Kapitel 78

31 4 2
                                    

Ihr Lieben,
Diese lange Upload-Pause war nicht eingeplant! Shame on me, aber nun bin ich zurück 🫶
Ich hoffe ihr seid noch dabei und das neue Kapitel gefällt euch. Es geht fleißig weiter in Skaras Chaos.

Ein paar Tage darauf stand ich unter der Dusche und sah kritisch meinen nackten Körper hinab. Sah ich anders aus? Ich zwickte zaghaft in meinen Bauch, meine Hüfte, meine Oberschenkel. Dann fuhr ich über meine Brüste. Alles wie immer. Oder?
Ich ließ die Hände sinken und schloss die Augen, ließ das warme Wasser über den Kopf und das Gesicht laufen.
Es klopfte am Badezimmer. "Skara? Bist du fertig?". Ich gab ein leises "fast" von mir, dass Henry niemals auf der anderen Seite der Tür hören konnte und stellte das Wasser seufzend ab.
Es klopfte erneut. "Skara? Ich muss echt pissen und wir sind spät dran!".
Ich wickelte mich in ein etwas zu kurzes Handtuch und als ich es über meinen Brüsten versuchte festzustecken, fragte ich mich, ob es schon immer so eng gesessen hatte.
Dann öffnete ich die Tür, an die Henry gerade erneut klopfen wollte. "Ist ja gut", ich schenkte ihm ein Lächeln und er schob sich an mir  vorbei. Aber nicht ohne mir einen flüchtigen Kuss auf die Schläfe zu drücken.

Ich hing dieser zärtlichen Geste gedanklich nach und stieß im Flur plötzlich mit Leo zusammen, der schnellen Schrittes aus der Küche gekommen war.
"Huch", ich stolperte, verlor beinahe mein Handtuch und zog es ein wenig fester. "Himmel, wo kommst du denn her?".
Er lachte, zwinkerte frech und trat dann beiseite.
"Sorry. Ich komm mit euch mit. Bist du bald fertig?".
Ich stöhnte und fluchte.
"Ja verdammt, was soll dieser Stress?". Dann stapfte ich in Henrys Zimmer und schloss seine Tür ein wenig lauter als nötig gewesen wäre.
Ich hatte mein Kleid an seinen Schrank gehängt und musterte es nun plötzlich skeptisch.
Ein paar Kommilitonen von Henry feierten heute Abend die Eröffnung ihrer Ausstellung in einer Galerie in Mitte.
Es würde eine schicke Vernissage werden, aber danach sollte es natürlich noch eine Party in den Atelierräumen der Künstler geben. Ich freute mich darauf, aber war auch unsicher. Da half mir dieser Stress der beiden Brüder überhaupt nicht.

Ich spielte mit dem Gedanken einfach zuhause zu bleiben. Kopfschmerzen vortäuschen, Mel anrufen und mit Pizza auf dem Sofa in der Küche abhängen. Aber nein. Ich würde mitgehen. Würde anstatt Sekt eben Wasser trinken und sobald ich müde würde, den Heimweg antreten, anstatt mit Substanzen nachzuhelfen. Das machten ein Haufen Leute so und ab jetzt eben auch ich.
Henrys Tür ging auf, als ich gerade nur mit Unterhose bekleidet vor seinem Schrank stand und mein Kleid beinahe angewidert anstarrte, so als hätte es mich persönlich beleidigt.
Panisch griff ich danach und hielt es vor meinen Körper.
Henry lachte. "Ich bins doch nur", sagte er und ich rang mir ein Lächeln ab.
Schluckend zog ich mir mein Kleid über und verschwand nochmal kurz im Bad.
Dann machten wir uns auf den Weg nach Mitte.

„Sekt, Skara?", fragte Leo und hielt mir ein Glas entgegen, ich schüttelte den Kopf - „Danke".
Er sah mich verwirrt an, ich drehte mich um.
Ich heftete meinen Blick an die große Keramikarbeit vor mir und beobachtete sie wesentlich länger, als ich das Bedürfnis hatte. Außer Leo und Henry hatte ich noch kein bekanntes Gesicht entdeckt und fühlte mich ziemlich fehl am Platz.
Henry hüpfte von einem Grüppchen zum nächsten und plauderte mal hier mal dort. Er wirkte dabei so selbstsicher und sah unglaublich cool aus.
„Dich hab ich ja lange nicht gesehen", ich drehte mich überrascht um und sah mich Dana gegenüber. Sie lächelte, ich erwiderte es.
Ich überging ihre Aussage, indem ich sie fragte, wie es ihr so ging.
Dana erzählte ein wenig und ich war froh, endlich nicht mehr so verloren im Raum herum zu stehen.
„Kommst du nachher noch mit auf die Party? Ich glaub es wird ziemlich cool und ich lege von 2 bis 4 auf", fragte sie nach einer Weile und ich seufzte. Au Weia war das spät und komplett nüchtern schaffte ich es sicher nicht mich so lange zwischen den angeschwipsten Leuten zu bewegen.
„Klar, ich freu mich schon drauf", sagte ich aber dann trotzdem. Einfach, um keine Ausrede finden zu müssen.
Dana lächelte und schaute dann, als wäre ihr etwas eingefallen.
„Ach ja und cool übrigens, dass Henry nach Wien geht! Die Chance bekommt nicht jeder".
Sie schien sich ehrlich für ihn zu freuen, doch meinem Herz versetzte ihr Satz einen fiesen, fiesen Stich.
Ich nickte schluckend. Sie sollte nicht denken, das ich mich nicht für ihn freute. Also sagte ich dann noch etwas wie „Ja voll".
Ehrlicherweise ärgerte es mich aber auch, das sie bereits Bescheid wusste. Wussten am Ende seine Kommilitonen vor mir und Henrys Eltern von seinen Plänen?
Und da war sie wieder. Die Enttäuschung.
Es ärgerte mich, aber ich schob diese Gedanken beiseite. Ich hatte wohl kein Recht, zornig auf Henry zu sein.
„Ach da ist er ja", sagte Dana fröhlich und winkte meinen Partner heran. Sie drückten sich und Henry schlang dann seinen Arm um meine Taille.
„Wir haben gerade von dir gesprochen", erzählte Dana und ich lehnte meinen Kopf an Henrys Schulter, er gab mir einen Kuss auf den Haaransatz.
„Und ich habe nach euch gesucht. Ich wollte eine rauchen gehen, die Rede fängt gleich an. Kommt ihr mit ?". Dana nickte lächelnd, doch ich verneinte.
„Ich muss auf Klo, wir sehen uns gleich".
Das war nicht mal gelogen.

Ich saß neben Leo auf den Stufen vor dem Nachbarhaus der Galerie. Es war schon spät und die Gäste dünnten sich langsam aus, bald wollten auch die übrigen zur Party in den Ateliers aufbrechen.
Leo drückte seine Zigarette aus und ich nippte an einem Sektglas, in dem ich mir Orangensaft mit Wasser hatte mischen lassen.
„Ich bin ganz schön müde, ich glaube, ich komm nicht mit zur Party", meinte ich dann und Leo nickte verständnisvoll.
„Du machst auch einen erschöpften Eindruck, das habe ich mir letztens schon gedacht. Ist alles okay bei dir? Wirst du vielleicht krank?". Ich schüttelte den Kopf. Es war nicht alles okay, aber krank wurde ich auch nicht.
Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und legte meinen Kopf auf Leos Schulter ab. „Ich glaube es ist einfach viel los zur Zeit", ich versuchte meine Stimme leicht klingen zu lassen und spürte Leo nicken.

„Hier steckt ihr", Henry tauchte beschwingt vor uns auf.
Er hatte ein Grinsen im Gesicht und bereits an der Art, wie er mich ansah, war mir klar, das er betrunken war.
Ich musste unwillkürlich zurück grinsen. Er sah so glücklich aus.
„Ich wollte jetzt zur Party, seid ihr bereit?".
Er hielt mir auffordernd seine Hand hin, ohne eine Antwort abzuwarten. Ich blies die Backen auf und lies langsam die Luft entweichen. Ich wollte nicht mit, aber er lächelte so niedlich und voller Vorfreude.
Also ergriff ich seine Hand und ließ mich nach oben ziehen.
„Ich weiß nicht, Baby. Ich bin schon ziemlich müde", sagte ich aber dennoch und lehnte mich an ihn. Er strich mir über die Wange, seine vielen Ringe fühlten sich kühl auf meiner Haut an.
Leo stand nun ebenfalls auf. „Eins, zwei Stündchen und dann gehen wir. Ist das ein Plan, Skara?", schlug er vor und zwinkerte mir zu.
Ich seufzte lächelnd. „Ist ein Plan".
Henry drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Er schmeckte nach Sekt, nach Rauch, nach Pfefferminz. Ich vertiefte den Kuss, bis Leo sich empört räusperte.

TrifoliumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt