- Matt's POV -
Als ich vorhin, von meinem Zimmer aus, aus dem Fenster gesehen hatte und Jace und Jess erkennen konnte, kam eine unglaubliche Wut in mir auf. Wie konnte Jess einfach so etwas mit einem von meinen besten Freunden anfangen? Und warum ließ Jace das zu, wenn er doch von der Wette wusste? Und viel wichtiger: Wieso hatte er mich angelogen, als wir telefoniert hatten?
Sofort war ich nach unten gestürmt, um die Beiden zur Rede zu stellen. Und als sie sich weiterhin nur dumm gestellt hatten, bin ich einfach weitergegangen. Gut so! Sollten sie sich Vorwürfe machen! Denn auf eine gewisse Weise fühlte ich mich hintergangen.
Jetzt saß ich in meinem Auto und fuhr stadtauswärts. Nur gut eine Stunde von hier entfernt, hatten früher Dad und ich gelebt. Noch ohne Ella - die zwar nett ist, aber manchmal mit ihrer überführsorglichen Art nervt - und ohne Probleme. Und vor allem: Ohne Jess.
Wie wäre mein Leben wohl gewesen, wenn Ella und Dad sich nie kennengelernt hätten? Wahrscheinlich wäre ich Jess nie begegnet und hätte mir somit einiges ersparrt. Doch jetzt, im Nachhinein, war ich mir gar nicht mehr so sicher ob ich das wollte.
Ich war gerade bei dem Haus, in dem Dad und ich früher gelebt hatten, angekommen und hatte mein Auto geparkt. Einen kurzen Blick warf ich auf das Haus, setzte dann aber meinen Weg Richtung Wald fort.
In dem Haus lebte inzwischen eine andere Familie und somit hatte ich dort nichts mehr zu suchen. Doch hin und wieder vermisste ich die Gegend. Immerhin hatte ich hier ganz schön lange gelebt. Meine Freunde waren natürlich auch ein Grund gewesen, warum mir dieser Ort fehlte. Zu den meisten hatte ich jedoch keinen Kontakt mehr. Warum? Neue Schule und vor allem die neue Stadt waren ausschlaggebend gewesen.
Beim Waldrand angekommen verließ ich den Gehsteig und suchte den kleinen Kiesweg, der hier schon mein ganzes Leben verborgen lag. Natürlich hatte ich hin und wieder mal Leute gesehen, wenn ich zu meinem Platz gegangen war - doch das kam eher selten vor. Jediglich meine besten Freunde und ich waren schon ein paar Mal hier gewesen - doch meistens bin ich alleine her gekommen.
Nach ein paar Minuten, die ich mich durch das Geäst kämpfen musste, weil der Weg schon recht zugewachsen war, war ich endlich angekommen.
Bei meinem Ziel handelte es sich nur um eine winzige Lichtung in deren Mitte sich eine Bank befand. Nichts besonderes, doch zum Entspannen perfekt geeignet. Als ich auf die Holzbank zugehen wollte, vernahm ich ein Räuspern hinter mir und zuckte leicht vor Schreck zusammen. Blitzschnell drehte ich mich um und sah in das überraschte Gesicht von Nick - meinem damaligen besten Freund. Mit ihm hatte ich auch die Bank hier aufgestellt und diesen Ort entdeckt. Kontakt hatte ich zu ihm seit einiger Zeit keinen mehr gehabt. Am Anfang hatten wir uns jeden Tag geschrieben, doch nach der Zeit ließ das immer mehr nach.
„Matt? Bist du es wirklich?", fragte er ebenso erstaunt, wie ich, und kam auf mich zu. „Du hast dich aber verändert", fügte Nick hinzu und musterte mich. Er hatte Recht. Als ich noch hier gelebt hatte, war ich immer der ruhigere Typ gewesen und wollte möglichst wenig auffallen. Doch in der neuen Schule hatte sich alles geändert - ich hatte beschlossen nicht mehr so im Hintergrund stehen zu wollen. Hatte meinen Style und mein Verhalten geändert und mich einfach mit jedem angelegt.
„Und du dich kein bisschen", brachte ich schließlich heraus, als ich den ersten Schock verdaut hatte.
„Was machst du hier?", fragte er mich nun direkt und setzte seinen Weg zur Bank fort.
Ich nahm zögernd neben ihm Platz und meinte dann: „Das gleiche wie immer. Und du?"
„Auch."
Früher hatten wir uns oft gemeinsam hier getroffen, wenn es einem von uns schlecht ging. Wir hatten uns vieles erzählt und uns aussprechen können. Wie man es mit besten Freunden eben so tat.
Ich konnte Nicks Blick auf mir spüren und hob deswegen meinen Kopf an, um ihn ansehen zu können. Er sah aus, als würde er gerne etwas sagen, doch hätte nicht den Mut dazu, weswegen ich das Wort ergriff. „Sprich ruhig. Egal was es ist."
Er nickte kurz und entgegnete dann: „Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn dich etwas bedrückt. Natürlich ist das, also die ganze Situation gerade, vielleicht ein wenig seltsam, doch möglicherweise hilft es dir."
Dankend nickte ich kurz und entgegnete leise: „Du hast ja Recht", bevor ich von meiner bremslichen Situation zu erzählen begann.
*****
„Oh."
„Ja", meinte ich leicht hin.
Nick starrte mich noch immer mit offenem Mund an und meinte: „Und du willst diese Wette wirklich noch immer durchziehen?"
Fest starrte ich ihm in die Augen und sagte dann: „Nick, versteh das doch. Ethan hat mir schon meine vorige Freundin weggeschnappt. Ich kann ihn doch nicht wieder gewinnen lassen!"
Er sah bedrückt zu Boden und erwiderte: „Ich kann dir das denke ich nicht ausreden. Du musst selbst wissen was das Richtige ist, aber ich würde das nicht machen."
Ich wollte gerade antworten, als sein Handy läutete. Manchmal verfluchte ich diese Dinger, weil sie sich immer im falschen Moment meldeten. „Ja?.. Warum?..Okay, wenn es sein muss." Als er aufgelegt hatte, sah er mich traurig an und meinte dann: „Ich muss los."
„Wie wäre es wenn du mir deine Nummer gibst, deine alte hab ich glaube ich nicht mehr. Und dann melde ich mich bei dir, wenn ich mal wieder in der Gegend bin, okay?"
„Jap, klar."
Wir tauschten also schnell unsere Nummern und verabschiedeten uns. Nick hatte noch gemeint: „Du wirst schon das Richtige tun. Mach nur nichts unüberlegtes", bevor er losgegangen war.
Und somit war ich mal wieder alleine. Es wurde schon langsam dunkel, doch weder Ella noch Dad hatten bemerkt, das ich verschwunden war - sonst hätten sie wohl versucht mich zu erreichen.
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A/N:
Endlich mal wieder ein Update! :)
Melli ♡
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New Stepbrother - or more?
Teen FictionTeil 1 der OM?-Reihe: Jess Collins. 17 Jahre alt und fest davon überzeugt, dass jeder Junge arrogant ist und sich für den besten hält. Sie wohnt seit sie fünf Jahre alt ist zusammen mit ihrem Vater in Portland. Zu ihrer Mutter hat sie keinen Kontakt...