Es war August. Der Monat fühlte sich an, wie ein Sonntagabend.
Der Sonntagabend des Sommers.
Jelto und ich lagen am See. Er hatte die Augen zu und ich malte gedankenverloren Muster auf seine Brust. Dass er spätestens zum Herbst die Stadt wieder verlassen würde, hatte ich mittlerweile weit aus meinem Bewusstsein verdrängt. Die Fragen nach was wäre wenn, ebenfalls. Es spielte keine Rolle, denn es würde nichts ändern. Auf jeden Augenblick und jeden Tag, den ich mit ihm verbrachte, könnte kein weiterer folgen, denn die Sprunghaftigkeit, welche ihn so sehr ausmachte, ließ mich immer damit rechnen, dass er plötzlich wieder weg sein könnte. Ihn hielt es nicht lang an Orten und schon gar nicht lang bei Leuten. Er war sich selbst genug und das versuchte ich von ihm zu lernen.Der Sommer neigte sich dem Ende und genauso wenig wie ich das ändern konnte, konnte ich ändern, dass Jelto wieder gehen würde. Und ich versuchte mich einfach an den Gedanken zu klammern, dass das Fortgehen eines Menschen einem nur dann weh tun konnte, wenn man erwartete, dass er bleiben würde. Und ich hatte von Sekunde 1 nicht geglaubt, dass die Sache zwischen mir und Jelto etwas von Dauer sein würde. Es waren lächerliche Versuche meine Gefühle zu vergraben und zu ignorieren. Ich war nicht sehr gut darin mir einzugestehen, dass dieses Lockere zwischen uns mittlerweile für mich doch sehr ernst war. Meine Gefühle waren ziemlich stark und starke Gefühle waren wie Naturgewalten, wie wilde Tiere – etwas, das man nun mal nicht einsperren konnte, etwas, das immer einen Weg fand. Und nur weil ich es nicht aussprach, war es nicht weniger wahr. Diese Gefühle waren real – gesagt oder ungesagt.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich Berlin so sehr mögen würde", meinte Jelto plötzlich, ohne die Augen zu öffnen und ich war mir gar nicht sicher, ob er das zu mir oder zu sich selbst sagte. Also antwortete ich ihm nicht. Er öffnete ein Auge und sah mich an. „Das verdanke ich dir, dass ich mich hier so wohl fühle".
„Und ich fühle mich unglaublich wohl mit dir", sagte ich dann zu ihm.
Mit Jelto konnte ich reden und es war nie langweilig oder komisch oder peinlich. Die Möglichkeit mit jemandem zu reden, einfach so, über das Universum und die Welt, das war einfach kostbar. Das war Intimität. Jelto wusste in der ersten halben Stunde schon mehr über mich, als manch einer nach Jahren. Ich glaube manchmal trifft man jemanden und es macht klick, man ist auf einer Wellenlänge, die Chemie stimmte oder wie man es sonst betiteln wollte. Ich urteilte nicht über ihn, er nicht über mich. Wenn am Tag etwas passierte, das besonders lustig oder traurig oder einfach bemerkenswert war, dann erzählte ich es ihm und er erzählte es mir.„Schon komisch", murmelte er und fuhr durch mein Haar. „Du warst eigentlich nur dieses Girl auf der Party, auf der ich keinen kannte und jetzt bist du irgendwie die einzige Person, die ich auf jeder Party je kennen lernen wollen würde".
Und ich hatte das Gefühl, das sagte irgendwie das aus, was ich auch meinte.
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Ein kurzes Update von Skara und Jelto.
Danke, dass ihr noch fleißig lest und lasst mir wie immer gerne Kommentare da!
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Trifolium
General FictionSkara sucht Abwechselung und findet Jelto. Die beiden verbringen einen gemeinsamen Sommer. Doch auch dieser Sommer endet irgendwann und mit ihm die gemeinsame Zeit. Schnell stellt Skara fest, dass sie eigentlich viel mehr braucht als einen Flirt, u...