Als Dana und Pia ankamen gab ich mir alle Mühe nicht seltsam zu sein.
Pia setzte sich zu Henry und die beiden unterhielten sich. Dana war freundlich, wie immer und durch ihre unkomplizierte Art, hatte sie mich schnell in ein Gespräch verwickelt, sodass ich gar keine Gelegenheit hatte, mit Pia zu sprechen.
Ich hatte mir richtig fest vorgenommen sie nachher in eine ruhigen Minute anzusprechen. Was genau ich sagen wollte, keine Ahnung. Aber ich hatte das Gefühl, ich müsste etwas richtigstellen. Ich konnte sie nicht ausstehen, aber ich wollte nie, dass sie verletzt wird.
Ab und zu linste ich zu Henry rüber. Er war charmant wie immer.
Am Tisch war es lustig und entspannt. Wir blieben nicht mehr lange, denn wir machten uns auf den Weg zum Club.
Mel hakte sich bei mir unter und warf mir einen neugierigen Blick zu. „Und? Auf ner Skala von 1 bis 10, wie genervt bist du?", fragte sie süffisant und ich verdrehte die Augen. „Ich bin gar nicht genervt. Ist doch nett, dass er sich Mühe gibt und versucht kein Arsch zu sein".
Das meinte ich ernst. Also den zweiten Teil. Der erste Satz war gelogen, ich war sehr genervt – mindestens Stufe 7.
Es nervte mich, dass die beiden nicht aufhörten miteinander zu lachen und zu schwätzen, es nervte mich, dass Pia mich noch nicht eines Blickes gewürdigt hatte und es nervte mich, dass es mich nervte.
„Süß ist sie ja", sagte Tizian, der plötzlich neben Mel und mir aufgetaucht war und nickte in Pias Richtung, die sich gerade bei Henry eine Kippe drehte.
Da hatte er recht. Sie sah wieder super aus. Wesentlich besser, als ich.
Der Gedanke nervte mich auch und ich hasste es, denn ich würde gerne aufhören mich direkt mit ihr zu vergleichen.
„Stimmt", sagte ich also ehrlich zu Tizian und nickte.
Eine Weile später hatte ich die Welt um mich herum ausgeblendet. Leo stand an den Decks und sah dabei unglaublich glücklich aus. Ich tanzte und dachte nicht viel nach, das war gut.
Malik war natürlich auch da und begrüßte mich fröhlich auf der Tanzfläche.
Wir schrien uns gegenseitig kurz ein paar Floskeln ins Ohr, waren uns aber einig, dass wir tanzen wollten.
Mel hüpfte irgendwo hinter mir rum, Gianna und Tizian hatte ich seit bestimmt einer Stunde nicht mehr gesehen und Dana und Charlie hatten sich vor kurzem an mir vorbei gedrängt, um rauchen zu gehen.
Ich entschied mich es ihnen gleich zu tun.
Wo war Henry?
Ich zwang mich nicht darüber nachzudenken. Denn ich spürte Eifersucht in mir aufsteigen und es gab wenig, dass ich an mir mehr hasste. Rational wusste ich, dass Eifersucht erstens unbegründet und zweitens ungesund war.
Beziehungen sollten frei von diesem Gefühl sein, es brachte schließlich nichts Gutes. Aber ich konnte nicht anders, in meinem Kopf setzte sich so schnell der Gedanke fest, dass es wohl logisch sei, dass Menschen sich gegen mich und für jemand anderes entscheiden würden.
„Kenn deinen Wert" würde Mel jetzt sagen, also sagte ich es mir selbst, straffte die Schultern und ging rauchen.
Charlie und Dana saßen eng beieinander, ich entschied sie nicht zu stören und drehte mir eine Zigarette etwas abseits, allein.
Die Nachtluft war kühl und ich verschenkte einen Arm vor der Brust.
Als ich gerade wieder reingehen wollte, kam mir Tizian entgegen.
„Ich hab nach dir gesucht", sagte er und ich blieb mit ihm draußen und rauchte noch eine.
„Gianna ist heim, sie hat gesagt ich soll dir Bescheid sagen", erzählte er und lehnte sich an die Wand.
Er drehte die Zigarette zwischen den Fingern und sah dabei ziemlich cool aus.
Ich nickte.
„Läufts gut bei dir und Henry?", fragte er dann und ich nickte erneut.
„Hab ihn gar nicht mehr gesehen seit wir ankamen".
„Ja der ist bestimmt am tanzen", meinte ich.
Tizian zog an seiner Zigarette.
„Mit dieser Pia, hm?".
„Kann schon sein".
„Eifersüchtig?", fragte er und traf natürlich den Nagel auf den Kopf.
„Als ob".
Leo kam nach draußen, komplett durchgeschwitzt und ein strahlendes Lächeln im Gesicht.
„Skara mein Herz", rief er und zog mich an seinen nassen Körper. „Wie schön".
„Geil wars, Leo", lobte ich und er winkte ab.
Dann stellte er sich Tizian vor und Tizian war erstaunlich freundlich.
Leo drehte sich eine Zigarette und andauernd kamen Leute zu ihm, die ihn kannten und manche von ihnen kannte er auch.
Dann tauchte Henry endlich mal wieder auf und klopfte seinem Bruder stolz auf die Schulter.
„Jetzt kannst du ja endlich mit uns feiern", meinte er und stellte sich neben mich. Er legte mir den Arm um und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Der Herr kehrt zurück, welch Ehre", murmelte ich und Henry ignorierte meinen Kommentar.
Als Leo und Tizian wieder nach drinnen gingen, blieben wir beide noch kurz zu zweit. Mittlerweile war mir eiskalt.
„Bist du etwa ein bisschen grimmig?", fragte Henry locker und ich verzog das Gesicht.
„Wie kommst du denn da drauf?".
Er verdrehte die Augen, lächelte aber, ehe er ernst wurde und zu einer Erklärung ansetzte:
„Pia ist endlich nicht mehr so sauer auf mich. Ich will einfach wieder gut machen, dass ich sie verarscht habe. Das war uncool und ich bin echt nicht stolz drauf".
Oh mensch. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Ich war irgendwie gar nicht mehr grimmig, ich war ganz schön stolz.
„Ich versuche zu wachsen", sagte er dann noch. Ich war so verliebt in ihn.
„Ich auch".
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Trifolium
General FictionSkara sucht Abwechselung und findet Jelto. Die beiden verbringen einen gemeinsamen Sommer. Doch auch dieser Sommer endet irgendwann und mit ihm die gemeinsame Zeit. Schnell stellt Skara fest, dass sie eigentlich viel mehr braucht als einen Flirt, u...