5. Kapitel

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- Jess' POV -

Den restlichen Tag verbrachte ich mehr oder weniger nur damit, mit meiner Mutter meine wenigen Sachen in die Schränke des Gästezimmers einzuräumen. Laura hatte gestern noch meinen Koffer zusammen mit mir in das Innere des Hauses getragen. Ella hatte mir angeboten, dass das Gästezimmer ab sofort mein Zimmer sein könnte und damit konnte ich mich mehr als glücklich schätzen. Das einzige Schlechte daran war, dass sich Matts Zimmer genau gegenüber befand, aber damit würde ich mich schon noch abfinden können - musste ich ja schließlich.

Später am Abend sah ich mir noch mit Ella und Scott einen Film an. Wo Matt steckte, wusste ich nicht, aber es interessierte mich auch nicht wirklich - versuchte ich mir jedenfalls einzureden. Als ich kaum noch meine Augen offenhalten konnte, wünschte ich ihnen eine gute Nacht und ging in mein neues Zimmer um mich schlafen zu legen. Doch noch bevor ich mich in mein Bett kuschelte, legte ich Dads Shirt neben mir in das Bett und das Foto von Mom, Dad und mir auf das Nachtkästchen.

*****

Der nächste Morgen verlief ganz gemütlich für mich. Ich konnte ausschlafen, schlenderte dann in die Küche, um zu frühstücken und unterhielt mich nebenbei mit Scott und meiner Mutter.

„Bist du schon aufgeregt mehr von Seattle zu sehen?", fragte Scott mich.

Ich jedoch murmelte nur ein „Ja", denn ich hatte keine Lust mit jemanden wie Matt durch eine fremde Stadt zu laufen. Vielleicht ließ er mich alleine und verschwand, weil er mich so wenig leiden konnte. Oder er versuchte einen Weg zu finden, um mich so schnell, wie ich gekommen war, auch wieder loszuwerden.

„Ich werde noch mit Matt reden und ihm sagen, dass er sich gut um dich kümmern soll. Du brauchst dir keine allzu großen Sorgen zu machen", versicherte mir Scott nochmal, bevor er vom Küchentisch aufstand und sein Geschirr zur Abwasch brachte.

„Ist 15:00 Uhr bei dir für die kleine Stadtbesichtigung okay?", fragte mich nun meine Mutter.

„Mhm... Ja", murmelte ich nach kurzem Überlegen und hoffte verbergen zu können, dass das alles ganz und gar nicht für mich in Ordnung ging.

„Gut, Matt weiß schon Bescheid. Seattle wird dir ganz sicher gefallen!" Meine Mutter hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht und ich konnte ihr gar nicht mehr böse sein. Nicht nur deswegen, weil sie nicht bemerkte, dass ich gar keine Stadtbesichtigung mit Matt machen wollte, sondern auch, weil sie sich die ganze Zeit über nicht gemeldet hatte. Vielleicht hatte Dad ja wirklich die Briefe, die sie mir immer zugeschickt hatte, einfach verschwinden lassen. Doch warum hatte sie es nicht auf anderen Wegen versucht? Oder Lea, meine Tante, kontaktiert?

„Danke, Mom", murmelte ich.

„Warte, sag das nochmal!", meinte sie sofort laut und riss die Augen auf.

„Was? Warum?" Verwirrt starrte ich sie an. War sie nun komplett durchgedreht?

„Einfach so, bitte tu es einfach."

„Okay?", meinte ich unsicher und gab nach: „Danke, Mom."

Sie sah mich überglücklich an und ich konnte im ersten Moment gar nicht verstehen warum sie sich so freute. Doch dann begriff ich es. Ich hatte sie zum ersten Mal Mom genannt und nicht wie sonst immer Ella. Sie sprang in Windeseile vom Sessel auf und umarmte mich.

„Du... du hast mir so gefehlt. All die Jahre über", sagte sie und ließ mich noch immer nicht los. Ich bemühte mich den Zwang sie von mir wegzudrücken zu unterlassen und stand stocksteif da.

„Eines verstehe ich noch immer nicht. Warum hast du immer nur Briefe geschrieben und bist nicht einfach zu mir nach Portland gekommen?", fragte ich. Denn das wäre der viel einfachere Weg gewesen, um mich wiederzusehen.

Sie sah mich an und ich konnte erkennen, dass ich etwas Falsches gesagt haben musste, denn ihre glückliche Miene war von der einen auf die andere Sekunde verschwunden und jetzt sah sie mich blass an.

„Das hat seinen Grund. Den werde ich dir aber erst ein anderes Mal erzählen", antwortete sie schnell und noch bevor ich etwas erwidern konnte, stand sie auf und verließ den Raum.

Ich lag gerade auf meinem neuen Bett und hatte wie so oft meine Nase tief in ein Buch gesteckt, als ich einen Blick auf mein Handy warf. Es war kurz vor 15:00 Uhr, also würden Matt und ich uns bald auf den Weg machen. Ich zog mich um, machte meine Haare und verbrachte die letzten Minuten vor seinem Eintreffen erneut damit zu lesen. Dann – nur kurz darauf – vernahm ich ein Klopfen an meiner Zimmertür und dann Matts Stimme.

„Kommst du? Ich warte in meinem Auto", sagte er laut genug, sodass es auch auf der anderen Seite der Tür noch gut verständlich war. Ich antwortete ein knappes „ja", schnappte mir meine Jacke und lief nach unten. Als ich bei Matts Auto ankam, stieg ich schnell ein und fragte mich was wir wohl genau machen würden. Doch noch bevor ich mich an ihn wenden konnte, ergriff er das Wort.

„Also... was willst du machen? Was von Seattle möchtest du sehen?"

„Ehm", murmelte ich und grübelte kurz. Immerhin kannte ich mich kein bisschen mit Seattle aus. Also strengte ich mich kurz an und versuchte mich an das Referat zu erinnern, das ich in der 3. Klasse über diese Stadt gehört hatte. „Wie wäre es, wenn wir uns die Space Needle ansehen und dann in den Lake Union Park eine Runde spazieren würden?", gab ich unsicher von mir.

„Von mir aus", erwiderte Matt knapp und seufzte genervt auf. Was verdammt nochmal war sein Problem? Immerhin hatte ich mir die jetzige Situation nicht ausgesucht. Eines war jedoch klar: An seiner Nettigkeit musste er noch echt arbeiten.

Und schon startete er den Motor und wir fuhren los. Während der gesamten Fahrt, die zum Glück nicht so lange dauerte, hatten wir nicht ein Wort mit einander gewechselt. Woran das lag? Ich selbst sah die meiste Zeit stumm aus dem Fenster und ein passendes Gesprächsthema fiel mir auch nicht ein. Und Matt, der war einfach Matt und würdigte mich keinen Blickes.

„Kommst du jetzt endlich?", riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken.

„Jaja", erwiderte ich schnell und stieg aus dem Auto aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir bereits zum Stehen gekommen waren.

Als wir ganz oben, bei dem höchsten zugängigen Teil der Space Needle, angekommen waren, konnte ich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen. Die Aussicht über die Stadt war einfach atemberaubend.

„Schön oder? Und jetzt komm, weiter geht's zu dem Lake Union Park."

Ich hatte keine Lust jetzt eine Diskussion mit Matt zu beginnen, weil er mir nicht genug Zeit gelassen hatte den Ausblick lang genug zu genießen, weswegen ich nur nickte. Noch einen kurzen Blick warf ich über die anderen riesigen Gebäude über meine Schulter hinweg, bis ich ihm wortlos folgte.

Doch da wusste ich noch nicht, dass nur wenig später im 'Lake Union Park' etwas schlimmes passieren würde.

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A/N:

Meinungen? :D

Melli ♡

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