13| Das Turnhallen-Problem

3.9K 318 16
                                    

Romeo

„Beruhig dich.", murmelte er und mein Kopf schnellte zu ihm hinüber. Meine Hände zitterten, ich hatte in den vergangenen 10 Minuten dreimal debattiert aus einem fahrenden Wagen zu springen, und mir war schlecht. „Ich bin ruhig!"

Er seufzte und setzte den Blinker. „Ich fahr dich nur nach Hause. Ich werd dich nicht ausrauben oder so.", versuchte er mich zu beruhigen. Ich fuhr mir durch die Haare. Ich hatte ihm keine Adresse genannt, stattdessen gab ich ihm willkürliche Richtungsangaben. Ich fragte mich, wie lange ich das noch machen konnte, bis auffiel, dass ich keine Ahnung habe, wo wir eigentlich hinfuhren.

„Du musst das wirklich nicht tun.", versuchte ich es zum wahrscheinlich tausendsten mal. Er tippte auf dem Lenkrad. „Ich weiß." Wenn er es wusste, warum...? Frustriert kratzte ich mich am Hinterkopf. „Es sind nur seltsame Gestalten um diese Uhrzeit unterwegs.", murmelte er ohne sich wirklich zuzuhören. Ich stützte meinen Ellbogen ans Fenster. „Weißt du, die meisten Menschen würden sagen, dass wir die seltsamen Gestalten sind."

Ich musste hier raus, und zwar schnell. Mein Blick wanderte nach draußen. „Moe, du weißt das-" „Dort wohne ich! Wir sind da!", viel zu enthusiastisch deutete ich auf ein dunkles Haus am Ende der Straße. Reid runzelte die Stirn und schloss seinen Mund. Für ein paar Sekunden dachte ich, er würde einfach dran vorbeifahren, würde es mir nicht abnehmen. Aber er hielt an.

Ich schnallte mich ab und als die Tür diesmal aufging, wurde mein Herz ein ganzes Stück leichter. Ich sah zu ihm zurück, „Danke fürs Fahren!" „Moe-!", begann er, aber ich schlug die Tür zu und rannte Richtung des dunklen Hauses. Ich betete mit jedem Schritt den startbereiten Motor zu hören, und dass die Familie, die hier tatsächlich wohnte, keinen Rotweiler oder so was hat.

Erst als ich die Stufen zum Eingang hochging, hörte ich wie er den Motor startete. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie das Licht der Scheinwerfer sich immer weiter entfernte und mich im Dunklen vor dem fremden Eingang zurückließ. Ich atmete tief durch und lehnte meinen Kopf an das Holz der Tür. Scheiße. Das war verdammt knapp.

Ich wusste nicht, was plötzlich in ihn gefahren war, aber ich hoffte, dass Reid Green nie wieder dachte, dass die Nacht kalt war.

Ich verharrte ein paar Minuten, hörte wie mir das Herz bis zum Hals klopfte, bevor ich mich umdrehte und das Grundstück verließ.

_____________________

Völlig erledigt betrat ich die dunkle Halle und legte den Kopf in den Nacken. Wegen eines bestimmten Volltrottel, durfte ich mitten in der Nacht, durch die halbe Stadt rennen. Ich wollte jetzt nichts sehnlicher, als zu schlafen. Ich zog meine Turnschuhe aus und ging auf leisen Sohlen über den Boden der verlassenen Turnhalle.

Home Sweet Home.", murmelte ich zynisch als ich hinter die Tribüne trat und mir mein Shirt über den Kopf zog. Ich schmiss den Stofffetzen in meine Tasche und fuhr mir mit meinen Händen über mein Gesicht. Bald wäre das alles-

Das Donnern der Tür ließ mich zusammenzucken. Es rauschte in meinen Ohren als ich um die Tribüne herum eilte. War es der Hausmeister? Oder vielleicht Arbeiter? Aber die Renovierung würde doch erst in ein paar Wochen beginnen? Vielleicht hatte mich jemand gesehen? Vielleicht würden sie mich rausschmeißen? Vielleicht-

„Verdammte Scheiße!" Es war so viel schlimmer.

Meine Füße froren fest, meine Lungen versagten mir, als ich die dunkle Gestalt erkannte, die in der Mitte der Turnhalle stand. Er drehte sich im Kreis, als wüsste er nicht, wo er genau war.

Warum war er hier? Wie kommt er hier her? Meine Atmung wurde flach. Er blieb stehen und wandte sich mir zu. „Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, als du dich benommen hast wie ein verschrecktes Tier, aber das hier?" er deutete auf den Raum, als wäre mir nicht bewusst wo wir waren. „Was zum Teufel, Moe?", rief Reid und seine Worte verhalten an den Wänden der Turnhalle.

Bad Choices [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt