*Kapitel 81 Butler-Treff

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Ungefähr zeitgleich zu seinen Söhnen bei James...

James blieb im Wohnzimmer stehen, weil er Schritte im oberen Stockwerk gehört hatte, und bemerkte, dass er beobachtet wurde. Er wandte den Blick von der Freitreppe ab und drehte sich nach links zum Dienstbotendurchgang. Dort stand Dimitri in voller Schlafmontur und sah ihn stillschweigend an.

"Kannst du nicht schlafen?" fragte er seinen Schüler leise und einfühlsam. Dmitrij schüttelte den Kopf.

James lächelte ihn väterlich an und winkte ihn zu sich, der junge Mann gehorchte, tapste leise an der Treppe vorbei – dabei warf er einen behutsamen Blick nach oben, er hatte die Schritte wohl auch gehört – und blieb dann vor James stehen, dieser deutete ihm sich auf die Couch zu setzen. Zögerlich nahm Dmitrij Platz und James ließ sich neben ihm nieder.

"Was ist los Dimitri?" fragte er liebevoll und mit Sorge in der Stimme und Dmitrij lächelte ihn zaghaft an. "Ich nicht will nach Russland." sagte er unsicher und James erkannte anhand der Sprachfehler, dass der junge Mann sehr müde und erschöpft war. Der Tag heute war anstrengend gewesen und er wusste, dass eine Ausbildung unter seiner Aufsicht auch kein Zuckerschlecken war, auch wenn es leichter und angenehmer als bei Master Kovoijky war. Eine fremde Sprache war es dennoch. Aber er hatte die Aufgabe den jungen Mann so auszubilden, dass er tauglich genug für Master wäre also musste der ganze Unterricht streng und schnell ablaufen. Dennoch, jetzt war Abend und bis auf die gespenstischen Schritte im oberen Stockwerk – die er seinen Söhnen zuschrieb – rührte sich nichts mehr in dem großen Haus. Alle schliefen, zumindest sollten sie es tun. Hier unten waren die beiden Butler alleine. James legte seinem Schüler die rechte Hand auf dessen linke Schulter und drückte liebevoll zu. "Wir sprechen auf Russisch, ja?"

Dmitrij sah ihn an und nickte. "Danke." sagte er auf seiner Muttersprache und James nickte anerkennend. Leise fragte James. "Wieso willst du nicht zurück? Du könntest wieder in deine Heimat."

Dmitrij nickte, sah traurig auf den Boden vor sich und flüsterte. "Vater ist böse auf mich, Mutter enttäuscht und meine Brüder traurig."

Außerdem war er der Meinung, seine Heimat wäre längst wo anders, nicht mehr in der Stadt in der er geboren war. Sonder hier.

"Wieso denn?" fragte James etwas geschockt und er machte keinen Hehl daraus, dass er das nicht verstand. Dmitrij sah zu dem alten Butler und lächelte mühsam. Er erinnerte ihn an seinen alten Nachbaren aus Russland Vladislav Stoijov. Ein netter Mann. Leise sagte er. "Vater will mich nicht mehr zu Hause sehen, sie wollten, dass ich bei ihnen bleibe."

"Aber wenn du zurück nach Russland gehst, dann bist du doch wieder bei ihnen, oder nicht?" tastete sich James vorsichtig heran.

"Aber nicht zu Hause, außerdem..." Dmitrij stoppte und ließ den Atem langsam aus seinem Lungen entweichen.

"Außerdem?" fragte James langsam und Dmitrij sah zu ihm auf. "Ich habe meine Religion verleugnet, ich wollte von zu Hause weg, ich liebe meine Familie und ich bin gerne christlich, aber nicht in diesem Ausmaß."

James zog die Stirn in Falten und sah Dmitrij verwirrt an. "Deine Religion? Ich dachte du wärst Katholik?"

"Mormone." korrigierte Dmitrij und James hob das Kinn langsam an und nickte dann behutsam. "Verstehe."

Dmitrij sah James abwartend an und fragte dann. "Stört dich das?"

James schüttelte den Kopf. "Nein, überhaupt nicht, aber ich habe eine Frage."

Auf Dmitrijs Nicken hin fragte James. "Was darfst du als Mormone für Berufe ergreifen?"

"Nur etwas, was mich nicht dazu zwingt Sonntags zu arbeiten, oder an hohen christlichen Feiertagen, außerdem wollte mein Vater, dass ich auf unserem Bauernhof bleibe. Mutter und die Kinder leben in einem Außenbezirk und einige Kilometer weiter liegt unser Bauernhof, dort sind Vater und ich immer gewesen, doch nachdem ich meine zwei Jahre missioniert habe um meinen Glauben zu vertreten wollte ich weg. Unser Nachbar hat mir geholfen."

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt