Zitat:
I love waving at random people, because for the rest of the day they're trying to figure out who the hell you were.
~ Michael Clifford
- Jess' POV -
Nur wenig später, kamen wir zum Stehen. Das Erste, das ich erkennen konnte, war dass wir uns direkt neben einem Waldstück befanden. Verwirrt sah ich durch das Autofenster nach draußen und dann zu Matt. Wollte er mich etwa umbringen? Und dann meine Leichenteile vergraben? Matt aber lächelte leicht, bevor er ausstieg und mir andeutete, dass ich es ihm gleichmachen solle. Dann holte er seinen Rucksack von der Rückbank und hing ihn sich um. An der frischen Luft angekommen, erschauderte ich wegen der Kälte.
„Ist dir kalt?", fragte Matt mich sofort.
„Es geht schon."
„Sei doch nicht immer so stur", schnaufte er, schlüpfte aus seiner Jacke und reichte sie mir. Ohne zu protestieren zog ich in diese über und merkte sofort wie mir wärmer wurde. Matt sah in seinem dunkelblauen Pullover so kuschelig aus, dass ich mich am liebsten an ihn drücken und umarmen würde.
„Siehst du? Gleich viel besser", murmelte er. „Und jetzt komm."
Wir kamen zu einem unscheinbaren Waldweg, den man von der Straße aus leicht übersehen konnte. Matt und ich gingen dicht nebeneinander, sodass sich immer wieder unsere Hände berührten oder unsere Schultern aneinander streiften. Es war für mich ein ungewöhnliches Gefühl Matt bei mir zu haben, ohne dass wir uns stritten oder gegenseitig auf die Nerven gingen. Leider kam es zu diesen Momenten viel zu selten.
„Wir sind gleich da", versicherte er mir nach ein paar Minuten, als ich unbeabsichtigt vor Langeweile aufschnaufte.
„Okay", erwiderte ich und musterte ihn aus dem Augenwinkel. Matt hatte seinen Blick starr geradeaus gerichtet und schien in Gedanken versunken zu sein. Hin und wieder warf er einen kurzen Blick auf die andere Seite, aber niemals zu mir. Ich merkte gar nicht, dass ich mich nicht mehr auf den üppigen Waldweg konzentrierte und über eine große Wurzel stolperte, bis ich mich in Matts Armen wiederfand.
„Nicht so schnell", murmelte er, während ich mich wieder auf meine Beine stellte.
„Danke", erwiderte ich und versuchte mich wegzudrehen, damit ihm meine geröteten Wangen nicht allzu sehr auffielen.
„Und Jess? Beim nächsten Mal sag einfach, dass du eine Pause einlegen möchtest. Dann kannst du mich in Ruhe bewundern und musst nicht über deine eigenen Beine stolpern", meinte er und setzte seinen Weg mit einem Grinsen auf den Lippen fort. Also hatte er es gemerkt! So ein Idiot.
„Bilde dir bloß nichts ein. Ich habe gedacht, dass du etwas in den Haaren hast. Ein Blatt oder so. Außerdem war dort eine Wurzel und die war an meinem Missgeschick schuld", erwiderte ich und machte ein paar größere Schritte, bis wir wieder gleich auf waren.
Schließlich kamen wir an einer kleinen Lichtung an, in deren Mitte ein See lag. Er war nicht sonderlich groß, doch wunderschön. Seerosen bedeckten große Teile des dunklen Wassers und Schmetterlinge und Libellen flogen und tanzten wild durch die Luft. Ich entdeckte eine alte Hütte auf der anderen Seite des Sees. Matt schien das zu bemerken und erklärte: „Früher hat es dort ein Autokino gegeben. Die Wand des Hauses hat als Leinwand gedient. Seit dem der Besitzer von dem Haus vor ein paar Jahren verstorben ist, hat das leider aufgehört."
Am Rand des Gewässers angekommen, fischte er aus seinem Rucksack eine große Decke und breitete sie auf der Wiese aus. Dann setzte er sich und deutete mir an, dass ich ebenfalls Platz nehmen solle.
