Als ich aufwachte, lag Henry nicht mehr neben mir. Ich griff nach meinem Handy. 9:10 und eine Nachricht von ihm.
Hab nen Termin in Mitte.Bin auf 10.30 zurück. Was magst zu frühstücken?
Verwirrt vergrub ich noch einmal kurz meinen Kopf im Kissen und stand dann energisch auf. Ich kochte mir einen Kaffee und tippte Henry schnell eine Nachricht zurück.
Was für ein Termin? Hast gar nichts erzählt.
Bringst du ein Brot von SOFI mit? Ich würde dafür sterben.Ich las ein paar Seiten in meinem Buch und quatschte kurz mit Raphi, dann kam Henry auch schon nach Hause, unterm Arm natürlich das Sauerteigbrot der tollen dänischen Bäckerei in Mitte, um das ich gebeten hatte.
Raphi verabschiedete sich zum Skateplatz und so saßen Henry und ich uns beim Frühstück allein gegenüber.
„Du hattest versprochen, dass du es ihm sagen würdest", fiel mein Freund auch schon mit der Tür ins Haus.
Ich zuckte mit den Schultern und versuche unbeteiligt zu wirken, aber eigentlich war mir kotzübel.
„Ich konnte es nicht", antwortete ich und Henry zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
Er war sauer auf mich, das war er fast nie und ich wusste nicht recht, wie ich mich nun zu verhalten hatte.
„Skara, du hast mich angelogen".
„Ich hab nicht gelogen. Ich hab dir nur nicht die Wahrheit gesagt und du hast auch nie danach gefragt", versuchte ich mich rauszureden.
„Ich bin davon ausgegangen. Schließlich wart ihr kurz danach getrennt".
Ich schob meinen Teller etwas von mir weg und seufzte. „Ich wollte ihm nicht weh tun", murmelte ich dann.
Henry schnaubte.
„Hätte ich das gewusst, dann –", begann er und ich unterbrach ihn unwirsch: „Dann was? Was genau hast du denn damit zu tun, Henry?".
„Du hast ihn immerhin mit mir betrogen. Ich glaube, ich habe da schon etwas mit zu tun", zischte er und ich schluckte.
Betrogen. Das klang so hart. Aber es war dennoch wahr. Ich hatte Frieder betrogen und nie den Anstand besessen, es ihm zu erzählen.
„Wir haben uns doch ohnehin getrennt. Warum hätte ich ihm denn noch doppelt weh tun und ihm das Fremdgehen beichten sollen? Und dann auch noch Fremdgehen mit dir, du warst eh immer ein rotes Tuch für ihn". Verdammt – fühlte ich mich beschissen.
Henry sagte erstmal nichts. Er atmete tief ein und aus. Dann erklärte er: „Es wäre richtig gewesen dafür gerade zu stehen und ich ärgere mich, dass ich es nie gemacht habe".
Ich zuckte mal wieder mit den Schultern.
„Nach gestern wird es ihm wohl klar sein", murmelte ich.
„Warum hast du nie mehr mit mir darüber gesprochen?", fragte er dann und ich schloss die Augen.
Weil mein Herz gebrochen war. Aber nicht wegen meines Freundes, sondern wegen Henry.
„Ich war verletzt", sagte ich und überlegte, ob ich ihm wirklich sagen sollte, was mein Problem gewesen ist. „Ich fühlte mich scheiße wegen Frieder, ist klar. Aber ich fühlte mich noch beschissener, wegen etwas, was du gesagt und getan hast".
Henry zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Was?".
Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. „Du hast zu mir gesagt, dass es nichts bedeutet hat und direkt mit einer anderen geschlafen die Nacht darauf. Das hat mich so verletzt und da hab ich gemerkt, dass ich mit Frieder Schluss machen muss. Wenn du mir mein Herz brechen kannst, dann gehörte es wohl kaum ihm. Das hat es nie".
Henry sah mich stumm an. Er schien ehrlich überrascht.
„Scheiße", sagte er dann und ich lachte kurz auf.
„Hier, das ist alles egal. Bei der Sache mit Frieder hab ich Schieße gebaut, das weiß ich und du bist zurecht sauer auf mich. Ich hatte Schiss und wollte mich meinem eigenen Fehler nicht stellen, das war schwach und ich werde ihn anrufen und das mit gestern Abend richtigstellen", erklärte ich dann sachlich.
„Nein, Skara. Das ist nicht egal". Er griff über den Tisch nach meiner Hand und nahm sie in seine.
„Tut mir leid, dass ich ein Arsch war".
Ich winkte ab.
„Ich war der viel größere Arsch", entgegnete ich und stand auf, um um den Tisch herum zu gehen.
Ich setzte mich auf seinen Schoß und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Hey", sagte er sanft, als ich mich von lösen wollte und vertiefte den Kuss.
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Trifolium
General FictionSkara sucht Abwechselung und findet Jelto. Die beiden verbringen einen gemeinsamen Sommer. Doch auch dieser Sommer endet irgendwann und mit ihm die gemeinsame Zeit. Schnell stellt Skara fest, dass sie eigentlich viel mehr braucht als einen Flirt, u...