✨Kapitel 11

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Ich wachte auf, da jemand meinen Verstand aus dem Schlaf riss.
Das kalte Metall des Stuhls, auf dem ich gefangen war drückte in meinen Rücken und machte so meine Situation nicht gerade bequemer.
Meine Sicht war verschwommen, aber ich konnte grob den Umriss eines Körpers ausmachen. Die Person ging langsam näher zu mir.
Ich wand mich in dem Stuhl und versuchte einen Fluchtweg zu finden. Der Schatten spürte meine Angst.
„Hab keine Angst." Sprach eine dunkle und unnatürlich elektronische Stimme beinahe schon sanft. Ich erschauderte bei dem Geräusch. Natürlich wusste ich, wem diese Stimme gehörte.
Meine Sicht war nicht mehr verschwommen, ich konnte die Person nun klar sehen; es war Kylo Ren, wer sonst?
Unruhig rüttelte ich an den Fesseln, die sowohl an meinen Armen, als auch an meinen Beinen angebracht waren.
„Was willst du von mir?!", fragte ich und hoffte, dass man mir meine Nervosität nicht anhörte.
„Dein Verstand ist so offen, wenn du schläfst.", murmelte er, stand auf und trat näher zu mir ohne auf meine Frage zu antworten. „Sag mir, wie ist dein Name?"
Verdutzt hielt ich inne und sah ihn an. Warum wollte er das wissen?! Und wieso musste er mich das fragen, wenn er doch alles in meinen Gedanken lesen konnte, als ich noch bewusstlos war?
„Ich dachte mein Verstand ist so leicht zu lesen, wenn ich schlafe. Wieso weißt du dann nicht, wie ich heiße?", fragte ich feixend und musterte ihn.
„Ich sagte, dass er offen ist und nicht, dass er leicht zu lesen sei...", begann er und ging einige Schritte um mich herum.
War das nun gut für mich? Scheinbar schon... Das bedeutete nämlich, dass er nicht das wusste, was er wissen wollte, auch wenn mein Verstand so offen war...
„Also...?", riss mich seine Stimme wieder aus den Gedanken. „Wie lautet nun dein Name?" Ich hatte nicht vor ihm zu erzählen, wie er lautete, also hielt ich den Mund und starrte die Wand an, als wäre sie das interessanteste der Welt.
„Du weißt ganz genau, dass ich erfahren kann, was ich will...", murmelte er und blieb vor mir stehen.
„Dann versuch es doch! Mal sehen, wie gut du dich schlägst!" Mein Blick war herausfordernd. Es störte mich, dass er die Maske trug, da ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
Mit der Zeit hatte ich gelernt auf die Mimik meiner Mitmenschen und vor allem Gegenüber zu achten und daraus Schlüsse zu ziehen. Es war bei manchen leichter und bei anderen wiederum schwerer, doch mit der Zeit konnte ich immer mehr erkennen und wusste oft, wie sich die Person fühlt. Wenn mein Gegenüber sein Gesicht versteckte, dann hatte ich besonders das Problem, dass ich nicht wusste, ob ich in Gefahr war oder nicht. Manchmal hatte ich eine Falle erkannt, bevor sie mir zum Verhängnis wurde und das nur, weil ich es aus der Mimik erkennen konnte. Natürlich war ich mit bewusst, dass von ihm Gefahr ausging, doch ich hätte mich etwas sicherer gefühlt, wenn ich wenigstens wüsste, was in ihm vorgeht, oder, was er fühlt...
„Ich wette, ich finde deinen Namen auch anders heraus...", murmelte er und trat etwas zurück. „Elowyn."
Bei diesem Namen versteifte ich mich und sah ihn geschockt an.
„So heißt du doch, oder?"
Es war nicht mein Name. Doch dieser Name weckte Erinnerungen in mir. Meine Hände fingen an zu zittern und ich ballte sie zusammen.
„Woher kennst du diesen Namen?!", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er legte den Kopf schief und griff in seine Tasche, aus der er etwas herausholte. Es reflektierte das Licht und sah aus, wie etwas Spitzes, kleines.
Neugierig musterte ich es und riss erstaunt die Augen auf. Es war meine Haarnadel. Bedächtig drehte er sie in der Hand und betrachtete sie dabei. Währenddessen beobachte ich jede seiner Bewegung und blieb angespannt.
„Hier steht in wunderschöner Schrift dein Name eingraviert!" Ich schloss die Augen und versuchte meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Das alles durfte mich nicht aus der Ruhe bringen! Der Name, der auf der Nadel stand, war der meiner Mutter. Es war ihre Nadel.
Mein Muskel zuckten, als ich mit den Erinnerungen kämpfte. Bilder leuchteten vor meinem inneren Auge auf. Bilder, die ich für immer vergessen wollte.
„Also, Elowyn, da ich nun deinen Namen erfahren habe...", fing er an und ich unterbrach ihn schnell: „Das ist nicht, mein Name!" Meine Stimme war laut und ich wusste, dass ich es nicht noch länger aushalten würde, dass er ihren Namen aussprach. Zwar sollte er meinen nicht erfahren, doch diesen zu verwenden war nicht besser.
„Was macht er dann auf deiner Haarnadel?", erkundigte er sich und ich seufzte. „Das ist unwichtig..."
„Nun gut, wenn dem so ist... Wie lautet dann dein richtiger Name?" Ich sah ihn nicht an und kämpfte mit mir. Er würde es wissen, wenn ich ihn anlügen würde... also sagte ich einfach nichts. „Wenn du mir keinen nennst, dann muss ich dich bei dem Namen nennen, den ich weiß und das wäre der, der hier steht..." Ich wusste genau, dass er darauf abzielte mich aus der Reserve zu locken.
„Elowyn...", murmelte er leise und provokativ. Es fühlte sich so an, als würde er den Namen damit in den Dreck ziehen. Dazu kam noch, dass sich die Erinnerungen vor meinem geistigen Auge immer und immer wieder abspielten. Während ich schnell atmete kniff ich meine Augen zu und hoffte, dass sie damit weggehen würden.
Diese Erinnerungen erfüllten meinen gesamten Verstand und so konnte ich mir eine kleine Träne nicht verkneifen. Sie rollte meine Wange hinunter und hinterließ eine kleine, salzige Spur. Als ich plötzlich etwas an meiner Wange spürte, riss ich die Augen wieder auf. Das Leder des Handschuhs fing die Träne auf und er zog seinen Arm wieder zurück.
„Sag mir nun deinen Namen." Seine Tonlage hatte sich etwas verändert. Ich war mir nicht sicher, ob ich da etwas hineininterpretierte, aber sie hörte sich weniger drohend an.
Langsam sah ich auf die maskierte Person und ließ meinen Gesichtsausdruck kalt werden.
Keine. Schwächen. Zeigen!
Er stellte sich wieder aufrecht hin und lief um mich herum.
„Du willst ihn mir nichts sagen?!" Ich schüttelte den Kopf und hörte, wie er schnell einen Schritt nach vorne machte. „Dann werde ich dich nun Elowyn nennen!" Erschrocken riss ich meine Augen auf und schüttelte den Kopf. Das durfte er nicht machen! „Oder du nennst mir deinen richtigen Namen, Elowyn..." Seine Stimme war lockend und feixend zugleich, während er erneut um mich herumstrich.
Meine Finger zuckten und ich versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch mein Herz hämmerte gegen die Brust. Der Name schwebte vor meinem inneren Auge umher und hallte in meinen Ohren wieder, bis ich es nicht mehr aushielt.
„Alyria!", schrie ich und öffnete die Augen. Ich hörte, wie er in seiner Bewegung innehielt und mich ansah.
„Mein Name... ist Alyria!", brachte ich nun keuchend hervor und seufzte. Eigentlich wollte ich ihm das nie erzählen, doch ich war psychisch ausgelaugt. Die Sachen, die Hux immer machte und dann noch der Name...
„Geht doch. Warum denn nicht gleich so?", ertönte seine zufriedene Stimme und er trat wieder vor mich. „Dann kommen wir zum nächsten Punkt. Erzähl mir, wo sich der Widerstand und Luke Skywalker aufhält!"
„Wieso sollte ich das tun? Ich habe davor schon standgehalten und nun wird sich das nicht ändern!" Plötzlich hörte ich ein Klicken und die Fesseln an meinen Händen sprangen auf. Er legte den Kopf leicht schief und musterte mich.
„Nun, du hast die Möglichkeit etwas für deine Freiheit zu tun...", begann er, doch ich unterbrach ihn. „Indem ich meinem Feind alles erzähle?! Nein!"
„Sehr feindselig..."
„Das kommt eben davon, wenn man von einer Person mit einer Maske gefangen gehalten wird!", fauchte ich und sah ihn fest an. Obwohl ich wusste, dass nun alles Mögliche passieren könnte, blieb ich standhaft. Eine lange Pause entstand, während ich spürte, wie mein Herz immer schneller schlug. Er griff nach oben, um seine Maske zu entfernen und sie öffnete sich mit einem Zischen. Er ließ sie mit einem dumpfen Schlag zu Boden fallen. Dadurch enthüllte er sein Gesicht.
Er hatte starke Gesichtszüge die einschüchternd wirkten mit seinen kalten, dunklen Augen und dem passenden dunklen Haar.
Perplex starrte ich ihn an und blinzelte einmal. Ich kannte ihn.
„Du...", murmelte ich leise und musterte ihn aufmerksam. Ich hatte ihn in meiner Vision gesehen... Er hatte den alten Mann getötet...
Seine dunklen Augen musterten mich ebenfalls und ich war erstaunlich erleichtert, dass er seine Maske abgenommen hatte. Nun konnte ich jedes Detail in seinem Gesicht sehen. An seiner rechten Gesichtshälfte befand sich etwas Schwarzes, was sich durchzog. Es sah aus, als wäre es ein ganz dünner streifen von Schuppen, doch was es genau war, wusste ich nicht. Kurz starrte er mich nur geschockt an, doch dann wurde seine Miene wieder kalt.
„Wieso arbeitet eine Diebin für den Widerstand?"
„Weil ich die Beste bin!" Ein herausforderndes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
„Aber wieso willst du mir nicht einfach sagen, wo sich der Widerstand aufhält? Du verschwendest so viel Energie darauf ihn zu beschützen, und das, obwohl du eine Diebin bist, die dem Widerstand nicht verpflichtet ist. Sie würden eine einfache Diebin, wie du es bist, zu ihrem Wohle auch verraten." Energisch schüttelte ich den Kopf. „Nein, das würden sie nicht! Und genau aus dem Grund werde ich dir auch nichts über sie verraten!", entgegnete ich und sah ihn stur an. Ein Geräusch, das wie ein Seufzen klang kam von ihm. „Du weißt, dass ich bekomme, was ich will!"
„Dann muss ich dir ja gar nichts erzählen!"
„Das ist wahr.", murmelte er und stellte sich nun noch näher vor mich. „Ich würde es nur bevorzugen, wenn ich das nicht machen müsste. Auch, wenn du es glaubst, bringt es mir keine Genugtuung." Verwirrt starrte ich ihn an und versuchte herauszufinden, was er damit meinte. „Ich werde es so einfach wie möglich für dich machen. Aber ich werde mir nehmen, was ich wissen will!"
Ich wusste, dass ich ihm standhalten musste, auch wenn es mir nur Schmerzen zufügen würde. Doch wenn er es herausfinden würde, würde ich womöglich am Tod mehrerer Menschen schuld sein, Poe und Leia wären auch nicht mehr in Sicherheit. Und das war es, was mir am wichtigsten war. Also blieb ich ruhig und war still, während ich meine Arme an meinen Seiten herunterhänge ließ. Doch ich versuchte keinen körperlichen Widerstand zu leisten, sondern ihn von meinem Gedanken fernzuhalten.
Meine Muskeln verkrampften sich, als er seine Hand hob und sie auf mein Gesicht zubewegte. Er berührte erneut meine Schläfe, wie er es bereits davor getan hatte und...zögerte. Er schien etwas zu spüren, was ihn sehr verwunderte.
„Etwas gefunden?", feixte ich und wusste genau, dass ich dadurch meine Lage nicht verbesserte.
„Sobald ich durch diese kleine Barriere, die du aufgebaut hast komme...", murmelte er eher zu sich selbst und sein Blick wurde angestrengt. Hieß das etwa, dass ich es tatsächlich schaffte ihm standzuhalten?!
Doch der Druck wurde stärker und ich spürte langsam, wie sich ein größerer Schmerz aufbaute und immer stärker wurde. Alles in mir strengte sich an und ich schloss meine Augen. Ganz plötzlich war es so, als würde etwas nachgeben. Und schon war der Schmerz weg.
„Geht doch...", brummte er zufrieden und machte weiter.
Er sprach beinahe schon ruhig: „Belastet es dich? Zu wissen, wie allein du wirklich bist?" Sein Blick suchte nach meinem und er starrte mir fest in die Augen. „Oft zu verzweifelt, um zu schlafen... Deswegen arbeitest du oft nachts... Es belastet dich also wirklich sehr..." Das waren alles Informationen, die ihn nichts angingen! Tränen bildeten sich in meinen Augen vor Anstrengung, die ich aufbrachte, um weiterhin zu versuchen ihm Widerstand zu leisten.
„Du stellst dir einen Wald vor... und einen Wasserfall... Ich sehe es.", murmelte er und ein schmales Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Dort ist eine Frau. Elowyn. Das ist sie also?" All meine Wut und der Frust sammelten sich in mir an, als ich meinen Kopf zu ihm hindrehte und seinen Blick entgegnete.
„Verschwinde aus meinen Gedanken!", fauchte ich, doch es brachte ihn nur dazu sich noch näher zu lehnen und so das Gefühl der Hilflosigkeit zu steigern.
„Ich weiß, dass du die Informationen besitzt, die ich haben möchte. Sie sind da drin. Und jetzt wirst du sie mir geben!" Er verstärkte seine Machteinwirkung und ich konnte förmlich spüren, wie er immer weiter gegen mich ankämpfte. Gegen meine kläglichen Versuche ihn von meinem Gedanken fern zu halten.
Plötzlich spürte ich wieder etwas. Etwas, ein Gefühl, das mich in seine Richtung zog. Benommen von dem Gefühl, spürte ich, wie mich etwas zu ihm hinzog. Zu seinen Gedanken. Es war ein ähnliches Gefühl, wie beim ersten Verhör, als ich es irgendwie geschaffte hatte in seinen Kopf zu kommen, doch dieses Mal war es eher so, dass ich von etwas gelenkt wurde. Zu etwas ganz bestimmten.
„Du...", hörte ich mich selbst deutlich sagen. „Du dachtest, dass du durch den Tod von Han Solo stärker wirst, doch das war nicht so. Er hat dich schon immer schwach gemacht, doch jetzt, wo er nicht mehr hier ist, bist du noch schwächer. Du dachtest, dass du ebenbürtig werden kannst, aber das wirst du nicht. Und nun hast du Angst. Angst vor dir selbst und Angst..., dass du niemals so sein wirst, wie Darth Vader. Dass du es nicht wert bist gerettet zu werden!" Meine Stimme wurde immer eindringlicher und es baute sich eine starke Spannung im Raum auf, während ich in seinen Augen langsam Panik aufkommen sah.
Doch was mich noch mehr verwunderte war die Tatsache, dass diese Worte einfach aus mir herauskamen, als hätte jemand anderes über meinen Körper besitzt ergriffen. Verwirrt, bestürzt stolperte er einige Schritte zurück und riss seine Hand von meiner Wange. Mein Blick ruhte auf ihm, während er sich wieder fasste und seinen Helm ergriff.
Ohne mir noch einen Blick zu schenken setzte er sie auf und lief in Richtung Ausgang. Im letzten Moment machte er noch eine kräftige Handbewegung in meine Richtung. Die Fesseln an meiner Hand schlossen sich schnell; fesselten mich erneut an den unbequemen Stuhl.
Und schon war er weg und die Tür schloss sich. Das seltsame Gefühl, die Spannung im Raum, verschwand mit ihm.
Nur ich blieb zurück, alleine und an den Stuhl gebunden.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt