14| Bruchstücke

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Reid

„Also", begann Sadie und setzte sich neben Moe. „Morgen bist du dann offiziell weg?" Der Junge, mit den blauen Haaren, sah sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an. „Sag es doch noch mit ein bisschen mehr Enthusiasmus." Moe wohnte nun seit fast 2 Monaten in unserem Keller. Wir hatten nie erzählt warum. Ehrlich gesagt, hat auch keiner gefragt. Er war einfach plötzlich da, und es war, als wäre es schon immer so.

Aber seit letzter Woche hatte er endlich genug für die Anzahlung der Wohnung zusammen und würde umziehen. Zu einem Ort ohne Basketballkörbe und Gummibällen. Ich fuhr mir durch die Haare. Moe zog die Zeitung, die auf dem Esstisch lag, zu sich heran und blätterte diese gedankenverloren auf. „Aber ja, morgen seid ihr mich endlich los.", murmelte er und hielt bei einer Seite inne.

Sadie nickte verstehend. „Ich glaub ich werde deine Opern in der Dusche vermissen." Moe sah auf. „Ich nicht.", warf ich ein und erntete einen düsteren Blick. „Fresse, Adam Burns.", zischte er und ich verdrehte die Augen.

Das mit den Spitznamen wurde ich nicht mehr los.

„Gehst du eigentlich auf die Party heute Abend?", fragte sie und hob ich skeptisch die Augenbrauen. Sadie verschränkte genervt die Arme, „Komm runter! Ich kann so wieso nicht hin, hab ne Schicht im Diner. Ich will nur wissen, ob er geht." Moe nahm das Kreuzworträtsel und betrachtete es eine Weile. „Wahrscheinlich. Hab mal wieder Lust mich wieder richtig zu betrinken. Ein bisschen Spaß wär auch nicht schlecht." Er zerknüllte das Rätsel und versenkte es mit einem gezielten Wurf im Papierkorb.

„Kannst du mir dann sagen wie es war?", bettelte meine Schwester. „Ich hab gehört sie findet bei Jackson statt. Und sein Haus soll riesig sein. Sie haben sogar win Heimkino!" Ich runzelte die Stirn. „Du willst nur wegen dem Heimkino zu einer Party?" Sadie schnellte zu mir. „Ne, aber wenn ich sage ich will mich betrinken, werde ich gevierteilt." Da hatte sie recht.

Moe lehnte sich kichernd vor und mein Blick verlor sich im tiefen Blau seiner Haare. „Ich schick dir Bilder, okay?" Zufrieden stand sie auf und stellte ihre Tasse in die Spüle. „Bist der beste, Moe." Er sah erneut in die Zeitung.

„Das weiß ich doch."

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Moe

Jackson war ein Arschloch, aber man konnte der Junge Partys schmeißen. Und ich konnte meinen Geschäft nach gehen. Nach dem ich einiges an vorprogrammierte Burn-Out-Einserschüler verkauft hatte, machte ich mich auf den Weg zur Bar. Bereit diese Nacht in Alkohol zu ertränken.

„Hey! Moe!", begrüßte mich der Typ, dessen Namen ich bestimmt mal gewusst habe, und reichte mir einen Becher mit einer seltsamen Flüssigkeit. „Schön dich mal wieder hier zu sehen. Wie läufts?" Ich kippte den Inhalt hinter und spürte das altbekannte Brennen. „Bestens.", log ich weil ich keinem Fremden erzählen wollte, dass ich bei Freuden im Keller wohnte. Aber nur noch für eine Nacht!

Und diese hatte ich fest vor, in einem fremden Bett zu verbringen. Ich schenkte mir selbst nach und erntete einen erstaunten Blick von dem Fremden. „Ouh, schlechten Tag?" Grinsend nippte ich. „Nein, guter Tag."

Eine Weile stand er einfach neben mir und sah mir zu, wie ich mir einen Becher nach dem nächsten hinunterkippte. Ich wollte gerade fragen, was er für ein Problem hat, als er sich zu mir runter beugte. „Wie sieht's aus, bist du... in einer Beziehung?" Ich runzelte die Stirn. „Du bist nicht mein Typ, Kleiner.", säuselte ich und spürte langsam den Alkohol. Oho, was war eigentlich in diesem Bechern?

Er stütze seinen Arm an die Bar, als ich den Inhalt irgendeiner Flasche in meine Mischung kippte. Ein Hoch auf den Kater und andere Haustiere! Ich spürte wie seine Fingerspitzen über eine Haarsträhne strich. „Was ist denn dann dein Typ?", ich spürte seinen Atem an meinem Ohr.

Ich drehte mich in seine Richtung, so das wir uns direkt gegenüber standen. Sein Atem streifte meine Wange. Ich legte grinsend den Kopf schief. „Groß, breite Schultern und ... kalt." Das machte nicht mal Sinn. „Kalt?", fragte er verdutzt und ich exte einen weiteren Becher. „Damit kann ich leider nicht dienen." Ich verdrehte die Augen und ging einfach um ihn herum. „Moe?"

Dann musste ich mir eben jemanden suchen, der damit dienen konnte.

Aber zuerst... ich sah Richtung Wohnzimmer. Zuerst würde ich tanzen.

Ich mischte mich unter die Menge und ließ mich vom Rhythmus tragen. Ich schloss die Augen und war frei. Was für eine grandiose Nacht. Schade nur, dass ich mich am nächsten Morgen nur in Bruchstücken daran würde erinnern können...

Musik, die mich bis auf die Knochen durchdrang. Ein Gefühl der Leichtigkeit, das ich schon mein ganzes Leben verfolgte. Und dann waren da schwere Hände auf meinen Hüften. Tanzten mit, forderten mich heraus. Und ich nahm die Herausforderung an.

Eine Brust die Roch wie Zuhause. Eine Stimme die mich ermahnte, mich Sachen fragte, doch ich konnte nur lachen. Er war groß, hatte breite Schultern und war ... kalt.

Ich tanzte mit ihm, für was sich anfühlte wie Stunden, und ich war mir sicher, dass ich es für den Rest meines Lebens machen konnte. Heißer Atem in meinen Nacken. Ein geflüstertes Fluchen, als ich mich näher an ihn drückte.

Ich drehte mich um und...

Es war egal. Es war ein Fehler. Es war egal.

Ich führte ihn hinfort. Ich dachte, er wäre wie Cinderella und würde um Mitternacht verschwinden, wie ein zu schöner Traum. Doch er blieb. Er blieb, als ich ihn mitten auf der Tanzfläche küsste, innig, als wären es nur wir.

Er blieb, als ich ihn fortführte, die Treppe hinauf.

Ein Dunkels Zimmer. Es waren nur wir und seine Hände, die sich unter mein Shirt wanderten. Plötzlich war eine Wand in meinem Rücken und seine Gestalt hatte sich vor mir aufgebaut. „Moe.", hauchte er aber da zog ich ihn bereits wieder an mich.

Weiße Laken, die sich zwischen meinen Fingern zerknüllten, während sein Name die Stille füllte. Seine Lippen waren überall, hinterließen Spuren, als wäre ich sein. Und das war ich auch.

Ein Wimmern, als ich ihn spürte. Wahrlich spürte. Seine Arme die mich fest umschlangen, als hätte er Angst ich könnte herfallen. Zu Dreck. Oder Sand. Aber ich blieb, bis zum Schluss.

Bis er meinen Namen stöhnte, bis seine Wärme alles war was ich kannte.

Bis die Nacht zu unserem schmutzigen kleinen Geheimnis wurde.

Grüne Augen und ein verschmitztes Lächeln. „Reid.", hauchte ich an sein Ohr, bevor ich mich in der Dunkelheit verlor.

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt