*Kapitel 31 Zwilling

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Dienstag 12:00 Uhr
Im weißen Herrenhaus von James
Während der Mittagspause der Schule

Zwilling

Steve stand im Badezimmer und putzte sich die Zähne während sein Zwilling Calvin duschte. "So ein Arsch." Meckerte Calvin über James. Er war immer noch angefressen wegen gerade eben.

"Aber er hat uns wenigstens nicht wegen Samstag verraten." Nuschelte Steve und Calvin fauchte. "Was?"

"Nichts Bruder." Sagte Steve in entschuldigendem Ton.

"Du verteidigst ihn doch nicht etwa?" Das Rauschen der Dusche wurde lauter und Dampf umhüllte Steve und ließ den Spiegel beschlagen. Er drehte den Kopf nach links und sah Calvin an. Die Duschtüre stand offen und sein Bruder nackt auf der Schwelle zu den Fliesen des Bades.

"Ich meinte ja nur..." Flüsterte er.

"Du meintest ja nur...!?!!" Spottete Calvin. "Er ist ein Arsch. Und dabei bleibt's. Er ist ein Dienstbote. Er hat nicht zu verraten was wir in unserer Freizeit machen. Er wird die Klappe halten und das wird gut so sein." Fauchte er wütend dabei sah er Steve eindringlich an. "Außerdem wollen wir doch mal in Vaters Fußstapfen treten. Oder etwa nicht, Zwilling?" Flüsterte er einfühlsam. So nett und vorsichtig als wäre er der liebste Junge der Welt. Doch Steve wusste es besser. Niemand kannte seinen Bruder besser als er. Sein Bruder war ein mieser Dreckskerl und das schon mit dreizehn Jahren. Er wusste was er wollte und nichts würde ihn aufhalten. Steve liebte seinen Bruder. Und er wusste, dass Calvin alles für ihn tun würde, außer seinen Traum aufgeben.

Steve nickte. "Ja das wollen wir." Steve hasste es mit seinem Bruder zu streiten. Natürlich wollte er das Imperium seines Vaters übernehmen. Doch er wollte nicht jetzt schon damit anfangen. Er wollte nicht böse sein. Denn ihr Vater war es auch nicht. Er war mächtig und reich. Ein großer Mann. Aber nicht gemein. Er war immer gerecht.
Hoffte Steve zumindest.

Calvin trocknete sich mit einem Handtuch ab und Steve spülte sich den Mund aus. Sie sollten sich schwarze Sachen anziehen also hatten sie beschlossen gleich noch einmal zu duschen und Zähne zu putzen, weil sie nach Alkohol und Gras rochen. Heute vor dreizehn Jahren starb ihre Mutter an den Folgen der Chemotherapie. Oder war es der Krebs selber gewesen? Das wussten sie nicht so genau. Sie wussten nur, dass sie nicht daran schuld waren. Zumindest sagte James das immer. Dennoch dachte Steve ab und zu mal, dass er daran schuld war. Calvin verschwand im Zimmer und plünderte seinen Kleiderschrank. Steve folgte ihm und tat das selbe mit seinem Schrank. Er zog sich ein schwarzes Hemd, eine schwarze Anzugshose, schwarze Socken und eine schwarze Boxer an, das schwarze Sakko durfte natürlich auch nicht fehlen. Sein Bruder hingegen zog sich einen schwarzen Pullover, eine schwarze Jean, schwarze Socken und eine schwarze Boxer an. Calvin musterte Steve und nickte. "Du siehst gut aus, mein Bruder."

Das schöne an Calvin war, dass er niemals gemein zu Steve sein würde. Er liebte seinen Zwilling mehr als alles andere. Steve nickte. "Danke. Du auch."

"Danke."

Damit gingen sie nach unten und zogen sich schwarze Schuhe an. Steve Anzugsschuhe und Calvin Turnschuhe. Normalerweise trug Steve keinen Anzug, normalerweise trugen sie immer das selbe. Aber heute war es etwas anderes. Beide zogen sich ihre Jacken an. Calvin seine Lederjacke und Steve einen knielangen Mantel. Gemeinsam verließen sie das Haus. Sie gingen Richtung Schule, überquerten den Parkplatz und betraten das Gebäude. Ohne auf irgendjemanden zu achten gingen sie zu ihrer Klasse, dort angekommen hielt der Lehrer schon die nächste Stunde ab. Er bemerkte die beiden, sagte aber kein Wort. Er ließ zu, dass sie auf ihren Platz gingen und erklärte dann nur kurz welches Buch und welche Seite sie brauchen würden.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt