*Kapitel 118 Junge Liebe Teil II

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Donnerstagnachmittag, gegen 16 Uhr

In dem Ort mit nun wieder 513 Einwohnern

In der einzigen Schule des Dorfes

Junge Liebe Teil II

(Amy und Steve)

Herr Ulmitsch war gerade dabei ihr alle Unterlagen zu geben. Vorher hatte er ihr gesagt sie solle es Steve nur so lange und intensiv erklären wie es sein Zustand zuließe und ihr Vater hatte ihrem Lehrer zugestimmt. Ihr Vater stand neben ihr und hatte seine Hand - wie immer, wenn er dicht bei ihr stand - liebevoll auf ihrem Rücken liegen und ihr Lehrer beugte sich über seinen Lehrertisch der vollgepflastert war mit Zetteln und Heften und aufgeschlagenen Buchseiten die ab und zu mal durchblitzen während er die Blätter hin und her schob. Herr Ulmitsch war ein netter Mann, er hatte dunkelgraue Haare, einen dunklen Bart und trug zum Lesen eine Brille. Er war pädagogisch und immer ruhig, nie wurde er laut und vor allem wurde er nie gegenüber Amy laut. Calvin hatte er schon einmal heftiger angepackt, war laut geworden und hatte ihn aus dem Klassenzimmer geworfen und einmal zum Direktor geschickt. Nicht einmal hatte er die Zwillinge vertauscht und niemals sagte er unangemessene Sachen. Seinen gesamten Unterricht gestaltete er spontan und flexibel, er richtete sich immer nach den Stärken und Schwächen seiner einzelnen Schüler. Wobei ihm bei Amy sehr schnell langweilig wurde... Sie brauchte selten Hilfe und nie viel Zeit um etwas zu verstehen.

Er sortierte ihr die Blätter zu Recht und ordnete sie den entsprechenden Buchseiten zu, legte Arbeitsunterlagen, wie Worträtsel oder Bilder, dazu und überreichte es ihr dann Fachweise nach der dementsprechenden Wichtigkeit. Mathe war bald einmal zu lernen. Geschichte würde Steve aufmuntern, deswegen gab er es ihr gleich nach Geografie, was Steve auch gefallen würde, obwohl beide Fächer momentan keine hohe Relevanz hatten. Deutsch gab er ihr als Letztes und meinte nebenbei. "Ich glaube ihr beide werdet mit keinem der Fächer Probleme haben und falls doch dann soll dein Vater mich anrufen. Vielleicht kann ich ja helfen, oder du zeigst mir morgen einfach was ihr nicht verstanden habt." er lächelte sie an und drückte ihr kurz die Schulter.

Herr Ulmitsch wollte immer eine Tochter haben, doch nie hatte es geklappt. Doch seine Frau und er genossen dennoch ihr Leben zusammen. Er sah zum Herrn Doktor und der nickte freundlich. "Vielen Dank für Ihre Kompetenz." meinte er lächelnd und Herr Ulmitsch grinste. "Sagte der Chirurg!"

Amy fand das immer ein wenig gruselig, wenn sich ihr Lehrer so gut mit ihrem Vater verstand, aber die beiden Männer schienen sich einfach gut zu vertragen.

Beide lachten kurz und verabschiedeten sich dann mit einem kräftigen Händedruck. "Danke für Ihre Zeit." sagte ihr Vater und ihr Lehrer entgegnete mit einem zufriedenen. "Ich danke Ihnen Herr Doktor, dass Sie mir mithilfe Ihrer Tochter helfen meinen Schüler am Laufenden zu halten, das ist sehr wichtig."

Nach einem weiteren 'Danke' und 'Keine Ursache' von beiden Seiten, bat ihr Vater noch ihre Hilfe dabei an aufzuräumen, doch als Herr Ulmitsch geduldig verneinte und sie verabschiedete gingen Amy und ihr Vater Richtung Parkplatz. Ihr Papa nahm ihr die schwere Tasche mit den Unterlagen ab und führte sie gemächlich zu dem dunkelgrünen Familiengefährt.

"Freust du dich auf Steve?" fragte er als er ihr die Beifahrertüre aufhielt und sie einstiegen ließ. Verlegen nickte sie und er lächelte zufrieden. Steve war vollkommen in Ordnung. Er war ein guter Junge. Immerhin hatte er ihn schon am Dienstag kennen gelernt und ihn untersucht. Der Junge schien nett und zurückhaltend. Er war etwas schüchtern aber sehr respektvoll, alles in allem fand er ihn sehr gut erzogen. In ein paar Jahren würde ein wohlerzogener, netter, junger Mann aus ihm werden. Und vielleicht durfte er seine Tochter dann einmal zum Essen oder ins Kino einladen. Aber nur wenn er sich gut benahm.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt