Ich wachte auf und die Sonne ging unter. Mein Kopf dröhnte, meine Glieder taten weh. Ich öffnete langsam die Augen und kniff sie sofort wieder zu. Ich befand mich in meiner Wohnung, aber nicht in meinem Zimmer.
Mein Herz begann zu rasen, als die Erinnerungen zurück kamen. Neben mir raschelte die Bettdecke und ein Arm schlang sich um meine Hüfte.
Fuck.
Raphi hatte mir doch versprochen mich von Dummheiten abzuhalten. Und das, was passiert war, war eindeutig und sowas von, eine Dummheit.
Fuck. Fuck. Fuck.
Ich lag komplett bewegungslos da. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Dann wacht er auf.
Henry sah mich aus übermüdeten Augen an.
Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Ganz kurz nur. Dann war seine Mine ausdruckslos.
Ich schloss die Augen und atmete.
„Hi", sagte er dann und seine Stimmte klang so sexy verschlafen und rau.
Stop, Skara!
„Hi", sagte ich.
Und dann lachten wir. Weil es so absurd war. Weil es so falsch war. Weil wir wohl beide nicht wussten, was wir sonst sagen sollten.
Ganz automatisch drehte ich mich zu ihm und vergrub mein Gesicht an seiner Brust und wir wurden wieder ernst.
„Was machen wir denn jetzt?", murmelte ich dann.
Henry sagte erstmal nichts.
„Mir würde da was einfallen", meinte er dann und ich hörte das schelmische Grinsen in seinen Worten.
Ich hob meinen Kopf und unsere Gesichter waren jetzt ganz nah voreinander.
„Du bist unmöglich".
Wir sahen uns lange in die Augen und meine Gedanken rasten durch die Erinnerungen an die letzte Nacht und die Morgenstunden.
Ich war Mel aus dem Weg gegangen, seit wir sie vorm Club getroffen hatten. Noch nie hatten wir einander so angeschwiegen. Ich hatte ziemlich schnell mehr als einen sitzen und Henry war betrunken wie lange nicht.
Wir tanzten.
Pia rieb sich an Henry und mich machte das wütend.
Dana fragte, ob ich und Leo ein Paar seien. Ich lachte darüber.
Leo versuchte mich dazu zu bringen, ihm zu erzählen, warum ich Pia so nervig fand.
Ich wusste es aber doch selbst nicht.
Raphi knutschte die ganze Zeit mit Ferdi und die beiden waren ziemlich früh verschwunden.
Mel knutschte mit irgendeinem Typ, den sie auf der Tanzfläche kennen gelernt hatte.
Malik und Leo kauften andauernd neue Drinks.
Als wir uns auf den Heimweg machten waren es nur noch Leo, Malik, Henry und ich. Wo war der Rest hingekommen?
Wir aßen irgendwo noch einen Döner. Meiner war viel zu scharf.
Henry und ich küssten uns im Treppenhaus. Ich hatte ihn geküsst.
Diesmal küsste Henry mich und ich war zurück in der Realität.
Ich erwiderte den Kuss.
Was tat ich denn hier?
Die Wohnungstür ging auf und fiel zurück ins Schloss.
„Aufstehen!", rief Raphi und ich hörte wie er an mein leeres Zimmer klopfte und kurz darauf auch an Henrys Tür.
Ich fuhr zurück.
Henry sah mich zerknirscht an.
„Hättest du lieber mal diese Pia mit nach Hause genommen", flüsterte ich und zog mir die Decke über den Kopf.
„Sehr witzig", flüsterte Henry zurück.
Er stand auf und ich linste unter der Bettdecke heraus, um seinen nackten Körper zu betrachten.
„Ich sehe das", sagte er, während er sich seine Boxershorts anzog und ich kicherte.
Oh Gott. Ich kicherte.
Ich stand ebenfalls auf und suchte meine Kleider zusammen.
Dann standen wir unschlüssig voreinander.
Ich hörte Raphi in der Küche. Es klapperte und klirrte.
„Leute, aufstehen! Leo und Malik kommen gleich. Wir wollten doch gemeinsam was Essen gehen", rief er erneut.
Und da klingelte es schon an der Tür.
„Henry, scheiße. Was machen wir?".
Henry fuhr sich durchs Haar. „Ist ja gut", rief er zurück. Ich wurde panisch. Ich wollte nicht, dass es alle mitbekamen. Das war nicht gut. Nach all den Dramen, die es mit mir und Henry gegeben hatte ...
„Okay", sagte ich. „Du gehst raus und sagst ich bin nicht da". Henry sah mich skeptisch an. „Blödsinn. Wir gehen da jetzt gemeinsam raus und fertig. Das muss doch noch gar nichts bedeuten". Jetzt war es an mir skeptisch zu schauen.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte Henry schon die Tür aufgemacht und ging in den Flur. „Was schreist du hier denn so rum, Raphi?".
Unschlüssig stand ich in Henrys Zimmer. Mein Herz klopfte. Dann entschied ich mich einfach hinterher zu gehen. In diesem Moment öffnete Raphi die Wohnungstür, aber davor standen gar nicht Leo und Malik.
Mir rutschte das Herz in die Hose.
Raphi sah zu mir, die Klinke der Wohnungstür noch in der Hand. Er musterte mich, wie ich gerade aus Henrys Zimmer kam. Die Klamotten von gestern an, die Locken standen wild vom Kopf ab, doch ich schaute an ihm vorbei und konnte meinen Augen nicht trauen.
„Was willst du denn hier?", fragte ich mit einer Stimme, die viel zu kräftig für meinen Gefühlszustand war.
„Hey Skara", sagte Jelto.
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Trifolium
General FictionSkara sucht Abwechselung und findet Jelto. Die beiden verbringen einen gemeinsamen Sommer. Doch auch dieser Sommer endet irgendwann und mit ihm die gemeinsame Zeit. Schnell stellt Skara fest, dass sie eigentlich viel mehr braucht als einen Flirt, u...