Kapitel 62

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„Es tut mir jetzt schon Leid", sagte ich und lehnte mich draußen an die Hauswand. Henry grinste und kratzte sich am Kopf. Dann zündete er sich seine Kippe an. „Bisher ist doch alles okay", sagte er und hielt mir sein Drehzeug hin, ich schüttelte den Kopf. „Ich wollte gar nicht rauchen, nur raus".
Er ging einen Schritt auf mich und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Er roch gut und ich schmiegte mich an ihn.
Wir standen eine Weile draußen. Ich wollte nicht rein gehen, Henry wollte rauchen.
Also vertrieben wir uns etwas die Zeit. Wir küssten uns und wir schmusten uns und wir erzählten uns Dinge. Ich sagte Henry wie unglaublich sexy er heute Abend aussah und er küsste mich daraufhin noch etwas mehr.
„Wenn du so weiter machst", murmelte ich mit pochendem Herzen, als ich mich kurz von ihm löste, „dann musst du es auch durchziehen".
Henry nickte abgelenkt, seine Hände waren an meinem Po. Er wusste, was ich meinte. Er schien kurz zu überlegen. Ich nutzte die Chance und küsste ihn intensiver.
„Skara", sagte er dann, schwer atmend. Er fuhr mir durchs Haar, sah mich hin und hergerissen an. „Wir sind nicht auf irgendeiner Party, wo es okay ist, mal kurz im Bad zu verschwinden. Das ist der Geburtstag von deinem " - „Ach hier seid ihr", Toni kam um die Ecke und unterbrach Henrys Ausbruch der Vernunft.
Ich trat einen Schritt zurück und sah meinen Bruder ganz unschuldig an. Er sah kurz skeptisch aus, dann redete er einfach weiter. „Mama will eine kleine Rede halten, jetzt wo endlich alle da sind. Kommt ihr rein?".
Henry nickte. Ich auch.
Toni ging wieder rein, auf dem Weg zur Tür drehte er sich nochmal um. „Ach Henry", er tippte mit dem Finger auf die Haut unterhalb seines eignen Kiefers, „du hast da etwas Lippenstift".
Henry verdrehte die Augen, ich verkniff mir ein Grinsen.

Als wir das Restaurant betraten, war unser Tisch voller geworden. Neben Charlotte hatte Frieder auf dem noch freien Stuhl Platz genommen. Ich hätte kotzen können.
Mit keinem Wort hatte meine Mutter gesagt, dass er kommen würde. Eigentlich war es klar, schließlich waren unsere Väter nun mal Kollegen. Aber wieso musste er ausgerechnet an unserem Tisch sitzen?
Als ich ihn entdeckte, blieb ich stehen.
„Was ist?", fragte Henry und sah mich verwirrt an.
Ich nickte in Richtung meines Exfreundes.
„Oh", sagte Henry dann.
Er und Frieder waren nie miteinander ausgekommen. Wie auch? Unterschiedlicher konnten zwei Menschen wohl kaum sein.
Henry fand Frieder immer eingebildet und langweilig. Für Frieder war Henry schon immer zu wild und außerdem war er immer eifersüchtig auf Henrys und meine Verbindunggewesen.
„Ich kann nicht glauben, dass sie mich nicht vorgewarnt hat", schimpfte ich flüsternd und suchte den Raum nach meiner Mutter ab. Ich entdeckte sie an der Bar, sie schien etwas mit einem der Kellner zu besprechen.
„Ich bin so wütend", fluchte ich weiter und wollte bereits in ihre Richtungstapfen, doch Henry lenkte mich sanft in Richtung unseres Tisches.
Er hatte seinen Arm um meine Taille gelegt und gab mir einen sanften Kuss direkthinter mein Ohrläppchen.
„Entspannt dich", sagte er dann leise und schmunzelte.
Ich schnaubte. „Sag mir nicht, dass ich mich entspannen soll. Zumindest nicht, bis ich nicht noch nen Sekt im Glas hab", motzte ich dann, doch lächeln musste ich trotzdem. Wenn irgendwer zu mir sagen konnte, ich solle mich entspannen, dann war das Henry. Und er wusste das ganz genau.
Wir waren am Tisch angekommen und ich zwang mich zu einem Lächeln. Es fiel mir schwer, doch Henry sah so entspannt aus, da riss ich mich zusammen.
„Frieder", sagte Henry und gab ihm die Hand. „Ewig nicht gesehen". Das war weder gelogen, noch geheuchelt freundlich. Es war wahr und es war höflich. Warum konnte er sowas nur so gut?
Ich begrüßte Frieder mit einem Kuss auf die Wange und sagte nicht viel mehr als „Hey".
Den Abend würden wir schon herum bekommen. Ich hoffte nur, dass die Gespräche an der Oberfläche blieben und keine alten Geschichten ausgegraben würden...

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