„Hast du Hunger?", fragte er nach ein paar schweigsamen Minuten.
„Nein, nein. Schon gut", log ich. Doch das Brummen meines Bauches, nur einen Moment später, bliebt nicht unbemerkt und verriet mich.
„Ach, Jess", meinte er schmunzelnd und fischte verschiedenstes Obst aus seinem Rucksack. Sogar an Getränke hatte er gedacht! „Ich wollte noch Brötchen machen und etwas Süßes besorgen, habe mich aber so beeilen müssen, weil ich rechtzeitig bei deinem Spind sein wollte, damit ich dich abfangen konnte."
„Ist doch kein Problem. Das ist mehr als genug."
Wir aßen schweigend und genossen die Zeit. Als wir fertig waren packte Matt wieder alles in seine Tasche und rückte zu mir. Wir berührten uns nicht, doch nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander. Ein Windhauch ließ mich erschaudern und Matt musterte mich von der Seite aus. Er schien zu überlegen und unsicher zu sein. Doch weswegen? Er war sich doch sonst immer seiner selbst so sicher.
„Ich merke doch, dass dir kalt ist", sagte er mit einem Mal, rutschte zu mir und legte seinen Arm um mich. Und so saßen wir da. Sekunden. Minuten. Und letztendlich Stunden. Wie viel Zeit wir genau in dieser Position verbracht hatten, wusste ich nicht. Doch ich wagte es weder etwas zu sagen, noch mich zu rühren, weil es so schön war und ich den Moment nicht zerstören wollte.
Ich hatte meinen Blick auf den dunklen See gerichtet und versuchte mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Gedanken an vergangene Geschehnisse und das Verhalten von Matt schob ich zur Seite und sah dem Sonnenuntergang zu. Dieser ging erstaunlich langsam vonstatten, doch genauso war es perfekt. Meinen Kopf lehnte ich an Matts Brust und beobachtete so weiterhin den Sonnenuntergang, während ich seinem gleichmäßigen Herzschlag lauschte.
- Matt's POV -
Es war endlich so, wie ich es mir gewunschen hatte: Jess und ich waren alleine und somit ungestört. Keim Jace.
Ich hatte unseren kleinen Ausflug vor ein paar Tagen geplant, hatte aber nicht gedacht, dass ich sie so einfach nach der Schule enführen können wurde.
Die Sonne hing schon immer tiefer am Himmel, während Jess sie beobachtete und dabei auf ihrer Lippe kaute. Sie sah dabei so schön aus. Das rötliche Licht, das auf ihrer Haut schimmerte, und das zerzauste Haar, weil sie sich so an mich geschmiegt hatte.
Doch am verrücktesten machte mich, dass sie auf ihrer Lippe kaute.
Immer noch hatte sie ihren Blick in die Ferne gerichtet, während ich mich näherte. Und dann, als meine Lippen schon fast auf ihre Wange trafen, sah sie zu mir. Jess' Blick war so intensiv, dass ich gar nicht anders reagieren konnte, als ihren Blick zu erwidern.
Ich sah abwechselnd von ihren Augen zu ihrem Mund und wieder nach oben. Inzwischen hatte sie aufgehört auf ihrer Lippen zu kauen und musterte mich intensiv.
Und dann zog ich sie in einer schnellen Bewegung auf meinen Schoß, legte meine Arme um ihre Hüfte und küsste sie.
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A/N: Hallo, meine Lieben! Hat leider ein klein wenig länger als sonst gedauert. Habt einen schönen Tag!
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Question:
Was bzw. wen würdest du auf eine einsame Insel mit dir mitnehmen wollen? Nur 3 Antworten sind möglich !
Melli ♡
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New Stepbrother - or more?
Teen FictionTeil 1 der OM?-Reihe: Jess Collins. 17 Jahre alt und fest davon überzeugt, dass jeder Junge arrogant ist und sich für den besten hält. Sie wohnt seit sie fünf Jahre alt ist zusammen mit ihrem Vater in Portland. Zu ihrer Mutter hat sie keinen Kontakt...