57. Kapitel

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Zitat:

The greatest pleasure in life is doing what people say you cannot do.

~ Walter Bagehot

- Jess' POV -

„Ich denke, das war genug für heute. Ich gehe nachher mit Scott aus. In letzter Zeit ist er sehr gestresst wegen der Arbeit und ich glaube etwas Auszeit würde ihm guttun. Wenn etwas ist, dann kannst du mich jeder Zeit anrufen. Matt ist außerdem auch daheim."

„Okay, Mom", erwiderte ich und drückte sie noch einmal an mich, bevor sie aufstand und mein Zimmer verließ.

„Tschüss, Jess. Bye, Matt!", rief Scott am frühen Abend nach oben.

„Viel Spaß", entgegnete ich und ließ mich auf mein Bett zurückfallen. Was sollte ich nur mit Matt machen? Er verwirrte mich mit seinen Aktionen und der Kuss von heute, machte mein Gefühlschaos kein wenig besser. Dazu kam, das was er mir erzählt hatte, machte mir noch mehr zu schaffen. Seine Mutter muss eine unglaubliche Kraft gehabt haben, um die Zeit vor ihrem Tod durchzustehen. Doch leider ist sie schwach geworden, als sie Matt und Scott verlassen hat. Was aber, wenn man so darüber nachdachte verständlich war. Irgendwann verlässt einen leider die Kraft und auch der stärkste, unbesiegbarste Mensch, wird schwach. Was wohl in ihr vorgegangen sein muss, als dieser Moment bei ihr gekommen ist? Sie hatte einen kleinen Sohn und Scott, die sie liebte. Aber sie wusste, dass sie beide bald nicht mehr sehen können würde.

Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Matt und es bildeten sich neue Fragen in meinem Kopf. Sollte ich zu ihm gehen und noch einmal mit ihm reden? Er hatte es verdient sich mit jemanden über solche Themen zu unterhalten. Bei Freunden wie Ethan konnte ich mir schlecht vorstellen, dass man die Möglichkeit bekam sich auszusprechen.

Ich stand also von meinem Bett auf und ging zu Matts Zimmertür. Dann klopfte ich an, mehrmals, bekam aber keine Antwort. Na toll, was jetzt? Langsam drückte ich die Klinke nach unten und konnte so erstaunt feststellen, dass die Tür nicht verschlossen war.

So leise wie mir nur möglich öffnete ich die Tür und warf einen Blick in den Raum. Im ersten Moment konnte ich nichts erkennen, doch dann gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Mir fiel auf, dass ich noch nie in seinem Zimmer war, es aber genauso war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Wände waren in einem dunklen Blauton gestrichen und der Raum wir mit Holzmöbeln ausgestattet. Es war aufgeräumt und nur ein paar Kleidungsstücke lagen auf dem Schreibtischsessel.

Ich entdeckte, dass Matt am Balkon stand und nach unten sah. Der Mond schien heute besonders hell und so konnte ich mir gut einen Weg durch die Möbel bahnen. Bei der offenen Balkontür abgekommen, bemerkte mich Matt letztendlich. Doch anders als erwartet, schmiss er mich nicht sofort aus dem Raum. Nein, er drehte sich ganz zu mir und sah mich an, ohne etwas zu sagen.

„Tut mir leid, dass ich einfach so reingekommen bin, doch du hast nicht gehört, dass ich angeklopft habe."

Zu meiner Verwunderung war Matt kein bisschen wütend, sondern nickte. „Ist schon okay. Aber warum bist du zu mir gekommen? Was brauchst du?"

„Ich wollte nur reden. Oder besser gesagt, ich wollte dir anbieten, dass wir uns noch etwas über deine Mutter unterhalten können, wenn du das denn willst", erwiderte ich unsicher und lehnte mich neben ihm ans Geländer.

Matt wand seinen Blick von mir ab und sah in die Dunkelheit, die sich über die Häuser erstreckte. „Sie hat Cassandra geheißen."

„Cassandra. Das ist ein schöner Name. Weißt du, ich habe mir Gedanken über sie gemacht. Und ich wollte dir sagen, dass ich finde, dass sie eine starke Frau gewesen ist. Die Schwäche hat sie in dem Moment überkommen, als sie wusste, dass es bald soweit sein würde und sie gehen muss."

„Ich weiß. Sie war sehr stark. Es war schwierig für sie", erwiderte er und schluckte schwer. Und noch etwas... Ich wollte dir das eigentlich schon früher sagen, aber ich glaube jetzt ist ein guter Zeitpunkt. Das mit deinem Vater tut mir leid."

„Danke, Matt."

„Der Grund warum Ella und dein Dad sich getrennt haben, der tut mir auch leid."

Von was redete er da? Er konnte doch unmöglich wissen, warum sie sich getrennt hatten. Oder hatte es Ella ihm mal erzählt?

„Von wo weißt du davon?", fragte ich streng und stellte mich aufrecht hin.

„Naja... Vielleicht habe ich dich und Ella ein wenig belauscht." Ich hasste es, wenn Leute ihre Nase in Dinge steckten, die sie nichts angingen.

„Du hast was?"

„Es tut mir leid, okay? Ich bin leider sehr neugierig", erwiderte er und stellte sich gegenüber von mir ebenfalls aufrecht hin.

„Und ich dachte du hast dich geändert", entgegnete ich leise und wand mich von ihm ab, um in mein Zimmer zurückzugehen.

Doch kurz bevor ich wieder in sein Zimmer schreiten konnte, wurde ich an den Schultern gepackt, umgedreht und sanft gegen die Wand des Balkons gedrückt. Und binnen weniger Sekunden spürte ich wie Matts weiche Lippen auf meinen lagen. Seine Hand fand wie automatisch den Weg zu meiner Wange und strich über meine Haut, während ich meine Augen schloss, um den Kuss voll und ganz zu genießen. Sollte ich mich nicht wehren? Ihn von mir stoßen? In mir spielte sich ein innerer Kampf zwischen meinem Herzen und meinem Kopf ab. Doch mein Herz gewann.

Ich dachte, dass es so weit war und Matt von mir weichen würde, doch er holte nur kurz Luft, um seinen Mund einen Moment später wieder auf meinen zu legen und sich fester an mich zu drücken. Langsam schlangen sich seine Arme um meine Hüfte, während sich mein Herzschlag verschnellerte und sich meine Hände in seinen Haaren vergruben.

„Aber das habe ich doch", hauchte er schwer atmend gegen meine geschwollenen Lippen.

„Beweise es mir", entgegnete ich leise.

„Das werde ich. Du weißt gar nicht was du mit mir anstellst, Jess." Matt stand noch immer eng an mich gedrängt an der Wand und sah auf mich hinab. Seine hellen Augen sahen mich an, als würde er in das tiefste Ende meiner Seele blicken. Als würde er mit einem Mal verstehen, warum ich die war, die ich war.

Meinte Matt das gesagte wirklich ernst? Konnte ich ihm trauen? Diese beiden Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, während mich Matt noch immer aufmerksam musterte. „Weißt du, ich würde gerne noch mehr Zeit in dieser Position verbringen, das ist eine sehr verlockende Idee. Nur bin ich leider verabredet und muss los", meinte er entschuldigend und drückte mir einen letzten flüchtigen Kuss auf meine Lippen, bevor er sich von mir löste und mich alleine auf seinem Balkon zurückließ.

Noch einmal faste ich meine Lippen an. Noch immer von den Geschehnissen geschockt, stand ich in der kalten Nachtluft und war mir so unsicher wie noch nie zuvor über meine eigenen Gefühle.

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Question: Hast du ein Lieblingslied (zurzeit)?

Meines ist im Moment Stitches von Shawn Mendes.

Melli ♡

Melli ♡

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New Stepbrother - or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt