Kapitel 55

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Gemeinsam mit P und seiner Freundin Maya machte ich mich irgendwann auch auf den Weg zur Tanzfläche. Wir hatten uns beim Rotwein trinken verquatscht. Maya versprühte unglaublich gute Laune und steckte mich damit an.
Ich tanzte ausgelassen und achtete auf niemandem um mich herum. Ließ die Musik meine Arme und Beine bewegen.
Es war sehr dunkel im Raum, provisorische Partylichter hingen an der Decke, es reichte vollkommen.

Irgendwann tauchte Henry neben mir auf. Wir tanzten nebeneinander. Er sah so schön aus.
Er zog mich plötzlich an sich. „Ich werde dich jetzt küssen, okay?", fragte er und schaffte es mein Herz stolpern zu lassen. „Ja", antwortet ich und streckte mich ihm entgegen. Dann küsste er mich. Erst zärtlich, dann vertiefte er den Kuss. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, fuhr mit den Händen durch sein Haar.
Wir lösten uns voneinander, doch unsere Gesichter berührten sich noch fast. „Wo kam das denn her?", flüsterte ich und küsste ihn nochmal kurz und flüchtig auf die Lippen.
Henry zuckte mit den Schultern, seine Hände lagen noch immer an meinen Hüften. „Wann haben wir uns das letzte mal beim Tanzen geküsst?", fragte er und jetzt zuckte ich mit den Schultern.
„Dann küss mich nochmal", sagte ich dann und das tat er auch.


„Du und Henry passt wirklich gut zusammen", sagte Dana und stellte sich neben mich.
Hm, taten wir das?
„Hast du mal en Feuer?", fragte sie dann und ich reichte ihr kommentarlos das gelbe Feuerzeug rüber, das ich bis eben in der Hand gedreht hatte. Ich stand draußen vor der Eingangstür. Eigentlich wollte ich eine rauchen, doch mir war viel zu kalt zum drehen.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, hielt Dana mir ihr geöffnetes Päckchen Zigaretten entgegen, ich nahm eine dankend heraus.
„Ich meinte das ernst. Sag das nicht Pia, aber dass Henry sich immer für dich entscheiden würde, war mir von Anfang an klar". Sie lachte und ich sah sie nun neugierig an.
„Wie meinst du das?", fragte ich und zündete meine Zigarette an.
Dana grinste. „Bevor ich dich bei euch in der Küche kennengelernt habe, wusste ich schon so viel über dich. Henry spricht so oft von dir. Und als ich euch dann zusammen erlebt habe, da dachte ich mir nur wow, die zwei sind so vertraut miteinander, die lieben sich".
Ich lachte kurz verunsichert. Dana übertrieb, aber ich genoss ihre Worte. Es tat gut einen wohlwollenden Blick von außen auf unsere Beziehung zu spüren, vor allem nach dem, was ich mir bei meiner Familie anhören musste. Also sog ich ihre Worte auf
.
„Ich bin mir richtig sicher, dass ihr zwei das hinbekommt, was auch immer ihr da tut", sagte sie dann und grinste mich an. Ich nickte. „Danke Dana. Das tut gerade echt gut. Es ist etwas kompliziert bei uns. War es schon immer", erklärte ich. Dana war mir nach wie vor sehr sympathisch. Wenn sie nicht so gut wie jede Minute ihres Lebens mit Pia zusammen wäre, würde ich wirklich gerne mit ihr Zeit verbringen.
„Henry verdient das", sie zuckte mit den Schultern und ich runzelte nachdenklich die Stirn. Henry verdiente was? Mich? Eine glückliche Beziehung? Emotionalen Frieden? Plötzlich fand ich mich egoistisch. Ich hatte immer nur auf mich selbst geachtet und nie darüber nachgedacht, wie sehr ihn dieses erneute Hin und her quälen könnte.
Ich bekam den Drang ihn zu suchen und mich in seine Arme zu kuscheln.
„Pia hatte leider andere Hoffnungen. Schade, dass es so ist. Sie ist sehr verletzt, deswegen sollte ich wohl auch nicht mit dir hier stehen". Das Ende ihres Satzes murmelte sie und lächelte entschuldigend.
Ich winkte ab, warf meine Zigarette weg und suchte nach Henry. 

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