Montag 10:30 Uhr
In der Stadt am Flughafen
Boeing 777, FensterplatzFamilienbande
Der Flieger befand sich gerade im Landeanflug - nachdem er Stunden lange Verspätung gehabt hatte - und Wladimir sah gelangweilt aus dem Fenster. Sebastian hatte natürlich erste Klasse gebucht. Da Wladimir immer am Fenster saß hatte Sebastian den Gangplatz bekommen. Einer der Vorteile des Butler-Daseins war mit dem Herrn auf Reisen zu gehen, zumindest sah Wladimir das so. Abgesehen davon, dass der Flieger Verspätung hatte - wo Wladimir fairer Weise sagen musste, dass Sebastian dafür nichts konnte - hatte sein Butler den ganzen Flug über gute Arbeit geleistet. Er hatte drei verschiedene Kartenspiele mitgenommen und sie auf seinem Klapptisch mit Wladimir gespielt. Und er musste sich eingestehen, dass er nicht nur beruflich einen sehr guten Butler in Sebastian gefunden hatte. Der Kerl konnte Kartenspielen wie der Teufel. Je mehr Wladimir mit Sebastian redete und je öfters sie alleine waren desto mehr lernte er ihn zu schätzen. Sebastian war klug, gerissen und hinterhältig. Aber immer auf Wladimirs Seite, er bezahlte den Mann ja immerhin. Endlich setzte das Flugzeug auf und Wladimir war schon ganz ungeduldig. Er hasste es zu fliegen. Es war langweilig, der Druck störte ihn in den Ohren, das Essen war furchtbar und er konnte stundenlang nicht rauchen.
Das Gute war, dass es Klasseneinteilungen gab und er somit unter den Ersten war die rein und auch wieder aus dem Flieger raus kamen. Das linderte seinen Zorn dennoch nicht. Sein Butler hingegen war ganz gelassen und schien es zu genießen bedient zu werden. Klar, wieso auch nicht, wenn er einmal die Möglichkeit dazu hatte. Das verstand Wladimir natürlich.
Die Drecks-Schleuder blieb stehen, das Zeichen das einem sagte, dass man angeschnallt bleiben sollte ging aus und die Stewardessen öffneten langsam die Türen.
Sebastian stand auf und ging zwei Schritte zurück, mit dieser Geste ließ er seinem Herrn den Vortritt und folgte ihm auf den Fuß. Handgepäck hatten sie keines mit, denn alles was sie brauchten hatten sie eingesteckt, oder in den Koffern. Wladimir ging erst einmal aus dem Tunnel hinaus der ihn vom Flugzeug weg brachte. In der Halle musste er sich an den englischen Schildern orientieren. Denn Deutsch war nicht seine Stärke. Er drehte sich zu Sebastian um und ohne, dass er etwas sagen musste führte Sebastian ihn mit einer freundlichen und respektvollen Geste ans Ziel. Das Ziel war allerdings nicht die Tiefgarage, oder der Taxi-Stand, oder die Halle wo die Chauffeure auf einen warteten sondern die Gepäckausgabe. Er hasste Flughäfen. Dieser Flughafen hier war winzig gegen den in Sankt Petersburg oder der Moskauer, dennoch schienen die Personen hier so viel zu sein. Das lag aber wahrscheinlich nur daran, dass er hier nicht vom Sicherheitspersonal durch den Flughafen gelotst wurde ohne einer Menschenseele zu begegnen. Sebastian stellte sich brav ganz nach vorne an das Band und schnappte sich so schnell es ging ihre beiden Koffer und kam zurück zu seinem Herrn. Wladimir mach keine Anstalten Sebastian einen Koffer abzunehmen. Allerdings schien Sebastian das auch gar nicht zuzulassen. Er schob Wladimirs Koffer neben sich her und seinen eigenen zog er hinter sich. Er lächelte zu Wladimir rüber und der lächelte unwillkürlich zurück. Auch wenn er wahnsinnig genervt war, das Lächeln dieses Butlers war irgendwie aufmunternd. Er wusste genau was er tat und wo er sie hinführte. Er hatte alles durchgeplant. Jeden Schritt, jedes Wort, jede Autofahrt. Ales war auf den Punkt geplant. Sebastian wusste, dass das wichtig war, wenn er seinen Herrn nicht verärgern wollte und der war sowieso schon genervt genug.
Draußen in der Halle stand ein Chauffeur neben dem anderen und der vierte hielt ein Schild mit 'Wladimir Kovoijky' hoch und das fand Wladimir sehr aufmerksam von Sebastian. Denn jeder Buchstabe war richtig. Das hatte er bestimmt drei Mal buchstabieren müssen.
Wladimir ging neben seinem Butler her und der begrüßte den Chauffeur freundlich. Auf Russisch. Er hatte doch tatsächlich einen russisch sprechenden Chauffeur aufgetrieben. Wladimir wurde respektvoll von seinem Fahrer begrüßt und dann nahm der Fahrer Sebastian einen Koffer ab. Seinen eigenen, denn den von seinem Herrn ließ Sebastian nicht los. Sehr gut. Ein Pluspunkt für ihn. Neben dem Pluspunkt, dass der Koffer seines Herrn neben ihm und sein eigener hinter ihm befördert wurde.
Sie gingen zur Garage und zu einer schwarzen Limousine. Noch ein Pluspunkt. Der Chauffeur verstaute den Koffer von Sebastian im Kofferraum und als er auch Wladimir's Koffer nehmen wollte ging Sebastian einen Schritt zurück und sagte auf Russisch. "Nein, das mache ich, danke. Und ich öffne meinem Herrn die Türe." erklärte er, denn er sah, dass der Chauffeur Wladimir die Türe öffnen wollte, wenn er schon nicht den Koffer verstauen durfte.
Doch er machte das was Sebastian von ihm wollte. Denn diese mal war es anders rum. Diesen Mann bezahlte Sebastian. Also musste der Chauffeur hören und nicht Sebastian.
Der Fahrer ging zur Fahrerseite und wartet. Sebastian schlug den Kofferraum zu und öffnete Wladimir die hintere Türe auf der Fahrerseite. Er selbst stieg auf der anderen Seite ein. Dann erst stieg der Fahrer ein. Er fragte nicht nach der Adresse.
Noch ein Pluspunkt. Der Fahrer wusste wohin und ließ die Trennwand oben. Wladimir saß in der Limousine seitlich. Es kam nicht oft vor, dass er mir so einem netten Wagen fuhr, also konnte er es ruhig einmal genießen. Er sah seinen Butler an, der auf der Bank in Fahrtrichtung saß und seinen Herrn somit seitlich anblickte. Ruhig sagte Wladimir. "Du hast fast keinen Fehler gemacht."
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Russisches Ballett [BoyxBoy] Band I
RomanceDas kleine Dorf mit etwas mehr als 500 Einwohnern strotzt nur so vor Nationalitäten und Religionen. Engländer/Schotten, Iren, Amerikaner, Russen und Franzosen mischen sich mit den Einheimischen. Und so unterschiedlich wie die Nationen und Namen sin...