31| So viele Fragen

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Sadie

Ich starrte taub auf die Szene vor mir. Ich dachte nicht, dass diese Nacht noch schlimmer werden könnte, aber ich sollte es langsam besser wissen. Moe saß völlig aufgelöst auf einem Stuhl in diesem elendigen Wartezimmer. Seine Knöchel überzogen von Blut. Er hatte Ezra verprügelt. In einem verdammten Polizeirevier!

Und um ehrlich zu sein, nahm ich es ihm kein Stück übel. Ezra hatte etwas getan, dass ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich dachte, es wäre noch nicht alles verloren gewesen, aber da lag ich eindeutig falsch. Ich wünschte ich hätte ihm auch eine verpasst. Niemand verletzte meine Familie. Meine Brüder.

Reid hockte vor ihm in der Hocke und redete behutsam auf ihn ein, aber ich bezweifelte, dass Moe irgendein Wort hörte. Sein Blick war stumpf auf die Wand hinter Reid gerichtet. Ich trat auf die beiden zu und Reid erhob sich, sah mich musternd an. Alles okay? Fragte er stumm mit seinem Blick und ich nickte schwach. So gut es eben geht.

Ich sah hinab zu meinem Freund, legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Als ich seinen Blick sah schluckte ich schwer. Seine Augen war düster und kalt. Es war, als wäre er gar nicht mehr anwesend. Als hätte er uns genauso verlassen wie Ezra.

Ich sank neben ihm auf den Stuhl und zog ihn an mich, spürte wie er seinen Kopf auf meine Schulter ruhte. „Es tut mir so leid.", flüsterte er und ich fuhr ihm beruhigend über den Rücken. „Ich - ich wollte nicht... ich wollte doch nicht...", flüsterte er verzweifelt und ich sah auf zu Reid.

Mit undurchdringlicher Miene sah er auf uns hinab. Sah er zu Moe. „Alles -Alles ist so..."
„Ist ok, Moe. Ist ok.", murmelte ich ohne den Blick von meinem Bruder zu nehmen. Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte, bevor er sich abwandte.

Lee betrat den Raum aber ich blieb sitzen. Ich wollte Moe nicht allein lassen. Nicht jetzt. Nicht so. Reid ging auf ihn zu und ich nahm nur Fetzen von ihrem Gespräch war. Als ich diesen einen Satz hörte, war es als würd all die Angst der letzten Stunden von meinen Schultern fallen.

Es würde keine Anklage geben. Er könnte gehen. Reid erwiderte etwas und Lees Gesicht fiel in sich zusammen. Im nächsten Moment stürmte er aus dem Revier.

Geschockt sah ich zu Reid, der genauso planlos aussah wie ich. „Was hast du zu ihm gesagt?", fragte ich, als er zu uns trat. „Nur das Ezra es war." Ich runzelte die Stirn. Ich sah zu ihm auf und schob Moe langsam von mir. „Bleib du bei Moe. Ich regle das."

Reid nickte, aber da folgte ich bereits meinem Bruder auf den Parkplatz.

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Lee stand wie versteinert in mitten des Parkplatzes. Sein Handy war an sein Ohr gepresst und es schien fast, als wäre die Zeit stehengeblieben. Seine jedenfalls. „Lee", rief ich und rieb mir fröstelnd über die Arme. „Was zum Teufel ist los?"

Ich fragte mich das schon seit Tagen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich von allem nur die Hälfte wusste. Das mir wichtige Informationen fehlten. Das irgendwas nicht an seinem Platz war.

Lee drehte sich langsam zu mir um. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck von Schock. Als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weg gerissen. Was auch verständlich war. Schließlich wurde er gerade verhaftet. Aber ich hatte den leisen Verdacht, dass das nicht der Grund für seine Panik war.

Seine Schultern sackten nach unten und es war als könnte ich sehen, wie es hinter seinen Augen arbeitete. Wie er alles zusammen setzte. Ich wünschte er würde mich nur teilhaben lassen. Mir endlich erklären was zum Teufel hier eigentlich los war!

Er sah mir fest entschlossen in die Augen„Ich muss zu ihm.", flüsterte er und ich trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Ich wollte fragen zu wem, denn wir waren alle bereits hier! Aber ich kannte die Antwort bereits.  „Was?", entkam es mir dennoch. Lee schob sich an mir vorbei und rannte auf den Wagen zu. „Ich muss zu Ezra!"
„Warum willst du-" „Ich erklär dir alles später. Jetzt muss ich erstmal einige Sachen wieder grade biegen."

Gerade biegen? Was musste er wieder gerade biegen? Und was war mit Ezra? Der Motor heulte auf und mit quietschenden Reifen  fuhr er vom Parkplatz.

Völlig perplex starrte ich auf den nun leeren Platz, wo gerade noch unser Wagen gestanden war.

Was?!

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt