- Matt's POV -
„Das war Ethan", gab ich genervt von mir.
„Und weiter..?" Das ging sie doch gar nichts an! Jess sollte sich lieber aus meinen Angelegenheiten halten. Ja, er war nicht gerade nett zu ihr gewesen, aber trotzdem!
„Er geht mit mir in eine Klasse und ist ein recht guter Freund von mir", erzählte ich ihr schließlich.
„So sah das gerade aber nicht aus." Und das hatte seinen Grund. Immerhin kann er jedes Mädchen haben und das hat er immer ausgenutzt.
Er war auch derjenige, der mir meine erste richtige Freundin weggeschnappt hatte, gewesen. Das war schon lange her, aber es hatte mir damals mein Herz gebrochen. Und seit dem war ich so. Ich wurde wie Ethan: immer eine andere und sich nie jemanden öffnen. Ihm selbst hatte ich auch nicht viel später 'verziehen'; das musste ich ja, denn mit so jemanden, wie Ethan legt man sich nicht freiwillig an.
„Ich rede nicht gerne über ihn. Er hat mir damals meine erste Freundin ausgespannt", erklärte ich leise. „Ein Tipp: Halt dich einfach von ihm fern, dann bekommst du auch keine Probleme."
Sie nickte nur leicht und sah mich immer noch verwirrt an.
„Komm jetzt, lass uns weitergehen", sagte ich zu Jess und setzte mich auch schon in Bewegung.
Als ich bemerkte, dass sie mir noch immer nicht folgte, drehte ich mich zu ihr um und packte ihre Hand.
„Schon gut! Du brauchst mich nicht durch die Gegend zu zerren", schnaufte sie genervt und löste sich aus meinem Griff.
„Dann beeil dich mehr! Und sei doch nicht immer so stur."
Jess sollte sich nicht immer so anstellen. Sie war immer so verdammt stur und sollte lernen auch mal auf mich zu hören.
- Jess' POV -
Ich beschloss fürs Erste nachzugeben und einfach das zu tun was er sagte. Immerhin musste ich es nur noch schnell zu seinem Auto schaffen und dann die kurze Fahrt nach Hause überstehen.
Als wir endlich daheim ankamen, stieg ich schnell aus dem Auto aus und stürmte Richtung Haus. Ob man dieses Haus schon mein Heim nennen konnte, da war ich mir nicht so sicher. Scott war echt nett und Ella bemühte sich mir eine gute Mutter zu sein. Und Matt... tja der war eben Matt. Als ich ins Haus stürmte, hatte er mir nichts nachgerufen, aber warum sollte er auch? Er konnte mich immerhin nicht leiden. Ich war wie er selbst meinte: zu stur, dickköpfig und nicht sein Typ.
Ich ging schnell in mein Zimmer, um meine Tasche zu holen und mir einen Müsliriegel einzupacken. Ich brauchte ein wenig Zeit für mich, um mich von der Hektik der letzten Tage zu erholen. Als ich das erledigt hatte und gerade das Haus verlassen wollte, vernahm ich Scotts Stimme. „Hey Jess, wohin des Weges?"
„Ich geh nur eine kleine Runde spazieren, um etwas frische Luft zu schnappen."
„Okay, komm aber bald zurück. Es wird schon dunkel, also pass auf dich auf."
„Mach ich", antwortete ich knapp und schlenderte durch die Tür. Ich musste nicht lange den Gehsteig entlanggehen, um zu einem winzigen Park zu gelangen. Ich schlenderte langsam den kleinen Weg entlang, bis ich zu einer Bank, die unter zwei Baumkronen stand, kam. Dort setzte ich mich und zog tief die frische Luft ein. Dann stützte ich meinen Kopf auf meine Hände, um meinen Blick zu senken, ab und schloss meine Augen. Irgendwann würde alles wieder gut werden. Das wünschte ich mir jedenfalls und versuchte ich mir immer wieder zu sagen, damit ich optimistischer denken konnte.
Nach gefühlten Stunden gab die Bank ein wenig nach und ich merkte, dass jemand neben mir Platz nahem. Ich hatte meinen Blick immer noch gesenkt und wagte es nicht etwas daran zu ändern. Mir entfuhr ein Seufzer und ich hörte mich wahrscheinlich so an, als würde ich weinen, aber das war mir im Moment mehr als egal.
„Kann ich dir weiterhelfen?" Ich zuckte leicht zusammen, auch wenn ich wusste, dass die Stimme von der Person neben mir kam.
Ich antwortete: „Nein, aber danke", ließ meinen Blick aber weiterhin nach unten gerichtet. Nach weiteren zehn Minuten, die ich damit verbrachte stumm dazusitzen und meine Tränen zurückzuhalten, drehte ich mich zur Seite, um die Person neben mir anzusehen. Es handelte sich um ein Mädchen und es sah im gleichen Moment zu mir auf, als ich sagte: „Ich geh dann mal. Bye und danke nochmal wegen vorhin." Mir war inzwischen kalt geworden und Trübsal blasen und in Selbstmitleid zu versinken half leider auch nicht weiter.
„Hey warte!", erwiderte es schnell, als ich schon aufgestanden war, um loszugehen. „Ich begleite dich ein wenig. Vielleicht entscheidest du dich ja noch um und möchtest doch noch mit jemanden reden." Das Mädchen war etwa so alt wie ich. Es hatte braune, schulterlange Haare, die auf ihren Schultern ruhten und sie wie einen kleinen Engel aussehen ließen.
Ich nickte leicht und murmelte: „Danke, aber das musst du nicht machen."
„Ich will aber, das mache ich gerne."
Wir gingen den Gehweg entlang und sprachen die ersten Minuten rein gar nichts. Als mir die Stille aber zu unangenehm wurde, unterbrach ich diese: „Ich bin Jess. Und du?"
„Cori. Schön dich kennenzulernen", sagte sie und streckte mir ihre Hand entgegen.
Ich erwiderte ihr schüchternes Lächeln, schüttelte ihre Hand und sagte: „Finde ich auch." Wir hatten mein Haus erreicht, als ich mich zu Cori drehte und meinte: „Hier wohne ich, dann danke fürs nach Hause begleiten."
„Gerne. Und so ein Zufall. Ich wohne nur drei Häuser weiter!", meinte sie strahlend.
Ich lächelte leicht und erwiderte: „Wow, dass nenn ich Glück gehabt."
„Oh ja! Ich könnte dir ja meine Nummer geben und dann treffen wir uns mal. Nur wenn du Lust hast natürlich."
„Ja! Auf jeden Fall", antwortete ich Cori und fischte mein Handy aus meiner Tasche. Vielleicht hatte sich der Spaziergang letztendlich ausgezahlt und ich hatte meine erste Freundin in der neuen Stadt für mich gewonnen. Sie schien ein nettes Mädchen zu sein und besuchte mit etwas Glück sogar die gleiche Schule, auf die auch ich bald gehen würde. Denn wenn die Schule wiederbeginnt, dann konnte ich jede Unterstützung gut gebrauchen.
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New Stepbrother - or more?
Teen FictionTeil 1 der OM?-Reihe: Jess Collins. 17 Jahre alt und fest davon überzeugt, dass jeder Junge arrogant ist und sich für den besten hält. Sie wohnt seit sie fünf Jahre alt ist zusammen mit ihrem Vater in Portland. Zu ihrer Mutter hat sie keinen Kontakt...