Romeo
Es waren nur noch ein paar Minuten bis Mitternacht und die Party schwellte an. Die Musik, die Leute. Es war, als würde mit jedem Moment, dem wir den neuen Jahr näher kamen, die Luft stickiger. Reid war verschwunden und ich kippte die Drinks, der mir eigentlich nur ein wenig Mut verschaffen sollten, hinter als wären sie Wasser. Was ein beschissener Abend.
Ich sagte Sadie, dass ich kurz verschwinde, bevor ich mir meinen Weg zur Terrasse bahnte. Kühle Nachtluft schlug mir entgegen, als ich mich gegen die Reling lehnte und auf die Straßen hinab sah, die viele Meter unter uns lagen. Die Stadt sah so friedlich von hier oben aus. Als wäre die ganze Scheiße, die dort unten ab ging, gar nicht mehr relevant.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und spürte wie meine erhitzte Haut abkühlte. Wie ich wieder atmen konnte. „Wenn das nicht der Typ ist, der mich seit ein paar Monaten ignoriert.", erklang es tief neben mir und ich sah erschrocken neben mich. Ein paar Meter weiter stand ein junger Mann, sein Rücken gegen die Reling, den ich zuerst gar nicht bemerkt hatte. Ich richtete mich verwirrt auf. „Alex?"
„Ah", er stieß sich ab und kam lächelnd auf mich zu. „Du kennst also noch meinen Namen. Wenigstens etwas." Es stimmte, er hatte mich in den letzten Wochen ein paar mal angerufen, aber ich hatte ihn immer weggedrückt. „Was machst du hier?", fragte ich verblüfft. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, ihn jemals wieder zu sehen. Und schon gar nicht auf dieser Party.
Alex zuckte mit den Schultern. „Ein Freund hat mich eingeladen. Er arbeitet hier." Ich nickte. Genauso wie bei mir. Ich stieß die Luft aus meinen Lungen, als sich Schweigen zwischen uns ausbreitete. „Also", er zog das Wort in die Länge. „Ich denke Mal, du hast deine Meinung nicht mehr geändert?"
„Hm?"
„Die ganze Date-Sache?"
Ein Lachen entkam mit. „Ich ghoste dich für Wochen und du willst immer noch mit mir ausgehen? Ich hätte eher mit einer Ohrfeige gerechnet." Er begann zu grinsen. „Gute Sachen brauchen einfach ihre Zeit. Also?"Ich ignorierte die Tatsache, dass er mich gerade als ein gutes Ding bezeichnet hatte und lehnte mich an das kühle Metal des Geländers. Tatsächlich hatte sich die Date-Sache grundlegend verändert. Um genau zu sein, hätte ich schon längst einen gewissen Green nach einem Date gefragt haben sollen. Doch ... mein Plan hatte ein paar Zwischenfälle.
„Ich werde nicht mit dir ausgehen.", gestand ich ihm ganz offen. Alex nickte, als hätte er diese Antwort bereits erwartet. Sein Blick ruhte neugierig auf mir und ich erkannte genau den Moment, in dem er etwas zu realisieren schien. „Es gibt da jemanden, hab ich recht?" Bingo. Mein Mund klappte sprachlos auf.
Tatsächlich gab es da einen griesgrämigen Stinkstiefel, der zudem auch noch unauffindbar war. Aber wie zum Teufel, konnte er das wissen? „Du hast diesen Blick drauf.", erklärte er mir, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Was meinst du?", fragte ich stockend. Er lehnte den Kopf schief, als wäre ich ein Tier im Zoo. Betrachtete, ja studierte mich fast schon, ausgedehnt. „Dieses Funkeln."
Ich fuhr mir über die Stirn. War es wirklich so offensichtlich? „Weiß es die Person?" Ich erstarrte. „Nein", seufzte ich. „Er weiß es nicht." Sein Blick erhellte sich und ich realisierte, dass ich gerade gestanden habe, dass er Recht hatte. „Wieso nicht?", fragte er und wirklich ehrlich verwirrt. „Ist er nicht schwul?"
„Ich-", meine Worte blieben in meiner Kehle stecken. Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte keine Ahnung, ob Reid auf Männer stand. „Ich denke, dass werde ich heute herausfinden.", machte ich mir selbst Mut. Mein Plan wurde immer absurder.
Ich hatte vor, den Bruder meines Besten Freundes auf ein Date einzuladen, obwohl ich nicht mal wusste ob er überhaupt schwul war, oder ob er mich überhaupt leiden konnte. Ich könnte genauso gut Lotto spielen.
Alex nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Drink. „Ah, also ist heute ein großer Tag." Ich sah wieder Richtung der Skyline. Der Wind brachte Geräusche von entfernten Feiern mit sich, die sich mit der Geräuschkulisse dieser verbanden. „Das könnte man so sagen.", murmelte ich. „Weiß dieser Typ von der Ehre, die du ihm damit gestattest?" Ich sah zu ihm herüber und merkte wie er mich aufmunternd ansah. Es war, als würde er meine Aufregung sehen können. „Ich...", begann ich.
Reid wusste, dass ich keine Beziehung möchte. Ich hatte es ihm Mal in einem Rausch gestanden. Deswegen könnte das heute für ihn ein großer Schock sein. Aber eine Ehre? Reid meinte, er will auch keine Beziehung. Vielleicht...
Ich drückte den Rücken durch. Nein. Ich würde jetzt nicht kneifen. Ich musste ihn fragen, sonst würde ich nie wieder eine ruhige Minute finden. „Er scheint etwas besonderes zu sein.", flüsterte Alex und ich sah wieder zu ihm. Er betrachtete gedankenverloren den Inhalt seines Glases.
Ja, Reid war etwas besonderes.
Es war seltsam, ausgerechnet mit Alex darüber zu sprechen, aber es schien, als würde er verstehen. Auch schien er nicht verletzt oder eifersüchtig. Trotzdem. „Es tut Mir leid." Ich hätte ihm früher sagen sollen, das niemals etwas zwischen uns was laufen wird. Blinzelnd sah er auf. „Dass muss es nicht. Ich hoffe nur der Typ weiß sein Glück zu schätzen."
Ich würde es nicht gerade als Glück bezeichnen, mich an der Backe zu haben.
„Und falls er Mal Mist baut, du hast ja meine Nummer.", scherzte er und ich lehnte mich lachend neben ihn und das kühle Metal drang durch mein Hemd. „Danke, Mann." Fürs zuhören. Für sein Verständnis. Er wandte den Blick ab. "Weißt du", begann er. „Du scheinst ein netter Kerl zu sein. Ich hoffe ihr werdet glücklich."
Das hoffte ich auch.
Mein Blick wanderte nach drinnen. Ich erkannte wie Ezra und Lee eng miteinander tanzten. Killian warf seinen Kopf in den Nacken und lachte schallend, während Ezra ihm etwas ins Ohr zu flüstern schien. Mein Blick huschte weiter zu Annie und Lily, die auf einer Couch in der Lounge saßen. Lily küsste Annie gerade auf die Wange, die daraufhin errötete, als wäre es das erste Mal. Glücklich.
„Und jetzt geh da rein, und hol dir deinen Typen.", riss mich Alex aus meiner Starre und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ich sah zu ihm zurück und bemerkte wie er grinste. Es war aufrichtig, als würde er mir wirklich alles Gute wünschen.
Ich nickte ihm dankbar zu, bevor ich mich wappnete, auf das, was in folgen würde.
Ich richtete meinen Blick nach vorne und ging auf die tanzende Menge zu. Die Luft schien mit jedem Schritt dünner zu werden, aber ich reckte stolz mein Kinn. Blieb nicht stehen. Wie er sagte, ich würde da jetzt reingehen...
Und mir meinen Typen holen.
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Bad Choices [BxB]
Romance[2. Teil der BAD-Reihe] Schlechte Entscheidung stehen für Moe auf der Tagesordnung. Sei es die falsche Party. Die falsche Person, oder die falsche Nacht. Sein Ruf war dementsprechend. Er war ein Playboy, ein Dealer, der eine Typ in den man sich nur...