Zitat:
There are memories that time does not erase... Forever does not make forgettable, only bearable.
~ Cassandra Clare
- Jess' POV -
Laura hatte ein wenig später gemeint, dass sie etwas zu essen bestellen würde. Ich hatte mich anfangs gewehrt und gemeint, dass sie nichts für mich mitbestellen solle, doch sie war fest der Meinung gewesen, dass ich später vielleicht ja doch noch Hunger bekommen könnte.
In der Zeit, die wir auf unser Essen warten mussten, hatte ich Mom angerufen. Sie hatte darauf bestanden, dass ich mich melden würde, damit sie sich keine Sorgen machen musste.
Gut eine halbe Stunde später fanden wir uns auf dem Sofa im Wohnzimmer wieder. Laura hatte mich dazu überreden können, dass ich ein paar Bissen aß.
Wir hatten uns während wir aßen einen Film angesehen und waren danach schlafen gegangen. Weil die letzten Stunden für mich so anstrengend gewesen waren, war ich auch erstaunlich schnell im Land der Träume versunken. Doch mein letzter Gedanke galt trotz allem meinem Dad.
***
Am nächsten Morgen wurden Laura und ich mit Frühstück geweckt. Ihre Eltern hatten für uns den Tisch mit allen möglichen Leckereien gedeckt. Wir nahmen also beide Platz und frühstückten zusammen in Ruhe, bis Lauras Mom das Wort ergriff. „Wie wäre es, wenn wir, wenn alle fertiggegessen haben, gleich zu deinem früheren Haus fahren? Dann kannst du nochmal alles durchsehen und entscheiden, ob du noch etwas nach Seattle mitnehmen möchtest."
„Okay, gerne", antwortete ich leise und widmete mich wieder meinem Kakao.
Die Stimmung bei Tisch war merklich angespannt, doch wer konnte uns das verdenken?
„Wie läuft es denn so in Seattle?", fragte Lauras Vater nach. Er war für mich schon immer ein Teil der Familie gewesen und mir deswegen ebenso ans Herz gewachsen, wie Lauras Mutter.
„Ganz gut." Bis auf, dass Matt, mein fast-Stiefbruder, es auf mich abgesehen hat und Steph, seine Freundin, oder Ex-Freundin oder was auch immer sie ist... mich hasste und mir am liebsten die Augen auskratzten würde - lief es okay. Achja, und Ethan gäbe es da auch noch.
„Das freut mich."
Als alle fertig waren, machten wir uns auf den Weg und gingen zu meinem früheren Wohnort. Die Strecke konnte in wenigen Minuten zu Fuß zurückgelegt werden. Bei der Auffahrt angekommen, merkte ich wie sich meine ganzen Muskeln anspannten.
„Laura und ich warten in der Küche auf dich. Du kannst dich so nochmal in Ruhe umsehen, gut?", fragte mich Mrs. Higgins, als sie nach mir eintrat.
„Okay. Danke", entgegnete ich und machte mich sofort auf den Weg in den oberen Stock.
Ich war froh, dass mir Laura und ihre Mutter Zeit für mich gaben. Denn während ich so durch das Haus schlich, um zu meinem Zimmer zu gelangen, erschienen die vielen Erinnerungen die ich mit meinem Vater teilte und die hier stattgefunden hatten.
Als ich bei meiner Zimmertür ankam, öffnete ich diese zögerlich und betrat den Raum. Ich stellte mich in die Mitte und sah mich um. Alles schien unverändert, bis auf dass meine Kleidung fehlte und es ordentlicher, als bei meinem letzten Aufenthalt hier, war. Aber das lag wohl daran, dass Lauras Mutter ein wenig aufgeräumt hatte, weil sie das Haus immerhin potenziellen Kunden präsentieren musste.
Ich trat langsam zu meiner Fotowand und begann die Bilder von ihr zu nehmen. Die meisten waren von Laura und mir. Doch ein paar auch von meinem Vater und mir. Als ich bei dem Foto ankam, das Dad und mich bei meinen ersten Schwimmversuchen abbildete, merkte ich deutlich wie sich der Druck auf meinem Brustkorb erhöhte. Das Bild wurde vor 12 Jahren aufgenommen, doch trotzdem konnte ich mich an diesen Tag noch erinnern, als wäre er gestern gewesen. Ich weiß noch, dass ich anfangs riesige Angst hatte, doch mit meinem Vater an meiner Seite, hatte ich es bis zum Ende des Tages geschafft. Natürlich war ich noch nicht die beste Schwimmerin, doch ich hatte das Schwierigste hinter mir und die Angst überwunden.
Nachdem ich die Bilder von der Wand genommen und auf einen Stoß gelegt hatte, widmete ich mich meinem Bücherregal. Ich hatte nicht Unmengen an Büchern - dafür aber gute, die ich schon einige Male gelesen hatte. Zuletzt schnappte ich mir noch mein Stofftier, dass mir Dad zu meinem 6. Geburtstag geschenkt hatte und verließ mein Zimmer. Die Dinge, die ich mitnehmen wollte, hatte ich fest an meine Brust gedrückt, während ich nach unten ging. Ich legte alles in der Küche ab und schlenderte dann wieder die Stufen nach oben. Nochmal ging ich alle Räume durch und musste feststellen, dass ich nichts mehr entdeckte, was ich unbedingt mitnehmen wollte. Vielleicht hatte ich keine weiteren Gegenstände mehr gefunden, weil mir mein Onkel Alex damals das wichtigste vorbeigebracht hatte. Vielleicht aber auch, weil ich es nicht übers Herz brachte mir alles noch einen Moment länger anzusehen. Deswegen beschloss ich wieder in das Erdgeschoss zu gehen.
Im Wohnzimmer angekommen, ging ich schnurstracks zu dem Glaskasten mit den Fotoalben. Mein Vater hatte immer gemeint, dass man jedes noch so kleine Ereignis festhalten müsse, und deswegen immer alles mit Bildern und Texten in den Alben dokumentiert. Damals fand ich das albern und teilweise auch nervig, doch nun verstand ich warum er das gemacht hatte. Bei allen möglichen Schulveranstaltungen hatte er stets darauf geachtet, dass er in der ersten Reihe war, um alles genau festhalten zu können.
Wir Menschen neigten dazu Dinge zu vergessen. Oder sie vergessen zu wollen. Doch die schönen Momente im Leben sollten wir in irgendeiner Form aufbewahren - auch wenn es nur Fotos waren. Doch so konnten wir uns an den guten Momenten in schlechten Zeiten festhalten.
Schließlich ging ich wieder in die Küche und legte die Alben am Tisch ab, während ich neben Laura und ihrer Mom Platz nahm. Ich merkte, dass die beiden es nicht wagten ein Wort zu sprechen, weswegen ich die Initiative ergriff. „Ich denke wir könne los."
Die beiden nickten und standen zögerlich auf. Laura schloss mich in eine Umarmung und wisperte gegen meine Schulter: „Er hat dich geliebt. So sehr."
Ich nickte und wand mich aus ihrem Griff, um ein paar Dinge von Tisch zu nehmen, während sich Laura um den Rest kümmerte und ihn für mich zum Auto brachte. Auf dem Zurückweg schwiegen wir die meiste Zeit. Doch das war auch gut so. Es war schwer für mich mein früheres Zuhause zurückzulassen.
„Ich muss dann um 17:00 Uhr wieder zurück, weil die Familie, die großes Interesse am Haus hat, sich ein letztes Mal mit mir trifft. Vielleicht wird der Vertrag schon sehr bald von ihnen unterzeichnet werden."
„Kann ich mitkommen?" Ich wollte die Leute sehen. Ich wollte wissen, ob sie es würdig waren in das Haus, an dem mir so viel lag, zu ziehen. Ich durfte selbstverständlich nicht wählerisch bei den Käufern sein, doch ich wollte mir auch selbst ein Bild von ihnen machen.
„Natürlich kannst du das, Jess."
---
A/N: Ich hab beim Schreiben dieses Kapitels fast geweint. Es ist mir so schwer gefallen.
Question: Welche Serien seht ihr gerne bzw. habt ihr euch schon fertig angesehen?
Ich mag Vikings, Game of Thrones, Riverdale, The Walking Dead, Stranger Things, American Horror Story, 13 reasons why , Supernatural, Teen Wolf und The Leftovers (in keiner Reihenfolge angeordnet).
Melli
DU LIEST GERADE
New Stepbrother - or more?
Teen FictionTeil 1 der OM?-Reihe: Jess Collins. 17 Jahre alt und fest davon überzeugt, dass jeder Junge arrogant ist und sich für den besten hält. Sie wohnt seit sie fünf Jahre alt ist zusammen mit ihrem Vater in Portland. Zu ihrer Mutter hat sie keinen Kontakt...