Kapitel 13

79 5 18
                                    

„Und du willst wirklich nicht wissen, ob da nun was gelaufen ist oder nicht?", fragte Mel und schaute mich ungläubig an. Ich verdrehte unter meiner Sonnenbrille die Augen.
Es war Nachmittag und wir saßen am Campus auf einer Wiese. Erneut hatten wir uns gegenseitig in die Bib geschleift, nach eins zwei Stunden aber bereits aufgegeben und uns in die Sonne gesetzt. Ich hatte Mel vom gestrigen Abend erzählt und sie kaufte mir nicht ab, dass es mir egal war, ob Jelto nun etwas mit dem Mädchen von der Party gehabt hatte oder nicht. Und sie hatte Recht damit, denn es war mir nicht egal. Ich versuchte einfach nur mein neurotisches Verlangen danach alles zu wissen zu unterdrücken. Denn eigentlich und da war ich mir sicher, würde es nach dem was wir gestern geteilt hatten nichts mehr ändern. Es würde mir nur unnötig weh tun, also warum fragen? Aber war das Zweifeln vielleicht schlimmer, als einfach die Wahrheit zu erfahren? Ich hätte kotzen können. Warum musste Mel mich auch noch in diesem Gedankenstrudel unterstützen? 

„Ich will es wirklich nicht wissen", log ich und hoffte das neben ihr, vielleicht auch ich selbst es glauben würde. Meine Stimme hatte mittlerweile einen genervten Unterton, also beließ es Mel dabei und wechselte das Thema.
Ich ließ mich nach hinten in das kühle Gras fallen und schaute in den babyblauen Himmel. Mel erzählte belangloses Zeug, dann unterbrach sie sich selbst und sagte plötzlich: „Skara, das glaubst du jetzt nicht!".
Schnell setzte ich mich auf. Ich blickte um mich, um zu sehen wen oder was sie meinte, nur um festzustellen, dass Mels Blick auf ihr Handy gerichtet war. „Was ist?", fragte ich und beugte mich vor, um das Display sehen zu können.
Ich entdeckte eine von diesen unangenehmen „Wir müssen reden"-Nachrichten. Sie war von Ferdi.
  
„Jetzt wird's ernst", sagte Mel dann nur und sah mich an. Ich atmete hörbar aus und fragte dann, was sie antworten würde.
„Ich schreib ihm, dass ich später bei ihm vorbeifahre".
Ich bewunderte ihre Gelassenheit. Mir wurde allein bei dem Gedanken an ihre Situation schon übel.
„Bist du nervös? Ich mein, auch wenn es irgendwie absehbar war, dass das so kommen würde", fragte ich sie und Mel winkte ab.
„Es war schon lange nicht mehr, dass was es mal war. Früher war Ferdi immer für mich da, doch er ist schon lange distanziert. Man sollte nicht darüber nachdenken müssen, ob jemand sich um einen schert. Entweder man weiß, dass sie es tut oder die Person sollte sich verpissen. Also ist es gut, dass wir jetzt mal Klartext reden".
Da konnte ich ihr nur zustimmen.

Wirsaßen noch eine Weile im Gras und genossen die Sonne. Dann machte Mel sich aufden Weg zu Ferdi und ich fuhr nach Hause.
Als ich die Tür aufschloss, hörte ich Raphi und Henry in der Küche. Sie warengerade damit fertig geworden das Abendessen vorzubereiten und ich setzte mich mitihnen an den Tisch. Ich öffnete mir ein Bier und wir plauderten über unserenTag. Plötzlich wurde Raphi ernst und legte sein Besteck zur Seite.
 „Leute, ich muss euch was erzählen", sagte er dann und Henry und ichverstummten.

Er sah nervös aus und knackte kurz mit seinen Fingerknöcheln,bevor er uns nach einander ansah. „Ich bin mit jemandem zusammen", sagte erdann. Henry und ich sahen ihn irritiert an, denn uns war nicht klar, warum erdaraus so eine toternste Sache machte.
„Ist doch cool, Alter", sagte Henry. „Wer ist sie?".
Raphi atmete tief ein und aus. Und urplötzlich hatte ich eine Vorahnung. Konnte das sein?
„Es ist Ferdi".
Es konnte sein.
Ich sah Raphi an, der seinen Blick wieder unsicher auf seine Hände gerichtet hatte. Dann sah ich Henry an, der offensichtlich das Gleiche dachte, wie ich.
Seit wann lief da was? Wie hatten wir das nicht mitbekommen können?
„Das freut mich für dich, Raphi", sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. Auch wenn ich an Mel dachte und wusste, dass das Gespräch, das sie gerade führte, wohl gar nicht so lief, wie sie es gedacht hatte.
Auch Henry, der neben Raphi saß und ihm freundschaftlich auf die Schulterklopfte, sagte, dass er sich sehr für ihn freute.
  
„Sorry, dass ich nicht früher was gesagt habe. Aber wir wollten erst alles miteinander und mit Mel klären", erklärte er dann und sah mich fast ein bisschen schuldbewusst an. „Skara, ich verstehe, wenn dich das in einen Gewissenskonflikt bringt".
Ich lachte kurz auf. „Ach was, mach dir keinen Kopf".
Obwohl ich mir noch nicht ganz sicher war, wie Mel auf die Neuigkeiten reagieren würde.
„Na kommt, Leute. Auf diese Neuigkeiten stoßen wir erstmal an", sagte Henry und hob sein Bier. Raphi grinste und ich auch. Wir stießen an und dann klingelte mein Handy.
Es war Mel.

Ich stand auf und ging aus der Küche. Ich hob ab. „Skara!", sagte sie, ihre Stimme war vor Aufregung ein paar Oktaven höher als sonst. „Ich kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe".

TrifoliumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt