4. Kapitel

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- Jess' POV -

Noch geschockter als einen Moment zuvor betrat ich wieder das Gästezimmer. Laura schlief noch immer tief und fest und ich beschloss somit ihr das Vorgefallene erst später zu erzählen. Sie hasste es nämlich, wenn man ihr ihren kostbaren Schlaf raubte und war dann immer unausstehlich.

Leise schlich ich zum Bett, legte mich hin und zog die Decke über mich. Vorsichtig kuschelte ich mich an Laura und versuchte mein noch immer wild schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Und schon schwirrten die ersten wirren Gedanken durch meinen Kopf.

War Matt immer so? Wie sollte ich mit ihm zurecht kommen, wenn wir doch komplett verschieden waren?

Er, der eingebildete Typ, der denkt er bekommt alle rum.

Ich, das eher schüchterne Mädchen, das aber ab und zu auch seine Meinung sagen kann, aber sonst so wenig wie möglich auffallen wollte.

*****

Am nächsten Morgen wachte ich mit leichten Kopfschmerzen auf - kein Wunder, nachdem was gestern alles geschehen war.

Ich drehte mich zu Laura um, die mich verschlafen ansah. „Wie geht's dir so? Und hast du gut geschlafen?", fragte sie mich augenblicklich und sah mich mit ernster Miene an.

„Naja... es geht so. Ich habe schon mal mit Matt Bekanntschaft gemacht", gestand ich und wollte es so beiläufig, wie möglich klingen lassen. Doch das schien sie mir keineswegs abzukaufen.

„Wirklich? Wann?", fragte sie und sah mich verblüfft an.

Schnell erzählte ich ihr von meinem Zusammentreffen mit Matt, ohne auch nur eine kurze Pause zu machen.

„So ein Idiot! Was bildet der sich ein?", entgegnete Laura, als ich fertig berichtet hatte was in der vorigen Nacht vorgefallen war.

„Das hab ich mir auch schon gedacht. Dieser, dieser Matt... macht das Ganze für mich nur noch viel schwieriger, als es sowieso schon ist! Womit habe ich das verdient?"

Laura schaute mich nur wütend und dann traurig an, bevor sie mich in eine feste Umarmung zog.

„Vielleicht ist Matt gar nicht so. Du bist ihm denk ich einfach zum falschen Zeitpunkt begegnet."

Ich nickte nur leicht, aber so recht glaubte ich das ehrlich gesagt nicht.

*****

Nur ein wenig später, als Laura und ich uns fertiggemacht hatten, vernahmen wir ein Klopfen an unserer Zimmertür.

„Ja, bitte", sagte ich und schon stürmte Ella in den Raum.

„Na, ihr beiden! Gut geschlafen?", fragte sie uns mit einem strahlenden Lächeln. Wie konnte man um so eine Zeit schon fröhlich sein?

„Morgen. Ja, haben wir", antwortete Laura für uns beide.

Meine Mutter gab uns noch schnell Bescheid, dass wir in zehn Minuten runter kommen können, um etwas zu frühstücken und verließ anschließend den Raum.

Um die besagte Zeit gingen wir die Stufen nach unten, um in die Küche zu gelangen. Dort fanden wir auch schon Scott und meine Mutter am Esstisch vor.

Beide hatten bereits begonnen ein Wenig zu essen und als sie uns bemerkten, sahen sie auf und lächelten uns leicht an.


Scott war mir eigentlich vom ersten Augenblick an schon sympathisch gewesen, was mich wunderte, wenn man bedachte, dass er mit meiner Mutter liiert war. Doch er schien eher der ruhigere Typ zu sein und da ich das auch war, konnte ich mich mit ihm identifizieren. Schnell nahmen wir beide Platz, als Ella uns darauf hinwies, dass Matt gleichkommen würde und wir ebenfalls schon mal zu essen anfangen konnten. Sie hatte auch gemeint, dass Matt sich sicher freuen würde, ein neues Familienmitglied zu bekommen. Ich beschloss ihr nicht zu erzählen, dass das letzte Nacht ganz und gar nicht so ausgesehen hatte und aß still weiter.

Und siehe da: Nur kurz darauf kam Matt durch die Tür spaziert und setzte sich ohne ein Wort zu sagen neben seinen Vater an den Tisch. Wo blieb das Mädchen von gestern Abend, oder wohl eher heute in der Früh? Doch schnell löschte ich diese Frage aus meinem Kopf. Das ging mich gar nichts an.

Es schien so als hätten Vater und Sohn sich bereits über mich unterhalten, denn mit einem Mal meinte Scott: „Morgen schon was vor?"

„Nein, noch nicht", erwiderte dieser gelangweilt und richtete sich nun auch ein Brötchen her, um etwas zu frühstücken.

„Das ist ja toll! Dein Vater und ich hatten uns nämlich gedacht, dass du Jess und ihrer Freundin ein wenig von Seattle zeigen könntest!", begann nun Ella zu erklären.

Ja, das wäre echt toll.

Doch weder Matt, noch ich konnten etwas darauf sagen, als Laura mich antippte und dann sagte: „Ehm... ich muss leider kurz unterbrechen. Meine Mom hat mir vorhin eine Nachricht geschrieben, dass ich so schnell wie möglich nach Hause kommen soll. Es gibt irgendeinen Notfall und ich muss auf meine kleine Schwester aufpassen."

Sie warf mir einen aufmunternden Blick zu, bevor sie noch hinzufügte: „Es tut mir leid, du schaffst das schon. Heute am Abend melde ich mich."

Schnell richtete sie sich an Ella und Scott und bedankte sich noch, bevor sie mich umarmte, ihre Sachen zusammenpackte und dann auch schon durch die Eingangstür verschwand.

„Dann sind es wohl nur noch du und Matt", gab nun Scott von sich. Gut erkannt, Schlaukopf.

„Aber... aber wir kennen uns doch gar nicht! Und dann soll ich mit ihm durch eine fremde Stadt fahren?", gab ich geschockt von mir, als ich endlich wieder meine Stimme gefunden hatte.

„Gerade deswegen solltet ihr das machen! Das ihr euch besser kennenlernt! Und außerdem bin ich mir sicher, dass das meinem Sohn nichts ausmacht", erwiderte Scott und legte seine Hand auf Matts Schulter ab.

Ich mochte Scott, aber in diesem Moment hätte ich ihn eigenhändig umbringen können.

„Aber Dad! Mir macht das Ganze sehr wohl was aus! Was ist wenn uns wer zusammen sieht?", warf nun Matt ein.

Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein?! Er hat kein Recht so über mich zu reden!

„Das will ich erst gar nicht hören! Du machst das und fertig!", erwiderte nun Scott und nahm die Hand von der Schulter seines Sohnes. Auch er schien aufgrund von Matts Verhalten zornig zu werden.

Ich warf meiner Mutter einen hilfesuchenden Blick zu, doch diese schien meine Geste entweder gekonnt zu ignorieren oder es wirklich nicht zu merken.

Morgen wird sicher ein wunderschöner Tag werden..

Morgen wird sicher ein wunderschöner Tag werden

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