Thumb War
Ande EstrellaRomeo
„Und was machst du jetzt?", fragte Silas und beugte sich neugierig über meine Schulter. Das Surren der Maschine füllte den Keller, während ich kurz zu dem Knirps sah. „Jetzt kommen die Schuppen dran." Er nickte verstehend, bevor ich weiter dazu überging den Drachen in Lees Haut zu stechen.
Es war bis jetzt das größte Tattoo, das ich gestochen habe. Ich hatte vor ein paar Monaten angefangen, Leute zu tätowieren um damit ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen. Hätte niemals gedacht, dass ich darin gut wäre, aber nun gab ich Lee bereits sein drittes Tattoo.
Silas beobachtete mich, bis ich das Tattoo als fertig erklärte und es vorsichtig ab klebte. Lee stand auf und betrachte sich im Spiegel. „Gefällt es dir?", fragte ich und unterdrückte die Nervosität in meiner Stimme. „Verdammte Scheiße.", murmelte Lee und mein Blut rannte kalt. „Du hast dich selbst übertroffen, Moe.", setzte er fort und ich konnte wieder atmen.
Zufrieden zog ich mir meine Handschuhe aus. „Woher kannst du sowas?", fragte Silas und setzte sich neben mich. Ich sah lächelnd zu ihm hinab. „Interesse und ganz viel Übung."
„Heißt das, du hast dir das selber beigebracht?", fragte er mit großen Augen und ich konnte nicht anders, als ihm durch die dunklen Locken zu wuscheln. „Genau. Wenn du willst, mach ich dir auch eins." Natürlich erst in 10 Jahren.„Untersteh dich!", kam es von der Treppe und sämtliche Blicke wanderten zu Reid, der dort lehnte und zu uns herüber sah. Wie lang stand er da schon? „Ach komm schon!", scherzte ich grinsend „Wie wäre es mit einem Totenkopf am Rücken? Oder eine Schlange, die sich über seine Wange zieht?"
Das fast schon angeekelte Gesicht, was er daraufhin zog, ließ mich laut auflachen. „Himmel, Reid. Du denkst doch nicht wirklich, dass ich ihn tätowieren würde?", fragte ich und als er nicht antwortete verstummte mein Lachen. Dachte er echt, ich würde einem 6-jährigen Tinte unter die Haut jagen? Mit einem Schnalzen der Zunge, drehte ich mich Silas zu, der seine Arme beleidigt verschränkt hatte: „Ich will aber auch ein tattoo!"
„Später mal. Versprochen."„Ich will aber jetzt eins! So wie Lee und Reid!", erklärte er seine Forderung und wandte sich von mir ab. Ich war viel zu erschrocken von der neu gelernten Information, als das ich Silas weiter aufmuntern könnte. Ich sah erstaunt zu Reid, der immer noch zu uns sah. „Du hast ein Tattoo?", fragte ich eine Spur zu ungläubig, sodass er nur die Stirn runzelte, anstatt mir zu antworten.
Lee, der sich gerade ein Shirt überzog, schaltete sich wieder ein. „Und was für eins. Auf seinem Rücken hat er-"
„Lee.", zischte er und dieser verstummte augenblicklich. Verwirrt legte ich den Kopf schief. Die Art wie sich Reid verhielt war definitiv seltsam, nein, fast schon ... „Schämst du dich etwa?", kicherte ich und kam auf ihn zu. Er wich zurück. Ok, etwas war definitiv faul.„Ah, Ich weiß was abgeht.", erklärte ich laut und deutete auf den Ältesten Green. „Du hast dir mein wundervolles Gesicht auf den Rücken stechen lassen und nun ist es dir unangenehm?"
Reid's Augenrollen war wie einen Belohnung. „Oder sind da vielleicht irgendwelche Gang Zeichen? Oh nein, viel schlimmer? Ein My Little Pony Tattoo? Du musst dich für deine Leidenschaften doch nicht schämen!" Silas kicherte hinter mir und das nahm Reid anscheinend als Zeichen für seinen Rückzug.Aber bevor er die Treppen nach oben stieg, bedachte er mich noch mit einem mahnenden Blick. „Wenn ich auf meinem Bruder auch nur einen winzigen Strich finde, bist du ein toter Mann, Moretti!" Ich sah mit gespielt verwirrten Gesicht zu Lee, dessen Tattoos aus seinem labbrigen T-shirt hervor blitzten. „Ich glaube, dafür ist es ein wenig zu spät."
„Du weißt was ich meine!", knurrte er. Meine Hand wanderte zu meinem Kopf, wie bei einem Militärgruß. „Ay Captain!"Mit einem genervten Schnauben, stiefelte er nach oben. „Ich habe ihn noch nie genervter gesehen, als wenn er in deiner Gegenwart ist.", meinte Lee und ließ sich auf einen ranzigen Sessel sinken. Ich riss meinen Blick von der Treppe. „Jetzt kann ich in Ruhe sterben.", lächelte ich und dachte an diesen einen grimmigen Blick. „Du solltest es nicht zu weit treiben.", riet er mir, als ich mich neben ihn auf die Couch fallen ließ. Ich verkniff mir zu sagen, dass das genau mein Plan war.
„Ich will nur wissen, ob er zu menschlichen Gefühlen fähig ist.", raunte ich. „Oh, das ist er.", bestätigte er und ich sah zu ihm hinüber. „Irgendwann, wirst du es zu weit treiben. Und glaub mir, du willst nicht im selben Raum sein, wenn er mal Gefühle zeigt." Fragend sah ich ihn an, aber er fuhr nicht fort.
Reid war die Ruhe in Person. Während mir Lee schon längst eine verpasst hätte, war es bei ihm, als hätte er mich gar nicht gehört. Er sah dann einen nur an und das Grün seiner Augen, wurde unglaublich kalt. Und das machte mir manchmal mehr Angst, als jegliche Fäuste, die auf mein Gesicht zu rasten.
Ich weiß nicht wann, oder wieso ich mich dazu entschlossen hatte, aber ich hatte es mir irgendwann zum Ziel zu machen, ihn so sehr zu reizen, dass dieses eine bestimmte Funkeln in seinen Augen schimmerte. Ein Hauch von der Wut, die hinter dem Eis eingeschlossen war.
Es war ein Spiel und ich wusste, dass er mitspielte. Ich wusste nur nicht, was er daraus zog.
Ich hatte die beiden älteren Bruder das letzte halbe Jahre ausgehend beobachtet. Studiert, könnte man fast schon sagen. Dennoch verstand ich nur einen Teil, die oberste Schicht, von dem was tief in ihnen war. Und ich wusste, dass ich nicht derjenige sein würde, der sie aufbrechen würde. Das war nicht meine Aufgabe.
Aber wenn ich eins realisiert habe, dann, dass die beiden die gleiche Wut teilten. Die Gleichgültigkeit, wenn es nicht um ihre Familie ging und den Drang, sie zu beschützen. Was verständlich war, wenn man bedachte, dass es ständig etwas gab, vor dem man sie beschützen musste.
Dennoch unterschieden sich die beiden mehr, als man denkt.
Lee galt als der Bedrohliche, der von dem man sich lieber fern halten sollte. Nur wenigsten wussten, dass Reid's schweigen viel gefährlicher war.
DU LIEST GERADE
Bad Choices [BxB]
Romance[2. Teil der BAD-Reihe] Schlechte Entscheidung stehen für Moe auf der Tagesordnung. Sei es die falsche Party. Die falsche Person, oder die falsche Nacht. Sein Ruf war dementsprechend. Er war ein Playboy, ein Dealer, der eine Typ in den man sich nur...