Sonntag in der Früh
Sankt Petersburg, in Russland
Im Herrenhaus seines VatersDas erste Mal...oder ein letztes Mal...!?
Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Nikolaij sich so unwohl fühlte. Er und Casey waren fertig mit dem Frühstück und fuhren von Wladimirs Anwesen mit seinem Auto weg zur nächsten Kirche. Sie wollten beten gehen. So wie jeden Sonntag. Casey war den ganzen Morgen über schon sehr ruhig und Nikolaij ahnte wieso. Wegen gestern Abend. Er war ihr nicht böse, dass sie etwas für ihn empfand, er mochte es sogar irgendwie. Er wollte sie nicht verlieren und schon gar nicht an einen anderen, er hatte immer Angst um sie und liebte sie. Doch leider anders als sie ihn. Wegen ihr war er schon oft traurig darüber gewesen schwul zu sein, denn sie wäre sein Traummädchen - wäre er hetero. Und während sie so stillschweigend an der Grenze der Stadt entlang fuhren, sie aus dem Fenster sah und er sich auf das Fahren konzentrierte musste er unwillkürlich an ein Gespräch denken, dass sie vor etwa einem Jahr geführt hatten. Dabei ging es um 'das erste Mal'. Was da immer für ein Wirbel daraus gemacht wird und was es wirklich bedeutete. Sie hatten sich versprochen es sich zu erzählen und es lieber mit jemandem zu haben dem sie alles anvertrauten als mit irgendwem, oder eben erst nach der Ehe was bei ihm pervers schien - so als Homosexueller.
Und der nächste Gedanke erschreckte ihn etwas. 'Ich vertraue ihr alles an. Und sie liebt mich... Wäre es so falsch? Einmal hetero zu sein? Für das 'berühmte erste Mal'?'
Jetzt endlich sprach Casey von sich selbst heraus an diesem Tag. "Woran denkst du?"
Und so ehrlich und ungeniert er ihr gegenüber war sagt er es gerade heraus. "An Sex."
Sie sah ihn verwirrt an und musste leise kichern und schnaubte leise ungläubig. "Wieso?"
"Weil ich an unser Gespräch gedacht habe."
"An welches?" jetzt wurde sie nervös - wegen gestern.
"An das vor einem Jahr, wo wir uns versprochen haben keinen Blödsinn mit irgendwem zu machen."
"Ah, das. Und wieso kommst du jetzt darauf?" fragte Casey vorsichtig und etwas ängstlich vor der Antwort.
"Du hast mir gestern deine Gefühle gestanden und ich will nicht, dass du dich deswegen schlecht fühlst."
Als Casey wieder still wurde fühlte Nikolaij sich mies. Es wusste nicht wie er ihr erklären konnte, dass er sie nicht verlieren wollte und es für ihn nichts ändert, aber vielleicht war genau das das Problem. Sie wollte etwas das er ihr nicht geben konnte. Und das tat ihm sehr leid. Er beschloss jetzt nichts mehr zu sagen, auch wenn er wusste ihr würde es sicherlich gut tun darüber zu reden, aber vielleicht besser nicht gerade mit ihm wenn es ihn doch betraf. Aber heute am Abend würden sie ja wieder zurück zur Schule fahren und dort würde sie mit einer Freundin vielleicht reden wollen oder es vielleicht sogar tun und morgen gleich in der früh würden sie in Nikolaijs Wagen einsteigen und ihre Tournee beginnen. Doch jetzt war mal Sende-Pause für ihn und er konzentrierte sich weiter auf das Fahren und den Weg zur Kirche.
Nach einer weiteren halben Stunde Schweigen waren sie dann endlich bei der Kirche angelangt und Casey stieg gleich als Erste aus. Sie ging ein paar Meter und blieb mit dem Rücken zu Nikolaij gedreht stehen. Nikolaij mochte diese Geste von ihr nicht, doch er verstand sie.
Er stieg ebenfalls aus, schloss das Auto ab und kam auf sie zu. Dann umarmte er sie von hinten und flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Casey, es tut mir wirklich sehr leid."
Sie nickte nur und betrachtete das kleine aber sehr hübsche Gotteshaus.
"Willst du rein?" Fragte Nikolaij seine beste Freundin zärtlich und diese nickte. Nikolaij bot ihr seinen Arm an und sie nahm ihn kommentarlos als Stütze bei Glatteis.
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Russisches Ballett [BoyxBoy] Band I
عاطفيةDas kleine Dorf mit etwas mehr als 500 Einwohnern strotzt nur so vor Nationalitäten und Religionen. Engländer/Schotten, Iren, Amerikaner, Russen und Franzosen mischen sich mit den Einheimischen. Und so unterschiedlich wie die Nationen und Namen sin...