Russisches Ballett [BoyxBoy] Band I

*Kapitel 62 Freitag

Freitag 13 Uhr
Sankt Petersburg, Russland
Waganowa Ballettakademie

Freitag

Nikolaij hatte gerade sein Abschlusszeugnis bekommen. Er hatte alles bestanden und mit Ausgezeichnet absolviert. Auch wenn er wusste, dass er nicht zu Casey durfte, er ging dennoch zu ihrem Zimmer und klopfte an, er wusste, dass sie gerade keinen Unterricht hatte.
Sie öffnete die Türe und sah ihn verwundert an, doch hingegen seiner Vermutungen war sie nicht böse auf ihn, sie warf sich mit Tränen in den Augen in seine Arme und flüsterte. "Du fliegst jetzt Heim, habe ich recht?"

Er schob sie in ihr Zimmer und schloss die Türe hinter sich, er drückte sie behutsam von sich und fragte. "Woher weißt du davon?"

"Die ganze Schule spricht davon, dass du heute deinen Abschluss gemacht hast. Du hast bestimmt ein Ausgezeichnet oder?" Fragte sie mit Stolz aber auch mit schmerzlicher Trauer in der Stimme.

Nikolaij nickte und reichte ihr die Dokumente. Casey las sie durch und lächelte, allerdings rannen ihr die Tränen runter und als ihre Sicht verschwamm gab sie ihm die Dokumente schnell zurück damit keine Träne darauf fiel. Langsam kam er auf sie zu und zögerte kurz ehe er sie in die Arme nahm, doch sie fiel ihm praktisch entgegen und krallte sich an seinen Schultern fest. "Bitte. Bitte. Lass uns in Kontakt bleiben, du bist doch mein bester Freund." Weinte sie und ihm schossen ebenfalls die Tränen in die Augen. Er ließ die Dokumente hinter ihrem Rücken auf ihr Bett fallen und drückte sie ganz fest an sich. Er legte sein Kinn auf ihre Haare und nickte. "Natürlich werden wir das." Jetzt brach seine Stimme ebenfalls. Sie ist der einzige Grund wieso er alles bereute. Die Sache mit dem Geständnis vor seinem Vater. Die vorgezogenen Prüfung. Die Tatsache, dass er morgen wegfliegen würde. Einfach alles. Nur ihretwegen. Er hoffte so sehr sie würde nicht all zu lange traurig sein. Und er hoffte, dass sie einen netten Freund finden würde und aufhören könnte ihn zu lieben.
Doch er vermisste Cevin genauso schmerzlich wie er es bereute von hier weg zu gehen. Wie sagte James immer so schön. Er würde von hier weg gehen, mit einem lachenden und weinenden Auge. Obwohl momentan beide Augen weinten.
Er musste sich dazu zwingen sich zu beruhigen, doch sobald er es geschafft hatte wischte er Casey die Tränen von den Wangen, nahm sie an die eine Hand und seine Dokumente in die andere.
Zusammen mit ihr verließ er ihr Zimmer und dann den Trakt der Mädchen um sich durch etwas unbelebtere Gänge im Zick-Zack zum Abteil der Jungs zu schleichen.
In der letzten Woche hatte er nur gelernt, mit Cevin telefoniert, James die Ohren vollgeweint und nebenbei hatte er die Spitzel seines Vaters gekauft. Somit verrieten sie seinem Vater nicht wen er anrief und was er zu demjenigen sagte. Noch dazu spionierten sie nun seinen Vater aus anstatt ihn und Casey.
Im Trakt der Jungs kam ihm niemand entgegen, denn die meisten waren schon im Wochenende. Außer einer, das wusste Nikolaij genau. Auch wenn ihn das jedes Mal bei ihm wunderte. Aber Refil war Freitagabends immer hier. Er ging nicht fort oder flog nach Hause. Nein er blieb hier, und machte eben hier den ganzen Blödsinn den die anderen draußen machen würden.  Und von romantischen Dates war sowieso nie die Rede bei ihm. Es würde Nikolaij wundern, wenn Refil wüsste wie man 'Romantik' buchstabierte. Vor seiner Zimmertüre blieb er stehen, drückte Caseys Hand und lächelte sie kurz an. Sie lächelte zurück. Sie war heute so still. Doch Nikolaij konnte das verstehen, ihm war auch nicht zum reden zumute.
Er klopfte an und Refil öffnete ihm von innen die Türe. Er hatte Tränen in den Augen und selbst als er Casey bemerkte änderte sich das nicht. Er sah einfach nur Nikolaij an und fiel ihm um den Hals.
"Du Arsch..." Flüsterte er und Nikolaij hielt ihn an der Taille fest.
"Freut mich auch dich zu sehen... Lässt du uns rein?" Meinte Nikolaij belustigt. Und Refil sah ihn verwirrt an. "Aber natürlich. Wieso fragst du denn? Ist ja dein Zimmer und sie deine Freundin..."
Nikolaij war etwas verwirrt und sah Refil genauso an. Langsam nickte er. Das würde er jetzt nicht näher am Gang erläutert bekommen wollen, also schob er Refil rückwärts in ihr ehemaliges gemeinsames Zimmer und Casey folgte brav. Schnell schloss sie die Türe hinter sich, damit das hier auch wirklich niemand mitbekam.