Als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam, war das erste, das ich höret das stetige Piepen neben mir. Blinzelnd öffnete ich meine Augen, kniff sie jedoch wieder schnell zu, da mich das Licht blendete. Ein unangenehmes Dröhnen sorgte dafür, dass ich meine Augen einen Moment länger geschlossen hielt, bis es wieder abebbte.
Sobald sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte ich meine Umgebung ein wenig sehen. An der Decke hingen helle Lampen und, als ich meinen Kopf zur Seite drehte, erkannte ich, dass dort auf einem Stuhl jemand saß. Es war Poe. Seine dunklen Haare hingen ihm wild im Gesicht und seine Augen waren geschlossen. Vermutlich schlief er.
Mühsam wollte ich mich aufstützen, doch ein Schmerz durchzuckte meinen ganzen Körper, weshalb ich kurz aufjaulte und wieder ins Kissen sackte. Das schien Poe zu wecken, denn er zuckte erschrocken zusammen und fuhr hoch. Sein Blick huschte kurz desorientiert durch den Raum, bis er an mir hängen blieb. Sofort fiel jede Müdigkeit von ihm ab und er stand auf. En besorgter Ausdruck lag in seinen Augen.
„Hey...", murmelte er leise und hievte sich aus dem Stuhl. „Wie geht es dir?"
Ich wollte mich erneut aufrichten, doch wieder schaffte ich es nicht. „Nicht, du solltest liegen bleiben, denn du hast ordentlich etwas abbekommen..." Sanft drückte er mich wieder zurück ins Kissen.
„Was...", brachte ich kehlig hervor, doch zu mehr war ich nicht im Stande, denn meine Stimme brach ab. Mein Hals fühlte sich an, als hätte ich puren Sand gegessen. Und davon eine ganze Menge. Selbst das Atmen tat weh.
Poe griff zur Seite und hielt mir ein Glas mit Wasser entgegen. Mit seiner Hilfe konnte ich einige Schlucke trinken. Sofort spürte ich, wie die Schmerzen etwas gelindert wurden.
„Was ist passiert?" Ich lag ganz offensichtlich auf der Krankenstation.
„Du wurdest verletzt. Als du zu... ihm in die Zelle bist..." Wut flackerte kurz in Poes Augen auf, als er aufsah. Unsicher sah ich an mir herab.
Jede Zelle in meinem Körper schmerzte. Mein Arm war in einem festen Verband eingebunden, der bis zu meiner Schulter reichte, dessen Haut sich lila verfärbt hatte. Als ich mich gerade aufrichten wollte, zuckte ein Schmerz, ausgehend von meiner Seite, durch meinen Körper und veranlasste mich, die Decke mit meinem unverletzten Arm wegzuschlagen. Der Anblick war schockierend. An meinen Rippen prangte ein großflächiger Bluterguss. Mit großen Augen sah ich wieder zu Poe.
„Wie geht es mir?"
„Solltest du das nicht am besten wissen?" Ein Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht, doch als ich ihn noch immer erst ansah, seufzte er. „Dein Arm ist gebrochen, laut den Ärzten zum Glück nur ein einfacher Bruch." Er sah nun ebenfalls zu meiner freigelegten Seite. „Du hast ein Hämatom an den Rippen und an der Schulter, die zudem noch geprellt ist." Im Kopf ging ich alle Informationen von ihm durch und dachte über die Auswirkungen nach. In dem Moment betrat jemand den Raum und kam zu uns. Es war Leia.
Sie stellte sich neben Poe und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
„Ich bin froh, dass es dir besser geht, Liebes." Ich nickte ihr nur kurz zu.
„Du hast im Traum geredet.", erklärte Poe nun. „Es war tatsächlich beängstigend, denn du hast immer wieder diese Namen gemurmelt..."
„Welche Namen?"
„Kylo und Ben.", erklärte Leia nun wieder. Geschockt sah ich sie an und versuchte noch immer alles zu verstehen. Es kam mir so vor, als würde mein Gehirn langsamer arbeiten als sonst.
„Du erinnerst dich doch, oder?", erkundigte sich Poe, während er mich besorgt betrachtete, „Es kann natürlich sein, dass du diese Situation vergessen hast. Es wäre kaum verwunderlich bei der Gehirnerschütterung, die du hast..."
„Das letzte, an das ich mich erinnere ist, dass ich auf den Boden aufkam, nachdem ich von Kylo weggeschleudert wurde." Mein Blick glitt in die Ferne, als ich mich erinnerte und die Situation von vorne erlebte. Der Sturz war nicht das schlimmste, sondern der Ausdruck in seinen Augen. Diese Abscheu mir gegenüber und der Hass. Der Schmerz, verursacht durch meinen Verrat! Mir traten Tränen in die Augen, doch Poe berührte mich sanft an der unverletzten Schulter.
„Keine Sorge, Ria, das sind alles Verletzungen, die bald wieder abheilen. Dir wird es bald wieder besser gehen!" Doch er wusste nicht, dass es nicht die Verletzungen waren, wegen denen ich weinte.
„Ich habe ihn verraten!" Meine Stimme brach, als mir die Tränen die Wangen entlangliefen. Verwirrung spiegelte sich auf Poes Gesicht.
„Er hat mir vertraut und ich... ich habe ihn einfach so verraten! Um mein Leben zu retten!" Ein Schluchzer ließ mich zusammenzucken, was Schmerzen in meinem Körper aussandte, doch das war im Moment das kleinste Problem. „Er hasst mich!" Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu dämpfen, während ich meine Augen fest zusammenkniff. Immer wieder sah ich Kylos Blick vor mir. Wie er mich angesehen hatte, so voller Hass. Ich hatte ihn verletzt, als er mir vertraut hatte, der schlimmste Verrat, der Geschehen konnte. Verrat aus den inneren Reihen! Unentwegt liefen mir die Tränen über die Wange, bis Leia ihre Hand behutsam auf meine legte.
„Ich weiß genau, wie du dich fühlst, Liebes.", sprach sie sanft. In ihren Augen spiegelte sich ihre eigene Trauer und langsam versiegten meine Tränen, doch das schmerzende Ziehen in meiner Brust blieb. „aber es bringt dir nichts, wenn du dir dafür die Schuld gibst. Du solltest dich jetzt erst darauf konzentrieren wieder gesund zu werden." Sie schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, doch hinter ihrer Maske erkannte ich den Schmerz, den sie erlitt. Ich nickte ihr dankbar zu und sie erhob sich wieder.
Nach einiger Zeit ging Leia wieder, doch Poe bestand darauf zu bleiben.
Eine Ärztin kam zu mir und erklärte mir nochmal ausführlich, wie es mir ging. Ich würde in der nächsten zeit noch auf der Krankenstation bleiben müssen, doch zu meinem Glück würde mein gebrochener Arm bald wieder gesund werden. Durch das ekelhafteste Gebräu, das ich jemals getrunken hatte, sollte der Bruch schneller verheilen. Laut ihrer Einschätzung wäre es mir in einigen Tagen bereits möglich meinen Arm etwas zu bewegen, ohne, dass es zu sehr wehtat, doch bis dahin verschrieb sie mir strenge Bettruhe.
Poe verließ meine Seite nur, wenn es nicht anders ging. Den restlichen Tag saß er unentwegt bei mir und versuchte mich abzulenken, doch als er in der Nacht in sein Zimmer ging, da ich ihn nicht länger auf dem Stuhl schlafen lassen wollte, glitten meine Gedanken wieder zu Kylo und ließen meine Nacht unerträglich werden. Am nächsten Morgen brachte mir ein Arzt mein Frühstück und half mir, mich aufzurichten. Er gab mir auch die ekelhafte Medizin, die ich trinken musste, damit mein Knochen besser heilen würde und verschwand dann schließlich. Da ich nichts zu tun hatte, sah ich mich ein wenig um und entdeckte neben mir jemanden liegen. Eine Ärztin kam zu dem Mann, der seine Augen geschlossen hatte und versorgte ihn kurz. Sie prüfte die Apparaturen, an die er angeschlossen war und verschwand dann wieder. Neugierig betrachtete ich ihn. Er hatte eine dunkle Haut und kurz geschorene Haare. Sein Körper steckte in einer Art Anzug und sein Bett wirkte auch sehr speziell. Schlief er? Neben ihm stand kein Essen, was mich sehr verwunderte. Doch noch mehr wunderte es mich, dass er mir bekannt vorkam.
„Hey du..." Noch immer regte er sich nicht.
„Du kannst es gleich vergessen. Er wird dir nicht antworten, Ria." Erschrocken zuckte ich zusammen, was ich jedoch sofort bereute, da mich eine Schmerzenswelle durchzuckte. Poe kam zu mir und setzte sich zu mir auf das Bett.
„Warst du bei Leia? Hat sie irgendetwas über Kylo erzählt?", erkundigte ich mich gleich neugierig. „Wollen sie ihn als Druckmittel nutzen? Sie werden sicherlich von ihm keine Antworten bekommen..." Bestürzt sah ich zu Poe. „Wollen sie ihn töten?" Doch er schüttelte nur fassungslos den Kopf.
„Wieso sorgst du dich noch immer um ihn? Er ist daran schuld, dass du hier überhaupt liegst!" Sein Blick machte mir deutlich, dass er mich gerade für verrückt hielt. Doch er wusste nicht, was zwischen Kylo und mir war.
„Ich... Ich habe Gutes an ihm entdeckt!"
„An ihm gibt es nichts Gutes! Er hat schreckliches getan!" Während er sprach, sah er an mir vorbei und sein Blick nahm einen verzweifelten Ausdruck an. Ich folgte seinem Blick. Er sah auf den Mann neben mir.
„Wer ist das?" Neugierig musterte ich Poes Gesicht, als seine Mundwinkel leicht zuckten. „Finn. Ein anständiger Mann." Ein Glanz huschte über sein Gesicht, der jedoch schnell wieder verschwand, als er sich mir wieder zuwandte. „Er wurde von Kylo Ren verletzt! Damals, als wir die Starkiller Base zerstört haben!" Neugierig sah ich Finn nun ebenfalls an. Ich verstand Poes Wut, da die Zerstörung nun schon eine Weile her war und dieser Finn wohl noch immer im Koma lag.
„Ist er ein Pilot?" Poe schien ihn zu mögen.
„Nein. Nicht wirklich..." Ein kleines Lächeln schlich sich auf Poes Gesicht, als er fortfuhr: „Aber ich denke er kann ganz gut schießen..."
„Woher kennt ihr euch?"
„Er hat mir damals geholfen." Neugierig legte ich den Kopf schief, in dem Wissen, dass mehr hinter dieser Geschichte steckte. „Er war ein Sturmtruppler bei der Ersten Ordnung."
„War?"
„Ja. Damals wurde ich von ihnen gefangen genommen und er ist mit mir geflohen. Danach hat er dafür gesorgt, dass BB-8 und die Karte zu Luke Skywalker zum Widerstand kommt, weil ich selbst die Mission nicht beenden konnte. Er ist ein guter Kerl!" Ich fühlte mich schlecht, da er wegen Kylo im Koma lag und ließ daher den Blick sinken. „Und bevor er mich befreien konnte, wurde ich gefoltert. Kylo Ren hat mich höchstpersönlich verhört, bis er wusste, wo die Karte war! Er ist ein Monster, Ria!"
Kylo hatte ihn gefoltert?! Das hatte ich nicht erwartet, als Kylo mir erzählt hatte, dass er mit Poe Bekanntschaft gemacht hatte. Kein Wunder, dass er es nicht weiter erklären wollte...
„Weißt du, Poe, das ist das Problem. Er mag dir vielleicht wie ein Monster vorkommen, aber zu mir war er keines."
„Wenn diese Attacke gegen dich ihn nicht zu einem Monster macht, was dann?" Ich ließ meinen Blick beschämt sinken. Er hatte recht.
Wir sprachen nicht mehr von Kylo, auch nicht, wenn Poe mich an den anderen Tagen besuchte, was er immer tat, wenn er Zeit hatte. Nur manchmal, wenn eine wichtige Sitzung, die seine Anwesenheit erforderte, stattfand, musste er gehen. Manchmal kam es auch vor, dass einfach nur BB-8 bei mir war, während Poe schlief oder beim Essen war. Je mehr Tage vergingen, desto besser ging es meinem Arm und meinen Rippen. Auch die Prellung an meiner Schulter schwächte ab. Nach fast einer Woche durfte ich das Krankenbett nun endlich verlassen und konnte in meinem eigenen Zimmer schlafen. Dennoch musste ich noch die Medizin nehmen und auf Sport oder andere Anstrengungen verzichten. Ich durfte wieder in der Basis herumlaufen, auch, wenn ich meinen Arm in einer Schlinge tragen musste und meine Schulter noch immer einen Verband trug. Die Gedanken an Kylo konnte ich erfolgreich verdrängen und auch von Leia kam sonst nichts mehr. Ich vertrieb mir die Zeit mit Poe und leistete ihm so fot es ging Gesellschaft. Es half mir mich abzulenken. Und so kam es, dass ich gemeinsam mit Poe nach einem anstrengenden Tag in den Speisesaal ging.
Nur wenige Tische waren besetzt, das lag jedoch daran, dass wir noch sehr früh zum Essen gegangen waren. Gemeinsam setzten wir uns mit Zach an einen Tisch und begannen zu essen. Poe und Zach unterhielten sich ein wenig über irgendwelche Dinge, die sie als Piloten betreffen, ich jedoch starrte unentwegt auf mein Essen. Als ich das Gespräch vom Nachbartisch aufschnappte, wurde ich aufmerksam.
„Ich finde es einfach nur unsinnig, dass wir ihn so freundlich behandeln! Ich meine, er ist die ausführende Hand der Ersten Ordnung, in unserer Gewalt!", sprach der eine von ihnen aufgeregt. Ich saß so, dass ich ihnen den Rücken zuwandte, weshalb ich ihre Gesichter nicht sehen konnte.
„Du hast recht, Mann!", stimmte ein anderer zu und sofort verspannte ich mich. Es war natürlich kein Wunder, dass sie davon wussten, dass Kylo in der Gewalt des Widerstands war, doch dass sie so über ihn sprachen, machte mich doch wütend. Die ganzen Tage über hatte ich es geschafft nicht an Kylo zu denken und nun lästerten sie über ihn. Und das schon eine ganze Weile, doch erst jetzt wurde ich richtig aufmerksam.
„Er ist ein Verräter, der nicht mit der Wimper zucken würde, wenn er uns umbringen würde!" Ich versuchte sie zu ignorieren und starrte wütend auf mein Essen. Mit der Gabel stocherte ich Lustlos darin herum.
„Ich verstehe auch nicht, wieso er noch so nett behandelt wird! Wir sollten ihn im besten Fall verhören und wenn es sein muss die Informationen aus ihm herausprügeln!"
„Ja, aber wir haben doch die Informationen, die wir brauchen durch dieses Mädchen bekommen. Wieso sollten wir ihn dann verhören?", gab der zweite zu bedenken. „Aber dann könnten wir ihn doch als Waffe nutzen! Wir könnten doch versuchen die Erste Ordnung zu erpressen!", schlug er vor und ich schnaubte nur leise, was die Aufmerksamkeit von Poe weckte. Verwirrt sah er mich an, doch ich starrte nur weiterhin auf mein Essen. „Ria?"
Erschrocken sah ich auf. Hatte ich etwas verpasst?! „Ja, finde ich auch!", sagte ich schnell und lächelte daraufhin schief, als mich beide verwirrt ansahen. Sogar BB-8, der neben dem Tisch stand, rollte sein Kopfstück zur Seite.
„Alles in Ordnung?" Besorgnis lag in seinen Augen und ich nickte schnell.
„Ja, alles bestens! Ich glaube ich muss mich wohl erst wieder daran gewöhnen wieder hier zu sein, nach meinem langen Aufenthalt auf der Station..." Poe nickte verständnisvoll und Zach lächelte mir aufmunternd zu. Ich wandte mich wieder meinem Essen zu und sie widmeten sich wieder ihrem Gespräch.
Doch erneut konnte ich das Gespräch der anderen nicht ausblenden. Sie beschwerten sich noch mehr über Kylo und langsam spürte ich, wie die Wut in mir hochkochte. Es störte mich, dass sie so über ihn sprachen!
„Ich bin der Meinung, dass er auch wie ein Verräter behandelt werden soll!" Ich verkrampfte meine Hand so sehr um die Gabel, dass meine Knöchel weiß hervortraten.
„Ja, stimmt. Wenn er uns nicht von Nutzen ist, dann soll dieser Bastard hingerichtet werden!" Sie begannen zustimmend zu lachen. Das war der Moment, in dem ich jede Beherrschung verlor und aufsprang. Jede Faser der Selbstbeherrschung machte sich davon, als die Wut mich übermannte. Ich streckte meine Hand aus und spürte, wie sich die Macht um mich herum auflud. Mit einem lodernden Blick sah ich zu, wie derjenige, der eben noch gesprochen hatte, nun zappelnd in der Luft schwebte. Seine Freunde – es waren zwei – waren ebenfalls aufgestanden und starrten geschockt zu mir und ihrem Freund. Dieser befand sich fast einen Meter in der Höhe und versuchte mit seinen Händen aus meiner unsichtbaren Umklammerung zu kommen, doch vergeblich.
„Zeigt ein wenig Respekt vor dem Sohn von General Organa!", zischte ich rasend vor Wut.
„Oh verdammt!", hörte ich jemanden hinter mir fluchen und drehte mich erstaunt um, wo Zach und Poe standen. Das Messer schwebte nun ebenfalls gefährlich in der Luft.
„Ria, lass das!", rief Poe überrascht und rannte zu mir. „Was machst du da?" Er sah mit aufgerissenen Augen zu dem Mann, den ich gerade in der Luft hielt und der krampfhaft versuchte Luft zu bekommen, während seine Freunde nur reglos danebenstanden, unfähig zu handeln.
„Er hat über ihn gelästert! Sie haben alle respektlos über ihn gesprochen!", versuchte ich mich zu verteidigen, wobei noch immer die Wut durch jede Faser meines Körpers floss. Ein erstickter Laut kam von dem Mann. „Du verteidigst ihn... obwohl er... doch deinen Arm... gebrochen hat!" Immer wieder brach er ab, da er nach Luft schnappen musste, doch ich verstand ihn dennoch. Mein Blick folgte seiner ausgestreckten Hand und fiel auf meinen Arm, der noch immer in der Schlinge hing. Sofort fiel die Wut von mir ab und ich fühlte mich so, als wäre das Feuer erloschen. Ganz plötzlich brach die Macht ab und er fiel nach unten, wo er sofort von seinen Freunden umringt wurde, die ihm aufhalfen. Auch das Messer fiel nun scheppernd zurück auf den Tisch. Blanke Angst stand in ihren Gesichtern, als sie nochmal zu mir sahen.
„Es... es tut mir leid...", brachte ich stotternd hervor, während ich einige Schritt rückwärts stolperte. Dabei prallte ich gegen die Bank unseres Tisches und fuhr erschrocken herum. Als ich den Blick von Poe bemerkte, fühlte ich mich so, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen. Erstaunt starrte er mich an, doch da lag noch etwas in seinem Blick. Verzweifelt versuchte ich gegen die aufkommende Trauer anzukämpfen, doch die Tränen bahnten sich ihren Weg.
„Ich..." Meine Stimme brach und ich wandte schnell den Kopf ab, um Poes Blick nicht mehr sehen zu müssen. „Es tut mir so leid!", hauchte ich noch, bevor ich mich umdrehte und aus dem Raum rannte. Eine Gruppe an Leuten kam mir entgegen, während sie zum Speisesaal liefen, vermutlich waren sie fertig mit ihrer Arbeit. Doch ich bahnte mir nur achtlos den Weg.
Ich musste weg! Einfach weg!
Ohne auf ihre Proteste zu achten, rannte ich weiter. Auch Poes Rufe ignorierte ich. Einige Leute warfen mir verwirrte Blicke zu, als ich durch die Gänge rannte und gegen die Tränen ankämpfte. Nach einiger Zeit, in der ich nur wild herumgeirrt war, fand ich den Ausgang und rannte über den Platz in den angrenzenden Wald. Die Basis ließ ich hinter mir, je weiter ich rannte.
Einige tiefhängende Äste peitschten mir ins Gesicht, doch ignorierte den Schmerz. Das schmerzende Gefühl in mir war stärker.
Erst nach einiger Zeit, als meine Beine keine Kraft mehr hatten, blieb ich stehen. Den Wald hatte ich fast schon hinter mir gelassen, denn ich befand mich auf einem kleinen Berg, der nur von wenigen Bäumen gesäumt wurde. Das war der Moment, in dem ich meinen Gefühlen Luft machte. Weinend sackte ich zu Boden. Die Verzweiflung und der Selbsthass kamen hoch.
Ich hatte meine Wut genutzt und jemanden gewürgt!
Und warum? Weil er Kylo beleidigt hat, der dem ich meine Verletzungen zu verdanken hatte!
Die Tränen rannen mir über die Wange, doch ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen, sondern starrte auf die untergehende Sonne, die den Himmel rot färbte.
Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es auch kühler. Meine Tränen waren versiegt und die Verzweiflung verschwunden. Ich hatte mich wieder beruhigen können und beschloss nun noch in dem letzten Licht zurück zur Basis zu gehen. Mühsam rappelte ich mich auf und merkte auf dem Rückweg, wie durch meine hektische Flucht meine Verletzungen wieder zu schmerzen begannen. Meine Schulter pochte unangenehm und mir war leicht schwindelig.
Ich schaffte es sicher zurück zur Basis und lief durch nun leerere Gänge. Die meisten waren schon auf ihren Zimmern und die Hektik, die sonst herrschte, hatte sich gelegt. Stattdessen war es still und nur gelegentlich begegnete ich jemandem. Unsicher, ob ich nun wirklich zu meinem Zimmer gehen sollte, blieb ich im schwach beleuchteten Gang stehen. Ich war mir sicher, dass Poe dort sein würde. Doch ich fühlte mich nicht in der Lage mit ihm zu reden. Nicht über den Vorfall in der Kantine. Also beschloss ich kurzerhand in die andere Richtung zu gehen, in Richtung der Zellen.
Je näher ich ihnen kam, desto leerer wurden die Gänge. Es war so still, dass ich meine eigenen Schritte hörte, während ich durch den nur sehr schwach beleuchteten Gang lief. Es kam mir sogar so vor, als würden die Temperaturen sinken, je weiter ich nach unten ging. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich an den wenigen Zellen zur hintersten ging. An der Tür stand kein Wachposten, was mich sehr erleichterte.
Zu so später Stunde schlief vermutlich jeder normale Mensch, doch ich war mir sicher, dass es Kylo nicht tat. Ein letztes Mal nahm ich einen tiefen Atemzug und öffnete dann die Tür zu seiner Zelle.
Der Anblick, der mich dort erwartete, ließ mich stutzen. In der Mitte hockte Kylo. Seine Arme und seine Beine waren an den Boden gekettet. Seine Haltung wirkte beinahe schon erniedrigt. Sein Rücken, mit dem er zu mir saß, war übersät von Kratzern, deren Blut bereits angetrocknet war, sein Hemd zerschlissen. Es sah so aus, als hätte er durch das Durchstrecken vom Rücken die Risse noch vergrößert. Durch das schon fast komplett aufgerissene Hemd konnte ich seine Rückenmuskeln sehen, die sich anspannten.
„Laufe nie zurück zu dem, das dich gebrochen hat.", ertönte seine Stimme, die mich erschrocken zusammenzucken ließ. „Ich glaube deinen Arm habe ich auf jeden Fall gebrochen!" Seine Stimme klang kalt und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Am liebsten wäre ich umgedreht und wieder gegangen, doch ich durfte jetzt nicht gehen! Ich stand schon in der Zelle und er wusste, dass ich da war. Jetzt gab es kein zurück mehr!
Mit langsamen Schritten, die von den Wänden widerhallten und scheinbar das einzige Geräusch im Raum zu sein schienen, ging ich zu ihm und ließ mich vor ihm nieder.
Seine Haare hingen ihm durcheinander in der Stirn und verdeckten mir die Sicht auf ihn, da er seinen Kopf gesenkt hielt. Er zitterte. Es war aber auch kein Wunder, so kalt wie es hier war und mit seinem kaputten Hemd! Sein ganzer Körper war verkrampft, doch es war auch wenig verwunderlich, wenn man bedachte, wie er angekettet worden war. Seine Arme waren mit zwei Ketten an beiden Seiten der Zelle befestigt, sodass er sie nicht ausstrecken konnte und seine Füße waren ebenfalls so verankert, dass er unfähig war aufzustehen. Sie hatten ihn komplett unschädlich gemacht. Somit konnte er niemanden angreifen, denn selbst seine Hände waren zusammengekettet.
Wie ein wildes Tier, schoss es mir durch den Kopf. Es schmerzte ihn so zu sehen, doch ich schob den Gedanken erstmal zur Seite und sah ihm ins Gesicht. „Du hast recht." Ich konnte sehen, wie er verwirrt die Augen zusammenkniff, da sich an seiner Stirn Falten bildeten. „Du hast mir den Arm gebrochen." Seine Schultern spannten sich an. Durch diese Bewegung klirrte die Kette. „Ich habe noch andere Verletzungen wegen dir. Und es stimmt auch, dass man besser nicht zu dem zurücklaufen sollte, was einen gebrochen hat, aber..." Ich brach ab, da ich nicht wusste, wie ich weiterreden sollte.
„Aber was? Du bist doch nicht hier, um mir das unter die Nase zu reiben, oder?" Er klang distanziert, abweisend. Doch ich würde nicht nachgeben. Nicht dieses Mal!
„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich selbst nicht genau, wieso ich hier bin...", gab ich zu. Seine Körperhaltung änderte sich ein wenig, doch er sah noch immer nicht auf. „Du hast mir damals nicht von deiner sogenannten Bekanntschaft mit Poe erzählt. Ich weiß jetzt auch warum. Du hast es mir verheimlicht!" Er zuckte zusammen, als meine Stimme einen vorwurfsvollen Ton annahm, doch noch immer sah er mich nicht an. Es kam mir sogar so vor, als würde er seinen Kopf noch mehr senken.
„Du denkst also wirklich, dass ich dir alles erzählt hätte?! Was hast du erwartet? Dass ich dir bereitwillig erzähle, dass ich deinen Freund ebenfalls gefoltert habe?" Ich schwieg. „Aber so wie es aussieht musst du meinen Worten nicht trauen. Genauso wenig, wie ich dir traue!" Kurz überlegte ich, ob ich nun doch wieder gehen sollte, aber den Gedanken verscheuchte ich schnell. Wieder fiel mein Blick auf die Ketten und ich wunderte mich, wer das verordnet hatte. Was er wirklich Leia gewesen? Hatte sie es zugelassen?!
„Du bist doch sicherlich nicht hier, um mich zu bemitleiden, oder?", sprach Kylo, ein verächtlicher Ton in seiner Stimme. Ich schüttelte nur den Kopf und zog einen Schlüssel hervor, den ich zuvor mitgenommen hatte. „Nein.", sagte ich nur und trat auf ihn zu.
Er schreckte kurz zurück, als ich ihm zu nah kam, doch weit kam er nicht, denn die Kette hinderte ihn daran. Erst jetzt sah er mich an. In seine Augen trat ganz kurz ein unsicherer Ausdruck, doch dann wurde sein Blick wieder kalt. Wachsam beobachtete er, wie ich die Ketten öffnete, die mit einem leisen Klirren von seinem Fußgelenk abfielen. Dann befreite ich die Arme ebenfalls. Ich konnte sehen, wie die Haut an den Stellen, an denen die Ketten gelegen hatten, aufgerieben war. Er saß noch immer unbeweglich da und ich stoppte kurz vor seinen Handschellen.
„Lass mich das bloß nicht bereuen!", sagte ich noch und befreite schließlich auch seine Hände. Ich trat einen Schirrt zurück und sah zu, wie er seine Hände unsicher bewegte, fast so als würde er es kaum fassen können, dass ich ihn befreit hatte. Ich wollte gerade etwas sagen, als er aufsprang und seine Hände ausstreckte. Sofort spürte ich, wie mir die Luft abgeschnürt wurde und meine Füße gut einen Meter über dem Boden schwebten. Meine Hände griffen sofort nach meinem Hals und ich versuchte kläglich gegen den Machtgriff anzukommen. Ängstlich sah ich zu ihm, doch in seinen Augen lag nur Wut.
„Nenn mir einen Grund, wieso ich dich nicht töten soll!", fauchte er und erhöhte den Druck. Hilflos versuchte ich zu Atem zu kommen, doch mit meinen Händen würde ich nicht gegen seinen griff ankommen, dessen war ich mir bewusst. Also ließ ich sie einfach an mir herunterhängen. „Na los!" Bedrohlich ließ Kylo mich etwas höher steigen.
„Weil ich-" Meine Stimme brach ab, da mir die Luft ausging und ich konnte nur noch japsen. Ich spürte, wie der Druck etwas nachließ, weshalb ich weiterreden konnte. „Weil ich... dir ver...vertraue!" Mühsam zeigte ich mit meiner ausgestreckten Hand auf die Handschellen, die am Boden lagen. Natürlich war es töricht von mir zu glauben, dass er mir nichts tun würde. Er hatte mich schließlich schonmal verletzt und damals war er sogar angekettet. Nun hatte ich ihn befreit und musste dafür bezahlen. Dennoch hatte ich noch die Hoffnung, dass der alte Kylo noch dort drinnen war. Dass ein Teil von ihm nicht nur Hass für mich empfand.
Und schon im nächsten Moment war der gesamte Druck von meinem Hals verschwunden und ich fiel zu Boden. Zum Glück landete ich nicht auf meinem gebrochenen Arm.
Hustend versuchte ich mich wieder aufzurappeln, doch ich fühlte mich einfach zu schwach. Und als wäre das nicht genug, begann mein Kopf wieder zu pochen. Kylo hatte sich von mir abgewandt. Erstaunt richtete ich mich auf und bewegte meine Schulter Probeweise.
„Hast du dich verletzt?", kam es leise von ihm. Sofort sah ich zu ihm, doch er vermied jeden Blickkontakt.
„Nicht stärker als zuvor!", knurrte ich nur und sah ihn verbissen an. Warum benahm er sich so?!
Er schwieg, also übernahm ich es zu sprechen. „Ich verstehe, dass du wütend bist, aber ich hatte keine andere Wahl! Wenn du mich zu Snoke gebracht hättest wäre ich jetzt tot."
„Du hättest es mir wenigstens sagen können. Aber nein, du hast mich angelogen, mir verschwiegen, wohin ich gebracht werde!" Noch immer drehte er sich nicht um.
„Was hätte es geändert? Und außerdem, kann ich dir nicht alles sagen!"
„Warum, weil ich zur ersten Ordnung gehöre?!" Erst jetzt wandte er sich wieder zu mir, einen hasserfüllter Blick in den Augen.
„Nein, weil es nicht sehr schlau wäre..." Er zog eine Augenbraue noch oben. „Es gibt zwei Regeln zum Erfolg.
1. Erzähl nie alles was du weißt." Diesen Spruch hatte ich mir schon vor Jahren zu Herzen genommen.
„Das nennst du einen Erfolg?!" Sein Blick war stechend.
„Nein.", seufzte ich und schüttelte traurig den Kopf. Von ihm kam lediglich ein Schnauben. „Aber es wird dich vermutlich freuen zu wissen, dass ich heute jemanden gewürgt habe..." Nachdenklich starrte ich auf meine Hände. Ich wusste selbst nicht, wieso ich es ihm erzählte. Erneut kam in mir die Verzweiflung auf. Ich hatte mich einfach nicht genug unter Kontrolle. Gerade, als ich darüber nachdachte aufzustehen und aus der Zelle zu gehen, da es scheinbar keinen Sinn hatte mit Kylo zu sprechen, drehte er sich um. Der glühende Hass hatte sich wieder gelegt, als er langsam zu mir trat.
„Deswegen bist du also hier..." Mit großen Augen sah ich zu ihm auf. „Es ist nichts, wofür du dich schämen musst.", flüsterte er beruhigend, während er sich vor mich hinkniete.
„Und was, wenn Poe nun Angst vor mir hat? Ich wollte nicht so wütend werden!"
„Es ist normal wütend zu werden!", sprach Kylo ruhig, doch ich schüttelte verzweifelt den Kopf. „Aber nicht, wenn man damit jemanden verletzt!" Behutsam legte mir Kylo seine and auf den Arm. „Was du für eine Schwäche hältst ist in Wahrheit deine Stärke."
„Eine Stärke, die ich nicht will!" Für einen Bruchteil zuckten seine Mundwinkel, als er nickte. „Ich weiß." Seine Stimme hatte nun wieder einen sanften Ton angenommen. „Und um eines klar zu stellen: Es freut mich nicht zu wissen, was du getan hast. Ich sehe schließlich, was dieses Handeln mit dir getan hat!" Für eine Weile saßen wir uns einfach nur gegenüber, während er seine Hand nicht von meinem Arm nahm. Er drehte leicht den Kopf und ich folgte seinem Blick, der an meinem anderen Arm, den ich in der Schlinge trug, hängenblieb.
„Wie schlimm ist es?", fragte er, ohne aufzusehen.
„Mein Arm? Er verheilt mit der Zeit. Zum Glück für mich war es nur ein einfacher Bruch..."
„Und der Rest?" Kurz zögerte ich, doch dann beschloss ich ihm alles zu erzählen, was mir auch die Krankenschwester erzählt hatte. „Eine Prellung an der Schulter, sowie ein Hämatom an Schulter und Rippen und eine Gehirnerschütterung." Reue trat in seine Augen, als er langsam den Blick sinken ließ und seine Hand von meinem Arm nahm. Er schluckte und ich konnte sehen, wie er seine Fäuste immer wieder ballte.
„Es... es tut mir so leid...", murmelte er schließlich, ohne aufzusehen.
„Wir haben beide Fehler gemacht." Für einen Moment hielt er inne. „Was hast du da am Rücken?", fragte ich schließlich, da er noch immer nicht antwortete und mich das sehr interessierte.
„Das ist noch von dem Kampf, bevor wir gefangengenommen wurden... Sind nur einige Kratzer..." Noch immer unsicher sah ich ihn an.
„Tut es denn weh?" Er schüttelte bloß den Kopf. „Du brauchst dir darum keine Sorgen machen..." Widerwillig gab ich mich damit zufrieden und stellte direkt die nächste Frage: „Hast du in den letzten Tagen etwas gegessen oder getrunken?" Es wunderte mich, wie er Nahrung zu sich nehmen sollte, wenn er so angekettet wie eben war. Erneut schüttelte er den Kopf. „Sie haben dir nichts gegeben?!", rief ich erstaunt aus.
„Nein, ich wollte nichts." Das erklärte auch das Tablett, das im Vorraum stand. „Ich bin gleich wieder da.", meinte ich, rappelte mich auf und holte es schnell. Kylos blick lag, während ich zur Tür ging, die ganze Zeit auf mir, doch er bewegte sich nicht. Mit dem Tablett kam ich wieder zu ihm. Darauf befand sich Trinken und etwas Essen. Das war der Vorteil an dem nicht sehr leckeren Essen: Es wurde nicht schnell schlecht, weshalb er es noch gut essen konnte.
„Hier. Jetzt trink und iss!" Auffordernd schob ich ihm das Tablett hin. „Warum zur Hölle hast du denn nichts gegessen?! Und warum hast du nichts getrunken?! Weißt du eigentlich, wie wichtig das ist?" Vorwurfsvoll sah ich ihn an, doch noch immer hatte er das Essen nicht angerührt. Er wandte nur den Kopf ab.
„Willst du dich etwa umbringen?!"
„Nein, aber ich brauche den Schmerz." Verwirrt hielt ich in der Bewegung inne. Hatte er das gerade ernst gemeint. „Als du von mir weggeschleudert wurdest, tat es mir sofort leid, dich so zu sehen! Aber ich sollte für dich kein Mitleid empfinden. Also brauchte ich etwas, an dem ich meinen Zorn stärken kann. Etwas, das mir den Schmerz nimmt." In seinen Augen huschte kurz die Verzweiflung auf, während er sprach.
„Aber du hast dir doch selbst Schmerzen zugefügt... Welche Schmerzen soll es dir denn dann nehmen?"
„Den Schmerz über mein Veralten!" Noch immer war mir unklar, worauf er hinauswollte. „Denkst du denn wirklich, dass es mir Spaß macht dich so verletzt zu sehen? Zu wissen, dass es durch meine Hand passiert ist!" Gepeinigt senkte er den Kopf. „Ich habe Mitgefühl für dich entwickelt, Lyria. Aber dieses Mitgefühl sollte mich nicht blenden. Schmerzen, Wut und Hass sind die besten Wege ihm loyal zu bleiben!" Ich merkte, wie mein Herz langsam schneller schlug.
Er zögerte! Die dunkle Seite hatte ihn nicht mehr im Griff, wie zuvor!
„Wenn ich bei dir bin, habe ich das Gefühl, dass mein altes ich -Ben- wiederkommt!" Mit großen Augen starrte ich ihn an. Unsicher darüber, was ich nun sagen sollte, hielt ich ihm wortlos das Trinken hin. Einen bittenden Blick in den Augen. Kylo erwiderte meinen Blick und griff dann zaghaft nach der Flasche. Er setzte sich an seinem Mund an und sobald er den ersten Schuck getrunken hatte, konnte er nicht aufhören, bis die Flasche leer war. „Danke...", murmelte er und stellte die Flasche auf den Boden. Ich musste lächeln und hielt ihm nun auch das Essen hin. „Glaub mir, du brauchst dich nicht abhungern. Deine Figur ist ansehnlich genug, Ben." Ein Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht, nachdem sich seine Schultern wieder entspannt hatten. Er begann zögerlich zu essen, doch auf den Namen ging er nicht weiter ein. Ich beobachtete ihn dabei und merkte, wie mich die Erleichterung flutete.
Er hasste mich also nicht! Zudem war es sehr beruhigend zu sehen, dass er nun doch Nahrung zu sich nahm, trotz dem, was er mir zuvor noch erzählt hatte. Daran konnte ich deutlich erkennen, wie zerrissen er war.
Als er fertig war, schob er das Tablett zur Seite. Er sah zwar noch immer etwas kränklich aus, aber immerhin hatte er nun gegessen. „Du sorgst wirklich immer dafür, dass du deinen Willen behältst...", murmelte er mit Blick auf den leeren Teller. Zufrieden lächelte ich.
„Wann hast du das letzte Mal wirklich geschlafen?"
„Was wird das jetzt? Eine Art Gesundheitscheck?"
„Vielleicht." Er schüttelte nur seufzend den Kopf als Antwort. Damit gab ich mich zufrieden, aber nur weil ich wusste, dass er diesmal seinen Willen behalten würde. Wir beide schwiegen und diese Zeit nutze ich, um ihn eingehend zu mustern. Er hatte starke Augenringe und auch seine Handgelenke waren aufgerieben. Er wirkte wie ein gebrochener Mann. Er bemerkte wohl meinen Gedankengang, wie ich aus seinem Blick schloss.
„Lass mich dir helfen.", bat ich und streckte meine Hand aus. Er schreckte nicht zurück. Stattdessen berührte ich seinen Unterarm. Seine Haut war kalt.
„Lyria...", begann Kylo gerade, doch in dem Moment atmete ich tief ein und ließ die Macht fließen. Ich spürte, wie sie sich um mich herum bewegte und ganz langsam begann mein Arm zu pochen. Ein unangenehmer Schmerz kroch von den Fingerspitzen, die auf Kylos Arm lagen, meinen gesamten Arm entlang. Es tat weh, weshalb ich meine Zähne aufeinanderbiss und kurz meine Augen schloss. Der Schmerz wurde stärker, doch ich wusste auch, dass es bald vorbei war. Schon im nächsten Moment ließ ich mich erschöpft zusammensacken. Meine Atmung ging flach.
„Hast du mir gerade..."
„Die Schmerzen genommen? Ja."
Erstaunt sah er mich an, während ich meine Atmung wieder unter Kontrolle brachte. Diese kleine Tat hatte mich erstaunlich viel Kraft gekostet. Noch immer starrte Kylo mich an. Da ich meine Aufgabe nun als erfüllt ansah und mich am liebsten einfach nur ausruhen wollte, richtete ich mich mühsam auf.
„Ich werde mit Leia sprechen und-" Ich war zu schnell aufgestanden, weshalb ich merkte, wie mir schwindelig wurde. Schnell tastete ich nach der Wand, do zwei starke Arme boten mir halt.
„Alles in Ordnung?", hörte ich Kylos besorgte Stimme.
„Jaja... Der Schwindel kommt noch von der Gehirnerschütterung... Die Ärztin hat gesagt, dass der eine Weile anhalten wird..." Doch eigentlich sollte er nicht so stark sein. Langsam bezweifelte ich wirklich, dass es harmlos war Kylo seine Schmerzen zu nehmen. Als ich wieder klarsehen konnte und sich nichts mehr drehte, löste ich mich vorsichtig von Kylo.
„Mir geht es gut! Die Müdigkeit kommt auch von der Kopfverletzung...", winkte ich ab, als er mich noch immer besorgt musterte. „Ich sollte mich jetzt einfach ausruhen gehen. Ich komme morgen wieder." Gerade wollte ich zur Tür gehen, da hielt er mich zurück.
„Bleib doch hier." Erstaunt drehte ich mich um. „Ich weiß nicht, ob es wirklich ratsam wäre dich so ohne Begleitung in deinem jetzigen Zustand durch die Gänge laufen zu lassen. Und begleiten darf ich dich ja nicht...", fügte er schnell hinzu. Für einen Moment zögerte ich, doch dann nickte ich kurzerhand. Es war vermutlich wirklich nicht so schlau jetzt den Weg zu meinem Zimmer anzutreten. Nicht in meiner Verfassung...
Ich ließ mich an der Wand nach unten rutschen und sah zu, wie er sich neben mich setzte. „Du solltest jetzt vielleicht schlafen... Du scheinst wirklich fertig zu sein." Ich nickte müde. „Aber wehe du haust ab, während ich schlafe!" Mahnend sah ich ihn an, doch zu mehr war ich nicht im Stande. Ich war noch immer erstaunt wie sehr mich Kylos Schmerz außer Gefecht gesetzt hatten.
„Keine Sorge, ich bleibe hier. Wer sonst hat dann ein Auge auf dich?" Er lächelte mir leicht zu. Nach allem, was passiert war, konnte er mir nun doch ein aufrichtiges Lächeln schenken. Mein Blick fiel auf die Ketten, die nun achtlos auf dem Zellenboden lagen.
„Ich werde mit Leia sprechen und sie bitten, dass du nicht mehr so angekettet wirst.", erklärte ich. Müde schloss ich meine Augen und zog meine Knie zu mir.
„Ich bin mir nicht sicher, ob sie das wirklich tun wird...", murmelte er nur.
„Doch, doch, für ihren Sohn hat sie doch bestimmt Nachsicht."
„Ich denke nicht, dass sie noch Hoffnungen für ihren Sohn hat. Ich habe ihr gesagt, dass Ben tot ist." Ein kleines Lachen entwich mir. Ich fühlte mich zu müde und realisierte daher zu spät, was ich sagte: „Du denkst wirklich, dass dir jemand glaubt, dass dein altes ich tot ist? Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Nicht nach dem, was du mir eben erzählt hast, Ben." Auch ohne, dass ich die Augen offen hatte, wusste ich, dass sein Kopf zu mir herumfuhr. „Tut mir leid, ich sollte dich so nicht nennen..." Müde rieb ich mir die Augen.
„Das liegt vermutlich nur an meiner Müdigkeit, abe-"
„Ich habe nichts dagegen, wenn du mich so nennst." Erstaunt schlug ich meine Augen auf. Hatte ich mich gerade verhört?! „Du darfst mich Ben nennen." Noch immer sah ich ihn verwirrt an, doch dann begann ich zu lächeln. „Wir sind also schon beim alten Namen?" Seine Mundwinkel zuckten leicht, als er nickte.
„Ja, Lyria, ob du es nun glaubst oder nicht."
„Es gefällt mir sogar sehr, Ben." Es hörte sich ungewohnt an, aber der Name gefiel mir. Damit verband niemand die Schrecken von Snokes Handlanger.
„Ben. Ja, das gefällt mir. An den Namen könnte ich mich sogar gewöhnen!" Ich kicherte leise, doch er legte nur seine Hand auf meinen Arm. Für einen Moment befürchtete ich, dass er mir verbieten würde ihn so zu nennen, aber das tat er nicht.
„Du solltest dich jetzt ausruhen!", sprach er eindringlich. Mit einem Lächeln lehnte ich mich an seine Schulter und schloss erneut meine Augen. Die Müdigkeit übermannte mich und innerhalb von wenigen Sekunden war ich eingeschlafen.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...