Am Nachmittag musste ich im Theater Arbeiten. Ich hatte eine seltsame Euphorie in mir. Nachdem ich neben Henry wieder aufgewacht war, fühlte ich mich beflügelt. Er hatte dagelegen und am Laptop gearbeitet. Seelenruhig hatte er gewartet, bis ich meine Augen wieder aufgschlug und sah mich ganz liebevoll an.
Als ich mich fürs Theater anzog, hatte er mich an sich heran gezogen und zärtlich geküsst. Dann war er zurück zu seinem PC in mein Bett gekrochen und sagte, dass er dort auf mich warten würde.Im Theater war wenig los und während des Stücks langweilte ich mich. Ich hatte es schon zwei mal gesehen, also räumte ich ein wenig auf und wartet dann in der Garderobe bis es zu Ende war.
Estefania war auch da und erzählte dies und das.
„Ah Skara", sagte sie dann plötzlich und kramte in ihrer Tasche. „Hast du schon eine Einladung bekommen?". Sie hielt mir eine grüne Papierkarte hin.
Ich schüttelte den Kopf.
„Louise hat Geburtstag und feiert im Theater. Alle sind eingeladen. Ich finde das ja nett, oder?".
Louise war die Intendantin und eine sehr freundliche Frau. Sie sah unglaublich stilvoll aus und beherrschte es hervorragend allen, mit denen sie sprach, das Gefühl zu geben, sie seien etwas ganz besonderes.
Estefania redete fröhlich weiter. „In zwei Wochen soll die Feier stattfinden. Ich finde das ist reichlich knapp. Zum Glück habe ich Zeit, das darf ich mir nicht entgehen lassen. Es wird sicher ähnlich wie die Weihnachtsfeier, nur das Essen soll noch viel besser sein".
Ich musterte die geschmackvolle Einladung und las, dass Partner oder Partnerin gerne mitgebracht werden können.
"Du Estefania, bringst du jemanden mit?".
Sie lachte und winkte ab.
Ich würde Henry mitbringen, dachte ich.Auf dem Weg nach Hause holte ich beim Döner gegenüber etwas zu Essen für Henry, Raphi und mich.
Wir aßen gemeinsam in der Küche.
Raphi ging danach noch zu Ferdi und ich war furchtbar müde, also ging ich ins Bett.
Henry räumte die Küche auf und kroch bald danach zu mir unter die Decke.
"Du Henry", sagte ich dann, während ich meinen Kopf auf seiner Brust platzierte. "Magst du mit mir zu der Geburtstagsfeier von Louise vom Theater kommen?".
Er strich mir übers Haar. "Gern".
Henry nahm sich das Buch, das neben meinem Bett lag und begann zu lesen.
Ich war bald eingeschlafen.Während der nächsten Tage versuchte ich mich daran zu gewöhnen, dass ich jetzt irgendwie offiziell schwanger war. Also es wussten immer nur noch Mel und Henry, aber das waren irgendwie genug Menschen, um es real werden zu lassen. Henry sah mich irgendwie anders an, er benahm sich anders, er berührte mich anders. Ich war plötzlich nicht mehr nur seine Skara. Ich war die Mutter seines Kindes und vielleicht dachte er deswegen, er müsste mich andauernd so anschauen, als würde ich im nächsten Moment bereits in den Wehen liegen.
"Guck nicht so", sagte ich streng und sah zu ihm auf.
Ich saß auf dem Balkon, die Füße am Geländer abgestützt und eine Tasse Tee in der Hand. Mein Gesicht hielt ich in die Sonne und in der Wohnung hatte ich Musik angemacht, die leise nach draußen drang.
Henry stand in der Balkontür und sah mich mal wieder so an.
Ich öffnete meine Augen und schielte zu ihm rüber.
Er schnaubte. "Wie guck ich denn ?".
"Na so eben".
Er setzte sich neben mich und ich wandte mich ihm zu, stellte die Teetasse auf dem Tisch ab.
"So als ob ich nicht mehr ich wär".
Sein Blick wurde nachdenklich. Er griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
"Tut mir Leid", sagte er. "Ich komm nur nicht drauf klar".
Ich lachte amüsiert auf.
"Ich auch nicht", meinte ich dann zu ihm.
Wir sahen uns an. Henry hob meine Hand an seine Lippen und drückte gedankenverloren einen Kuss auf meine Finger.
Dann wandte ich mein Gesicht wieder der Sonne zu und schloss die Augen.
"Nimmst du mich morgen mit?", fragte er nach einer Weile.
"Wohin?", fragte ich zurück, obwohl ich wusste, was er meinte.
"Na zum Ultraschall Termin".
"Natürlich, Papa".
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Trifolium
General FictionSkara sucht Abwechselung und findet Jelto. Die beiden verbringen einen gemeinsamen Sommer. Doch auch dieser Sommer endet irgendwann und mit ihm die gemeinsame Zeit. Schnell stellt Skara fest, dass sie eigentlich viel mehr braucht als einen Flirt, u...