50. Kapitel

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Zitat:

Embrace the glorious mess that you are.

~ Elizabeth Gilbert

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- Jess' POV -

Ich konnte nicht fassen, dass meine Mom zugestimmt hatte, mich für ein paar Tage nach Portland fahren zu lassen. Immerhin hatte die Schule gerade erst wieder begonnen und das würde mit Sicherheit keinen guten Eindruck bei meinen Mitschülern als auch dem Lehrpersonal hinterlassen.

Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche, als meine Mutter den Raum verlassen hatte, um Laura anzurufen. Sie hob schon nach dem zweiten Klingeln ab und begrüßte mich. „Hey, was hältst du davon, wenn ich dich mal besuchen komme?", fragte ich sie glücklich.

„Hört sich super an! Wann genau magst du kommen?"

„Ehm... Wie wäre es mit morgen? Ich weiß, dass ist sehr kurzfristig. Bis Sonntag könnte ich dann bei dir bleiben. Was hältst du davon?", meinte ich verlegen. Es war viel von ihr verlangt, denn Laura musste genauso wie ich noch zur High-School gehen.

„Morgen habe ich noch einen Test, aber ab 15:00 Uhr sollte ich Zuhause sein und ab da an könntest du kommen. Der Lehrer, bei dem ich den Test habe, ist Mr. Cohen. An den kannst du dich sicher noch erinnern. Dieser Idiot hat ihn schon letztes Jahr für die erste Schulwoche angekündigt", antwortete sie und ich konnte mir praktisch vorstellen wie sich ihre Augen rollte. Natürlich konnte ich mich an Mr. Cohen erinnern. Ich wusste noch allzu genau, wie er uns damals den Test angedroht hat und jeder sofort still wurde und Angst und Bange hatte. Auch ich, schließlich wusste ich damals noch nicht, was sich alles in der Zwischenzeit ereignen würde und dass ich nicht mehr auf meine alte Schule gehen würde.

„Danke, danke, danke! Und das mit dem Test bekommst du hin! Zeig es dem alten Cohen!", sagte ich ermutigend. „Ich bin also morgen um etwa 15:00 Uhr bei dir, okay?", fragte ich sie nochmal, um sicher zu gehen, dass das auch wirklich in Ordnung war.

„Klar, das passt so."

„Dann noch mal vielen Dank und bis morgen", meinte ich, bevor ich den Anruf beendete und mich wieder auf mein Bett legte.

Es würde sicher schön sein Portland wieder zu sehen und Laura zu besuchen. Ich vermisste sie, schließlich war sie jahrelang meine beste Freundin gewesen und hatte mich Tag für Tag unterstützt. Natürlich würden so auch wieder alte Gefühle - wie Trauer - aufkommen, doch das musste ich wohl oder übel in Kauf nehmen. Vielleicht würden wir ja auch das Grab meines Vaters besuchen können. Das wäre das erste Mal seitdem er für immer eingeschlafen ist.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, packte ich in Windeseile eine Reisetasche mit den wichtigsten Dingen für meinen Aufenthalt in Portland zusammen. Als das erledigt war, ging ich gemütlich in die Küche, um ein wenig zu frühstücken. Ich schlang mein Müsli genüsslich hinunter, als meine Mom sich entschloss mir Gesellschaft zu leisten. Sie erzählte mir, dass sie gestern mit Scott aus war und die beiden zu viel getrunken hatten. Und weil sich beide nicht dazu in der Lage sahen, sich hinter das Steuer zu setzen, hatten sie sich ein Hotelzimmer genommen. Bei dem Gedanken daran wie die beiden wohl ausgesehen haben, als sie sich taumelnd den Weg zum Hotelzimmer gebahnt haben, musste ich schmunzeln.

„Ich muss leider gleich los, aber ich wünsche dir eine schöne Zeit bei Laura. Und komm ja wie ausgemacht am Sonntag wieder zurück, verstanden?"

„Ja", murmelte ich als Antwort und löste mich wieder von ihr. „Danke nochmal. Ist Scott noch da? Ich würde mich gerne von ihm verabschieden."

„Der ist schon arbeiten gefahren und Matt ist auch bereits am Weg zur Schule", entgegnete sie und lächelte mich liebevoll an. „Und du möchtest wirklich nicht über den Grund reden, warum du so plötzlich Abstand von hier brauchst?"

New Stepbrother - or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt