Kapitel 12

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Es dauerte nicht lang, da klingelte es schon. Er musste bereits irgendwo in der Nähe gewesen sein. Wir setzten uns auf den Balkon.
Er setzte sich mir gegenüber und ich wich seinem Blick aus.
„Anton hat gesagt, dass du gestern noch auf der Party warst. Warum kamst du nicht zu mir?", fragte er dann und ich schaute ihn immer noch nicht an. Seine Stimme klang zärtlich, beinahe vorsichtig. Ich schaute auf die Balkone der gegenüberliegenden Häuser. Die meisten waren leer. Im Vergleich zu den letzten Tagen war der heutige Abend kühl und der Luftzug von vorhin wurde allmählich etwas kühl.
„Du schienst beschäftigt", antwortete ich und schaffte es nicht meiner Stimme den bissigen Unterton zu nehmen. Jelto atmete hörbar aus und ich sagte in meinem Kopf immer wieder einen Satz: Frag ihn nicht, ob er mit ihr geschlafen hat. Frag ihn nicht, ob er mit ihr geschlafen hat. Wie ein Mantra.

„Hast du mit ihr geschlafen?", platzte ich heraus. Wirklich, Skara? Ich hätte mir am liebsten die flache Hand vors Gesicht geschlagen.
Endlich sah ich ihn an. Er sah müde aus. Er trug einen schwarzen Hoodie und hatte die Kapuze auf, seine Hände hatte er in der großen Tasche vorn auf dem Pulli vergraben.
„Entschuldige", sagte ich dann schnell und schüttelte über mich selbst den Kopf. „Das geht mich nichts an". Mels Worte hallten in meinem Kopf wider. Mach nicht mehr daraus, als es ist. Er ließ sich keine Antwort auf die Frage anmerken. Sein Blick war unverändert. Dann atmete er tief ein und aus, als müsste er sich noch davon überzeugen, die nächsten Worte wirklich zu sprechen.

„Was ist das zwischen uns?".
Da war sie, die Frage, die jede lockere Sachen auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ich fuhr mir durchs Haar, nur um dann wieder fröstelnd die Arme zu verschränken. Ich spürte mein Herz rasen.  Meine Gedanken schwirrten wild durcheinander.
Mels Worte hallten erneut in meinem Kopf wider: Mach nicht mehr daraus, als es ist.
Aber es war zu spät. Ich hatte mehr daraus gemacht. Scheiße.
„Ich", setzte ich an, fest davon überzeugt ganz ehrlich zu sein. „Ich glaub wir haben unterschiedliche Antworten darauf".
Jetzt sah Jelto kurz überrascht aus, dann wechselte sein Blick zwischen hart und weich. Wie ein Linsenrasterbild.

Ab hier ging es nicht mehr zurück. Egal was jetzt geschah, es würde zwischen uns nicht mehr sein wie vorher. Aber dafür war die Nacht doch da – um Dinge zu sagen, zu denen man am nächsten Morgen niemals den Mut aufbringen würde.
„Du weißt ich bin nicht mehr lange hier", meinte Jelto nach einer Ewigkeit.
„Ich weiß".
„Ich glaub ich bin verliebt in dich".
Ich sah ihn an, er mich. Eine Welle purer, ungefilterter Emotionen übermannte mich. Zu schnell, um irgendeinem der Gefühle Ausdruck verleihen zu können.
Ich blieb still. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir seine Worte vielleicht doch nur eingebildet hatte, denn Jeltos Gesichtsausdruck war noch immer undurchschaubar.

Dann lächelte er plötzlich.
„Verdammt. Skara, ich bin verliebt in dich".
Und dann küsste ich ihn.
Wir küssten uns vom Balkon bis in mein Zimmer.
Und dann schliefen wir miteinander.
Und es war genauso schön, wie vorher auch und eigentlich hatte sich nichts verändert. Nur weil wir es ausgesprochen hatten, waren wir keine anderen Personen. Schon komisch. So viele Sorgen und am Ende war alles wie immer.
Ich lag in seinen Armen, sein stetiger Atem kitzelte in meinem Nacken und er zog mich noch etwas näher an sich heran.
Ich war glücklich in diesem Moment. 

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