23. Kapitel

98.2K 4.9K 634
                                    

- Matt's POV -

Nach dem ich das Gespräch mit Jace beendet hatte und in meinem Wagen saß, kam mir Jess in den Sinn. Sollte ich sie fragen, ob sie mit will? Vielleicht würden Dad und Ella mich dann nicht weiterhin dazu zwingen netter zu ihr zu sein. Aber wieso sollte ich das auch sein? Immerhin ist sie nervig und unglaublich stur.

Letztendlich endschied ich mich doch dazu, sie zu fragen. So wie ich sie kannte, hatte sie wahrscheinlich sowieso keine Lust mitzukommen.

Ich stieg also aus meinem Auto aus und erschauderte, als mich die kalte Luft umgab. Schnell ging ich in das Haus und schlüpfte aus meinen Schuhen. Oben im ersten Stock angekommen, klopfte ich leise an der Tür von Jess' Zimmer.

Als sie sich jedoch nicht meldete, sagte ich: „Jess? Ich weiß, dass du da bist. Sei jetzt nicht dickköpfig, sondern mach einfach die Tür auf."

- Wieder keine Antwort -

Nochmal klopfte ich an und sagte nun lauter: „Jess! Komm schon."

- Keine Antwort -

So langsam verlor ich die Geduld. Ich konnte mir bildlich vorstellen wie sie in ihrem Bett lag, an die Decke sah und sich weigerte die Tür aufzumachen.

Widerwillig gab ich mich geschlagen und drückte einfach den Knauf nach unten. Zu meiner Überraschung ließ sich die Tür sogar öffnen. Ich schlich leise in das dunkle Zimmer und bemühte mich möglichst nicht gegen etwas zu laufen. Die Jalousien waren noch zu und machten es mir unglaublich schwer etwas erkennen zu können. Ich erblickte jedoch auf dem Bett einen riesiger Berg von Decken, in dem Jess sich verstecken musste.

Langsam setzte ich mich an den Rand der Matratze und sagte: „Jess?"

Mal wieder bekam ich keine Antwort und fügte deswegen schuldbewusst hinzu: „Für immer kannst du mir sowieso nicht aus dem Weg gehen. Hör zu, mir fällt das schwer, aber.. es tut mir leid. Ich hätte dich bei der Party nicht einfach so von Jace wegzerren und gegen deinen Willen nach Hause bringen sollen. Aber du bist schon so sehr neben dir gestanden und warst betrunken... da wollte ich dich nicht alleine dort lassen. Verstehst du?"

Noch immer rührte sie sich nicht, sodass ich immer genervter wurde.

„Verdammt, Jess?! Schau mich wenigstens an!", rief ich, als ich blitzschnell die Decke wegzog.

Sofort viel mein Mund auf und ich starrte geschockt auf das leere Bett. Jess, dieses Miststück. Sie hatte die Decken so hingelegt, dass es aussah als würde sie schlafen und sich dann weggeschlichen! Wenn ich die in die Finger bekomme...

Zaghaft richtete ich mich auf, um mich wieder auf den Weg zu Ethans Party zu machen. Jess' Aktion wird mir sicher nicht den Abend verderben. Und früher oder später wird sie ja sowieso wieder nach Hause kommen; dann kann ich sie zur Rede stellen.

Ich stampfte also die Stufen hinunter, um in das Erdgeschoss zu gelangen. Dann zog ich mir schnell wieder meine Schuhe an und ging zu meinem Auto, stieg ein und machte mich auf den Weg zu Ethan.

Soll Jess einfach bleiben wo sie ist! Meinet wegen für immer!

- Jess' POV -

Als ich aufwachte fand ich mich in einem dunklen Raum in einem fremden Bett wieder. Ich musste wohl eingeschlafen sein.

Verwirrt richtete ich mich auf, ließ mich aber sofort wieder zurückfallen, als sich Schmerzen in meinem Kopf breitmachten. Ich fluchte kurz und legte dann meine Finger an meine Schläfen, um diese zu massieren.

„Wo verdammt noch mal bin ich?", fragte ich mich leise, noch immer mit dem Blick an die Decke gerichtet.

„In meinem Zimmer." Blitzschnell richtete ich mich wieder auf und erkannte die Silhouette eines Jungen, der auf einem Stuhl am anderen Ende des Raumes saß und den Kopf nach unten gerichtet hatte.

„Achja, Jace!", sagte ich und kam mir augenblicklich dumm vor. Wie hatte ich das denn auch vergessen können?! „Warum hast du mich nicht geweckt?", fügte ich verwirrt hinzu und schaltete die kleine Nachttischlampe neben mir ein.

„Du hast so erschöpft ausgesehen und davor die ganze Zeit geweint, da musste ich dich einfach schlafen lassen."

Ein leichtes Lächeln stahl sich über meine Lippen, doch als er endlich seinen Kopf anhob und mich ansah, erstarb dieses sofort. Er sah todmüde aus und musste schon lange nicht mehr geschlafen haben.

„Alles okay? Fühlst du dich nicht gut?", fragte ich leise und stand auf, um zu ihm zu gehen.

Neben ihm angekommen, vernahm ich ein kleines Nicken seinerseits, sonst aber keine Reaktion. „Bin nur müde", murmelte er und senkte seinen Blick wieder.

„Wie spät ist es denn?", wisperte ich und legte sanft meine Hand auf seine Schulter.

Ich merkte wie angespannt er war und fühlte mich augenblicklich schlecht, weil ich seelenruhig geschlafen hatte, während es Jace anscheinend alles andere als gut ging. „Drei Uhr morgens."

Sofort stockte mir der Atem und ich stieß überrascht die Luft aus, bevor ich erwiderte: „Na dann sollte ich mich schleunigst auf den Weg machen."

„Kommt gar nicht in Frage. Um so eine Uhrzeit lasse ich dich nicht alleine heimgehen. Ich nehme die Couch im Wohnzimmer und du mein Bett. Abgemacht?"

„Auf keinem Fall! Du schläfst in deinem Bett!", widersprach ich, doch es schien aussichtslos zu sein.

„Jess, mach doch keine große Sache daraus! Du nimmst mein Bett, ich die Couch. Und wenn dir das nicht passt, dann muss ich eben bei dir im Bett schlafen, aber das willst du glaube ich nicht."

„Und.. und warum?", meinte ich und merkte wie meine Wangen verräterisch zu glühen begannen.

„Wie warum?", erwiderte Jace verwirrt.

„Du kannst doch genauso gut neben mir liegen. Also falls dich das nicht stört natürlich." Vor Verlegenheit ließ ich meinen Kopf sinken und starrte auf den Boden. Warum ich so reagierte? Keine Ahnung. Es war doch ganz normal, dass zwei Freunde neben einander schliefen. Oder vielleicht wollte ich im Moment schlicht und einfach nicht alleine sein.

Ich hörte wie Jace sich räusperte und hob deswegen wieder meinen Blick an. „Okay. Du würdest ja sowieso nicht nachgeben", meinte er nun und stand auf.

„Genau." Ich packte seine Hand wieder und fügte dann noch hinzu: „Und jetzt komm. Du siehst richtig müde aus."

„Das bin ich auch", murmelte Jace, als wir schon im Bett lagen und er die Decke über uns zog. Er hatte genügend Platz zwischen uns gelassen, dass wir uns nicht berührten, was mir sehr gelegen kam - weil wir uns ja immerhin nicht wirklich gut kannten. Zwar verbrachte ich eine ganze Nacht bei ihm, doch Mom und Scott waren frühestens auch erst vor kurzem heim gekommen und Matt war ich egal. Was sollte ich also daheim zu suchen haben? Richtig: Nichts.

Jace hatte sich inzwischen auf seine Seite gedreht, sodass sein Rücken zu mir gerichtet war.

„Gute Nacht, Jess", hörte ich ihn noch murmeln, kurz bevor seine leisen Atemzüge erklangen und er anscheinend eingeschlafen war.

----

A/N:

Dieses Kapitel ist um einiges länger geworden, als meine anderen. :0 Ganz einfach, weil ihr beim Letzten so lieb gevotet und kommentiert habt. :)

Melli

Melli

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
New Stepbrother - or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt