Romeo
Die Nachtluft zerrte an meinen Haaren, während die Stimme am anderen Ende der Leitung seufzend ausatmetet. „Es tut mir wirklich leid."
„Nein, ich..." Meine Hand fuhr müde über meinen Mund. „Ist schon okay. Danke trotzdem."
Mrs Pend schwieg und ich lehnte mich an die Veranda. „Ich sag dir Bescheid, falls wieder eine Stelle frei wird, ich kann..." Ich schloss gequält die Augen.Ich brauchte nicht mehr viel Geld, um die Anzahlung für die Wohnung zusammenzuhaben. Dann könnte ich endlich wieder in einem Bett schlafen. Mein Kopf schmerzte. 2 Wochen schlief ich nun schon auf Turnmatten. Ich dachte, vielleicht hätte Mrs Pend eine Stelle frei. Eine Möglichkeit, mit der ich Geld verdienen konnte.
Damals, als ich noch auf legalem Weg versucht habe Geld zu verdienen, war sie es, die einem unfähigen, vorlauten Teenager einen Job in ihrer kleinen Bäckerei gegeben hat. Sie war es auch gewesen, die mir die alten Brote zugesteckt hatte, die eigentlich im Müll gelandet wären, oder die mir immer ihr Trinkgeld zusteckte.
Ich hatte die Hoffnung... aber sie hatte schon genug getan. Vielleicht war es besser so. Ich wollte nicht noch tiefer in ihrer Schuld stehen. „Ich wünsch dir alles Gute, Romeo." Ich nickte, obwohl sie mich nicht sah. „Danke.", hauchte ich ein wenig zu zitternd. Ich verabschiedete mich und das Tuten, erinnerte mich an die Kälte, die langsam durch meinen Pullover sickerte.
Ich starrte ein wenig über die Häuser, die Nachbarschaft, deren Lichter in der Dunkelheit zu sehen waren, bevor ich mich umdrehte und das Haus betrat. Sofort schlugen mir unzählige Gespräche entgegen. „Vielen Dank, dass sie auf die Kinder aufpassen, Miss Siventis."
„Aber natürlich, Darling.", erklang es vom Sofa, von dem bereits die tadelnde Musik eines Mario Kart Spiels erklang und ich Liz fluchen hörte.
„Du hast vergessen, die Trinkgelder zu berechnen.", Lee beugte sich skeptisch über Reids Notizbuch. „Nein, die sind hier." „Bullshit, das ist mein Gehalt."Ich ging an ihnen vorbei an die Küche, wo ich den jüngsten der Truppe fand. Die Gespräche drangen nur noch dumpf zu uns, als ich mich an den Türrahmen lehnte und Silas da bei zu sah, wie er grummelnd am Küchentisch saß. „Wenn du länger so ein wütendes Gesicht ziehst, wirst du irgendwann aussehen wie dein Bruder.", warnte ich ihn und er sah zu mir auf. „Wie Reid oder Lee?" Ich rümpfte die Nase. „Beide."
Ich schwang mich auf dem Stuhl ihm gegenüber und legte meinen Kopf auf meine Arme, sah ihn abwartend an. „Sag schon, Knirps. Was besorgt deine junge Seele." Er legte bei meinen Worten verwirrt den Kopf schief, ließ dann aber ein mächtiges Seufzen erklingen. „Kannst du nicht auf uns aufpassen?", fragte er hoffnungsvoll und ich blinzelte perplex. „Ich?"
Wenn das Ms Siventis hören würde... Wir hatten der älteren Dame ihren Samstagabend geraubt, damit sie auf die kleinen Scheißer aufpasst. Und nun saß er vor mir und sagt, er will lieber, dass ich das übernehme. „Magst du Mrs Siventis nicht?" Er ließ sein Kinn auf die Tischplatte sinken. „Uhm, sie ist nett." „Aber?" „Aber sooo langweilig." Ich lachte auf.
„Kann ich nicht mitkommen? Ach bitte! Ich mach auch keine Probleme?", flehte er und sah mich mit riesigen Augen an. Ach diese verdammten Hundeaugen! Ich hob die Hand und legte sie über sein Gesicht, damit ich sie nicht mehr sah. „Was machst du da?", fragte er verdutzt. „Deine Waffen entschärfen. Der Kampf muss ja fair bleiben." „Der Kampf?"
Ich zog meine Hand zurück und stützte stattdessen meinen Kopf darauf. „Sorry kleiner, ein Nachtclub ist nicht gerade ein Ort für 6-jährige." Ich stand auf und er tat es mir gleich. „Und wenn ich sieben bin?" Ich schielte zu ihm hinab, während wir zusammen zu den anderen gingen. „Vielleicht."
Das schien ihm zu reichen, denn er rannte zufrieden lächelnd zu Liz, die bereits verloren hatte und nun das nächste Spiel startete. Ich stellte mich neben Sadie, die wie immer alles durchging. Ich legte einen Arm um sie, „Können wir los?"
Ich hatte vor, mich heute mächtig zu betrinken.
Sie sah auf die Uhr, bevor sie sich zu ihren Brüdern umdrehte. „Seid ihr fertig?" Die Green Brüder standen am Esstisch und sahen zu uns auf. Ich lehnte mich an die Couch und beobachtete, während Sadie versuchte Lees Haare zu richten, woraufhin her sie genervt anzischte.
Sie hatten allerhand Probleme, aber ihr Aussehen war keins davon. Oder vielleicht ihr größtes. Sadie und Lees schwarze Locken zusammen mit ihren dunklen Augen ließ sie aussehen als wären sie heiße Dämonen, bereit dich um deine Seele zu bringen. Sadie trug eine rote Bluse zusammen mit einer engen Jeans, während die obere Knöpfe zu Lees Hemd ein Stück seiner Tattoos freigaben.
Im Vergleich zu den beiden war Reid unscheinbarer. Sein Hemd war ordentlich, genauso wie seine Haare. Ich hatte niemals gedacht, dass Grün eine kalte Farbe sein könnte, bis ich ihn getroffen habe. Sein gutes Aussehen war wie ein Geheimnis, welches man erst entdecken musste. Erst beim zweiten Mal hinsehen, erkannte man die scharfen Züge und das leichte goldene Schimmern in seinen Haaren.
Und glaub mir, bei Reid Green, sah man zweimal hin.Aber anders als bei seinen Geschwistern, schien er in der Menge unterzugehen, er wurde fast ... unsichtbar. Nur wenn man wusste, wo man hinsehen musste, konnte man ihn nie wieder übersehen.
Wenn Sadie und Lee die Dämonen waren, dann war Reid der Teufel. Eine ruhige Gestalt in der Dunkelheit. Ein kalter Schatten.
„Hände weg von meinen Haaren."
„Ich versuche sie zu richten!", Sadie stellte sich auf ihre Zehen. „Da gibt es nichts zu richten. Und jetzt nimm deine Grabscher weg." Ich richtete meinen Blick auf die zankenden Geschwister, weg von dem, der wohl gerade mein Starren bemerkt hatte.Ich rieb mir über die Arme und klatschte in die Hände. „Schnappt eure falschen Ausweise! Wir gehen jetzt feiern!"
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Nur zwei von uns waren über 18. Aber das war nichts, was schweres Make-up und gefälschte Ausweise nicht richten könnten. Und seien wir ehrlich, wir haben schon schlimmere Dinge getan, als uns in einen Nachtclub zu schmuggeln.
„Sadie.", hörte ich Reid hinter mir brummen, als wir geradewegs auf die Tanzfläche zu gingen. „Hände weg vom Alkohol! Ist das klar?", ermahnte er, woraufhin sie die Augen rollte. „Du mich auch, Reid.", rief sie, bevor sie in der tanzenden Menge verschwand.
Ich sah ihn mitleidig an und klopfte ihm auf die Schulter. „So sind sie eben in dem Alter." Genervt verschränkte er die Arme, aber ich war noch nicht fertig. „Ich versteh nicht mal, warum du mitgekommen bist? Treffen sich Väter sich nicht normalerweise an einem Samstag, um ein Spiel zu sehen und sich über ihre Ehefrauen zu beschweren, oder so was?" Ich ging rückwärts Richtung Tanzfläche und sah ihn grinsend an. „Wenigstens hast du noch ein paar Haare übrig, alter Mann! Vielleicht hilft dir das was, mal ein bisschen Spaß zu haben!" Sein Blick wurde immer düsterer und meine Laune immer besser.
„Fresse Moretti!", knurrte er über den wummernden Bass. „Vielleicht findest du ja eine Milf, die zu dir passt, Dad!", brüllte ich glücklicher denn je zurück. Heute würde ein guter Abend werden. Das spürte ich.
Ich genoss noch ein paar Sekunden, sein grimmiges Gesicht, bis ich mich vollständig der Musik hingab.
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Bad Choices [BxB]
Romance[2. Teil der BAD-Reihe] Schlechte Entscheidung stehen für Moe auf der Tagesordnung. Sei es die falsche Party. Die falsche Person, oder die falsche Nacht. Sein Ruf war dementsprechend. Er war ein Playboy, ein Dealer, der eine Typ in den man sich nur...