicht verkauft hat, wie er es erwartet hat, wurde er besonders wütend auf mich..."
„Dann kann man ja nur von Glück reden, dass ich dich rechtzeitig von ihm weggeholt habe, bevor er dich noch schlimmer zugerichtet hätte..." Ich brummte nur als Antwort.
Nun war Kylo fertig und legte den Lappen wieder auf den Nachttisch in die Schüssel. Er griff nach einer Tube und setzte sich wieder hinter mich. Als ich plötzlich etwas Kaltes auf einer Wunde spürte, zuckte ich erneut zusammen. „Das ist nur ein kühlendes Gel, um die Schmerzen zu betäuben und die Heilung zu beschleunigen.", erklärte Kylo mir schnell mit einem kleinen Grinsen.
„Du warnst mich nie vor!", versuchte ich mich zu verteidigen, um nicht zu schreckhaft zu wirken, was ihn jedoch nur leise lachen ließ. Die Salbe wirkte wirklich kühlend. Kylo strich sie mir gelassen auf die wunden Stellen und sofort spürte ich, wie ein betäubendes Gefühl entstand. Sanft fuhr Kylo mit seinen Fingern über meinen Rücken. Zum ersten Mal seit Tagen konnte ich mich endlich wieder entspannen und meine Schultern bewegen, ohne dass es meinem Rücken wehtat. Wohlig seufzte ich, je mehr die Salbe ihre Wirkung entfaltete und entspannte mich. Ich schloss meine Augen und genoss das Gefühl.
Als Kylo leise hinter mir lachte und dabei sein warmer Atme gegen meinen Nacken stieß, öffnete ich wieder meine Augen. „Scheinbar wirkt die Salbe. Deine Muskeln entspannen sich wieder...", murmelte er und fuhr fort sie zu verteilen. Ich nickte nur still. Seine Finger waren leicht rau, doch seine Berührungen fühlten sich angenehm weich an, weshalb mir erneut die Augen zufielen. Auch, wenn ich gerade fast nackt vor ihm saß und er meinen Rücken eincremte, fühlte ich mich ruhig und entspannt.
Nach einiger Zeit war er fertig und legte die Salbe wieder hin, um die Verbände zu greifen.
„Jetzt werde ich dir Wundauflagen auf den Rücken legen und deinen Rücken verbinden, nicht erschrecken.", sagte er und ich hatte schwören können, dass er grinste. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick über die Schulter zu, was ihn nun laut lachen ließ.
„Du weißt, wie ich das gemeint hatte!" Er schenkte mir ein feixendes Lächeln. „Vielleicht." Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder nach vorne und hörte, wie er die Verpackung, in der sich der Verband befand, öffnete.
„Ich könnte vielleicht gleich deine Hilfe gebrauchen...", meinte er schließlich, als er sich wieder gerade hinter mich setzte und anfing die Wundauflage aufzulegen. Danach folgte der Verband, der er einem um meinen Oberkörper wickeln musste. Damit er es leichter hatte, hob ich meine Arme, wann immer er es mir befahl. Er rutschte etwas näher zu mir, um besser um mich herumgreifen zu können, was zur Folge hatte, dass er mir nun noch näher war und ich seinen warmen Atem viel stärker spürte, besonders, wenn er meine Nacken oder mein Ohr streifte, weil er sich etwas nach vorne lehnte, um den Verband in die andere Hand zu nehmen. Und als wäre das nicht genug, saß er so, dass er mich fast umarmte, wenn er den Verband vorne herumführte! Das führte alles dazu, dass ich das Gefühl hatte, dass mir mein Herz fast herausspringen würde, so heftig schlug es, und mein Atem so unglaublich flach ging, dass ich sogar Angst bekam ohnmächtig zu werden – und das auch noch in einer so ungünstigen Position!
Wenn ich aber nachdachte, wäre es nicht das merkwürdigste, das mir schon mal passiert war, wir hatten schonmal merkwürdigere Erlebnisse gehabt... An dem Abend auf Elithien hatte ich in den heißen Quellen weniger getragen, selbst er hatte damals nur eine Unterhose angehabt und mich aus dem Wasser gezogen, indem er mich umklammert hatte. Allein der Gedanke daran ließ mich Lächeln.
„Worüber denkst du nach?" Seine Frage riss mich aus meinen Gedanken.
„Ich denke darüber nach, dass du... meine Mission ruiniert hast.", log ich schnell, um ihm nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Er hielt für einen Moment inne, bevor er wieder fortfuhr meine Rücken zu verbinden. Es war wirklich hart von mir ihm das so unwirsch ins Gesicht zu schleudern...
„Ohne mich hättest du jetzt bestimmt mehr Verletzungen.", merkte er an und steckte den Verband fest, „fertig. Jetzt bekommst du bestimmt keine Blutvergiftung." Mit einem dankbaren Lächeln drehte ich mich leicht zu ihm.
„Damit hast du recht. Ohne deine Hilfe hätte ich es selbst das letzte Mal nicht geschafft." Ich hoffte, dass er meine Worte nicht zu ernst nahm du versuchte deshalb ihm entgegenzukommen. Er begann leicht zu grinsen.
„Ich brauche dennoch deine Hilfe...", meinte ich schließlich, „Ich bekomme das Kleid immer noch nicht zu." Sein Grinsen wurde nur breiter, während ich ihn etwas unbeholfen anblickte.
„Ich helfe der Lady in Nöten gerne." Er machte eine Bewegung mit der Hand, die mir zeigte, dass ich mich wieder umdrehen sollte, damit er an die Knöpfe kam. Durch die Salbe, die meinen Rücken etwas betäubt hat und den Verband, spürte ich kaum, wie er das Kleid schloss. Ich merkte lediglich, wie das Kleid nun enger wurde.
„Geht es so? Oder drückt das Kleid am Rücken?", erkundigte er sich, als er die letzten Knöpfe zugeknöpfte. Ich bewegte meine Schultern etwas und streckte den Rücken durch, um zu testen, ob es unangenehm war. „Nein, alles bestens. Dank dir.", antwortete ich lächelnd. Es tat gut die Schmerzen am Rücken los zu sein. Kylo schloss gerade den letzten Knopf, doch seine Hand verschwand nicht von meinem Rücken, stattdessen konnte ich spüren, wie seine Finger über meinem Nacken fuhren. So sanft seine Berührung auch war, durch die gereizte Haut, löste diese kleine Berührung schon leichte Schmerzen aus, weshalb ich zusammenzuckte, mitunter auch durch seine unerwartete Berührung.
„Willst du deinen Hals auch noch verbinden?", flüsterte er nah an meinem Ohr. Ich war überrumpelt von seiner Frage und griff mir an den Hals. Die Haut dort war aufgescheuert und an einigen Stellen sogar blutig gekratzt durch die Kette. Ich dachte einen Augenblick nach. Diese betäubende Salbe würde bestimmt auch hier meine Schmerzen lindern können...
„Gerne.", antwortete ich mit einem Lächeln. Wie als hätte er nur auf diese Antwort gewartet, griff er den nassen Lappen vom Nachttisch und rutschte näher zu mir. Um ihm den Zugang zu erleichtern, hielt ich meine Haare nach oben. Erneut konnte ich seinen Atem in meinem Nacken spüren, während er anfing meinen Hals zu reinigen, und später zu desinfizieren, was ein wenig brannte. Doch die Salbe danach betäubte jeglichen Schmerz, sodass ein angenehmes Gefühl an der Stelle entstand. Nur gelegentlich sah Kylo auf, bevor er still weiterarbeitete.
Zum Schluss wickelte er noch den Verband um meinen Hals. „Fertig! Du hast sehr tapfer durchgehalten!", scherzte er, während er den Lappen wieder in die Schüssel legte. Mit einem zufriedenen Lächeln drehte ich mich zu ihm um.
„Es fiel mir wirklich nicht leicht, Oh, diese Höllenqualen!" Dramatisch hielt ich mir den Handrücken an die Stirn und seufzte tief. Lange konnte ich nicht ernst bleiben und schon schlich sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Auch seine Mundwinkel zuckten leicht.
„Ich bin dir wirklich dankbar! Ich hatte nicht erwartet, dass sich mein Hals so schnell wieder gut anfühlen könnte..." Lächelnd griff ich nach seinem Arm und drückte ihn leicht. Sein Blick huschte kurz zu meiner Hand und dann wieder zu meinem Gesicht. Ich konnte sehen, wie ihm etwas durch den Kopf ging, besonders, da sein Blick zu meiner anderen Hand wanderte und wieder zur einen zurück. Mir wurde langsam bewusst, was ihm durch den Kopf ging. Auch an den Handgelenken war die Haut aufgerieben und stark gerötet. Gleichzeitig blickten wir uns an. Auf sein Gesicht schlich sich ein kleines Grinsen, das immer größer wurde, als er einen weiteren verband hochhob. „Ich hätte noch Verbände für deine Handgelenke...", sprach er schließlich und sah mich abwartend an. Anhand seines Blickes konnte ich sehen, dass er sich gerade selbst als übermotiviert ansah. Nach einem langen Seufzen, während dem ich meine Handgelenke angestarrt und die Optionen in Erwägung gezogen hatte, zuckte ich mit den Schultern und nickte schließlich. Begeistert griff er zum dritten Mal den Lappen aus der Schüssel, um meine Wunde zu reinigen. Ich hielt ihm schmunzelnd meine Hände hin. Erneut machte er sich ans Werk. Er säuberte sie gründlich, verteilte ein wenig von der Salbe und wickelte schließlich den Verband drum. Diesen Prozess wiederholte er bei meiner anderen Hand, bis er auch damit fertig war. Zufrieden stellte ich fest, dass das unangenehme Brennen nachließ und ich meine Handgelenke wieder schmerzlos bewegen konnte.
„Da wir nun auch das geklärt haben...", murmelte Kylo und griff vorsichtig an mein Kinn, um meine Wange genauer betrachten zu können. Lachend entzog ich mich seinem Griff. „Nein! Das ist doch nur ein Kratzer!" Er ließ grinsend ab.
„So wie es aussieht, ist die Grenze nun erreicht...", stellte er lachend fest, während er auf die Verbände neben sich sah. „Ja! Ich will später nicht aussehen, wie eine Mumie!" Das ließ ihn laut loslachen, sodass ich kurz zusammenzuckte. Er stand wieder vom Bett auf und nahm die übrigen Verbände in die Hand. „Aber du wärst eine Mumie ohne Blutvergiftungen!" Lachend schüttelte ich einfach den Kopf und sah zu, wie er die Verbände auf den Tisch legte. Ich stand nun ebenfalls auf und trug die Schüssel mit dem Lappen ins Badezimmer, um sie dort auszuschütten. Dabei kam ich an meiner alten Kleidung vorbei, auf der die Kette lag. Ich stellte die Schüssel ab und zog mir die Kette an, die ich nun tragen konnte, ohne dass sie an meinem wunden Hals kratzte.
Als ich wieder aus dem Badezimmer trat, verstaute Kylo gerade die Sachen, die er zum behandeln meiner Wunden genutzt hatte, in einer Box.
Da die Sonne bereits unterging, tauchte sie den Himmel in wunderschöne orangene Farben. Verzaubert von diesem Anblick, lief ich an Kylo vorbei zu der großen Glastür, die einen Spalt offenstand, weshalb ich nicht zögerte und sie so öffnete, dass ich hindurchhuschen konnte. Meine nackten Füße berührten den kühlen Marmorstein, der den Boden des Balkons bedeckte. Da dieses Zimmer im 4. Stock lag, hatte ich einen ausgezeichneten Blick über die Stadt, die sich vor mir erstreckte und die dahinter untergehende Sonne, deren Licht das einzige war, das ich noch von ihr sehen konnte. Der Himmel wirkte fast so, als würden die Wolken brennen.
Ich trat bis zum Geländer und stützte mich darauf, um einen besseren Blick darauf zu bekommen. Ein Gefühl der Sehnsucht stieg in mir auf. Ein warmer Wind wehte mir entgegen, weshalb ich meine Augen für einen Moment schloss, um durchzuatmen.
Als ich hörte, wie Kylo neben mich trat, öffnete ich meine Augen wieder, dennoch sah ich noch immer in den farbvollen Himmel.
„Du trägst deine Kette wieder.", stellte Kylo fest und weckte somit meine Aufmerksamkeit. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Rufst du deine Freunde?" Für einen Moment verwunderte mich seine Frage, doch dann fiel mir wieder ein, dass er ja wusste, wie die Kette funktionierte. Er hatte es mir damals auf der Chimehra bewiesen. Sein Blick lag wachsam auf mir, als meine Hand automatisch zur Kette wanderte.
„Nein.", antwortete ich und konnte sehen, wie er erleichtert ausatmete. „Solange du mich nicht wieder zur Ersten Ordnung verschleppst, hast du nichts zu befürchten.", setzte ich nach, was ihn nur halbherzig grinsen ließ. „Keine Sorge, das hatte ich nicht wirklich vor." Das zu hören war eine Erleichterung. „So, wie es aktuell ist, wäre es dort nicht sicher für dich." Was er damit meinte, wusste ich nicht. Es war doch nie sicher bei der Ersten Ordnung für mich, oder?
„Nicht, dass ich dort hingehen wollen würde, aber was genau macht es denn dort so unsicher?", hackte ich neugierig nach. Er schien für einen Moment darüber nachzudenken, ob er es mir sagen sollte, ehe er seufzte. „Dieser General macht Probleme..."
„Hux?" Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Er ist momentan erstaunlich still..." Verwirrt legte ich den Kopf schief. Von welchem General redete er denn sonst?
„General Pryde." Der Name kam mir nicht bekannt vor, egal wie lange ich überlegte. „Snoke hat ihn damals in einer hohen Position im Hintergrund behalten, wie einen Trumpf, ihn und ein paar andere in den Unbekannten Regionen.", erklärte Kylo schließlich, „Er ist scheinbar irgendwann verloren gegangen und deshalb wurden die Ritter von Ren auf einer Mission in die Unbekannten Regionen geschickt. Darum waren sie auch nie da, während ich dich trainiert habe. Sie sind erst, nachdem Snoke tot war, wiedergekommen, in Begleitung von Snokes Trümpfen, unter ihnen Pryde."
„Also stört es dich, dass er zu Snoke gehört?" Ich versuchte herauszufinden, was genau sein Problem an diesem General war.
„Das ist nicht mein Problem, denn er hat sich mir, dem neunen Obersten Anführer, sofort untergeordnet. Aber er weiß Dinge über ehemalige Pläne von Snoke, von denen ich nichts wusste." Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. „Bist du etwa eifersüchtig, weil du von Snoke nicht eingeweiht wurdest?", fragte ich feixend, doch er erwiderte mein Grinsen nicht, sondern blickte mich nur nachdenklich an, weshalb ich wieder ernst wurde.
„Er hat etwas an sich... Etwas, das mir Sorgen bereitet. Es mag absurd klingen, aber ich habe ein ungutes Gefühl bei ihm, als müsste ich immer auf der Hut sein. Er...er ist gefährlich. Ich weiß nur noch nicht, auf welche Weise..." Ich konnte ihm ansehen, dass ihn dieses Thema beschäftigte. Er kniff die Augenbrauen zusammen und starrte vor sich, dabei konnte ich spüren, dass er gedanklich woanders war.
„Wieso entfernst du ihn nicht einfach? Du bist immerhin der Oberste Anführer!", hackte ich nach. Es erschien mir merkwürdig, dass er daran noch nicht gedacht hatte. „Ich kann das nicht einfach so machen!"
„Warum nicht?"
„Weil er eine wichtige Rolle bei der Ersten Ordnung trägt! Manchmal muss ich Entscheidungen treffen, die mir nicht gefallen, aber taktisch einen Vorteil liefern!" Sein Gesicht hatte einen verzweifelten Ausdruck angenommen, während er sprach. Es fiel ihm wohl wirklich nicht leicht. Ein Seufzen entfuhr ihm. Er straffte seine Schultern und richtete sich wieder auf. „Ich denke nicht, dass wir noch weiter über ihn reden sollten... Der Widerstand muss nicht unbedingt erfahren, was die Erste Ordnung für Problem hat."
Betroffen wandte ich den Blick ab. „Ja, der Widerstand... Ist vermutlich besser so.", murmelte ich und sah wieder in den Himmel, der sich mittlerweile rosa färbte. Ich blickte auf die Stadt vor mir. Lichter gingen an und immer weniger Wesen liefen umher. Von diesem Balkon aus konnte man sogar perfekt das Schloss erkennen, dass auf dem Berg thronte und in all seiner Pracht erstrahlte.
Tagsüber schien die Sonne auf die weißen Mauern und ließ es als einen hellen, blendenden Fleck erscheinen, doch jetzt gegen Nacht, wirkte alles noch schöner und zauberhafter dort. Die Mauern wurden beleuchtet und die einzelnen Verzierungen traten klarer zum Vorschein. Die vielen Balkons erstrahlten im hellen Licht der untergehenden Sonne beinahe magisch. Würde man nur das alles sehen, könnte man sich denken, dass dieser Planet einfach traumhaft war, trotz der wüstenhaften Umgebung, aber hinter diesem zauberhaften Schleier verbarg sich Schreckliches. All diese Wesen lebten hier nur so gut, weil sie die Bevölkerung des Planeten unterworfen und versklavten. Und das alles mit Hilfe der Ersten Ordnung!
„Wieso unterstützt du das alles?!" Wütend drehte ich mich Kylo wieder zu, was ihn verwirrt aufschauen ließ. Er zog fragend eine Augenbraue nach oben und legte den Kopf leicht schief. „Wovon redest du?"
„Von all dem!" Ich machte eine allumfassende Handbewegung. „Die Wesen hier werden mit Hilfe der Erste Ordnung unterdrückt! Sie werden versklavt und müssen in ihrer eigenen Heimat schuften, unter schlimmsten Bedingungen! Ich selbst war gerade einmal für zwei Tage als eine Sklavin hier unterwegs, und sieh, was mit mir passiert ist!" Kylo sah mich mit einem Blick an, den ich nicht klar identifizieren konnte, ehe er den Blick abwandte. „Du kannst das nicht verstehen...", brummte er. Diese wenigen Worte machten mich noch wütender.
„Ach ja, und wie kommst du darauf? Weil ich nicht gerade einen ganzen Planten dazu zwinge in Fabriken für meine Armee Dinge herzustellen? Oder, weil ich nicht der Oberste Anführer bin?" Kylo sah mich wieder an, doch er antwortete nicht, fast so, als würde er erst nach einer Antwort suchen. Doch sein Schweigen reizte mich nur noch mehr.
„Oh, oder ist es vielleicht deswegen, weil ich nur das sehe, was ich sehen will? Ist es das?"
„Ihr beim Widerstand denkt, dass alles so leicht ist, dass alles einzuteilen ist in schwarz und weiß, in gut und böse, aber das stimmt nicht!", platzte es schließlich aus ihm heraus, „Denkst du denn, ich wüsste nicht, dass das alles hier grausam ist?!" Seine Stimme wurde leiser, als er den Blick gekränkt abwandte.
„Wenn du das weißt, wieso machst du nichts dagegen?" Auch ich hatte mich wieder etwas beruhigt, als ich seinen Blick bemerkt hatte.
„Es ist nicht so leicht..." Während er sprach fiel mir auf, dass er seine erhabene Haltung verloren hatte und nun beinahe schon machtlos wirkte.
„Liefert das hier denn auch einen taktischen Vorteil?" Kylo nickte nur und sah weiterhin in den Himmel. „Ich wusste nicht, dass sich der Oberste Anführer nun etwas vorschreiben lässt.", sprach ich mit einem feixenden Unterton. Damals hatte er sich immer untergeben zu Snoke verhalten, aber selbst jetzt, als Oberster Anführer, ließ er sich wohl Sachen vorschreiben. Das alles machte doch keinen Sinn!
„Ich lasse mir nichts vorschreiben!", brummte Kylo bloß.
„Sieht für mich aber ziemlich danach aus! Und ich dachte, dass dieses Verhalten an Snoke lag, aber vielleicht ist es ja nie dein Schicksal gewesen anzuführen, sondern immer irgendjemanden hinterherzulaufen!" Wütend schoss sein Kopf zu mir herum und sofort durchbohrte mich sein Blick.
„Sag mir, steht die Maske von Darth Vader noch immer in deinem Thronsaal?", fragte ich, ohne die Miene zu verziehen. Er schluckte und schwieg. „Siehst du, du versucht noch immer ihm zu folgen, so zu werden, wie er, aber stattdessen kannst so viel besser sein! Du hast so viel Macht! Du bist Ben Solo!"
„Ich bin Kylo Ren! Und ich bin niemand, der sich etwas vorschreiben lässt!" Ich erwiderte seinen Blick ungläubig. Kopfschüttelnd wandte ich mich von ihm ab und sah wieder in den Himmel.
„Du verstehst das einfach nicht...", meinte er ruhig, doch ich fuhr blitzschnell zu ihm herum und flüsterte traurig: „Ich verstehe dich nicht!" Er riss seine Augen leicht auf als hätten ihn meine Worte verletzt. Schnell wandte ich den Blick wieder ab.
Mit einem Seufzen fuhr er sich über sein Gesicht. „Lass uns bitte einfach nicht mehr darüber reden...", bat er und legte besänftigend seine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte nicht zurück, sah ihn aber dennoch nicht an. Er wollte gerade ansetzten und etwas sagen, als von der Tür ein Klopfen kam.
„Zimmerservice!", ertönte eine männliche Stimme, „Das Abendessen!" Bevor Kylo zur Tür ging, drückte er meine Schulter kurz. Ich sah gedankenverloren zum Himmel, der immer dunkler wurde. Das rosa der Wolken färbte sich langsam in ein lila.
Wieso mussten unsere Gespräche so oft in Streitereien enden?!
Ich hörte, wie die Tür geschlossen wurde und Kylo wieder zu mir auf den Balkon trat.
„Lyria, das Essen ist gebracht worden.", begann er, „Vielleicht sollten wir wirklich etwas essen. Die schlechte Laune kann auch vom Hunger kommen."
„Ich habe keinen Hunger!", brummte ich, doch in dem Moment knurrte mein Bauch lautstark. Dieser Verräter!
„Sicher doch...", meinte Kylo grinsend und zog mich leicht am Arm weg vom Geländer. Nur wiederwillig ließ ich mich vom Balkon zurück in das Zimmer führen, in dem ein Wagen stand, auf dem sich mehrere Teller mit Essen befanden. Zumindest nahm ich an, dass es Essen war, denn alles war mit einer silbernen Servierglocke abgedeckt.
„Wollen wir draußen essen?", fragte Kylo mit einem kleinen Grinsen. Ohne auf meine Antwort zu warten, nahm er mehrere der großen Platten und hob sie hoch. Ich trug die restlichen ebenfalls auf den Balkon, wo der große Tisch unter dem Dach stand. Als Kylo die Platten dort wieder ablegte, konnte ich für eine Moment sehen, wie er sein Gesicht verzog und leise zischte. Doch schon im nächsten Moment sah er lächelnd auf. Ich stellte die Teller, die ich getragen hatte, ebenfalls auf den Tisch. Ich trug noch das Besteck, Gläser und einen Krug nach draußen. Kylo stand neben der Tür und hantierte an einem kleinen Schalter herum.
Im nächsten Moment wurde es hell und ich hätte fast vor Schreck das Glas fallen lassen. Erstaunt sah ich nach oben. An der Decke über mir hingen viel, kleine Lichter, die alles erhellten. Es sah schon fast so aus, als würde ein Meer aus Sternen über mir hängen. Staunend klappte mir der Mund auf, während ich die ganze Zeit nach oben starrte.
„Ich kann zwar nicht mit Glühwürmchen dienen, aber ich hoffe das reicht.", ertönte Kylos Stimme plötzlich unmittelbar hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr zu ihm herum. Ein kleines Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht gebildet, während er mich ansah.
„Es ist wunderschön!", staunte ich, was ihn noch breiter lächeln ließ. „Dann erfüllt es seinen Zweck. Komm, setzen wir uns hin." Ich folgte ihm zum Tisch, wo er mir den Stuhl herauszog, sodass ich platznehmen konnte. Danach setzte auch er sich hin, direkt gegenüber von mir.
„Mal sehen, was heute serviert wird...", murmelte er und nahm von den Platten die Servierglocken. Das Essen, das sich darunter verbarg, sah wunderbar aus und duftete köstlich! Auch ohne, dass ich die letzten Tage nichts gegessen hatte, lief mir nun das Wasser im Mund zusammen, als ich sah, was sich da alles offenbarte.
Kylo hielt mir die Hand hin, damit ich ihm meinen Teller gab. Er lud etwas von allem darauf und stellte ihn mir wieder hin. Der Geruch, der mir direkt in die Nase stieg, machte es mir nicht leicht darauf zu warten, bis er auch sich das Essen auf den Teller getan hatte.
„Hoffentlich schmeckt es.", sagte er schließlich, was das Zeichen für mich war anzufangen. Ohne zu zögern schaufelte ich mir das Essen in den Mund, das noch besser schmeckte, als es roch, bis mir bewusstwurde, wie ich aussah. Ich räusperte mich kurz und begann langsam und ordentlich zu essen. Kylo aß schon die ganze Zeit vorbildlich. Anfangs aßen wir einfach nur still, während ich meinen Gedanken nachging.
Mir ging noch immer Kylos Satz durch den Kopf: Ich bin Kylo Ren! Und ich bin niemand, der sich etwas vorschreiben lässt! Er hatte leider recht, er war Kylo Ren.... Und so sehr ich es mir auch wünschte, Ben Solo hatte bei der Ersten Ordnung nichts zu suchen...
„Worüber denkst du nach?", fragte er schließlich, da ich aufgehört hatte zu essen und auf den Teller starrte. „Bist du eifersüchtig, weil der Zimmerservice mit mir geflirtet hat?" Seine Stimme hatte einen neckischen Unterton, doch ich ging nicht auf ihn ein. „Ok, ich gebe es zu, da hat niemand mit mir geflirtet... Was ist denn aber los mit dir?" Er sah mich besorgt an.
„Kylo...", murmelte ich leise vor mich hin, weshalb er den Kopf verwirrt schieflegte. „Ben... Kylo...Ich weiß einfach nicht, wie ich dich nennen soll!", platze es schließlich aus mir heraus, als ich zu ihm aufschaute, „Ich weiß nicht wer du bist!" Meine Stimme zitterte leicht und Trauer überschattet seine Züge, als er nun auch seine Gabel sinken ließ.
„Denkst du ich etwa?" Je länger ich ihn ansah und seinen zerrissenen Blick ertrug, desto betrübter wurde ich. Wir schwiegen einige Zeit und sahen einander einfach nur an, bis er seinen Blick abwandte, um abwesend in die Ferne zu starren, und murmelte: „Ich denke ich bin wohl einfach nur ich." In dem Licht konnte ich seine Augen wässrig glänzen sehen. Ohne zu zögern griff ich nach seiner Hand, die auf dem Tisch lag und drückte sie leicht. Sofort drehte er den Kopf wieder zu mir.
„Das ist mein liebstes ich.", hauchte ich mit einem aufmunternden Blick. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, als er mich ansah. Er erwiderte meinen Händedruckt sanft. Wir sahen uns einen Moment an, bis ich ungläubig zu lachen begann. Diese Situation war doch einfach nur zu komisch! „Wann ist alles nur so kompliziert geworden?", fragte ich kopfschüttelnd.
„Ich weiß es nicht." Auch er konnte sein Grinsen kaum zurückhalten.
„Können wir nicht einfach zurück zu den Zeiten, in denen es mein einziges Problem war, dass ich die Kisten beim Training zu laut fallen gelassen habe?!"
„Stimmt, das konntest du wirklich nicht." Bei dem Gedanken an damals begannen wir beide herzhaft zu lachen. So, wie die Stimmung nun war, fühlte sie sich sehr viel besser an. Als wir uns wieder beruhigt hatten, fuhren wir mit dem essen fort. Auch, wenn dieses Gespräch sehr viele Emotionen enthalten hatte, fühlte ich mich wieder so, als wäre alles in Ordnung zwischen Kylo und mir. Nicht mal die Erste Ordnung konnte dieses Gefühl der Verbundenheit eindämmen.
Während wir aßen unterhielten wir uns über die Zeiten während dem Training. Solange, bis ich mir etwas aus dem Krug einschenkte und einen großen Schluck nahm. Ich hatte zwar in der Dusche Wasser getrunken, aber dennoch war ich noch sehr durstig. Als sich der Geschmack in meinem Mund ausbreitete, riss ich erschrocken die Augen auf. „Wein?!"
Kylo begann zu lachen, als ich ihn entsetzt ansah. „Ja, ein sehr guter, wie es scheint..." Ich nahm einen weiteren Schluck und musste zugeben, er schmeckte wirklich gut.
„Oder verträgst du keinen Wein? Ist es vielleicht ein Problem für dich, nach dem... Unfall von vor einiger Zeit?", fragte er mit einem neckischen Unterton in der Stimme. Empört über seine Aussage sah ich ihn an, schenkte mir trotzig mehr in mein Glas und trank es in einem Zug leer. Überrascht riss Kylo die Augen auf, als ich das leere Glas wieder abstellte und ihn überlegen ansah. Seine Augen glitzerten schelmisch, was mich innehalten ließ.
„Das war die ganze Zeit dein Plan, habe ich recht?" Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und wurde immer größer. Ich beließ es dabei ihn böse anzusehen, während ich weiter aß. Nach einiger Zeit blickte ich nachdenklich auf. „Darf ich dich was fragen?"
Kylo sah langsam zu mir und zog eine Augenbraue nach oben. „Weiß nicht." Das reichte mir. „General Pryde...", begann ich, doch sofort schüttelte er den Kopf. „Ich kann dir keine Informationen über die Erste Ordnung geben. Ich hatte eigentlich gehofft, dass dir das klar ist." Unschuldig lächelnd blickte ich ihn an. „Ja, das ist mir sogar sehr klar." Ich griff nach dem Krug, in dem sich der Wein befand und schenkte ihm grinsend mehr ein. „Trink doch etwas." Auffordernd zeigte ich auf sein Glas, doch er schaute mich nur entgeistert an.
„Du weiß hoffentlich, dass ich mich nicht von dir abfüllen lasse!"
„Wer hat denn was von Abfüllen gesagt? Ich wollte doch nur deine Zunge etwas lockern..." Mit einem unschuldigen Ausdruck blickte ich ihn an. Einen Moment verzog er nicht sein Gesicht, bevor er nach dem Glas griff und einen großen Schluck nahm.
„Ist deine Zunge denn jetzt etwas gelockert?", hackte ich grinsend nach, was ihn lachen ließ. „Lyria, so schnell geht das nicht. Und außerdem habe ich nicht vor Geheimnisse der Ersten Ordnung auszuplaudern!" Seinem Blick nach zu urteilen würde ich nun wirklich nicht viel erfahren können, also lehnte ich mich seufzend nach hinten. Ich hatte sowieso nicht vorgehabt sehr viele Informationen über die Erste Ordnung in Erfahrung zu bringen...
„Hätte ich bei ihm nicht so ein ungutes Gefühl, würde ich ihm den Titel als Großmarschall verleihen. Abgesehen davon, dass er ein guter Stratege ist, hätte ich es gerne gemacht, um unseren lieben General Hux zu ärgern." Erstaunt, da Kylo nun doch anfing zu erzählen, richtete ich mich auf und musterte ihn verwirrt. Das konnte doch nie im Leben die Wirkung des Weins sein! Er bemerkte meinen Blick, denn er begann zu erklären: „Diese Information wird dem Widerstand nicht viel bringen..." Da hatte er recht.
„Aber wieso würde es Hux ärgern?" Nun schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. „General Hux beansprucht diesen Titel eigentlich für sich, aber Snoke hat es ihm immer verweigert. Diesen Titel gibt es theoretisch bei der Ersten Ordnung, aber niemand trägt ihn. Auch nicht Hux, der die Aufgaben und Gewalten eines Großmarschalls besitzt. Ich habe ihm diesen Titel auch nicht gegeben, seit ich Oberster Anführer bin, aber es wäre einfach zu gut gewesen, wenn dieser neue General, der einfach so auftaucht, diesen Titel bekommt und er, der ihn eigentlich schon immer wollte, und auch bekommen könnte, ihn nicht bekommt." Während er erzählte, wurde sein Grinsen immer gehässiger, was auch mich Grinsen ließ. Hux konnte ich nie leiden und zu hören, dass Kylo noch immer auf ihm herumhacken wollte, machte alles nur lustiger.
„Schön, wie erwachsen der Oberste Anführer doch seine Probleme mit gewissen Generälen regelt...", scherzte ich. Das war in der Tat nicht die Information, die dem Widerstand helfen könnte, aber es war lustig davon zu hören. „Zu schade, dass du so ein komisches Gefühl bei Pryde hast, nicht wahr?" Er nickte nur gespielt traurig. Lange konnten wir nicht ernst bleiben, denn bald brach ich wieder in Lachen aus und Kylo schloss sich mir an.
„Siehst du, das ist nichts, womit der Widerstand etwas gegen die Erste Ordnung machen kann.", sprach Kylo, als wir uns wieder beruhigt hatten. „Doch, wir bieten Hux einfach den Titel als Großmarschall beim Widerstand an und schon haben wir euren General abgeworben!", stellte ich die Möglichkeit lachend vor. Kylo machte eine abtuende Handbewegung. „Nehmt ihn ruhig. Ich will ihn nicht haben!" Erneut mussten wir beide breit grinsen.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...